Flohmarkt Gummis-It's hard to be a wellie at a Rock-Festival

Geile Erlebnisse und Kurzgeschichten.
baier1977
Beiträge: 331
Registriert: Di 6. Sep 2011, 09:45
Wohnort: Ba-Wü

Flohmarkt Gummis-It's hard to be a wellie at a Rock-Festival

Beitrag von baier1977 »

besonders, wenn Claudia in der Nähe ist!!!!


Hallo zusammen!

Claudia und Sabine sind wieder da! :D :D :D
Nach der Mutprobe auf einer Klassenfahrt ist ein wenig Zeit vergangen.
Aber jetzt sind die beiden zusammen mit Freundinnen zu einem Rockfestival unterwegs.
Und dafür sollte man sich vorher lieber die richtige Ausrüstung besorgen. Zuerst einmal
geht's dafür im ersten Teil auf einen Flohmarkt!

Viel Spaß!!

Gummistiefel vom Flohmarkt

Teil 1
„OH NEIN! UND JETZT?!“ Claudia durchwühlte den Keller bei sich zu Hause und suchte verzweifelt ein Paar Gummistiefel, die ihr passten und noch wenigstens noch einigermaßen dicht waren. Nächstes Wochenende wollte sie mit Freundinnen auf ein Rock-Festival gehen und so sehr sie ihre alten löchrigen Gummistiefel auch liebte, das ganze Wochenende wollte sie dann doch nicht mit nassen Füssen rumlaufen.
Die Gummistiefel, die sie damals nach der Klassenfahrt als Ersatz für die von ihr zerschnittenen „Bauernstiefel“ ihres Bruders gekauft hatte, waren dafür auf jeden Fall nicht mehr geeignet, weil sie inzwischen nach etlichen Hundespaziergängen und Nachmittagen im Reitstall fast nur noch aus Löchern bestanden. Auch ihre geliebten alten Gummireitstiefel, die daneben standen, hatten neulich vom Ausziehen am Hacken einen großen Riss genau über der Sohle bekommen.
„Verdammt! Wo sind sie denn nur?!“ dachte sie frustriert, als sie das Schuhregal im Keller nach den Gummistiefeln ihrer Mutter durchsuchte. Die hatte sich doch damals auch gleich noch ein Paar gekauft, weil sie ihrer Tochter in Sachen Mode nicht nachstehen wollte.
Unter den viel zu großen schwarzen Gummistiefeln ihres Vaters und denen ihres Bruders kamen jedoch nur ein paar völlig verdreckte rote Gummistiefeletten von ALDI zum Vorschein, die ihre Mutter achtlos ins Regal geworfen hatte. Hoffnungsvoll griff sie ins Regal, nur um gleich danach enttäuscht das Gesicht zu verziehen.
Bei beiden waren die Elastikeinsätze am Knöchel eingerissen, das Futter hing in Fetzen herab und ein eklig modriger Geruch verbreitete sich.
„Die müssen wohl noch feucht gewesen sein“, dachte Claudia und verzog angewidert das Gesicht, als sie die Stiefelchen näher betrachtete. In beiden hatte sich ein grünlich-grauer Schimmelbelag ausgebreitet. „Das war‘s dann wohl!“ seufzte sie und warf sie mit spitzen Fingern wieder ins Regal zurück.
„Mama!!!“ schrie sie die Treppe hinauf. „Wo sind denn Deine hohen, bunten Gummistiefel geblieben? Sag jetzt bitte nicht, dass Du die schon weggeschmissen hast!“
„WAS? Aber nein, auf keinen Fall! Warte mal, lass mich nachdenken! Die stehen hinter der Garage unter dem kleinen Vordach, ich hatte sie schon ewig nicht mehr an!“ kam es von oben zurück. „Warum?“
„Ich brauch sie unbedingt nächstes Wochenende fürs Konzert, meine alten Gummistiefel sind doch total kaputt!“ rief Claudia.
„Was ist denn mit Deinen Reitstiefeln, die sind doch sogar noch höher?“ fragte ihre Mutter. „Die wären doch ideal!“
„Nö, geht leider nicht! Die sind mir letzte Woche kaputtgegangen!“ rief Claudia zurück. „Da brauch ich nach dem Konzert unbedingt Neue! Aus denen kann man nur noch Clogs für den Garten machen!“
„Ach so? Schade! Na gut, wenn Dir meine Stiefel passen, dann bedien‘ Dich!“ kam die Antwort von oben.
„Gott sei Dank! Mamas Luxus-Gummistiefel! Na gut, dann geh ich mal hinter die Garage“, dachte Claudia und stieg die Kellertreppe hoch. Dort sah sie zunächst jedoch die Stiefel nicht. „Wo seid ihr?!“ dachte sie, als sie das Regal absuchte. Alte Blumentöpfe, Erde, Dünger und alles Mögliche war da, doch die Stiefel waren nicht aufzufinden.
Da fiel ihr Blick auf einige Kartons an der Garagenwand, die von den neuen Gartenmöbeln stammten, die ihr Vater letzte Woche gekauft hatte. Als sie diese auf die Seite geräumt hatte, standen dort endlich Gummistiefel ihrer Mutter in der Sonne an der Garagenwand. Sie hatten ein lustiges, buntes Streifenmuster, welches nach langer Zeit im Freien schon etwas verblichen war, eine Schnalle am Schaft und eine beige Sohle mit einem roten Streifen. Claudia nahm sie hoch und sah auf die Größe.
„Eine Nummer kleiner zwar, aber die könnten passen“, dachte sie, schleuderte ihre Flip-Flops von den Füßen und schlüpfte barfuß in die Stiefel. Sie passten tatsächlich wie angegossen.
„Klasse! Nächstes Wochenende ist gerettet! Und die kann ich jetzt gleich anbehalten und ausprobieren, ob sie bequem sind!“ dachte Claudia hocherfreut und lief zurück zum Haus.
„MAMA! Ich fahr nochmal zum Reitstall!“ rief sie in den Flur hinein. „Ich hab Simone versprochen, mit ihr die Pferdehänger sauber zu machen! Deine Gummistiefel behalte ich gleich an!“
„Ist gut! Aber komm nicht so spät zurück! Wir grillen heute Abend bei Oma und Opa!“

Sie setzte sich auf ihr Fahrrad und fuhr zum Reitstall. Immer wieder sah sie nach unten auf die Gummistiefel, die beim Treten schöne Falten warfen und herrlich knautschten. Am Reitstall angekommen wurde sie von Simone begrüßt.
„Geile Stiefel! Und endlich hast Du mal welche ohne Löcher!“ grinste Simone, die ihre völlig ausgelatschten und verschrammten Gummireitstiefel mit den fast durchgelatschten Sohlen trug. „Ist ja mal ganz was Neues bei Dir! Da ist wohl plötzlich der Reichtum ausgebrochen, oder was?“
„Gell, die sind hübsch, oder? Aber Reichtum? NÖÖ! Die gehören mir ja gar nicht mal. Die hab ich mir von meiner Mutter für nächste Woche geliehen“, sagte Claudia. „Hier kann ich gleich mal ausprobieren, ob die richtig passen und ob sie bequem sind!“
„Und vor allem dicht!“ grinste Simone. „Bei deinen alten Prilblumen-Gummis warte ich schon jedes Mal, wenn Du sie anhast darauf, dass sie Dir einfach in Fetzen vom Fuß abfallen. Komm, wir misten erst noch aus. Hinterher können wir dann unsere Stiefel mit dem Wasserschlauch saubermachen und waschen dann den Anhänger!“
„Gute Idee!“ sagte Claudia und sie machten sich an die Arbeit. Nach dem Ausmisten waren die Stiefel der Mädchen bis hoch über die Knöchel mit Pferdemist verschmiert. Simone holte den Wasserschlauch und schloss ihn an. Claudia stellte die Düse auf einen dünnen, harten Strahl ein und spritzte Simones Gummireitstiefel ab.
„Oh Mann, Simone! Deine sind aber auch bald fällig, die passen Dir ja schon gar nicht mehr! Sind die überhaupt noch dicht?“ grinste Claudia und sah mitleidig auf Simones alte Gummireitstiefel hinunter.
„Yep, seltsamerweise sind die wirklich noch dicht. Ich hoffe mal, die halten noch ein wenig, obwohl sie mir schon zwei Nummern zu klein sind“, seufzte Simone und trippelte ein wenig auf der Stelle. Deutlich konnte man sehen, wie die Zehen das inzwischen schon sehr dünn gewordene PVC an den abgeschabten Stiefelspitzen dehnten.
Sie hob den Fuß und Claudia sah, dass am Hacken schon großflächig das graue Füllmaterial des Absatzes zum Vorschein kam. „Ich bin so gut wie pleite! Der Führerschein ist ganz schön teuer! Ich hab sogar schon das Futter rausgerissen, damit es noch etwas Platz gibt. Zum Glück sind meine Stiefel schön weich und geben noch etwas nach. So, jetzt gib mal her!“
Simone nahm den Schlauch, denn jetzt waren Claudias Stiefel an der Reihe.

Doch kaum hatte Simone mit der Säuberung angefangen, bemerkte Claudia so etwas wie einen kalten Nadelstich an den Zehen. Rasch zog sie den Fuß weg. Simone setzte aber sofort nach und sprühte weiter. Wieder zog Claudia den Fuß weg, denn es wurde nass in ihrem Stiefel!
„Jetzt hör doch mal auf!“ sagte sie ärgerlich zu Simone, zog den Stiefel aus und hob ihn auf. Sie steckte den Arm hinein und deutlich konnte sie einen feuchten Fleck am Zehenballen ertasten.
„Was ist denn los?“ fragte Simone.
„Verdammt, Mamas Gummistiefel ist undicht!“ fluchte Claudia, als sie innen gegen das Futter drückte und sah, dass sich am Zehenknick ein etwa 2cm langer Riss geöffnet hatte. Am anderen Stiefel sah das Gummi an der gleichen Stelle auch nicht besser aus. Der Stiefel war zwar noch dicht, aber auch hier zeichnete sich schon ein großer Riss ab. Auch hier war das Gummi ganz rau und hart geworden.
„Mist! Und ich dachte schon, ich hätte meine Festival-Gummis schon gefunden!“ seufzte sie laut, stellte den Stiefel wieder auf den Boden und schlüpfte wieder hinein. Sie zog den anderen Stiefel aus, balancierte auf einem Bein und befühlte die poröse Stelle von innen. „Na ja! Besser, als wenn ich erst dort gemerkt hätte, was für Schrott ich an den Füssen habe, oder?“
„Da hast du Recht! Mal sehen, wie dicht der hier wirklich noch ist!“ kicherte Simone. Sie drehte die Düse auf den dünnsten Strahl und zielte auf das Loch in Claudias Stiefel. Sie traf die poröse Stelle perfekt und blitzartig wurde es richtig nass an Claudias Zehen. Claudia sprang erschrocken zur Seite.
„Du Biest!“ kreischte sie laut.
Simone lachte und zielte mit der Düse erneut auf Claudias Gummistiefel. Claudia ließ den Stiefel fallen und humpelte so schnell sie konnte mit dem einen Stiefel davon, aber Simone erwischte ihn noch auf Knöchelhöhe. Claudia fühlte den harten Strahl, der ihr das Gummi auf ihre Haut drückte und fast gleichzeitig, dass es jetzt auch noch hinten an ihrer Ferse hinunter feucht wurde. Außerhalb der Reichweite von Simone und des Wasserschlauchs blieb sie stehen und sah nach. Auch die hintere Schaftnaht bei dem Stiefel, den sie noch anhatte, war auf Knöchelhöhe 5cm weit aufgeplatzt.
„Oh Mann!“ lachte Claudia. „Damit wäre ich ja nicht einmal vom Parkplatz zum Zeltplatz gekommen! Die sind ja völlig fertig! Du hast nicht zufällig ein paar Gummistiefel übrig, die Du mir leihen könntest?“
„Ich würde Dir ja meine alten Stallgummis leihen, aber die werden Dir ein wenig zu klein sein. Ich hab doch nur Größe 37!“ sagte Simone.
„Hm, das könnte etwas eng werden!“ grinste Claudia. „Bei meinen Quadratlatschen Größe 41 würden die wohl sofort an den Zehen aufplatzen. Andererseits, dann passen sie Dir doch auch wieder, oder?“
„Hm! Nein!“ grinste Simone. „Wirklich nicht! Dein selbstloser Einsatz als Freundin in allen Ehren, aber allein die Vorstellung, die dann hier wieder zum Misten anzuziehen… BRRR!“ Sie schüttelte sich und lachte.
„Jetzt muss ich mir echt was einfallen lassen!“ seufzte Claudia und versuchte, wieder in ihren Stiefel zu kommen, was aber nicht einfach war. „Zum einen, wie ich das meiner Mutter beibringe, denn die Dinger waren damals richtig teuer und zum anderen das Problem mit den nassen Füßen. Ich hab‘ keinen Bock drauf, das ganze Wochenende in meiner Privatpfütze in meinen alten Gummistiefeln zu stehen.“
„Wie wär’s denn mit Neuen? Ich hab‘ gehört, manche Läden haben so viele davon, die verkaufen sie sogar!“ feixte Simone.
„Im Prinzip keine schlechte Idee, nur leider hab ich auch keine Kohle übrig. Die Karte konnte ich mir gerade noch so leisten!“ sagte Claudia frustriert.
„Tja, dann hast Du wirklich ein Problem!“ sagte Simone und gab ihr einen aufmunternden Klaps auf die Schulter. „Aber ich bin sicher, Dir fällt noch was ein!“
Den Rest des Nachmittags verbrachten die beiden mit dem Putzen des Pferdehängers und der Pferdepflege. Da es recht warm war, war es Claudia jedoch ganz recht, dass ihre Stiefel Löcher hatten. Simone füllte dann auch noch aus Solidarität ihre Reitstiefel mit dem Wasserschlauch. Lautes Gluckern und schmatzende Geräusche kamen aus ihren Stiefeln, als sie damit herumliefen. Die Mädchen hatten ein Menge Spaß und als sie sich voneinander verabschiedeten, tat ihnen vor Lachen und Kichern alles weh.
Phönixer
Beiträge: 347
Registriert: Sa 4. Sep 2010, 13:29
Wohnort: NRW

