Grüezi miteinander!
Auch ich möchte hier meinen Beitrag dazu abgeben, übrigens mein erster. Ich bin eigentlich in einem anderen Forum unterwegs und habe da mal einen längeren Beitrag verfasst, den ich gerne hier einstelle, weil er zum Thema passt.
Noch einige kurze Erläuterungen: In meiner Stadt gibt es schon seit Jahren keine Sperrmüllabfuhr mehr und wer Schätze finden will, der muss an den Abfuhrtagen an die Müllsäcke ran. Weil ich nicht gerne in jedem Dreck rumwühle, ist mein Credo, nur dort zu fleddern, wo überdimsional vielen Säcke auf die Abholung warten. Ein Beispiel: Stehen vor einem Drei-Parteien-Haus 12 Müllsäcke, so ist das indizierend, dass da was zu finden sein könnte. Nun aber zu meinem Beitrag:
"Am vergangenen Montag zeichnete sich gar nicht ab, dass ich wieder mal auf die Jagd gehen würde: Ich hatte einen Massagetermin am späten Vormittag und bis zum nächsten Termin am Nachmittag noch viel Zeit totzuschlagen. Also begab ich mich in die City mit der Idee, ein bisschen die Müllabfuhr zu beobachten. Gesagt getan, schon bald hatte ich einen Müllwagen erspäht und heftete mich am seinen gierigen Schlund, aber natürlich so, dass es nicht allen Passanten auffiel. Trotzdem, der Geruch, der diesem Monster entströmte und die visuellen Eindrücke machten mich ganz schön hibbelig. Nach kurzem Überlegen fuhr ich per ÖV in einen Stadtbezirk, von dem ich wusste, dass heute die Müllabfuhr kommt. Ebenangekommen, blitzte mir aus einem am Strassenrand stehenden Abfallsack etwas Gelbes entgegen: Leider hatte ich keine Kamera dabei und in meinem Outfit war es eigentlich auch nicht angebracht, in fremden Müllsäcken rumzuwühlen.
Tatsächlich handelte es sich um ein Playmobil-Flugzeug, das ich sofort aus dem Sack befreite und an mich nahm. Bei näherer Inspektion des Sackes sah ich, dass dieser reichlich mit Spielzeug gefüllt war. Vieles war kaputt, etwa ein batteriebetriebener Hubschrauber, dessen Heckflosse abgeknickt war. Drückte man aber auf die Knöpfe an der Seite, ertönten noch immer Sirenengeräusche. Diese paar Modellautos und das Flugzeug sind neu in meiner Sammlung. Welche Rabenmutter hat da wohl die Sachen ihres Kindes entsorgt?
Angestachelt durch diesen Erfolg, begab ich mich am Dienstag gut getarnt und in meiner bevorzugten "saugfähigen Unterwäsche" auf die Jagd, es war ja Monatsende und ich dachte mir, dass vor dem Wintereinbruch sicher noch ein paar Leutchen umziehen werden und darum ihr Zeugs entsorgen werden. Wieder war Müllabfuhr, diesmal aber in einem anderen Quartier. Meine Vorgehensweise kennt Ihr ja bereits: Stehen vor einem Hauseingang übermässig viele Müllsäcke, dann wird gefilzt, wie etwa bei dieser Situation, die ich antraf, kaum war ich aus dem Haus.
Schon beim genaueren Hinsehen erkannte man einiges und die prall gefüllten und runden Müllsäcke würden in Kürze ihre Geheimnisse offenbaren. Erst aber ein paar Bilder der Lage:
Man darf nicht vergessen, dass es heller Tag war an einer gut befahrenen Strasse, aber die Stoffe, Schuhe und Spielklötze, die mich anflehten, dass ich sie mitnehme, damit sie nicht gepresst und verbrannt werden, brachten mich rasch auf 180! Als erstes riss ich mal den grossen 110 Liter Sack an und da sprang mir doch eine Bettumrandung für ein Babybett entgegen.
Leider musste ich das Feld räumen, aber kaum 200 Meter weiter weg der nächste Fund: Wieder eine grosse Mülltüte gefüllt mit gebrauchten Frauenschuhen!
Das ist ja nicht so mein Metier und ich konnte auch nicht richtig durchwühlen, weil die Schuhe im Sack noch in einer zusätzlichen Papiertüte drin waren. Immerhin fand ich rasch den zweiten Schuh der zu dem schwarzen passte, den Ihr auf dem Bild seht.
