Phönix Claudia erlebt so einiges

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Phönixer
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Phönix Claudia erlebt so einiges

Beitrag von Phönixer »

Wir überspringen ein paar Jahre. In den 70er Jahren kamen Proteste gegen die Startbahn West auf. Auch unsere beiden Mädel, jetzt Studentinnen in Hannover und Kassel, waren der Meinung, sie sollten mal ein paar Tage mit im Camp leben und so ein Stück „mit den Füßen abstimmen“

Sie überlegten, was sie alles mitnehmen sollten. Weniger ist mehr, was wir anhaben, unbedingt wasserdichte Jacken – hängen die Lackmäntel noch im Keller – am besten ziehen wir auch unsere Gummistiefel an. Eine Gummihose wegen der Wasserwerfer, wenn die ernst machen, wäre auch gut. Die kriegen wir in der Stadt, so welche aus gelbem Gummi wie die Friesennerze. Die können wir am Wochenende kaufen, wenn wir hinfahren.

Am Samstag fuhren sie in Kampfkleidung, Gummistiefel Bluejeans ( in den Stiefeln ) und Lackmantel sowie Rucksack bei strahlendem Sonnenschein mit dem Bus in die Stadt, kauften sich dort gelbe Gummihosen die sie in den Rucksack packten und fuhren mit der Bahn nach Frankfurt. Per Daumen fuhren sie zum „Startbahn West Camp“ Dort herrschte etwas Chaos. Es wurde heftig diskutiert, die nächsten Aktionen wurden besprochen, Plakate, - „make love not wor“ war auch dabei,- wurden gemalt. Andere bauten eine Hütte. Elli und Britta hatten ein älteres, kleines Zelt dabei, das bauten sie an einer Stelle auf, wo der Boden angenehm weich war und die Zeltheringe leicht mit ihren Gummistiefeln in den Boden zu drücken waren. Wenn sie dabei abrutschten, dann gab es eine Schramme, aber das machte nichts, die Gummistiefel sahen nach 10 Jahren häufigen Gebrauchs nicht mehr gerade neu aus. Claudia hatte auch ihre Sorge vom ersten Tag mit der Besitzerin vergessen, zuviel hatte sie inzwischen schon mitmachen müssen.

Sie war innen nass geworden, als die Mädel nachts auf die Idee kamen zu baden, aber wegen der Steine am Ufer ihre Gummistiefel nicht auszogen, dreckig von außen sowiso. Anfangs wurde sie zuhause dann immer sorgfältig abgespült, ganz am Anfang sogar trocken gerieben.
Doch das war lange her. Dünnflüssiger Lehm drang bei einer Nachtwanderung ein, als Elli vom Weg abkam und in ein Schlammloch geriet, ein andermal schwarzer, stinkender Moder.
Wenn der ja später richtig entfernt worden wäre. So waren Flecken in ihrem Futter geblieben und sie roch immer etwas modrig. Und jetzt das hier.

Am Sonntagnachmittag wurde das ganze Camp gelb, alle zogen sich ihre Friesennerze an. Es gab eine Räumungsaufforderung und gewöhnlich wurden die mit Wasserwerfern bekräftigt. Die Mädel zogen sich ihre gelben Gummihosen an, die Lackmäntel darüber und setzen die Kapuzen auf. Irgendwie gerieten sie dann ganz nach vorne und wurden ordentlich eingeweicht. Auch das ganze Camp verwandelte sich in einen einzigen Morast. Bald war klar, das war berechnete Absicht der Polizei. Gegen Abend beruhigten sich die Fronten, aber alle waren nass und kaum jemand hatte Zeugs zum Wechseln dabei. Wer da wasserabweisende Kleidung hatte war gut dran. Die wurde auf links gedreht, Gummi nach innen, und so angezogen,, damit die Stoffseite trocknen konnte. Auf jedem Ast, an jeder Zeltleine hingen Jeans, Pullis, Unterwäsche, Socken. Viele liefen barfuß, ihre Sandalen hatten aufgegeben. Wer Gummistiefel anhatte, war gut dran.

In der folgenden Woche wurde es heiß, das war gut für trockene Klamotten aber in den Gummistiefeln stand förmlich die Brühe. Zum Abschneiden konnten sich die Mädel aber nicht entscheiden. Keiner wusste, was das Wochenende brachte. Nach zwei Wochen, sie hatten viel mit teils jungen Polizisten diskutiert, mit Reportern gesprochen, ein Fernsehteam, das sie vermeintlich provozierte, mit Dreck beworfen und sonst einiges erlebt, was sie später ihren Kindern erzählen konnten ( Oder besser nicht, die sollten ja nicht so werden, wie sie ) mussten sie wieder nach Hause fahren. Claudia ahnte nicht, das sie später noch einmal an diesen Ort kommen würde, wo dann die Reste des verlassenen Camps zu einem großen Müllhaufen zum Abtransport zusammengeschoben war. Viele Schuhe, Gummistiefel und Kleidungsstücke verrotteten dort langsam vor sich hin, doch davon ein andermal.