Re: Flohmarkt Gummis-It's hard to be a wellie at a Rock-Fest

Beitrag von Phönixer »

Hallo baier1977,

bin mal gespannt, wie es weitergeht.
Sicher werden die Mädels auf dem Flhmarkt fündig.
Kaufen sie je ein Paar oder gleich mehrere ?
Was passiert in der Woche bis zum Festival.
Werden die Gummistiefel so richtig eingeweiht ?

Regnet es beim Festival ?
Sind sie dafür gerüstet ?
Was erleben sie dort ?

LG Phönixer
baier1977
Beiträge: 331
Registriert: Di 6. Sep 2011, 09:45
Wohnort: Ba-Wü

Re: Flohmarkt Gummis-It's hard to be a wellie at a Rock-Fest

Beitrag von baier1977 »

Phönixer hat geschrieben:Hallo baier1977,

bin mal gespannt, wie es weitergeht.
Sicher werden die Mädels auf dem Flhmarkt fündig.
Kaufen sie je ein Paar oder gleich mehrere ?
Was passiert in der Woche bis zum Festival.
Werden die Gummistiefel so richtig eingeweiht ?

Regnet es beim Festival ?
Sind sie dafür gerüstet ?
Was erleben sie dort ?

LG Phönixer

Hallo Phönixer!

So viele Fragen! :o :shock:
Aber lass Dich überraschen, da ist bestimmt von allem was dabei... ;)

Viele Grüße!
baier1977
baier1977
Beiträge: 331
Registriert: Di 6. Sep 2011, 09:45
Wohnort: Ba-Wü

Re: Flohmarkt Gummis-It's hard to be a wellie at a Rock-Fest

Beitrag von baier1977 »

Und weiter geht's:

Zwei

Als Claudia wieder nach Hause kam, traf sie ihre Mutter in der Garage. Sie hatte eine Mülltüte in der Hand und wollte sie gerade in die Tonne werfen.
„Ah, da sind ja meine Stiefelchen! Und, passen sie?“ sagte sie fröhlich, dann runzelte sie auf einmal die Stirn. „Ist Dir beim Putzen oben was reingelaufen? Ist ja lustig! Du gluckerst ja richtig beim Laufen!“
„Ja, die passen schon, aber…!“ sagte Claudia betreten und sah auf den Boden, „…von oben ist da nix reingelaufen, eher von unten!“
„Na, dann ist ja gut, wenn sie passen!“ sagte ihre Mutter und stellte die Tüte auf den Boden. „Moment mal, wie meinst Du das? Von unten?!“
„Na ja, von unten! Mama, ich muss Dir was gestehen. Deine Stiefel haben auch lauter Löcher!“ druckste Claudia herum und bewegte die Zehen. Augenblicklich breitete sich eine kleine Pfütze um die Stiefel herum auf dem Garagenboden aus. Im Lauf des Nachmittags waren beide Stiefel am Zehenknick noch weiter aufgerissen und hatten jetzt innen und außen große Risse.
„Ach Du liebe Zeit, was ist denn da passiert!? Die sind ja total kaputt!“ sagte Claudias Mutter erschrocken. „Warum das denn? Was hast Du mit meinen Stiefeln gemacht?“
„Außer sie getragen gar nichts. Ehrlich! Ich denke mal, dass es daran liegt, dass die Stiefel die ganze Zeit hinter der Garage in der Sonne vor sich hin gebrutzelt haben!“ sagte Claudia und schlüpfte aus dem ersten Stiefel. „Das fanden Deine Gummis wohl nicht so toll. Die sind überall dort, wo sie ausgeblichen sind, ganz hart geworden!“
„Oh nein!“ seufzte ihre Mutter laut. „Meine schönen Gummistiefel! Die waren doch damals richtig teuer! Ja, die standen bestimmt über ein Jahr hier rum! Mist, die habe ich total vergessen, wieder reinzustellen. Die sahen irgendwie ganz hübsch aus neben dem Regal mit dem Blumenzeugs.“
„Na, da kann ich ja gleich meine Alten anziehen!“ grinste Claudia und schlüpfte aus dem ersten Gummistiefel.
Kopfschüttelnd hob ihn ihre Mutter auf: „Die schönen Stiefel!“ seufzte sie und bohrte am Zehenknick herum, woraufhin sich noch weitere Gummikrümel lösten.
„OOPS!“ Als Claudia den zweiten Stiefel ausziehen wollte, verlor sie das Gleichgewicht und machte einen Ausfallschritt mit dem schon halb ausgezogenen Gummistiefel. Sie kam schief auf und knirschend platzte die Schaftnaht hinten am Knöchel bis zur Sohle runter auf.
„Schöne Bescherung! Tut mir leid!“ sagte Claudia verlegen. „Jetzt hab ich sie wohl ganz kaputtgemacht.“
„Ist nicht so schlimm, die sind eh hinüber!“ seufzte ihre Mutter traurig und hob den zweiten Stiefel auf, den sie zusammen mit dem ersten in die Mülltonne warf. Anschließend folgte die Mülltüte.
„Aus denen könnte ich gerade mal noch Pantoffeln machen“, seufzte sie.
„Wie, Pantoffeln draus machen!“ fragte Claudia total überrascht und dachte, sie hörte nicht richtig.
„Na ja, Pantoffeln halt!“ lachte ihre Mutter. „Als ich klein war, hat Oma immer meine alten Gummistiefel abgeschnitten, wenn sie zu klein oder kaputt waren. So konnte ich sie noch eine ganze Weile länger anziehen.“
„Ist ja lustig, das hätte ich gerne mal gesehen!“ sagte Claudia mit gespieltem Erstaunen, und dann kam ihr eine Idee: „Hast Du was dagegen, wenn ich Deine Stiefel abschneide und mir Gartenclogs draus mache. Dann werden sie so wenigstens noch ein wenig länger getragen. Die Löcher an der Seite stören mich nicht!“
„Warum nicht!“ lachte ihre Mutter und fischte die Stiefel wieder aus der Mülltonne. „Zu viel mehr sind die sowieso nicht mehr zu gebrauchen. Das ist ja Recycling genau wie damals. Das muss ich Oma erzählen!“
„Aber was mach‘ ich denn jetzt?“ fragte Claudia. „Ich brauch doch ein paar Gummistiefel auf dem Konzert! Wenn ich wegen der Eintrittskarte nicht fast pleite wäre, würde ich mir ja Neue kaufen.“
„Geh doch morgen auf den großen Flohmarkt in der Stadt!“ schlug ihre Mutter vor. „Da findest Du bestimmt ein Paar billige Stiefel.“
„Flohmarkt, ja klar, hätte ich fast vergessen, dass der morgen ist!“ sagte Claudia. „Gute Idee! Ich ruf noch Sabine an, die geht bestimmt mit! Vielleicht braucht die ja auch noch welche!“
Sie dachte an die Zeit zurück, als sie noch zur Schule ging und auf einer Klassenfahrt zusammen mit ihrer Freundin ihre Gummistiefel zerschnitten hatte. Claudia wollte damals eigene, modische Gummistiefel und nicht länger mit den abgelegten, hässlichen „Bauerntretern“ ihres Bruders rumlaufen. Sabine schlug ihr damals vor, einfach die Stiefel zu zerschneiden. Zuerst hatte Claudia geweigert, aber als Sabine ihr angeboten hatte, gleichzeitig die Gummistiefel ihrer Mutter aus Solidarität zu zerschneiden, war Claudia überredet und zum Schluss kamen witzige Pantoffeln dabei heraus. Sabine hatte sich aber erwischen lassen, was ihr eine schallende Ohrfeige und eine saftige Bestrafung eingebrachte.
Auch hatte Claudia mit den zerschnittenen Gummistiefeln ein paar schöne erste sexuelle Erfahrungen, darunter ihr erster Orgasmus, gemacht, an die sie jetzt wieder wehmütig zurückdachte.
Zwar hatte sie danach immer mal wieder auf Flohmärkten für Stiefelnachschub für Basteleien und Vergnügungen gesorgt, aber in letzter Zeit kaum noch, da sie eine Berufsausbildung machte und deshalb andere Dinge im Kopf hatte.
Nachdem sie festgestellt hatte, dass sie noch ein paar Euro im Geldbeutel hatte, rief sie ihre alte Freundin Sabine an und verabredete sich mit ihr für Samstagmorgen zum Flohmarktbesuch.
wellieleak
Beiträge: 146
Registriert: Mo 11. Apr 2011, 15:11

Re: Flohmarkt Gummis-It's hard to be a wellie at a Rock-Fest

Beitrag von wellieleak »

Bislang eine gute Fortsetzung! Bin gespannt wie sich das weiter geht!
baier1977
Beiträge: 331
Registriert: Di 6. Sep 2011, 09:45
Wohnort: Ba-Wü

Re: Flohmarkt Gummis-It's hard to be a wellie at a Rock-Fest

Beitrag von baier1977 »

Hi wellieleak,

da kommt schon noch was nach. :D :D
Ist bei Dir auch mal wieder was Neues in Aussicht?
Deine letzte Geschichte hat mir jedenfalls sehr gut gefallen.

