Lederhose aus DDR-Mode

Verbrennen, verschmoren und verkokeln.
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peekee
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Registriert: Mi 7. Jun 2017, 00:03
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Lederhose aus DDR-Mode

Beitrag von peekee »

Liebe Genießer! Ganz besonders liebe KatrinG,
dein letzter Müllerlebnis-Text auf der Schuhverbrennungsseite hat mich inspiriert, nun selbst etwas zu teilen.

Mich hat unheimlich stark angesprochen, wie du davon berichtest, wie du deine angesammelten Jeans und Lederhosen verbrannt hast. Du verbrennst nur Echtlederhosen, das verstehe ich gut.
Ich habe es auf die Hosen aus Kunstleder abgesehen und es gibt einen tiefen Grund bei mir dafür, davon werde ich weiter unten noch schreiben. Anders als deine Erfahrung mit Echtleder zeigt, kann man Kunstlederhosen sehr wohl im Ganzen zusammengerollt im Ofen verbrennen. Die Kunstlederbeschichtung zündet willig und nimmt dankbar die Flammen auf. Natürlich gibt es je nach Material riesige Unterschiede.
Ich bestreite nicht, dass echtes Leder besser ist.
Aber auch aussortiere oder bereits weggeworfene Kunstlederhosen von Miss Sixty, Diesel, etc. können beim Abbrennen für den Zusehenden Liebhaber zu einem absoluten Höhepunkt werden:-)

Mit deinem Rückblick auf die Zeit nach der Wende und auf deine Aufräumaktion, wo du deine älteren Hosen „abgearbeitet“ hast, hast du genau meinen Nerv getroffen. Auch ich bin ein Kind der DDR. Ich kann mich in deine Beschreibungen sehr gut hineinversetzen. Du würdest mir eine Freude bereiten, wenn du mir deine verheizten Lederhosen noch näher beschreibst.

Auch in der DDR gab es schöne Dinge, so zum Beispiel jene wunderschönen Lederjeans von „Jugendmode“. Aus echtem Leder waren sie nicht, sondern aus weichem, knautschigem Lederimitat, das auf einer Trägerschicht aus Baumwollstoff aufgebracht war. Wenn der Stoff entspannt war, hatte das Kunstleder eine riffelig-strukturierte Oberfläche. Sie war eher matt und fasste sich unglaublich soft an.
Außer diesen wirklich attraktiven 5-Pocket-Hosen, die ich in schwarz und hellbraun kannte, fand man Jacken, Röcke und Kinderlatzhosen aus diesem Material auch in anderen Farben.
Vielleicht kann man das Material mit Vistram vergleichen, nur eben viel weicher. Leider habe ich kein ordentliches Foto, nur einen leider recht kleinen Scan, den ich noch anhängen werde (Männervariante der DDR-Hose).
Natürlich konnte man eine Hose nicht einfach so kaufen, sondern man musste Glück haben und zur richtigen Zeit im richtigen Kaufhaus sein. Oder sich über Beziehung eine herbei-organisieren.

Für mich war es immer ein besonderes Highlight, wenn ich so eine tolle Lederimitathose vor die Augen bekam. Zu meiner Freude hatte ich dieses Glück immer wieder einmal in der Buslinie die zum Discolokal. Und auch in meiner damaligen Schule: Etwa in meiner Zeit in der 6.-8. Klasse kannte ich in unserer POS (Oberschule) zwei Schülerinnen, die je so eine Lederhose ab und an in der Schule trugen. Die beiden waren zwei Klassen über mir und ich empfand sie natürlich als viel größer, erwachsener als meine Klassenstufe.
Mein besonderes Glück war, dass eine von ihnen meine „Sandkastenfreundin“ war. Mit ihr hatte ich zu Kindergarten- und Unterstufenzeit (Grundschule) viel gespielt. Nun, als sie „große Mädchen“ waren, kam es eigentlich nur noch zu ihrem Geburtstag vor, dass ich sie besuchte - oder sie mich. Ihren echten Namen nenne ich natürlich nicht, hier soll sie „Sandra“ heißen. Ich bewunderte sie, aber nicht wie verliebt, sondern etwa wie man seine große Cousine bewundert.