Als die Gummistiefel zu Hause ausgezogen wurden erfüllte ein unbeschreiblicher Geruch den Keller. Zwei Wochen hatten ihre Spuren, mehr innen als außen hinterlassen. Das Futter schimmerte in vielen Farben, teilweise war es nicht mehr vorhanden. Ans reinigen dachte niemand, auch Jeans und Pulli, alles was die Mädels anhatten blieb im Keller und war ein Fall für die Tonne. Es gab für sie nur noch einen Gedanken: duschen.

Spät am nächsten Morgen wurden die beiden Mädchen wach. Nach einem langen Frühstück, immerhin fast 10 Minuten ( je ein Knäckebrot mit einer Scheibe Wurst und ein Glas O-Saft ) Es war Samstag und Elli war mit Straße fegen dran. Alte Jeans an, alten Pulli dann klapperten ihre Clogs die Treppen runter. Im Keller roch es durchdringend nach den achtlos zu Boden geworfenen Kleidungsstücken von gestern. In die roten Phönix Gummistiefel war kaum reinzukommen, die Socken waren sofort reif für die Wäsche. Elli griff sich Besen, Kehrschaufel und Kehrblech und stiefelte ums Haus um davor zu kehren. Claudia freute sich.
Das war immer schön, wenn Samstags gekehrt wurde. Sie war zwar meistens am Ende sehr staubig, wurde dann aber auch abgespült, manchmal sogar mit Neutralseife, innen und außen gereinigt. Das tat immer gut, kehrte doch für Stunden etwas von dem früheren Glanz zurück.

Mehrere kleine Kehrichthaufen waren entstanden. Die Mülltonne stellte Elli daneben, öffnete den Deckel und kippte den Dreck hinein. Erst beim zweitenmal sah sie, in der Tonne waren ihre und Brittas Klamotten vom Kellerboden, auch die Gummihosen. Na warte Schwesterherz, ich hab da eine Idee. Lächelnd schüttete sie den Kehricht darauf. Schade das es so trocken ist, aber mit der Gießkanne werde ich etwas nachhelfen. Dann plünderte sie den Kühlschrank. Eine angebrochene Dose Fisch in Tomatensoße, mehrer Reste Käse, teilweise mit schon durchdringendem Geruch, Zwiebeln, einen Rest Leberwurst und einige Soßen in Flaschen nahm sie in einem Korb mit zum Müll. Sie warf einen schnellen Blick ringsum, dann zog sie sich Gummihandschuhe an und fischte die inzwischen noch mehr verdreckte, durchgeweichte Kleidung aus dem Müll. Den Käse verteilte sie so gut es sich machen ließ, die Leberwurst kam auch überall drauf, soviel Fisch war gar nicht mehr da, um ihn innen und außen zu verteilen. Zum Schluss kamen die verschiedenen Soßen noch darüber. Zwei angeschlagene rohe Eier aus der Biotonne waren der krönende Abschluss. Dann alles kräftig miteinander verreiben und wieder ab in die Tonne. Zwiebeln darüber, Salatöl und die, natürlich ausgeleerte Tüte mit den Küchenabfällen der vergangenen Tage. Den schwarzen Mülleimer stelle sie auf die rechte Seite, dort bekam er besonders viel Sonne. Abgefahren würde der Müll nach dem nächsten Wochenende. Bis dahin sollte er „reifen“.

Im Laufe der Woche roch sie immer mal wieder nach. Der Müll stank fürchterlich, dank ihrer Nachhilfe. Samstagmorgen, heute war Britta beim kehren, holte sie mit Gummihandschuhen die präparierten Sachen aus der Mülltonne und steckte ihn in den Seesack, der hinten im Keller gehangen hatte. Es war praktisch, das er innen gummiert war. So duftete es nicht mehr so stark, als sie ihn richtig verschnürt hatte und in eine Lücke neben den gelben Mülleimer quetschte. Dann brachte sie ihrer Schwester den Mülleimer vors Haus, die darüber so verwundert war, das sie den „Müllschwund“ nicht bemerkte. Willste heute Nachmittag mit, ich möchte einen Spaziergang im Wald machen. Das war unter ihnen so eine Art Code, bedeutete, auf saubere Kleidung möchte ich dabei nicht achten, im Gegenteil. Schon oft hatten sie so ihren Frust abgebaut, in Pfützen springend oder sich mit Dreck bewerfend. Ihre Mutter schüttelte dann immer den Kopf, wenn sie sah, wie ihre netten Mädels dann nach Hause kamen. Wie ihr wieder ausseht, das schickt sich doch nicht.