Viele Grüße!
baier1977
wellieleak
Beiträge: 146
Registriert: Mo 11. Apr 2011, 15:11

Re: Flohmarkt Gummis-It's hard to be a wellie at a Rock-Fest

Beitrag von wellieleak »

Hab schon vor einiger Zeit mit einer Fortsetzung angefangen! Nach deinem nächsten Update kann ich die ja auch mal einstellen ;) !
baier1977
Beiträge: 331
Registriert: Di 6. Sep 2011, 09:45
Wohnort: Ba-Wü

Re: Flohmarkt Gummis-It's hard to be a wellie at a Rock-Fest

Beitrag von baier1977 »

Na, dann werde ich noch mal Korrekturlesen und stelle dann den nächsten Teil rein.
:D :D :D Freue mich schon auf Deine Geschichte! :D :D :D

Viele Grüße!
baier1977
baier1977
Beiträge: 331
Registriert: Di 6. Sep 2011, 09:45
Wohnort: Ba-Wü

Re: Flohmarkt Gummis-It's hard to be a wellie at a Rock-Fest

Beitrag von baier1977 »

So, nochmal Korrektur gelesen! Hier kommt der nächste Teil!
Viel Spaß! ;) :D

Drei

Claudia saß am Samstagmorgen in der Küche und wartete bei einer Tasse Tee auf Sabine. An den Füssen hatte sie gestreifte Gummiclogs, die noch am gleichen Abend aus den abgeschnittenen Gummistiefeln ihrer Mutter entstanden waren. Die beiden hatten sich für heute zu einem Bummel über den Flohmarkt verabredet. Die ganze Nacht hatte es in Strömen geregnet, aber jetzt am Morgen sah es zum Glück ein wenig besser aus.
In ein paar Tagen wollten die beiden zusammen mit Conny und Sandra übers Wochenende auf ein Musikfestival fahren und Claudia brauchte dafür unbedingt noch neue Gummistiefel. Nun ja, zumindest dicht sollten sie sein. Die, so hoffte sie, wollte sie auf dem heutigen Flohmarkt finden.
Als es klingelte, sprang sie auf und rannte zur Tür. Sie öffnete und vor ihr stand Sabine in einer dunkelblauen Regenjacke, engen, hellgrauen Jeans und ziemlich neuen, weißen Chucks.
„Hi! Schön dass Du da bist!“ sagte Claudia und umarmte Sabine. „Ich bin sofort fertig! Aber sag mal, willst Du so auf den Flohmarkt?“ Mit einer hochgezogenen Augenbraue musterte sie Sabine.
„Wieso nicht!“ sagte Sabine. „Stimmt was nicht an meinem Outfit?“
„Im Prinzip ist alles in Ordnung, aber hast du mal aufs Wetter geguckt?“ lachte Claudia. „Es hat die ganze Nacht geregnet. Auf dem Flohmarkt im Uferpark ist doch bestimmt Land unter. Mir tun Deine neuen Chucks ja jetzt schon leid.“
„Mist! Daran habe ich ja gar nicht gedacht!“ schimpfte Sabine. „Aber bis ich jetzt wieder nach Hause gelaufen bin und meine alten, schwarzen Chucks geholt habe, ist der Tag doch gelaufen! Was wollen wir denn überhaupt auf dem Flohmarkt?“
„Na Gummistiefel! Ich brauche für nächste Woche fürs Festival dringend ein Paar neue Gummistiefel. Das Wetter soll nicht besser werden und meine alten sind kurz vorm Auseinanderfallen!“ sagte Claudia. „Dir würde ich übrigens auch empfehlen, dich dort auch nach welchen umzusehen.“
„Meinst Du denn, die sind wirklich nötig?“ fragte Sabine. „Ich hätte nur ein Paar Flip-Flops und meine alten schwarzen Chucks mitgenommen, das reicht doch, oder?“
„Selbst mit Deinen ausgelatschten Chucks wirst du dort nicht weit kommen, glaub mir!“ sagte Claudia. „Ich hab die Bilder vom letzten Mal im Internet gesehen, das war die reinste Schlammschlacht! Ich hol‘ jetzt erst mal meine Gummistiefel. Und dann kann ich Dir ja noch ein Paar von meinen alten leihen.“
„Klasse, Du bist eine echte Freundin! Bin schon gespannt, was Du mir da andrehst!“ strahlte Sabine. „Die hier willst Du aber nicht gleich anbehalten, oder!“ grinste sie und deutete auf Claudias bunte, löchrige Gummiclogs. „Du trägst ja immer noch solche Schlappen!“
„Nein, richtige Gummistiefel werden es dann schon sein! Na dann komm mal mit in den Keller!“ forderte Claudia Sabine auf. „Mal sehen, ob wir was für Dich finden.“
Im Keller angekommen, standen sie vor dem Schuhregal mit den Gummistiefeln der Familie. „Hier, das sind die, die ich mir gleich nach der Klassenfahrt gekauft habe. Prilblumen und zum Schnüren! Kennst Du sie noch?“ fragte Claudia.
„Ja, die hattest Du doch noch öfters in der Schule an. Die Blumen sind schon ganz schön verblasst, aber so schlimm sehen die jetzt doch noch gar nicht aus“, sagte Sabine.
„Oh doch!“ sagte Claudia und zog unten an den Schnürleisten, die auf Knöchelhöhe auf 4-5 cm Länge bis auf das Futter eingerissen waren. Bei näherem Hinsehen sah man auch, dass das Gummi an den Knöcheln schon ganz schön porös geworden war. An einigen Stellen krümelte es bereits heftig und auch das Futter kam zum Vorschein. Auch war die hintere Schaftnaht ein gutes Stück aufgerissen.
„Na ja!“ grinste Sabine, „dann musst du heute eben wie ich den tiefen Pfützen ausweichen.“
„Nicht nur den tieferen, eigentlich allen Pfützen!“ kicherte Claudia und schlüpfte in die Gummistiefel. „Leider sind meine Füße seitdem auch noch ein Stück gewachsen, wie Du sehen kannst!“
„Oh mein Gott!“ Sabine lachte laut auf. „Bist Du etwa die ganze Zeit so rumgelaufen? Aber Deine Söckchen passen super dazu!“
Bei beiden Stiefeln hatten sich Claudias große Zehen durch die Stiefelspitze gebohrt und jetzt lugten ihre knallroten Söckchen vorwitzig aus den Löchern hervor. „Hihi!! Zum Glück haben sich meine Zehen Platz verschafft, sonst hätte ich die schon längst wegschmeißen müssen!“
Claudia wackelte mit ihren Zehen. Und Sabine sah knapp über den Sohlen bei jedem Stiefel einen langen Riss. „Wow! Die sind echt fertig!“ staunte sie. „Kein Wunder, dass Du neue brauchst. Willst Du die allen Ernstes heute noch anziehen?“
„Natürlich!“ grinste Claudia und hob den Fuß, „die hier trag ich, bis sie mir vom Fuß fallen. Ist doch nicht kalt draußen. Das quatschige Gefühl ist einfach nur GEIL! Übrigens, die Sohlen sind auch schon durch!“ An beiden Hacken war schon großflächig das weiße Schaftmaterial an der durchgelatschten Sohle zu sehen.
„JAAA! Du hast Recht! Die sehen doch wirklich noch gut aus!“ frotzelte Sabine. „Sieht ganz so aus, als ob Du diese Stiefel liebst!“
„Auf jeden Fall! Was ich dafür für Ängste durchmachen musste!“ seufzte Claudia. „Deshalb hab ich auch noch nicht dran rumgebastelt und zieh‘ sie immer noch an!“ grinste Claudia. „Und jetzt verpassen wir Dir noch ein Paar von meinen alten Stiefeln!“
„Moment!“ sagte Sabine und ihr entgleisten schlagartig die Gesichtszüge. „Alte Stiefel! Wie meinst Du das?! Die bestehen doch dann auch nur noch aus Löchern, oder!? So lauf‘ ich doch nicht in der Gegend rum!!“
„Keine Panik, Du bist doch meine beste Freundin“, beruhigte Claudia Sabine. „Komm mit auf mein Zimmer!“