Wir hatte und viel zu erzählen und zu zeigen, verglichen Sticker, Star-Karten und Musikkassetten. Natürlich wartete ich die ganze Zeit auf eine passende Gelegenheit, sie nach ihrer Lederhose zu fragen. Am liebsten hätte ich sie wohl gefragt, ob sie ihre Lederhose anziehen würde und ich sie anschließend haben könnte… Das war natürlich nur mein geheimer Gedanke - real war ich viel zu schüchtern. Ich musste schon Mut aufbringen, um sie überhaupt auf ihre Lederhose anzusprechen. Jedenfalls tat ich es: ich fragte sie, was das für eine tolle Hose sei und aus was sie gemacht ist. Beim ersten mal tat sie so, als hätte sie meine Frage überhört. Ich musste also noch ein zweites mal das Thema „unauffällig“ auf ihre Lederhose lenken. Diesmal jedenfalls klappte es und sie fing an zu erzählen, wie lange sie sich so eine Hose schon gewünscht hatte und wie groß die Überraschung war, als ihr Papa ihr diese aus Berlin mitbrachte. Sie erzählte, wie sie die Hose im Wäscheschrank ihrer Eltern entdeckt hatte, dort wo sie ihre vorab eingekauften Geschenke zu verstecken pflegten. Offensichtlich war die Hose für ihren Geburtstag bestimmt. Mit gedämpfter Stimme erzählte sie, wie sie immer wieder im Geschenkeversteck nachschaute, ob die Hose noch an ihrem Platz war. Immer wieder hatte sie die Hose heimlich herausnehmen und anprobieren wollen, aber das hätten ihre Eltern sicher bemerkt.
Ich schmolz in Gedanken fast dahin, während sie das erzählte. Gleichzeitig hoffte ich, dass sie es nicht merkwürdig finden würde, dass ich mich als Junge mit ihr über Kleidung unterhielt. Gespielt cool fragte ich sie, ob sie sich gefreut hatte, als sie die Hose dann zum Geburtstag bekam. „Natürlich“, entgegnete sie mir. Dann erzählt sie mir, wie gern sie die Lederhose nach ihrem Geburtstag trug, obwohl es Sommer war uns sie darin unglaublich schwitzte. Ihre Eltern gefiel es nicht, dass sie ihre neue Lederhose anfangs fast jeden Tag tragen wollte - berichtete sie weiter. Ich fragte sie, ob sie sie auch in die Schule anziehen durfte. Natürlich konnte ich mich sehr gut erinnern, dass sie gefühlt jede Woche einmal in ihrer Lederhose zu sehen war. Es klang wie Musik in meinen Ohren, als sie davon erzählte, wie sie es genoss, in der Schule und auch überall sonst in dieser unglaublich coolen Hose zu erscheinen. „Und, magst du sie immer noch?“, fragte ich weiter, weil mir nicht entgangen war, dass ich ihre Lederhose schon länger nicht mehr gesehen hatte. „Sie ist doch immer noch eine meiner absoluten Lieblingsteile!“ antwortete sie mit forscher Stimme, als müsse sie sich rechtfertigen. Sie berichtete weiter, dass die Hose nun nicht mehr so häufig trägt, weil das Leder leider schon etwas Verschleiß abbekommen hat. Die Lederhose soll noch lang halten, deshalb wird sie etwas geschont. „Was ist mit der Hose? Wo ist die schon kaputt?“ fragte ich zurück, obwohl ich natürlich genau wusste, was sie meinte. Die letzten Male, als ich sie mit der Hose sah, war meinem „Kennerblick“ bereits aufgefallen, dass sich das Kunstleder an einigen Stellen vom Unterstoff gelöst hatte und sich dort wie eine dünne Haut spannte.