Es war wolkenverhangen und sah nach Regen aus, deshalb war klar das sie sich ihre Gummistiefel und Plastikmäntel anzogen. Nach einigen Minuten kamen sie zu ihrem Platz hinter den Brombeerranken. Alles war dort aufgewühlt und Wildschweine hatten eine Suhle gebaut, die halb mit Wasser gefüllt war. Elli herrschte ihre Schwester an, los, zieh dich aus, bis auf die Gummistiefel. Verwundert schaute die sie an. Zieh das hier an, auf der Haut, damit du lernst, wozu eine Gummihose da ist. Dabei hatte sie den Seesack geöffnet und seinen Inhalt ausgekippt, Sofort umfing sie der liebliche Duft des gereiften Mülls. Gehorsam zog Britta sich aus und griff mit spitzen Fingern eine Jeans. Es war Ellis, die inzwischen ebenso ausgezogen dastand. Wortlos reichte sie ihr die stinkende, teilweise verschimmelte, ölverschmierte Hose. Dann griff sie nach einer Gummihose. Später, sagte Elli. Gehorsam zog sie ihre Jeans an. Die Gummistiefel zeigten all das, womit sie auf ihrem Weg durch die Hosenbeine in Berührung gekommen waren. Es kostete Überwindung, die Pullover so wie sie waren über den Kopf zu ziehen. Als sie sich nun betrachteten, mussten sie lachen. So dreckig waren sie noch nie, Von den Fußspitzen bis zu den Haaren dreckig, in stinkende Müllsachen gekleidet, das war so abartig das es sie schon wieder begeisterte.

Noch die gelben Gummihosen übergezogen, dann die Lackmäntel. Du, das geht aber nicht, die sind ja sauber. Och, dank der Wildschweine können wir das doch ändern. Sie stiegen in die Suhle und wateten darin herum. Der weiche Schlamm am Boden vermischte sich mit dem Wasser und bald war alles ein Schlamm. Ein prüfender Blick nach oben,. Für Reinigung würde spätestens in einer Stunde durch kräftigen Regen gesorgt sein. Also setzten sie sich. Legten sich auf den Rücken. Drehten sich auf den Bauch und wieder auf den Rücken. Ihre Haare verloren die ursprüngliche Farbe und wurden grau vom Schlamm. In Strähnen hingen sie herab. Plötzlich warf Elli ihren Kopf nach hinten, bis über beide Ohren in den Schlamm eintauchend, drehte sich auf den Bauch und drückte ihr Gesicht in die nach Schwein duftende Brühe. Britta machte es ihr nach. Ganz vorsichtig öffneten sie die Augen. Hören konnten sie fast nichts durch den Schlamm in ihren Ohren. Sie standen auf und kletterten aus der Wildschweinkuhle. Ihre Lackmäntel hatten sie offen gelassen, denn schon früher hatten sie gemerkt, der Reißverschluss klemmt, wenn er voll Dreck war. Um die Gummihosen ausziehen zu können mussten deren Träger durchgeschnitten werden. Die hätten ganz bleiben können wenn die Mäntel ausgezogen worden wären, aber es war ja klar, von diesen Klamotten würden keine mehr aufbewahrt und so machten sie sich die Freude mit dem durchschneiden. Dann kam der Gummihosentest. Jede packte ein Hosenbein und zog daran. Die Gummihose dehnte sich ein wenig, dann wurde die Naht im Schritt immer breiter und schließlich riss sie auseinander. Die andere riss sofort auf.

Es fing an zu regnen, deshalb rissen sie sich gegenseitig die Pullis vom Körper. Das ging bei den Jeans nicht, die waren zu fest, deshalb zogen sie die aus. Auseinanderreisen ging auch nicht, die Nähte hielten, obwohl alles seit Tagen durchweicht war. Mit dem Messer einen kleinen Anfang machen half und bei einiger Anstrengung konnten sie die Naht wenigstens 20 cm aufreisen. Es war warm gewesen und so zog das Gewitter schnell auf, der Regen goss in Strömen. Schnell waren Haare, Gesichter und Körper einigermaßen gesäubert. Es war angenehm, in die trockene Kleidung zu schlüpfen. Die Lackmäntel übergezogen, die Müllklamotten wieder in den Seesack gesteckt und dann machten sie sich auf den Weg nach Hause. Was machen wir mit dem Müll ? Wieder in die Tonne und wenn wir dann am Montag das Müllauto hören, wie es den Inhalt unserer Tonne frisst, dann können wir noch mal an heute Nachmittag denken.
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