Als sie Claudias Zimmer waren, holte sie einen großen Karton unter ihrem Bett hervor und öffnete ihn. Sabines Blick fiel zuerst auf ein Paar grüne Gummiclogs mit gelber Sohle, bei denen an der Seite eine große, rote Blüte angebracht war.
„Mensch, die Dinger kenn ich doch!“ sagte sie. „Sind das nicht die Gummistiefel von der Klassenfahrt gewesen, die Du abgeschnitten hast? Die hast Du wirklich noch?“
„Wie Du siehst!“ sagte Claudia. Die haben sich doch gut gehalten, oder? Was ist eigentlich aus Deinen Peep-Toes geworden?“
„Oh je! Für die ist es nicht so gut gelaufen!“ seufzte Sabine. „Ich hatte sie noch während meines Hausarrests wieder aus der Mülltonne gerettet und noch eine ganze Weile heimlich weitergetragen.“
„Stimmt, ein paar Mal hab ich Dich noch damit gesehen!“ sagte Claudia. „Und dann?“
„Beim Abschneiden hab ich damals nicht aufgepasst und hab einen Pantoffel obendrauf aus Versehen ein wenig eingeschnitten. Irgendwann ist er dann dort immer weiter eingerissen und kurz danach war er dann total kaputt. Der ist mir mitten in der Stadt einfach vom Fuß gefallen und ich durfte dann barfuß heimlaufen. Die hab ich dann bei einem Zeltlager ins Lagerfeuer geschmissen!“ kicherte Sabine. „Die haben ganz gut gebrannt.“
„Echt?! Schade drum, ich fand die richtig sexy!“ sagte Claudia und wühlte etwas tiefer in dem Karton. „Na, dann, schauen wir mal. Hier, kuck mal! Die ehemaligen Gummistiefel von der blöden Maike!“
„Stimmt, die hattest Du ja damals noch mitgenommen!“ lachte Sabine. „Oh Mann, was hat die damals für einen Aufstand gemacht!“
„Ich hab die Stiefel abgeschnitten und bin damit in die Stadt gegangen!“ kicherte Claudia. „Dort bin ich ihr dann begegnet! Die hat ganz schön blöde geguckt, hat aber keinen Ton gesagt!“
„Ich kann mich noch erinnern, wie Sandra ihr den einen Stiefel total kaputtgerissen hat!“ kicherte Sabine. „Das war sooooo geil, wie die ihr da rausgeholfen haben! Geschah ihr ganz recht, der blöden Kuh! Ich muss Sandra unbedingt nächstes Wochenende noch mal drauf ansprechen!“
Zum Vorschein kamen noch fünf oder sechs Paar andere Gummiclogs und Pantoffeln. Sogar ein Paar hohe Römersandalen aus alten Reitgummistiefeln waren dabei. Sabine riss vor Staunen die Augen auf.
„Du warst aber fleißig und kreativ!“ staunte sie. „Woher hast Du denn die ganzen Gummistiefel?“
„Ach die, die sind alle vom Flohmarkt gewesen. Die hab ich für ein paar Euro gekauft und dann abgeschnitten oder sonstwie dran rumgebastelt“, sagte Claudia und zog ein Paar total verschrammte rote Romika Bobbies mit roten Stulpen und beiger Sohle aus der Kiste. „Ah, da sind sie ja. Da bin ich noch nicht dazu gekommen! Die hier könnten gehen. Hier, zieh sie mal an!“
Sabine nahm die Stiefel und drehte sie um. „Hm! Größe 40, die müssten passen!“ dachte sie. „Mann, die sind ja echt süß! Du sag mal, könntest Du mir die nicht fürs Festival leihen? Bitte, bitte!“ fragte Sabine.
„Würde ich gerne, aber wenn ich an meine alten Gummistiefel denke, kann ich dort auch gleich die hier anziehen“, sagte Claudia und nahm ihr die Stiefel wieder aus der Hand. „Aber die hier kann ich Dir als meine beste Freundin wirklich nicht empfehlen. Schau Dir mal den Rechten an!“
„Ach herrje!“ Der ist ja doch schon kaputt!“ rief Sabine, als sie den 3cm langen Riss auf dem Spann des Stiefels entdeckte.
„Das ist aber noch nicht alles!“ Claudia drehte den linken Stiefel um und drückte den Schaft zusammen.
„Huch, so was hab ich ja noch nie gesehen! Das geht also auch ohne Messer!“ kicherte sie und bog die hinteren 6cm der abgelösten Sohle hin und her. „Aber die sind doch hoffentlich noch dicht, oder?
„Bis jetzt hab‘ ich noch nicht gemerkt, dass es im Regen feucht wird?“ sagte Claudia und reichte Sabine wieder die Stiefel. „Jetzt probier‘ sie mal. Für heute müssten die Dir noch reichen, wenn Du die ganz tiefen Pfützen auslässt.“
Sabine schlüpfte in die Bobbies und sie passten wie angegossen. „Nicht schlecht für meine Schuhgröße 41“, sagte sie und trippelte ein wenig mit den Füßen, wobei sich das Loch vorne am Schaft öffnete und schloss. „Echt schade, dass die schon kaputt sind!“ seufzte sie traurig.
„Ja, die fallen ziemlich groß aus. Dann können wir ja los! Hier, stopf sie in den Rucksack, meine Eltern müssen die nicht wirklich sehen!“ zwinkerte sie Sabine zu.
Beim Ausziehen jedoch rutschte Sabine von der Ferse ab. Plötzlich riss die Sohle noch weitere 4 cm vom linken Stiefel ab. „UUPS! Entschuldige! Ich hab nicht aufgepasst!“ sagte Sabine ganz zerknirscht.
„Ist doch nicht schlimm!“ sagte Claudia und stopfte die roten Bobbies in ihren Rucksack. „Die wären doch sowieso fällig gewesen! Kannst mir auf dem Flohmarkt ja ein paar neue spendieren! Aber jetzt lass uns gehen. Wir schleichen uns durch die Kellertür raus.“
Leise schlichen die beiden nach unten in den Keller. Dort holte Claudia die Bobbies wieder hervor und gab sie Sabine „Zieh Dir die Gummistiefel doch gleich hier unten an. Deine Chucks kannst Du hier im Regal lassen.“
Sabine schlüpfte in die roten Bobbies und beide warteten an der Kellertür noch auf das Ende des Schauers, der gerade heftig herunter prasselte. Als es zu Regnen aufhörte, verließen das Haus durch den Garten und machten sich auf den Weg zum Flohmarktgelände.
Die beiden waren noch nicht lange unterwegs, da hörte Sabine neben dem eigenen „FLAPP, FLAPP“ der abgelösten Sohle ihres Stiefels ein leises, schmatzendes Geräusch, das mit jedem Schritt etwas lauter wurde.
„Kann das sein, dass Deine Gummistiefel jetzt schon feucht sind?“ grinste Sabine. „Das Geräusch kenne ich doch und dabei ist gerade mal die Straße nass!“
„Sieht ganz so aus!“ lachte Claudia und setzte sich auf die Bank einer Bushaltestelle. Sie zog einen Stiefel aus und zum Vorschein kam ihre rote Socke, die an der Fußsohle schon patschnass war. „Die sind wohl jetzt endgültig durch! Neulich hatte ich sie noch im feuchten Garten an, aber da war es drinnen trocken geblieben. Und beim anderen merke ich auch schon was.“
„Da kommt der Flohmarkt ja gerade recht!“ sagte Sabine, stellte sich in eine große Pfütze und patschte ein wenig darin herum. Fast augenblicklich verzog sie das Gesicht und hob blitzschnell den Stiefel mit der abgelösten Sohle wieder aus dem dreckigen Wasser heraus. „MIST!“ rief sie erschrocken. „Der hier ist ja doch untenrum undicht!“
„Hi, hi!“ kicherte Claudia. „Ist zwar noch ein wenig Zeit bis dahin, aber ich glaube, wir sollten heute dort auf jeden Fall Gummistiefel für Dich finden, oder?“
Sabine setzte sich neben Claudia auf die Bank und untersuchte ihren roten Gummistiefel. „Wehe, Du hast davon gewusst!“ drohte sie. „Dann kannst Du aber was erleben.“
„Hab ich nicht! Ich schwöre!“ sagte Claudia lachend.
Sabine bog die Sohle weg und stocherte mit dem Zeigefinger dort herum, wo die Sohle noch am Stiefel hing.
„Da hast du aber nochmal Glück gehabt!“ sagte sie, zog den Finger wieder heraus und bog die Sohle noch weiter weg. „Schau, der muss vorhin beim Ausziehen kaputtgerissen sein. Das rote Gummi ist da ja nur ganz dünn. Das Loch ist so groß, das ich locker meinen Finger da reinstecken kann.“
„Na egal! Gut, dass ich auf Verdacht noch zwei Paar trockene Socken und ein Handtuch eingepackt habe“, sagte Claudia und zog ihren löchrigen Stiefel wieder an.
„Warum das denn?!“ fragte Sabine.
„Du glaubst doch nicht, dass ich fremde Stiefel barfuß anziehe“, sagte Claudia. „Und mit nassen Socken schon gar nicht. Wenn ich da nicht wieder rauskomme, dann muss ich sie auch noch bezahlen!“
„Ach so! Na ja, barfuß will ich auch nicht unbedingt in fremde Stiefel steigen“, erwiderte Sabine. „Das ist auch irgendwie eklig!“
„Dafür habe ich ja vorgesorgt!“ grinste Claudia und öffnete ihren Rucksack. „Ich hab sowieso nicht damit gerechnet, mit trockenen Füßen dort anzukommen. Ist mir schon mal passiert. Und als ich neulich mal mit nassen Socken ein Paar Gummistiefel anprobieren wollte, hat sich die Besitzerin geweigert.“
„Du denkst aber auch an alles!“ sagte Sabine. „Machst Du das eigentlich öfter mal, mit kaputten Gummistiefeln durch den Regen laufen?“
„Klar! Das macht doch Spaß! Ist doch geil, wenn es nach und nach immer schmatziger in den Stiefeln wird!“ lachte Claudia. „Du probierst es doch gerade selber nochmal aus, oder nicht?! Anscheinend hast Du wohl schon vergessen, was damals auf der Klassenfahrt war.“
„Das habe ich nicht!“ seufzte Sabine. „Ich wollte ja damals auch wieder Gummistiefel, als ich meiner Mutter neue kaufen musste. Aber meine Mutter hat sich geweigert: ‚Die machst Du ja doch nur wieder kaputt‘ sagte sie zu mir vor der Verkäuferin. Ich hab‘ mich zu Tode geschämt!“
„Na, dann besorgen wir Dir heute auf jeden Fall mal ein Paar Gummistiefel für nächstes Wochenende, würde ich sagen“, munterte Claudia Sabine auf. „Da findet sich bestimmt was!“
„Super! Na dann los jetzt, sonst haben die meisten schon wieder abgebaut, bis wir da sind!“ Sabine stand auf und stellte sich erneut in die Pfütze. Ausgelassen sprang sie hin und her, dass das Wasser nur so spritzte. Im Nu war ihre Hose nass bis unters Knie.
„Du hast Recht! Das macht immer noch Spaß!“ jubelte sie, während Claudia ihren kaputten Stiefel wieder anzog. „Hi, hi! Das kitzelt! Wenn ich den Fuß richtig belaste, kann ich es sogar steuern!“ kicherte Sabine, als sie stehen blieb und sich ihr Stiefel von der Fußsohle her langsam füllte.
Als die beiden ihren Weg fortsetzten, konnte man jetzt auch noch neben Claudias schmatzenden Stiefeln und dem Schlappen der abgelösten Sohle an Sabines Bobby jetzt auch noch ein weiteres Geräusch bei jedem Schritt hören. Aus Sabines Gummistiefel kam jetzt beim Auftreten auch noch ein lautes Furzen, da er recht eng am Fuß anlag und sich die Luft beim Laufen darin nicht so gut umverteilen konnte. Etliche Leute, denen sie begegneten, drehten sich nach ihnen um, aber Claudia und Sabine störte das nicht. Sie kicherten den ganzen Weg entlang wie zwei kleine Schulmädchen.
Eric
Beiträge: 4
Registriert: Fr 6. Jun 2014, 17:30

Re: Flohmarkt Gummis-It's hard to be a wellie at a Rock-Fest

Beitrag von Eric »

Hi Ho- ich finde diese Fortsetzungsgeschichten klasse - das ist richtig leben drin - echt gut
baier1977
Beiträge: 331
Registriert: Di 6. Sep 2011, 09:45
Wohnort: Ba-Wü

Re: Flohmarkt Gummis-It's hard to be a wellie at a Rock-Fest

Beitrag von baier1977 »

