Wie wir Tante Elviras Erben etwas helfen konnten

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Phönixer
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Wie wir Tante Elviras Erben etwas helfen konnten

Beitrag von Phönixer »

Tante Elvira von nebenan war gestorben. Nach dem Tod ihres Mannes hatte sie das kleine Schuhgeschäft im Dorf weitergeführt, so gut es ging. Manchmal gab es Ärger mit Lieferanten, weil sie das Bestellformular nicht richtig ausgefüllt hatte. Es konnte schon vorkommen, das der Preis bei Menge eingetragen war und dann kamen 18 Paar Sandalen in 41. Die würden erst in 100 Jahren verkauft sein.

Tante Elvira war immer für jeden da und half, wo sie konnte. Sei es, etwas größere oder kleinere Größen mussten beschafft werden oder wenn es bei einer Familie mal knapp war, dann gab es einen Sonderpreis. Und nun war sie tot. Sie wird uns fehlen im Dorf.

Die Erben wollten das Geschäft nicht weiterführen und verramschten innerhalb einer Woche was sich verkaufen lies. Der Keller wurde deshalb kaum leerer, besonders weil jetzt die Lieferungen aus den falschen Bestellungen unübersehbar wurden. Es gab fast 40 Paar rote Damengummistiefel in 42, sauber hinter anderen Damenschuhen versteckt. Ein Keller war ganz modrig und feucht, da war vor Jahren mal ein Wasserrohrbruch vorm Haus gewesen, Tante Elvira hatte einfach die Tür zu gemacht.

Und nun sollte alles möglichst schnell weg. Bei den heutigen Müllgebühren ganz schön teuer. Man sollte eine Feuerwehrübung machen. Oder wenigstens alles verbrennen, was im Haus ist. Wir können ja ein Sonnenwendfeuer machen und obenauf eine Strohpuppe setzen. Wenn wir der Gummistiefel anziehen ist schon ein Paar weniger, war einer der Vorschläge. Aber zumindest die Kartons könnten dann verbrannt werden und wenn mal ein Paar Schuhe darin blieben würde das sicher auch nicht auffallen. Also bauten wir zeitig einen großen Haufen aus zu verbrennenden Ästen, Brettern ( es durften nur solche ohne Farbe sein, Auflage vom Ordnungsamt ) und eben den Kartons auf, wobei die im innersten des Haufens nicht leer waren. Die Dorfjugend hatte ihren Spaß daran, und die Vorfreude war groß. Kannste Gummistiefel nicht verkaufen dann steck sie mitten in den Scheiterhaufen oder warn die Schuhe mal im Feuer werden sie nicht mehr so teuer. Bei der Entsorgung. Natürlich wurde eine Feuerwache gestellt. Die wachte sorgfältig darauf, das sich kein Fremder dem Scheiterhaufen näherte. Dem Beamten vom Ordnungsamt wurden mehrere leere Schuhkartons gezeigt, an der dafür vorgesehenen Stelle und da die Bretter wirklich ohne Farbe waren war er zufrieden.

Zum Schluss wurde die Puppe hergerichtet. Eine Jeans bekam in jedes Bein einen Ast und wurde dann mit Heu ausgestopft. Die Beine stopften wir in rote Gummistiefel. Ein Anorak wurde mit Drahtschlaufen durchstochen, die an den Jeans befestigt wurden. Anorak und Jeans litten sehr unter dieser Behandlung aber das machte ja nichts, nach dieser Nacht würden sie sowiso Asche von gestern sein. Auch der Anorak wurde mit Heu ausgestopft. Irgendwie sah das aber unförmig aus. Ein Junge rannte fort und kam ganz außer Atem mit einem rosa Schnürmieder zurück. Von Oma, brauch sie sowiso nicht mehr. Über dem Anorak ordentlich festgeschnürt machte die Puppe schon eine etwas bessere Figur. Als Kopf diente ein angemalter Ball und eine Perücke mit zotteligen, langen Haaren tat viel zum besseren Aussehen. Ein Mädchen brachte ihren roten PVC Mantel aus Kindertagen. Mit etwas Mühe bekamen wir dessen Reißverschluss über Anorak und Mieder zu.

Jetzt machte unsere Puppe aber eine glänzende Figur, die neuen, glänzenden, roten Gummistiefel, die Blue Jeans, darüber der rote PVC Lackmantel aus dessen Ärmeln gelbe Gummihandschuhe hervorsahen und unter der blonden Perücke fiel der angemalte Gummiball kaum mehr auf. Mit Hilfe von zwei Leitern wurde sie an der Spitze des Scheiterhaufens gestellt. Damit sie stehen blieb mussten wir einen Gummistiefel innen einschneiden und eine Stange in ein Hosenbein stecken, dessen anderes Ende weit in den Scheiterhaufen gerammt wurde.

Der Abend kam und bei Anbruch der Dunkelheit wurde der Scheiterhaufen in Brand gesteckt.
Ich dachte an die vielen Schuhe im Inneren, Sandalen, Halbschuhe, Turnschuhe und leider auch Gummistiefel. Um die tat es mir eigendlich leid, aber als die angekarrt wurden konnte ich die ja kaum wieder rausnehmen. Deshalb hatte ich vergangene Nacht Wache geschoben und als die beiden anderen mal eingenickt waren, einige herausgeholt und unter der Brücke am Bachrand versteckt. Weil es dunkel war konnte ich natürlich nicht sehen, ob sie in Größe Farbe und rechts / links zu einem Paar wurden. Und eine Taschenlampe wollte ich lieber nicht benutzen.

Langsam griffen die Flammen um sich. Grüne Tannenzweige prasselten im Feuer und stoben in einem Funkenregen aufwärts. Immer höher wurden die Flammen. Es fing an, gewaltig nach verbranntem Gummi zu stinken. Das sind die Gummistiefel. Quatsch, die brennen ja noch gar nicht. Nicht jeder wusste alles, wir hatten dicht gehalten. In der Glut meinte ich den einen oder anderen Gummistiefel oder Schuh brennen zu sehen, aber das war bestimmt Einbildung, die waren zu weit drinnen.

Die Flammen hatten unsere Puppe erreicht. Unter lautem Göhlen der Zuschauer fing der rechte Gummistiefel Feuer, dann der linke. Die Schäfte verfärbten sich teilweise schwarz vom Ruß und die hellen Gummisohlen waren bald nicht mehr hell. Die Jeans brannte am Oberschenkel und das Feuer griff auf den Plastikmantel über. Bald brannte die Perücke. Als der Gummiball, durch die Hitze bis zum Bersten aufgebläht, unter lautem Knall platzte gab es erneut ein heftiges Hallo der Zuschauer. Ebenso, als ein Knaller explodierte und den rechten Gummistiefel aufplatzen ließ. Ein Scherzbold hatte in jeden Gummistiefel einen Kracher gesteckt. War ganz schön schwer für mich gewesen, jetzt noch Kracher aufzutreiben. Etwas später ging auch der im linken Stiefel los und riss ihn in Fetzen. Die Stroh- oder besser Heupuppe war verbrannt, das Feuer sank langsam in sich zusammen und die Nacht senkte sich hernieder.

Was aus den sichergestellten Gummistiefeln am Bach unter der Brücke wurde und aus den Schuhen und Stiefeln, die noch im Keller des Schuhgeschäfts verblieben waren könnt ihr später mal erfahren, wenn es euch interessiert.
wellieleak
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Registriert: Mo 11. Apr 2011, 15:11

Re: Wie wir Tante Elviras Erben etwas helfen konnten

Beitrag von wellieleak »

Dann erzähl doch mal wie es weiter ging!!
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