Wieder zurück an den alten Ort mit den vielen Mülltüten begann ich vorsichtig mein Fledderwerk. Schon bald quollen Spielsachen aus den Säcken (Die Frau Mama hatte offenbar Anweisung gegeben, alle Spielsachen in den Müll zu werfen. Diesen Zettel fand ich beim Durchwühlen in einem Sack.).
Weiter quollen Stoffwindeln, eine Lokomotive, Rasseln, Bausteine, ein Wickelrucksack, etc., aus den Säcken, was ich alles irgendwie verstauen musste. Durch die grosse Menge musste ich schon recht viel zurücklassen und selektieren. Immer im Nacken die drohend heranrollenden Müllmänner und Vorsicht auch vor Passanten!
Ein Blick ins Auto am Strassenrand zeigte klar und deutlich, hier wird aufgeräumt! Wie gerne hätte ich diese Dinge mitgenommen. Sicher wurden sie anschliessend in die Müllverbrennungsanlage gekarrt und dort direkt in den Bunker geworfen…
Die Müllabfuhr kam immer näher, ich wollte zurück zu dem Sack mit den Schuhen, um ein Bild für die Schuhliebhaber zu machen, wenn der Sack in die Schütte geworfen wird, aber es war schon zu spät!
Ich konnte mich noch einigermassen unbeteiligt abwenden, schon brausten sie heran und warfen alles ohne erkennbare Mimik in den Höllenrachen, obwohl ich noch gar nicht fertig war mit meinem Einsammeln der Ware!
Das wars dann, ich musste mich mit meinen geborgenen Schätzen von dannen machen…
Nach dem die Müllwerker alles verladen und gepresst hatten, war ich schon ziemlich geschockt und enttäuscht, dass ich nicht zielstrebiger an mein Werk gegangen war und noch mehr Dinge retten konnte, aber zu spät ist nun mal zu spät. Also fuhr ich ein paar Strassen weiter und sah schon wieder eine interessante Ansammlung von Säcken.
Nach kurzem Abtasten war klar, falscher Alarm!
Da es ja in der Nacht zuvor stark geregnet hatte, beschloss ich, in eine Siedlung zu fahren, in der der Müll in Containern gesammelt wird, weil da die Dinge vielleicht noch schön trocken sind…
In dieser Siedlung hat es etwa 10 Sammelplätze für Müll und beim dritten Anlauf spürte ich unter einem Plastiksack etwas Weiches: Kurz aufgerissen und Enttäuschung pur: Da waren nur ein paar Mädchensocken in meiner Hand und weitere in dem Sack.
Ich beschloss, mal ein Zigarettchen zu rauchen und dachte mir im blauen Dunst sinnierend, das es einfach keinen Sinn macht, nur Socken wegzuschmeissen, da müsste doch noch mehr sein! Zurück zum Container, richtig hineinfassen und schwups, war der Sack auch richtig aufgerissen.
Wow, was kam da alles wieder ans Tageslicht: Slips, Strumpfhosen, Notizbüchlein, Slipeinlagen, Einlagen für Blasenschwäche (ich dachte, ich steh im Wald!) und ein Packen von zerrissenen Dokumenten, zahlreich Verpackungen von Strumpfhosen, da hatte jemand aufgeräumt. Gierig stopfte ich alles in Tragtaschen, hängte sie an meinen Velolenker und machte mich auf den Weg nach Hause, jedoch nicht ohne vorher noch ein Bild für die Leser gemacht zu haben.
Zuhause angekommen, stellte ich mal die Beute ab und musterte zufrieden das Volumen.
Nun ging es ans Auspacken und Begutachten der Schätze:
Schon bald war klar, dass nicht alles ein neues Zuhause finden würde, was sollt ich auch mit den Slips in Grösse S und den Strumpfhosen in S anfangen?
Aber nun zuerst mal eine Auslegeordnung der reichen Beute (Weihnachten fand für mich dieses Jahr also schon am 30. Oktober statt):
Eine schier unglaubliche Ausbeute: Nochmals zur Repetition: Die Babysachen stammen alle von Fundort 1, das Paar Damenschuhe stammt von Fundort 2 und alles andere auf den Bildern stammt aus diesem einen 35-Liter Müllsack von Fundort 3.