Vier
Bis sie auf dem Flohmarkt ankamen, regnete es noch ein weiteres kräftiges Mal, dann kam endlich die Sonne durch. Durch den Regen standen viele große und tiefe Pfützen auf dem ganzen Platz und die Verkäufer waren gerade dabei, die Plastikplanen von ihren Tapeziertischen herunterzuziehen.
„Schau mal!“ schubste Claudia Sabine an. „Da kommen wir ja gerade richtig! Unter den Folien zu kramen macht nicht wirklich Spaß!“
Sie beschlossen, die einzelnen Gassen systematisch abzusuchen und liefen los. Auf den asphaltierten Wegen standen überall große Pfützen und schon nach wenigen Schritten waren Claudias und Sabines Gummistiefel wieder vollgelaufen.
„BÄÄÄH!“ ekelte sich Sabine. „Hoffentlich finden wir bald was!“ Auf die Dauer wird’s doch ganz schön ungemütlich in meinen Stiefeln.“
„Ach komm! Hab Dich nicht so! Hier, guck mal! Die sehen doch nicht schlecht aus!“ sagte Claudia und steuerte auf ein Paar kniehohe, gelbe Gummistiefel beiger Sohle zu. Über der Sohle und am Schaftabschluss war ein 1cm breites, rotes Band aufgeklebt. Auf dem Schaft waren ein paar grüne und orangene Blätter großzügig verteilt aufgemalt. Das gelb war zwar schon völlig verblasst, die Sohle abgelaufen und der Glanz schon weitgehend verschwunden. Aber so sahen sie noch ganz gut aus. Sie hob sie hoch und schaute auf die Größe.
„41! Die sollten mir passen!“ sagte Claudia. „Die probiere ich mal an.“
„Schöne Stiefelchen, die wären doch was, oder?“ Sabine blickte neidisch auf die Stiefel und dachte an den See in ihren. Zu blöd, dass sie die Stiefel nicht als erstes entdeckt hatte.
„Yep, wenn der Preis stimmt! Für das Konzert würden die auf jeden Fall noch reichen“, sagte Claudia. „Darf ich die mal anprobieren?“ fragte sie eine etwa 35-jährige Frau.
„Na klar! Nur zu!“ sagte die Frau. „Hier, komm rüber! Ich hab‘ hier einen Stuhl, den kannst Du benutzen.“
Claudia quetschte sich zwischen den Tapeziertischen hindurch setzte sich und zog ihre Gummistiefel aus. Als die Frau die triefend nassen Socken sah, sagte sie: „Oh je! Da wird’s aber dringend Zeit für ein paar neue! Möchtest Du ein Paar Küchentücher, um Dir die Füße abzutrocknen?“
„Nein danke, geht schon!“ antwortete Claudia. „Ich hab schon so was geahnt und ein Handtuch mitgenommen!“ Sie trocknete sich die Füße ab, zog ein Paar der Ersatzsocken an und schlüpfte in die Gummistiefel. Dann stellte sie sich in eine große Pfütze vor dem Tisch und lief darin herum.
„Die passen wie angegossen, ich glaub‘, die nehme ich. Und dicht scheinen sie auch zu sein! Was willst Du denn dafür haben?“ fragte sie die Frau. Claudia stand immer noch in der tiefen Pfütze
„Genau das richtige Wetter heute, um die Stiefel zu testen!“ lachte die Frau. „Ach, die stehen schon so lange bei mir in der Garage rum und die Besten sind es auch nicht mehr. Gib mir 2,50 Euro und gut is! Du hast sie echt nötig, wie ich sehe!“
„Na dann: Gekauft!“ sagte Claudia und gab ihr das Geld. Ihre alten, kaputten Stiefel stopfte sie in eine Plastiktüte. „Die behalte ich gleich an. Tschüss und viel Erfolg noch!“
„Danke! Und viel Spaß mit den Stiefeln! Eine gute Idee, die gleich anzubehalten!“ grinste die Frau und winkte ihnen hinterher.
„Das ging aber schnell!“ staunte Sabine. „Echt tolle Stiefel hast Du da! Hoffentlich finde ich auch noch was. Langsam wird’s doch etwas ungemütlich.“
Sie liefen die Reihen weiter ab, doch außer verschiedenen bunten Kinderstiefeln aus Kautschuk und Kinderreitstiefeln war nichts zu entdecken. Sabine ließ schon den Mut sinken und war enttäuscht. „Ich glaube, das wird heute nichts mehr! Wer hier heute Gummistiefel verkaufen wollte, der trägt die doch lieber selber!“
„Kopf hoch, wir finden schon noch was, da bin ich sicher! Hier, schau doch mal. Die Gummireitstiefel da unten! Wären die nicht was für Dich?“ Claudia zeigte auf ein Paar alte Aigle- Reitstiefel mit grünem Futter unter einem Tapeziertisch.
„Die sind wenigstens schön hoch!“ sagte Sabine und sah auf die Größe. „40, das könnte gehen! Was willst Du denn dafür haben?“ fragte sie das Mädchen, das die Stiefel verkaufen wollte.
„15 Euro! Die sind von Aigle! Echt super Qualität! Sehen noch gut aus, obwohl die meine große Schwester die schon seit vier Jahren trägt! Willst Du sie mal anprobieren?“ fragte sie.
„Ja, klar! Unbedingt! Meine sind mir vorhin kaputtgegangen und ich brauch‘ dringend neue!“ sagte Sabine und versuchte, ihren Stiefel auszuziehen. Dieser leistete wegen der Nässe darin erbitterten Widerstand. Sie rutschte wieder ab und mit einem hässlichen Geräusch riss die beige Sohle ihres Stiefels bis nach vorne zum Zehenballen ab.
„Scheiße!“ fluchte Sabine und sah das Mädchen an. „Siehst Du, genauso hab ich mir den Stiefel heute Morgen kaputtgemacht!“ Sie hob den Fuß und sah die ganze Bescherung. Die Sohle hing weg und man konnte ein riesiges Loch sehen, wo die Sohle von der Mitte ab bis zum Zehenballen das rote Schaftmaterial mitgerissen hatte. Der Riss hatte fast schon die komplette Breite des Stiefels erreicht.
„Na, hoffentlich passen die!“ sagte Claudia grinsend. „So langsam wird‘s echt akut bei Dir! Wenn Du nochmal beim Ausziehen abrutscht, ist die ganze Sohle weg und Du läufst barfuß!“
„Ja hoffentlich!“ seufzte Sabine und unternahm einen zweiten Versuch, den Stiefel loszuwerden. Diesmal klappte es und sie zog auch den anderen aus. Sie trat die am Boden liegenden Stiefel in den Dreck, um sich ihre Söckchen nicht völlig zu versauen. „Gib mir mal die Ersatzsocken!“ forderte sie Claudia auf.
Nachdem sie die Socken angezogen hatte, schlüpfte sie in die Reitstiefel und lief ein wenig damit herum. „Ich weiß nicht, irgendwas stimmt mit denen nicht“, sagte sie stirnrunzelnd. „Die passen zwar vom Fuß her, aber sind so unbequem am Hacken.“
Sie zog einen Stiefel wieder aus und schob ihre Hand hinein. Unten an der Ferse angekommen fühlte sie, dass das Futter völlig zerfetzt war.
„Tut mir leid, aber die sind wohl doch nichts für mich. Das Futter ist hinten total zerrissen, dafür sind die mir zu teuer. Da mache ich mir ja nur meine Socken kaputt“, sagte Sabine zu dem Mädchen. „Außerdem sind mir die Schäfte zu weit.“
„Was, echt?! Das sind doch Markenreitstiefel! Ein richtiges Schnäppchen!“ sagte sie voller Überzeugung. „Na gut, meine Schwester, für die ich die Stiefel hier verkaufen soll, ist etwas stabiler gebaut, aber das sind doch tolle Stiefel, oder nicht?“
„Ja, wenn sie innen nicht schon total hinüber wären. Hier, sieh selbst!“ sagte Sabine und hielt ihr einen Stiefel vor die Nase.
Nachdem das Mädchen dies überprüft hatte, sagte sie überrascht: „Du hast Recht, aber davon hat sie mir nichts gesagt. 15 Euro will ich dafür, nicht weniger, hat sie mir gesagt. Die werde ich wohl dafür nicht los!“ seufzte sie. „Tut mir echt Leid für Dich!" Möchtest Du wenigstens etwas Klebeband als Entschädigung, mit dem Du Deinen Stiefel notdürftig reparieren kannst?“
„Oh ja! Das wäre echt nett von Dir!“ sagte Sabine und schlüpfte wieder in die roten Bobbies. „Komm, Claudia, hilf mir mal!“
Claudia nahm das durchsichtige Klebeband und wickelte es um Sabines Stiefel, aber es wollte wegen der Nässe und dem Dreck darauf nicht richtig halten. Nach ein Paar Schritten war es schon wieder abgefallen und die Sohle schlabberte weiter völlig haltlos in der Gegend herum.
Richtig laufen konnte Sabine mit dem kaputten Stiefel jetzt überhaupt nicht mehr. Die Sohle schwang bei jedem Schritt weit nach vorne und Sabine trat darauf. Plötzlich stolperte sie und wäre fast gestürzt.
„Mist! Und jetzt?!“ fragte sie verzweifelt. „So kann ich doch nicht mehr laufen!“
„Das Klebeband hält über der Ferse nicht seitlich auf dem Schaft, weil er dreckig ist!“ sagte Claudia. „Ich müsste die beiden Enden verbinden, aber da ist nun mal der Schaft im Weg. Außerdem kommst Du ja nicht mal aus dem Stiefel raus, ohne ihn noch mehr kaputtzumachen. Da hilft auch das Klebeband nicht viel, weil Du es jedes Mal beim Ausziehen wieder abreißen würdest.“
„Und was hast Du jetzt vor?“ fragte Claudia sorgenvoll.
„Da gibt’s nur eins, jetzt ist Improvisation gefragt!“ sagte Claudia, die in ihrem Rucksack kramte. „Los, zieh den Stiefel aus, aber dieses Mal bitte vorsichtig!“
Mit viel Gefühl zog Sabine das arme rote Stiefelchen wieder aus und erschrak, als sie wieder hochsah. Claudia hatte ein bereits aufgeklapptes Taschenmesser in ihrer Hand.
„Was hast Du denn damit vor? Du willst doch jetzt hier nicht etwa an meinen Stiefeln rumschneiden?!“ jammerte Sabine auf einem Bein balancierend. „Muss das denn unbedingt sein? Die haben doch schon mehr als genug Löcher. Die Sohle kann man doch bestimmt nochmal ankleben!“
„Ich habe bloß gerade keinen Kleber dabei und irgendwie musst Du ja weiterkommen.“ Claudia zwinkerte ihr zu.
„Ich hoffe, Du weißt, was Du da tust! Auf barfuß hab ich echt keinen Bock bei dem Wetter!“ seufzte Sabine.
„Was macht ihr denn da?“ fragte das Mädchen mit großen Augen, das inzwischen interessiert hinter seinem Tischhervorgekommen war.
„Wirst schon sehen!“ sagte Claudia und stach das Messer knapp über der Sohle am Romika-Logo in den Schaft. „RZZZZZ!“ Mit einem schnellen Schnitt nach vorne war auf der Außenseite des Gummistiefels ein 5cm langer Schlitz entstanden.
„Platsch!“ Sabine hatte es aufgegeben, das Gleichgewicht zu halten und machte strümpfig durch die nasse, matschige Wiese einen Schritt auf Claudia zu. Mit Panik im Gesicht hielt sie Claudias Hand fest, während das Taschenmesser noch tief in dem roten Stiefelchen steckte.
Phönixer
Beiträge: 347
Registriert: Sa 4. Sep 2010, 13:29
Wohnort: NRW

Re: Flohmarkt Gummis-It's hard to be a wellie at a Rock-Fest

Beitrag von Phönixer »

Bin mal gespannt, wie es dann auf dem Festival zugeht.
Hoffentlich sind die Mädels so schlammtauglich wie diese:

https://www.flickr.com/photos/7571374@N ... otostream/
Zuletzt geändert von Phönixer am Mo 7. Jul 2014, 09:18, insgesamt 2-mal geändert.
baier1977
Beiträge: 331
Registriert: Di 6. Sep 2011, 09:45
Wohnort: Ba-Wü

Re: Flohmarkt Gummis-It's hard to be a wellie at a Rock-Fest

Beitrag von baier1977 »