Sie versicherte, dass die Hose auf dem Stapel ihrer aller besten Kleidungsstücken liegt, aber für besondere Anlässe reserviert ist. Sie sagte, wie schade sie es findet, die Hose nicht mehr so oft zu tragen; aber sie hatte Angst, dass sich das Material weiter ablösen würde. Wie beiläufig stellte ich die Frage, die ich die ganze Zeit schon auf der Zunge hatte: ob ich die Hose mal sehen könnte. Doch dann wurden wir unterbrochen und das Thema verlor sich.
Den ganzen restlichen Nachmittag kreisten meine Gedanken darum, wie ich nur an ihre Lederhose kommen könnte. Und als sie mich einen Moment lang in ihrem Zimmer allein ließ, fühlte ich mich genau so, wie sie es von sich selbst beschrieben hatte: als sie die noch neue Hose im Schrank ihrer Eltern entdeckt hatte, aber sich nicht traute, sie herauszuziehen.
An diesem Tag bot sich keine Gelegenheit mehr, sie noch einmal auf die Hose anzusprechen. Leider hatte ich die Lederhose weder sehen noch berühren können. Aber die Gedanken an das „unverfängliche“ Gespräch mit ihr über diese tolle Hose beflügelten mich, auch als ich wieder Zuhause war.


Ab und an, vielleicht zweimal je Woche, sah ich sie in der Schule oder anderswo. Natürlich nicht mit ihrer Lederhose - und ich wusste auch, warum. Sie wollte ihre Lederhose nur zu Anlässen herausholen. Das konnte ich zwar gut verstehen, fand es aber sehr schade.
Dann, am Tag der Zeugnisausgabe, als alle Schüler der Schule auf dem Schulhof zum Appell standen (ja, so etwas gab es), stand sie vorn vor allen Schülern auf der Eingangstreppe, von der auch der Schuldirektor zu reden pflegte. Ob sie wegen einer Auszeichnung nach vorn gebeten wurde oder ob sie etwas vorzutragen hatte, weiß ich nicht mehr. An was ich mich erinnere: sie hatte ihre tolle Lederhose an. Dazu die weiße (oder blaue?) Bluse und Halstuch, wie sie alle Schüler an solch einem Tag zu tragen hatten. Wie ein Engel stand sie da, ich versuchte den Anblick innerlich abzuspeichern. Die schwarze Lederhose saß knackig an diesem großen, schlanken Mädel (aus heutiger Sicht würde ich sagen, sie war schon eine Nummer zu klein geworden). Das knautschige Kunstleder zeichnete wunderschöne, deutliche Schoßfalten! Entlang der Po-Naht zwischen den Po-Taschen hatte sich das Kunstleder schon abgelöst und spannte glatt über dem Unterstoff.
Einfach wunderschön!
Jede Klasse hatte an diesem Tag ihr eigenes, festes Programm - daher konnte ich mich ihr nach dem Appell nicht einfach nähern. Aber ich erhaschte noch ein paar mal einen Blick auf ihren tollen Anblick. Natürlich musste ich darauf achten, ihr bzw. ihrer Lederhose nicht zu auffällig hinterher zu schauen. Von nahem begegnete ich ihr an diesem Tag leider nicht mehr.
Die Tage danach hatten die großen Klassen - auch die Mädels - eine Art vormilitärische Ausbildung. Dabei trugen sie so etwas wie Sportkleidung in Camouflage. In ihrer Lederhose sah ich sie also nicht noch einmal. Danach kamen die Sommerferien und im darauffolgenden Schuljahr war sie nicht mehr an meiner Schule, was ich sehr bedauerlich fand.

Teil 2 folgt...
peekee
Schade um jede abgelegte Lederhose, die nicht liebevoll gerippt wird.
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