Aus den Dokumenten von Fundort 3 war schnell ersichtlich, wer die Wegwerferin war und es fanden sich sogar noch zwei Foto-Vorschau-Bilder dabei, auf denen immer nur zwei Mädchen zu sehen sind. Welche war es nun? Kann ich nicht sagen, aber beide sind wirklich hübsch und zumindest die Müll-Entsorgerin ist Anfangs Oktober 21 Jahre alt geworden (Hat sie so in einem Antrag ausgefüllt, natürlich exakt, aber das tut ja nichts zur Sache). Auf jeden Fall hat die junge Dame wirklich einen tollen Geschmack, was Strumpfhosen anbelangt, hier ein Bild der leeren Verpackungen:
Lieder waren die Dinge meist im Schritt schon recht zerlöchert und eben auch zu klein, als dass sie mir noch gepasst hätten, trotzdem war der Duft dieser Stücke absolut betörend. Das gleiche gilt natürlich auch für die Slips, aber bei den zum Teil extravaganten Strumpfhosen hätte ich ein bisschen mehr erwartet als ein Höschen mit Snoopy drauf oder die einfachen Baumwollslips.
Bei den Einlagen für Blasenschwäche dürfte es sich um eine Musterpackung gehandelt haben, die sie vielleicht zu ihrem 20. Geburi als Scherzgeschenk erhielt? Auf jeden Fall war ich froh für die, dass sie in ihren jungen Jahren nicht solche Artikel verwenden musste, denn wie auch schon geschrieben, wenn man tagtäglich darauf angewiesen ist, dann finden das die Betroffenen nicht so toll. Die eine Alldays-Verpackung war auf jeden Fall leer, die hatte sie getestet. In der zweiten Verpackung ist noch ein Stück drin.
Am Donnerstag machte ich einen kleinen Umweg, aber es liess sich nichts wirklich Aufregendes entdecken. Der einzige interessante Sack war vielleicht dieser mit den Söckchen drauf, offenbar war zuoberst der Müllbeutel aus dem Badezimmer, aber das gab nichts her…
Am Freitag war auch wieder Flaute, ich fuhr nochmals zu Fundort 1 und anstelle der Babysachen im Auto waren nun 4 Kleidersäcke drinnen erkennbar. Die hätte ich verdammt gerne gehabt, da waren sicher tolle Unterwäscheteile drin, aber keine Chance. Normale Müllsäcke stand auch nur noch einer vor dem Eingang, ihre Aufräumaktion war wohl abgeschlossen. Kaum um die Ecke, sehe ich ein paar junge Mädels beim Verstauen von Kisten in ein Auto. Aha, wohl die letzten, die noch umziehen (Oder wohl eine davon und die anderen zwei helfen ihrer Freundin)! Zwischen den Müllsäcken steht auch Sack für Altkleider. Kurze Zeit später sind die Mädels dann weg, der Müll war abgeholt und der Kleidersack blieb wie erwartet zurück.
Also mal begutachten und an der richtigen Stelle zupacken…
Da war mir die Jagdgöttin vermeintlich wieder hold, doch zuhause sollte sich herausstellen, dass diese Gazellen heutzutage einfach ein bisschen zu dünn sind (Nur meine Meinung und ja, ich weiss, de gustibus non est disputandum).
Hier die Ausbeute:
Dieser Schlafanzug hätte mir schon gefallen, aber er war mir leider klar zu klein:
Das einzig brauchbare für mich war dieser Slip und ich freue mich schon, ihn bald zu tragen, um ihn seiner Vernichtung zuzuführen…
Von all den Schätzen behalte ich einiges, viele Dinge musste ich aber aussortieren wegen Platzmangel und so landeten sie doch noch im Feuer der MVA.
Während ich Euch diesen Bericht erstellt habe, tuckerte immer wieder mal diese schnuckelige Lokomotive vor dem Bildschirm vorbei. Mama hat auch diese an Fundort 1 in den Müll geschmissen. Die Batterien waren innen oxidiert und alles wurde so entsorgt. Nach einer gründlichen Reinigung der Batteriekammern und nach dem Einlegen von neuen Batterien läuft das Ding wieder wie eine eins, man muss auf den Kamin drücken, dann ertönt ein Zugsignalton und die Lok setzt sich in Bewegung, sogar ein Vor- und Zurückfahren ist möglich!!!
Erschreckend ist eigentlich nur immer wieder, was alles so entsorgt wird und wie wenig der Umweltschutz beachtet wird! Zum Glück gibt es da noch uns Jäger und Sammler! O tempora, o mores!"
Euch allen eine gute Jagdzeit und Danke für Eure geschätzte Aufmerksamkeit!