Fünf

„Wenn Du meinst, Du kannst da jetzt einen Pantoffel draus machen, dann hast Du dich aber gewaltig getäuscht!“ fuhr sie Claudia wütend an. „Da kann ich ja gleich barfuß laufen!“
„Hey! Krieg Dich wieder ein!“ sagte Claudia ruhig und schob behutsam Sabines Hand zur Seite. „Vertrau mir, ich mach das ja nicht zum ersten Mal!“
Mittlerweile stand dem Mädchen der Mund weit offen, als sie Claudia beim Schneiden zusah. Sabine balancierte währenddessen wieder mit dem bestrumpften Fuß auf ihrem anderen Stiefel und versuchte, das Gleichgewicht zu halten.
Claudia drehte den Stiefel um und machte genau gegenüber des Ersten Schnitts einen weiteren 5cm langen Schnitt in das rote Stiefelchen. Sabine war starr vor lauter Anspannung.
„Gibst Du mir das Klebeband, bitte!“ sagte Claudia zu dem Mädchen, das noch immer ungläubig auf den zerschnittenen Stiefel starrte. Sprachlos reichte sie es Claudia. Sie wickelte das Klebeband auf Höhe des Zehenballens mehrmals um den Stiefel. An den Einschnitten am Absatz steckte sie das Klebeband durch den Stiefel und wickelte es ein Paarmal herum, so dass die Sohle wieder befestigt war.
„Jetzt kapier‘ ich!“ sagte das Mädchen und lachte. „Genial! Darauf wäre ich nie gekommen!“
„Und wieder was gelernt!“ grinste Claudia und reichte ihr die Rolle. „Danke für das Klebeband und viel Erfolg heute noch!“
„Hier, Sabine! Jetzt müsste es wieder gehen!“ sagte Claudia und reichte Sabine den Stiefel. Sabine schlüpfte hinein und versuchte gleich darauf, ihn vorsichtig wieder auszuziehen, was einwandfrei klappte.
„Perfekt! Nur habe ich jetzt aber ein Paar von Deinen schönen Gummistiefeln auf dem Gewissen“, sagte Sabine und sah zerknirscht an sich herunter.
Ihr bot sich ein seltsamer Anblick: Ein rotes Gummistiefelchen sah (bis auf das Loch am Spann) ganz normal aus, während das andere ein hässlicher breiter Streifen Klebeband zierte. Bei jedem Schritt klafften auch die beiden Einschnitte hinten über der Sohle weit auf.
„Ist doch nicht so schlimm!“ lachte Claudia. „Undicht wären sie sowieso schon bald geworden. Wenn die Sohle bei den Bobbies erst mal lose ist, geht’s dann ganz schnell. Das hab ich schon öfters erlebt. Außerdem habe ich neulich auf dem Sperrmüll nochmal die gleichen entdeckt und mitgenommen. Beide haben zwar auch schon Löcher am Spann, aber die Sohlen sind wenigstens noch fest dran. Die hab ich noch bei mir daheim im Keller versteckt!“
„Wirklich!“ Sabines Gesicht hellte sich auf. „Aber deswegen lade ich Dich trotzdem noch auf einen Eisbecher ein, einverstanden?“
„Einverstanden! Ganz, wie Du willst!“ sagte Claudia und war schon wieder unterwegs, die Sachen unter den Tischen fest im Blick.
Sabines Stiefel waren wirklich ein Thema auf dem Flohmarkt. Ständig schauten ihr die Leute hinterher und steckten die Köpfe zusammen. Breites Grinsen, Lächeln und nach oben gereckte Daumen, waren dabei. Aber auch abfälliges Getuschel wie: „Mann, wie läuft denn die rum, kann die sich denn keine gescheiten Schuhe leisten?“. Sabine genoss richtig die Aufmerksamkeit, die ihr zu Teil wurde.
Sie stand gerade breitbeinig über einer Bücherkiste und wühlte in einer anderen Kiste mit Schuhen und Reitstiefeln herum, als sie ein gut aussehender, junger Mann ansprach. Allerdings konnte er nur ihren halbwegs heilen Stiefel sehen, nicht den notdürftig geflickten.
„Hallo, Du! Ich hab gerade Deine roten Gummistiefel bewundert. Würdest Du sie mir vielleicht verkaufen?“ fragte er schüchtern. „Ich mach Dir auch einen guten Preis. Sagen wir 20€?“
„20 für ein paar alte, löchrige und miefige Gummistiefel!? Das ist ja wirklich mal ein seltsames Angebot! Aber da ließe sich darüber reden! Normalerweise!“ grinste Sabine. „Bleibt nur noch die Frage, wie ich dann nach Hause kommen soll, wenn ich sie Dir jetzt und hier verkaufe?“
„Ich würde Dir hier natürlich ein Paar neue Gummistiefel kaufen, Du darfst sie Dir auch aussuchen“, sagte der junge Mann unsicher. „Solche Bobbies wie die hier suche ich schon lange. Die sind doch bestimmt Größe 39 oder 40? Also, wie sieht’s aus?“
„Normalerweise ja! Aber die hier würdest Du bestimmt nicht mehr haben wollen!“ sagte Sabine. „Die sind nämlich ein ganz klein wenig, hm…, sagen wir mal, defekt!“
„Ach, das Loch in Deinem Stiefel stört mich nicht!“ sagte er jetzt ein wenig selbstbewusster. „Das hab ich schon gesehen. Da hab ich andere Gummistiefel mit weit größeren Löchern in meiner Sammlung. In dieser Farbe habe ich sie halt noch nicht.“
„Ich rede ja auch von meinem anderen „Stiefelchen!“ Sie malte zwei imaginäre Anführungszeichen mit ihren Fingern in die Luft. „Das hast Du nämlich noch nicht gesehen!“ grinste Sabine ein wenig verlegen und kam jetzt hinter den Kisten hervor. Sie tat so, als ob sie die Stiefel ausziehen wollte und zog dabei mit der Stiefelspitze an der Sohle des anderen Stiefels. Sofort klafften die Schlitze, die Claudia hineingeschnitten hatte, weit auf.
„Was ist das denn?! So was habe ich ja noch nicht gesehen!“ sagte der junge Mann belustigt. „Was hast Du denn damit gemacht? Werden die eigentlich nur noch vom Klebeband zusammengehalten?“
„Genau, wenn das Klebeband nicht wäre, würde ich jetzt Barfuß laufen, da war schon fast die ganze Sohle ab!“ lachte Sabine, „aber eine kreative Freundin hat ihn mir repariert.“
„Die wären mir allerdings wirklich viel zu kaputt gewesen! Angezogen hätte ich die schon noch ganz gerne!“ gab er bedauernd zu. „Schade! Und jetzt suchst Du wohl neue Gummistiefel, oder?“
„Ja, ich bin wirklich verzweifelt!“ seufzte Sabine. „Bis jetzt hab ich aber noch nichts gefunden und von nassen Füssen hab ich langsam die Nase voll.“
„Vielleicht weiß ich da was für Dich!“ lächelte der junge Mann. „Ich bin übrigens Tom.“
„Sabine! Freut mich!“ lächelte Sabine verlegen. „Echt? Das wär klasse!“
„Hättest du was dagegen, wenn ich Dir bei Deiner Suche ein wenig helfen würde?“ fragte er vorsichtig. „Mit Gummistiefeln kenne ich mich aus!“
„Nein, warum nicht?“ Sabine lächelte ihn an und dachte: „Gutaussehend und sympathisch. Tolles Lächeln! Den sehe ich mir mal genauer an!“
Er war groß, schlank und hatte dunkle Haare. Und auch er trug Gummistiefel. Es waren schon ziemlich alte, dreckige und abgenutzte blaue Gummistiefel mit gelber Sohle. Bei einem seiner Stiefel fehlte die Stulpe fast ganz, da war nur noch ein schmaler gelber Streifen um den Schaftabschluss übrig. Beim anderen Stiefel war nur noch die vordere Hälfte vorhanden. Sabine konnte gerade noch ein ‚Rac… erkennen. Auch einer seiner Stiefel hatte auf dem Spann ein großes Loch.
„Sieht ganz so aus, als hättest du auch ein Paar Neue dringend nötig!“ grinste Sabine. „Vielleicht sollten wir auch für Dich noch welche suchen? Warum trägst Du eigentlich so fertige Stiefel?“
„Das sind halt meine Lieblingsstiefel, die müssen getragen werden bis zum Schluss! Du hast doch bestimmt auch ein Paar uralte, ausgelatschte Chucks oder Sneakers, mit denen ist es doch genauso, oder? Und was heißt hier fertig? Die sind doch noch bis zum Knöchel hoch dicht! Ich muss ja nicht unbedingt die tiefen Pfützen mitnehmen! Aber wenn sich was findet, warum nicht?“ lachte Tom. „Bist Du alleine hier?“
„Ich bin mit einer Freundin da“, sagte sie zu Tom, „aber die kommt auch ganz gut alleine zurecht.“
So streiften sie beide zusammen über den Markt. Nach einiger Zeit hatten sie aber noch nichts entdeckt und Sabine hatte langsam die Nase voll.
Bei Apfeltaschen und einem Kaffee kamen sie sich schließlich näher und Sabine bemerkte, dass die Chemie zwischen ihnen stimmte. Beide schauten sich tief in die Augen und Sabine traf es wie ein Blitz. Sie wollte ihn unbedingt wiedersehen, nur wusste sie nicht, wie sie das anstellen sollte.
„Oh Mann!! Echt doof, dass ich bis jetzt noch nichts gefunden habe. Spätestens nächste Woche bräuchte ich nämlich unbedingt welche!“ seufzte Sabine und bewegte ihren Fuß, wobei ihr Stiefel lustig vor sich hin schmatzte.
„Wofür brauchst Du denn unbedingt Gummistiefel?“ fragte Tom interessiert.
„Da gehe ich mit ein paar Freundinnen auf ein Festival!“
„Etwa das Southside-Festival?!“ fragte Tom nach. „Da gehe ich auch hin! Du solltest Dir wirklich ein Paar Gummistiefel kaufen! In den letzten Jahren war es eine einzige Schlammschlacht und dieses Jahr sieht es auch nicht besser mit dem Wetter aus. Vielleicht sehen wir uns ja dort!“
„Genau! Möchtest Du mir nicht Deine Telefonnummer geben?“ fragte Sabine mit einigen Hintergedanken. „Ich bin zwar mit einigen anderen Freundinnen dort, aber wenn ich mal Zeit habe, könnten wir uns dort treffen.“
„Gerne! Ich würde mich freuen!“ Er schrieb seine Telefonnummer auf eine Serviette und gab sie ihr.
„Na, dann lass uns mal weitersuchen, damit es nächste Woche keine nassen Füße gibt!“ grinste Tom und die beiden setzten ihre Suche fort.
„Wow!“ rief Tom auf einmal und fischte hinter einer Kiste, die mit Chucks gefüllt war, herum. „Guck Dir mal die an! Die sind doch toll, oder?“
Er zog ein Paar der geilsten Stiefel hervor, die Sabine je gesehen hatte. Es waren schwarze Romika-Stiefel mit einer beigen Sohle, einem ca. 6 cm hohen Absatz und einem hohen, schlanken Schaft, der ihr bis knapp unters Knie reichte.
„Wow! Die sind ja super!“ staunte Sabine und wandte sich an die Verkäuferin. „Kann ich die mal anprobieren?“
„Klar, die stehen Dir bestimmt gut!“ sagte Tom und reichte ihr die Gummistiefel. „Größe 41 müsste gehen“, sagte Sabine mit strahlenden Augen. Vorsichtig zog sie ihre kaputten Bobbies aus und ließ andächtig ihre schlanken Beine in die Stiefel gleiten. Am Knöchel waren sie ziemlich eng, aber mit ein wenig Ziehen kam sie schließlich doch in die Stiefel. Vorsichtig lief sie ein paar Schritte herum.
„Die sind ja richtig bequem! Und sogar die Hose passt noch rein! Mit dicken Socken würden sie mir noch besser passen!“ rief sie aus. „Die muss ich haben! Wie viel sollen die kosten?“
„Leider gibt es heute so etwas wie die hier nicht mehr zu kaufen!“ sagte die Verkäuferin und runzelte die Stirn. „ Hm, mal überlegen! Also gut, weil ihr so nett seid und mir Deine roten ‚Stiefel‘ so gut gefallen: 90 Euro!“
Sabine setzte sich fast auf den Hosenboden. „90 Euro! So viel!!!“
„Nun ja, das sind Sammlerstücke!“ sagte sie. „Auf EBay bringen die das mit Sicherheit locker. Eigentlich der ganze Aufwand zu groß und ich bin lieber unter Leuten, aber wenn die heute auf dem Flohmarkt nicht weg gehen, dann stell ich sie doch noch ein. Glaub mir, die sind es wert!“
Niedergeschlagen ließ Sabine die Schultern hängen. „Mag sein, aber die sind mir leider viel zu teuer!“ Traurig schlüpfte sie aus den geilen schwarzen Stiefeln und gab sie zurück.
„Na gut! 80 Euro! Das ist mein letztes Angebot“, sagte die Verkäuferin und hielt sie ihr nochmal unter die Nase.
„Nein, tut mir leid, die kann ich mir nicht leisten“, seufzte Sabine und winkte traurig ab.
„Ich finde bestimmt nichts“, jammerte Sabine und sah Tom an.
„Sag sowas nicht. Du hast doch noch nicht den ganzen Markt abgegrast. Ich bin schon gespannt, mit was für Stiefeln Du dort ankommst!“ sagte er und sah auf seine Uhr.
„Wieso bist Du gespannt?“ fragte Sabine verwundert. „Kommst Du denn jetzt nicht mehr mit zum Suchen und hilfst mir?“
„Nein! Leider muss ich jetzt los zum Bahnhof, sonst verpasse ich meinen Bus. Ich würde Dich wirklich noch gerne begleiten“, sagte er niedergeschlagen. „Aber darf ich noch ein Foto von Dir und Deinen Stiefeln machen? Bitte! Die sind echt einmalig!“
„Von mir aus darfst Du mich gerne fotografieren!“ sagte Sabine und stellte sich so in Positur, dass die Löcher gut zu sehen waren.
„Und was wird jetzt aus mir?“ fragte Sabine leicht enttäuscht. „Ich hab immer noch nasse Füße!“
„Warst Du schon da hinten?“ fragte Tom und deutete auf einen großen, blauen Kastenwagen.
„Nein, so weit sind wir heute noch nicht gekommen!“ antwortete Sabine.
„Schau doch mal da vorbei. Die Verkäuferin ist öfters da. Sie hat, glaube ich, einen Reitstall und ab und zu auch mal tolle Gummistiefel dabei, die von ihren Feriengästen einfach stehen gelassen werden. Die hier sind auch von ihr“, sagte Tom und deutete auf seine alten, blauen Stiefel.
„Danke für den Tipp! Ich werde dort auf jeden Fall vorbeischauen!“ sagte Sabine zu Tom, und nachdem er seine Fotos gemacht hatte, verabschiedeten sie sich mit einer Umarmung.
„Ich ruf Dich ganz bestimmt an!“ rief ihm Sabine nach und sah ihm mit einem Kribbeln im Bauch hinterher, bis er in der Menge verschwand. Jetzt machte sie sich auf die Suche nach Claudia. Die hatte inzwischen noch für 50 Cent ein Paar uralte, pinke Gummistiefel mit bunten Kreisen und rotem Futter gekauft.
Phönixer
Beiträge: 347
Registriert: Sa 4. Sep 2010, 13:29
Wohnort: NRW

Re: Flohmarkt Gummis-It's hard to be a wellie at a Rock-Fest

Beitrag von Phönixer »

Diese Gummistiefel hätte Sabine gerne gehabt:

http://www.rubber-boots.de/images/BestO ... 36_018.jpg

Ob Tom wohl heimlich zurückgeht und sie für Sabine kauft, um sie damit zu überraschen ?
Oder sieht sie diese ihr so gut gefallenden Gummistiefel bei einem anderen Mädel auf dem Festival wieder ?
wellieleak
Beiträge: 146
Registriert: Mo 11. Apr 2011, 15:11

Re: Flohmarkt Gummis-It's hard to be a wellie at a Rock-Fest

Beitrag von wellieleak »

So langsam wird es wirklich spannend!! Ich freue mich schon auf die Fortsetzung, ich will endlich wissen was für Stiefel sich Sabine kauft!! Ob das mit Tom was wird?
baier1977
Beiträge: 331
Registriert: Di 6. Sep 2011, 09:45
Wohnort: Ba-Wü

Re: Flohmarkt Gummis-It's hard to be a wellie at a Rock-Fest

Beitrag von baier1977 »

Sechs

„Noch ein Paar Stiefel? Warum?“ staunte Sabine. „Und ich hab‘ noch nicht mal eins!“
„Diese Art Gummistiefel halten meistens nicht lang, da kann es nicht schaden, eines in Reserve zu haben! Vor allem, wenn sie so billig waren! Nur 50 Cent!“ lachte Claudia.
„Hoffentlich hatte er recht!“ seufzte Sabine. „Sonst gehe ich wohl heute leer aus!“
Wer hat Recht?“ fragte Claudia.
„Mir hat jemand einen Tipp gegeben, wo ich noch Gummistiefel finden könnte“, sagte Sabine und deutete in eine Ecke des Marktes, wo sie beide noch nicht gewesen waren. „Der hatte echt Mitleid mit meinem Stiefel.“
„Na, dann los!“ sagte Claudia aufmunternd.
Kurze Zeit später standen sie vor dem blauen Kastenwagen, den Tom beschrieben hatte, und sahen sich um. Da standen wirklich ca. 5-6 Paar Gummistiefel unter dem Tisch.
„Hier, guck mal die, nicht unbedingt schön, aber dafür schön hoch!“ rief Claudia begeistert und zeigte Sabine ein Paar grüne Gummistiefel mit gelber Sohle und einer aufgedruckten „55“ auf der Stulpe.
„Hatte die nicht auch Dein Bruder? Das sind doch Deine Pantoffeln! Nein, die sind mir viel zu gewöhnlich! Außerdem sind die mir viel zu klein. Hier schau! Nur Größe 38! Aber schau mal, die hier!“
Sabine hielt ein Paar kniehohe, schlanke schwarze Gummistiefel mit einem 6 cm hohen Absatz in den Händen. Sie hatten einen schmalen Fuß und sahen sehr elegant und sexy aus, obwohl sie viele Schrammen und Kratzer hatten und schon ein wenig abgewetzt aussahen. Aufgeregt untersuchte sie die Stiefel auf Risse und Beschädigungen.
„Nur 5 Euro!“ flüsterte Claudia. „Warum sind die so billig? Bei Ebay geht sowas nicht unter 40-50 Euro weg.“
„Ist doch egal! Größe 40! Und die sehen auch noch megageil aus!“ sagte Sabine hocherfreut. Schon hatte sie die kaputten Bobbies ausgezogen und zwängte sich in die schwarzen Stiefel hinein. „Super! Die sind bequemer, als ich dachte! Der Schaft ist zwar ganz schön eng, aber untenrum passen sie mir gerade noch. Die nehme ich auf jeden Fall mit!“
Sie schlüpfte mit etwas Mühe wieder aus den Stiefeln, stellte sich auf die Schäfte ihrer Bobbies und holte ihren Geldbeutel heraus. „Warum sind die so billig?“ fragte sie die Verkäuferin.
„Ach, die sind doch schon so alt! Die hatte ich ziemlich oft getragen und zum Schluss nur noch zur Gartenarbeit und zum Hundeausführen an“, erklärte die Frau. „Die Stiefel sind mir einfach zu schäbig geworden und ich will sie jetzt nur schnell loswerden!“
„Na dann vielen Dank!“ Mit einem Lächeln gab sie der Verkäuferin das Geld und wollte schon wieder ihre kaputten Bobbies anziehen.
„Mann ich bin vielleicht bescheuert!“ rief sie laut. „Was mache ich denn, ich hab ja jetzt heile Gummistiefel!“
Schnell zog sie die Bobbies wieder aus. Mit einem hässlichen Geräusch riss das Klebeband und schon hing die Sohle des Stiefels wieder weg. Sabine hatte inzwischen das Klebeband durchgelaufen.
„Ha, das nenne ich aber Timing!“ lachte Claudia. „Die Stiefel kamen echt genau richtig!“
Sabine wrang ihr nasses Söckchen aus und zog es wieder an. Es war ihr beim Ausziehen der Bobbies vom Fuß gerutscht. Jetzt schlüpfte sie stolz auf ihren Fang und überglücklich in ihre ‚neuen‘ Gummistiefel. Die roten Bobbies stopfte sie in eine Tüte und dann in ihren Rucksack hinein. Auf dem ganzen Heimweg sah sie glücklich immer wieder ihre Beine hinab und dachte an nächstes Wochenende. Was wohl Tom zu diesen tollen Stiefeln sagen würde?

Zuhause wurden sie von Claudias Mutter begrüßt: „Hallo ihr zwei! Wie geht’s? Chic siehst Du aus, Sabine!“
„Muss wohl an meinen neuen Stiefeln liegen!“ grinste sie und sah an ihren langen, schlanken Beinen herab.
„Die sind echt super!“ sagte Claudias Mutter. „Solche hatte ich auch mal in Weiß und mit Keilabsatz. Leider waren meine Waden irgendwann mal zu kräftig und ich musste sie zu Stiefeletten runterschneiden. Claudia! Na endlich hast Du Dir auch mal neue Gummistiefel gekauft! Diese alten, grässlichen Dinger hast Du hoffentlich gleich entsorgt!“
„Sie durfte meine alten Stiefel nicht mal anfassen!“ grinste Claudia. „Die habe ich bis heute aufs Äußerste verteidigen müssen!“
Die beiden gingen in den Keller, wo Claudia ihre ‚alten, grässlichen Dinger‘ neben den roten Bobbies vom Sperrmüll versteckte.
„Da kann ich jetzt nur noch Schlappen draus machen, wenn überhaupt!“ seufzte Claudia. Sie holte gerade den aufgeschnittenen und mit Klebeband verzierten roten Bobby aus dem Rucksack in der Hand, als sie Sabine unterbrach.
„Würdest Du mir die Stiefelchen überlassen?“ fragte sie schüchtern. „Ich bezahl sie Dir auch.“
„Wieso, was hast Du denn damit vor?“ fragte Claudia.
„Ich habe heute auf dem Flohmarkt einen Jungen kennengelernt. Er hatte mich angesprochen, weil er mir die Bobbies abkaufen wollte“, erzählte Sabine. „War eigentlich ganz süß!“
„Echt?“ staunte Claudia. „Für die kaputten, alten Dinger kriegt man noch Geld!?“
„Sieht so aus!“ lachte Sabine. „Bis er dann gesehen hat, was Du mit einem davon gemacht hast. Zuerst konnte er nämlich nur den einigermaßen heilen Stiefel sehen!“
„Das kann ich mir vorstellen!“ grinste Claudia. „Und jetzt?“
„Na ja! Ich hab‘ mich mit Tom für nächstes Wochenende verabredet, er geht auch aufs Festival und vielleicht wird ja was draus.“
„Soso! Tom heißt er also!“ lachte Claudia wissend. „Ich glaube, ich weiß schon, was Du mit den kaputten Gummistiefeln vorhast!“
„Ich will sie erst mal behalten, als Erinnerung!“ druckste Sabine herum. „Weil die Stiefel ja der Grund waren, dass wir uns kennengelernt haben!“
„Gute Idee!“ sagte Claudia. „Hier, nimm sie! Ich schenk‘ sie Dir! Wenn die den gewünschten Effekt erzielt haben, dann sind sie sowieso unbezahlbar.“
„Danke!“ strahlte Sabine. „Du bist echt ein Schatz! Kann ich meine schwarzen Gummistiefel und die Bobbies bis nächste Woche hierlassen? Meine Mutter muss die nicht unbedingt zu Gesicht kriegen. Auf einen blöden Kommentar hab ich echt keine Lust!“
Sabine holte noch ihre neuen Chucks aus dem Keller und dann gingen sie auf Claudias Zimmer. Sie machten noch einen Liste für das nächste Wochenende, wobei ‚Gummistiefel‘ mit einem dicken roten Filzstift an allererste Stelle geschrieben wurde.
Als Sabine gegangen war, ging Claudia nochmals in den Keller. Sie wollte Sabines High-Heel-Gummistiefel unbedingt auch noch einmal anprobieren. Sie schlüpfte in die Stiefel, hatte aber einige Probleme, reinzukommen, weil sie eine Nummer zu klein für sie waren. Wenigstens waren ihre Beine schlanker als die Sabines. Sie lief ein wenig damit herum.
„Die sind echt bequemer als sie aussehen“, dachte sie. Inzwischen war es dunkel geworden und sie musste das Licht einschalten.
„Da hat Sabine einen guten Fang gemacht! Echt megascharf, die Teile, obwohl die nur noch matt sind! Wie geil würden die aussehen, wenn die noch glänzen würden!“ dachte sie, hob einen Fuß und betrachtete sie genau von allen Seiten. und runzelte die Stirn. „Die Stelle da am Spann unterhalb des Knöchels sieht aber merkwürdig aus!“
Sie bewegte ihren Fuß hin und her und als sie ihn entlastete, verschwand der Schatten auf dem Schaft gleich neben der Mittelnaht. Als sie den Fuß etwas stärker als vorher belastete, wurde die linienförmige Vertiefung deutlicher sichtbar, die sich vom Zehenknick bis hoch zum Knöchel hinzog.
Sie zog die Stiefel wieder aus, nahm den mit der merkwürdigen Vertiefung in die Hand und hielt ihn ins Licht. Entlang der Linie standen überall winzige Fasern von der Oberfläche ab und im Stiefel konnte sie an der Stelle deutlich eine Falte im Futter spüren. Wenn sie auf die Stelle drückte, gab der Stiefel dort sofort deutlich nach.
„Schau mal an, Sabine!“ dachte Claudia bedauernd. „Dein Stiefel hat aber einen richtig üblen Produktionsfehler. Der wird ja vom Knöchel bis zu den Zehen eigentlich nur noch vom Futter zusammengehalten. Na, ob das noch lange gut geht. Über das Wochenende müsste das aber noch halten, Du hast ja kleinere Füße als ich!“
Da wusste sie aber noch nicht, dass sie selbst mit dem Produktionsfehler am nächsten Wochenende noch eine Überraschung erleben sollte.
Phönixer
Beiträge: 347
Registriert: Sa 4. Sep 2010, 13:29
Wohnort: NRW

Re: Flohmarkt Gummis-It's hard to be a wellie at a Rock-Fest

Beitrag von Phönixer »

Wir warten gespannt auf die Fortsetzung !

Derweil noch ein Link zu einem Festival-Bild.

Gummistiefel und Latexhose sind überaus praktisch auf Festivals.
Der Fotograf war so begeistert, das er das Mädel durch spiegeln gleich verdoppelte.

http://blog.junegloom.de/wp-content/upl ... ammweg.jpg
Phönixer
Beiträge: 347
Registriert: Sa 4. Sep 2010, 13:29
Wohnort: NRW

Re: Flohmarkt Gummis-It's hard to be a wellie at a Rock-Fest

Beitrag von Phönixer »

Gummistiefel alleine reichen manchmal nicht aus.

http://files.newsnetz.ch/bildlegende/10 ... 70x641.jpg
baier1977
Beiträge: 331
Registriert: Di 6. Sep 2011, 09:45
Wohnort: Ba-Wü

Re: Flohmarkt Gummis-It's hard to be a wellie at a Rock-Fest

Beitrag von baier1977 »

Da waren die Stiefel wohl nicht hoch genug... :lol: :lol: :lol: :lol:
baier1977
Beiträge: 331
Registriert: Di 6. Sep 2011, 09:45
Wohnort: Ba-Wü

Re: Flohmarkt Gummis-It's hard to be a wellie at a Rock-Fest

Beitrag von baier1977 »

Sieben

Heute sollte es losgehen! Claudia wartete am Freitagmorgen mit ihrem gepackten Rucksack und dem Zelt vor dem Haus auf ihre drei Freundinnen. Fürs erste hatte sie alte, abgewetzte schwarze Chucks angezogen, die völlig abgelatscht waren und an allen möglichen Stellen Löcher hatten. Ihre Mutter meinte immer, dass die Chucks nur noch vom guten Zureden zusammen gehalten wurden. Sabines schwarze High-Heel-Gummis und ihre „neuen“ rosa Gummistiefel standen daneben. Es hatte noch die ganze Woche geregnet und für das Wochenende waren immer noch einzelne Schauer und Gewitter angekündigt. Immerhin war es schön warm.
Endlich bog ein alter VW Passat mit Conny am Steuer um die Ecke. Claudia stand auf und lief ihr freudig winkend entgegen. Conny sprang aus dem Auto und beide fielen sich in die Arme.
„Hi Conny!“ rief Claudia. „Schön, dass Du da bist! Wo sind die anderen?“
„Die müssen wir noch abholen“, sagte Conny fröhlich. „Du bist die erste! Los, schmeiß Dein Zeug in den Kofferraum!“
Claudia lief zu ihrem Gepäck, während Conny den Kofferraum aufmachte. „Du hast’s ja gut vor!“ lachte Conny. „Was willst Du denn mit zwei Paar Gummistiefeln?“
„So matschig, wie es da sein soll, da könnte ich bestimmt zwei Paar übereinander anziehen!“ scherzte Claudia. „Sandras Kommilitoninnen sind ja schon seit gestern da. Ich hab gestern mit ihr telefoniert.“
„Echt so schlimm?!“ fragte Conny entsetzt. „Na hoffentlich halten da meine alten Gummistiefel durch!“
„Hast Du die immer noch? Das sind doch noch die von der Klassenfahrt vor vier Jahren, oder?“ fragte Claudia und deutete auf ein Paar ziemlich in Mitleidenschaft gezogene rote Hunter Gummistiefel, die im Kofferraum auf Connys Tasche lagen. Beide Stiefel waren innen und außen am Zehenknick mit mehreren großen schwarzen Fahrradflicken repariert worden. Auch diverse Streifen schwarzes Klebeband waren auf Knöchelhöhe über den Schaft geklebt worden, um große Löcher und rissige Stellen zu verschließen. Beide Sohlen waren angebrochen und die Absätze waren so weit abgelaufen, dass schon die Hohlräume darin frei lagen.
„Ja, das sind meine guten alten Hunter!“ seufzte Conny. „Die haben mir seit damals in unserer Gärtnerei treu gedient. Leider bin ich nicht mehr dazu gekommen, mir neue zu kaufen. Ich konnte gerade noch meinen Vater dazu überreden, unten die Fahrradflicken draufzukleben, dass ich wenigstens nicht gleich nasse Füße bekomme“
„Du Arme!“ sagte Claudia. „Damit brauchst Du wirklich alles Glück der Welt.“
Nachdem sie alles eingeladen hatten, fuhren sie los, um noch Sabine und Sandra abzuholen. Die beiden saßen schon auf der Treppe von Sabines Elternhaus und warteten. Sandra hatte auf der Klassenfahrt noch der Clique um Meike herum angehört, sich aber bald von diesen ‚eingebildeten, blöden Modepüppchen-Zicken, bei denen es nur auf Äußerlichkeiten ankommt‘ abgewendet und hatte sich richtig gut mit Claudia, Sabine und Conny angefreundet.
Conny hupte, als sie um die Ecke bogen. Claudia sah sofort neugierig auf die Füße von Sandra und Sabine. Diese hatte ebenfalls ihre völlig fertigen, schwarzen Chucks an, während Sandras Füße bereits in alten, völlig verlatschten Aigle Gummireitstiefeln mit sehr dünnen, blanken Sohlen steckten. Claudia dachte, sie sah nicht recht. Einer von Sandras Gummireitstiefeln hatte vorne auf dem Spann einen großen Riss, der weit auseinanderklaffte! Deutlich konnte man darin das dreckige, grüne Futter erkennen. Außerdem war der Stiefel noch innen am Schaftrand 10cm weit von oben her aufgeschlitzt.
„Hi Mädels, alle vollzählig!?“ rief Sandra fröhlich und sprang auf Alle fielen sich zur Begrüßung in die Arme. „Endlich unternehmen wir wieder mal was zusammen!“ strahlte sie.
„Wir dürfen wohl wirklich das Schlimmste erwarten, wenn Du jetzt schon Deine Gummistiefel anhast, oder?“ fragte Conny mit einem Blick auf Sandras Stiefel.
„Ich hoffe doch mal, nicht sehr viel schlimmer als das hier!“ feixte Sandra und zog demonstrativ das Loch in ihrem Reitstiefel weit auseinander. „Bis hierhin sind die jedenfalls noch dicht. Und immerhin sind meine Mädels noch nicht völlig abgesoffen!“
„Na dann ist ja gut. Lasst uns einpacken und abhauen!“ rief Conny und öffnete die Heckklappe.
„Hast Du an meine Stiefel gedacht?“ fragte Sabine Claudia.
„Welche Stiefel denn!?“ fragte Claudia unschuldig.
„Oh nein! Jetzt sag bloß nicht Du hast sie vergessen!“ sagte Sabine verzweifelt. „Ich kann doch nicht nur mit Chucks dahin fahren, und meine neuen Romikas sind mir viel zu schade dafür!“
„He, komm wieder runter!“ sagte Sabine. „Ich hab doch nur Spaß gemacht! Hier sind Deine Stiefelchen!“ Sie rückte ihren Rucksack auf Seite.
„Du Biest!“ Sabine knuffte Claudia auf den Oberarm.
Nachdem alles verstaut war, ging es los Richtung Festival. Nach zwei Stunden Fahrt kamen die Mädchen an und es dauerte nochmal eine Ewigkeit, bis sie endlich ihr Auto geparkt hatten. Schon beim Aussteigen versanken die Chucks von Claudia, Sabine und Conny im Schlamm.
„Na, das fängt ja schon mal gut an!“ stöhnte Sabine und schlitterte Richtung Kofferraum. „Ich glaube, unsere Chucks können wir gleich hier im Auto lassen. Die werden wir wohl dieses Wochenende nicht brauchen!“
Also wurden erst einmal die Chucks gegen Gummistiefel getauscht und dann schleppten sie ihr Gepäck auf den Campingplatz. Vor allem Sandra hatte mit den völlig blanken Sohlen ihrer Gummireitstiefel ihre liebe Mühe, auf den Beinen zu bleiben.
Bis sie dort ankamen, waren bereits alle Gummistiefel bis weit über die Knöchel mit Schlamm verschmiert. Der Zeltplatz der Mädels lag etwas abseits des Trubels auf einer Wiese an einem Entwässerungsgraben und war einigermaßen trocken. Dort warteten schon Sandras Kommilitoninnen auf die vier. Sandra stellte die Mädchen einander vor.
Da waren also Nicci, die uralte, rot-blaue Romika-Gummistiefel trug und Caro mit ihren hohen lila Absatzgummistiefeln. Die gertenschlanke Tanja hatte alte, verschrammte blaue Elbit-Gummistiefel an, deren Schäfte viel zu weit für ihre dünnen Beine waren. In den Stiefeln sah sie aus wie der Storch im Salat. Eine Stulpe war so abgerissen, dass nur noch ein schmaler Streifen davon am Schaftende vorhanden war. Und da war noch Melanie, die etwas stärker gebaut war. Sie hatte neue blau karierte Aldi-Gummistiefel an, die sie jedoch hinten an der Schaftnaht auf knapp ein Drittel der Schaftlänge hatte aufschlitzen müssen, damit ihre strammen Waden überhaupt hineinpassten.
Nachdem sich alle vorgestellt und einander begrüßt hatten, wurden erst einmal die Zelte aufgebaut und die Sachen aufgeräumt. Sie wurden gerade noch rechtzeitig vor dem nächsten Schauer fertig.
„Geile Gummistiefel hast Du da“, sagte Caro zu Sabine. „Die würden mir auch gefallen. Wo hast Du die denn her?“
„Die hab ich günstig auf dem Flohmarkt geschossen. Ein echtes Schnäppchen!“ antwortete Sabine. „Deine find ich aber auch gut.“
„Nur, wenn Du nicht so genau hin guckst!“ sagte Caro. „Die sind auch schon ganz schön fertig! Aber jetzt zeige ich Euch erst mal, wo die Toiletten sind und wo ihr Euch waschen könnt!“
Nach einer ersten Erkundungstour, auf der sie in Erfahrung gebracht hatten, wo die sanitären Anlagen waren und dem Mittagessen wollten sie das erste Konzert besuchen. Inzwischen war es richtig warm geworden. Auf dem Weg zum Eingang wurde der Matsch immer tiefer und zäher, fast hätten einige aus der Gruppe einen Stiefel darin verloren oder wären ausgerutscht, aber das wurde alles mit viel Humor genommen.
„Wie geht’s Deinen Gummistiefeln!“ fragte Claudia Conny, nachdem sie gerade durch eine besonders tiefe Pfütze gewatet waren.
„Im Moment geht’s einigermaßen, aber tiefer darf’s nicht mehr werden!“ sagte Conny. „Ein wenig läuft am Knöchel rein, glaube ich! Es könnte aber auch Schweiß sein, da bin ich mir nicht so sicher. Auf jeden Fall dampfen meine Füße ganz schön!“
„Na hoffentlich halten die durch!“ sagte Claudia. „Ich habe zwar vorhin einen Stand gesehen, der Gummistiefel verkauft, aber die waren schweineteuer!“
„Ein bisschen Klebeband habe ich noch mit dabei!“ antwortete Conny. „Ich hoffe, ich komme damit über die Runden. Wie sieht’s bei Dir aus, Melanie?“
„Bei mir läuft’s auch bald rein, wenn es noch länger regnet, fürchte ich!“ stöhnte Melanie, deren dicke Beine inzwischen bis hinauf zum Knie mit Schlamm verspritzt waren. „Eigentlich habe ich ja nur noch Stiefeletten an!“
„Immer noch besser als Chucks!“ lachte Caro, die gerade versuchte, ihren Stiefel aus dem Schlamm zu ziehen, ohne sich dabei auf den Hintern zu setzen. „Wenn ich mir die da angucke, kann ich nur drüber lachen!“ Sie deutete auf ein paar Mädchen, die sich aus Plastiktüten und Klebeband Eigenbaugummistiefel gebastelt hatten.
„Die können einem schon fast Leidtun! Aber nur fast!“ grinste Tanja und alle lachten mit.
Alle quetschten sich durch die Einlasskontrolle auf das Festivalgelände. Nach einer kurzen Umbaupause fing endlich das Konzert an und alle tanzten ausgelassen in der warmen Sonne und sangen aus voller Kehle mit. In den Gummistiefeln wurde es feuchter und feuchter.
Nach dem Konzert liefen die Mädels wieder zu den Zelten zurück. Die Gummistiefel und die Beine der Mädels waren inzwischen über und über mit Schlammspritzern bedeckt, die Füße der Mädels waren aber noch weitgehend trocken geblieben. Nur Sandras Stiefel war ein wenig Wasser hineingelaufen, nachdem sie einmal in eine Pfütze hineingetappt war, die etwas zu tief für das Loch auf dem Spann war. Selbst Melanies Füße waren trotz ihrer angeschnittenen Schäfte noch trocken, da ihre strammen Waden wirkungsvoll jeglichen Wassereinbruch verhinderten. Nachdem sie die ersten tieferen Pfützen durchquert hatten, blieb Claudia auf einmal mit einem Stiefel im tiefen, zähen Matsch stecken. Fast hätte sie ein Schlammbad genommen, konnte sich aber gerade noch so auf den Beinen halten. Sie legte beide Hände an den Schaft und begann, daran zu ziehen, aber nichts rührte sich, ihr Stiefel wurde vom Matsch festgehalten. Sie zog ein wenig stärker am Schaft und langsam gab der Schlamm ihren Gummistiefel wieder frei.
Zentimeter für Zentimeter glitt er aus der Pampe heraus, als Claudia merkte, dass etwas nachgab. Sie spürte auf einmal, das sich der Gummistiefel von den Zehen her schnell mit Wasser füllte. Überrascht richtete sie sich auf und sofort setzte ein angenehmes Ziehen zwischen ihren Schenkeln ein. Sie blieb stehen und schloss die Augen, um es richtig zu genießen, wie sich das schlammige Wasser unter ihrer Fußsohle ausbreitete und dann schnell im Stiefel höher stieg. Sofort wurde sie feucht und am liebsten hätte sie es sich gleich hier an Ort und Stelle besorgt.
„Was ist los, Claudia?“ fragte Sabine, die stehen geblieben war. „Alles in Ordnung?“
Antworten