Anna

[Lisa]

Hi AnnasMama,

keine guten Aussichten für die Latzhose.

Ich ahne es schon.

Geile Grüße Lisa

[AnnasMama]

Trotz der vielen Anziehsachen auf dem Flohmarkt hatten wir nichts für Anna gefunden. Vielleicht hatte sie auch einfach nur Bammel um ihre Latzhose, oder sie traute sich nicht, sich an Ort und Stelle umzuziehen. Aber auf der anderen Seite war wirklich nichts dabei, was uns beiden gefallen hätte. Und die zwei, drei Sachen, die uns gefallen haben, waren viel zu klein, dass Anna gar nicht erst reinpasste. Abends zu Hause zog sie sich aus und ging duschen. Sie drücke mir Hose und Pulli in die Hand, schaute mich dabei mit großen, traurigen Kulleraugen an und sagte: „Versuch mal Dein bestes, Mama. Ich weiß, Du kriegst die schon wieder sauber!“ Ich nickte, faltete beide Sachen grob zusammen und legte sie auf den Fliesenboden in der Diele.

Montags drauf war Elternsprechtag an Annas Schule. Ich musste zu ihrer Klassenlehrerin, die hatte extra um ein Gespräch gebeten, genauso wie Annas Mathelehrer und die Sportlehrerin. Anna hatte an dem Tag schulfrei und weigerte sich hartnäckig mitzukommen, als ob sie irgendwas ahnte. War aber auch eigentlich nicht üblich, dass die Kids mitkamen – an solchen Tagen spricht man auch gerne mal unter vier Augen mit dem Lehrkörper. Annas dreckige Latzjeans und den total eingesauten Adidas-Pulli nimm ich später mit runter in den Keller. Nachher, wenn ich vom Elternsprechtag zurückkomme, werde ich beides mit in die Waschmaschine stopfen, zusammen mit ein paar anderen Jeans und Pullis, die auf die Reinigung warteten. Anna war schon früh morgens aufgestanden, und hatte sich mit ihren Freundinnen und mit Marie auf dem Spielplatz verabredet.

Gegen Vormittag war ich zuerst bei Annas Mathelehrer, den sie schon im letzten Jahr hatte. „Annas Leistungen in letzter Zeit waren ja nicht so besonders – die letzte Klassenarbeit ‘ne glatte fünf. Mitarbeit im Unterricht ist auch nicht so besonders. Ich weiß nicht, wie sie in den anderen Fächern steht, aber nicht dass irgendwann mal die Versetzung knapp wird.“ „Hmmm“, guckte ich erstaunt. „Die fünf hatte Anna mir noch gar nicht gezeigt, wo sie mir doch im letzten Jahr offen ihre Misserfolge gebeichtet hatte.“ „Am besten sprechen Sie nochmal mit Annas Klassenlehrerin – die weiß auch, wie sie in den anderen Fächern steht!“ „Ja, danke“ sagte ich und machte mich enttäuscht wieder auf. Warum hat mir Anna denn nichts gesagt? Das gibt Ärger, wenn ich wieder zu Hause bin.

Bei der Klassenlehrerin von Anna gab’s ‘ne lange Warteschlange. Ich setzte mich neben eine Mutter, die ich vom letzten Elternabend her kannte. Sie sprach mich an „Sind Sie nicht die Mama von Anna?“ „Ja“ sagte ich. „Meine Tochter erzählt mir immer viel von Anna. Vor allem, von den Klamotten, die Anna anzieht.“ „Aha, interessant. Was ist denn da so erwähnenswert drann?“ „Stimmt das, dass Anna Lederhosen zur Schule anzieht? Das kann ich ja garnicht glauben – aber meine Tochter findet die total cool und geht mir auf die Nerven, weil sie auch eine haben möchte!“ „Angezogen hat“ korrigierte ich. „Die hab‘ ich letztens weggeschmissen – die war Anna nun doch zu klein.“ „Na Gott sei dank, so schickt man doch nicht sein Kind zur Schule, und dann in dem Alter...“

Endlich war ich bei Annas Klassenlehrerin drann. „Schulisch in englisch und deutsch soweit ganz ok, Anna ist keine große Leuchte aber immerhin im knappen Dreierbereich. Die letzte Englischarbeit hätte besser sein können, viele dumme Flüchtigkeitsfehler.“ Typisch Anna, dachte ich und war beruhigt, dass es nicht schlimmer kam. „Aber über eines müssen noch kurz reden: In was für Klamotten lassen Sie denn Anna zur Schule?“ „Was meinen Sie?“ wollte ich wissen und war etwas grummelig, jetzt auch noch von Annas Klassenlehrerin darauf angesprochen zu werden. „Naja, die Lederhose die Anna letztens an hatte, geht ja gar nicht mehr. Die war ja so was von eng, dass ich jeden Augenblick dachte, die platzt gleich. Und der fleckige Kapuzennicki ist ja auch nicht mehr wirklich was für die Schule. Haben Sie ihr das so hingelegt?“ „Nein, Anna hat nochmal drauf bestanden, beides zur Schule anziehen zu dürfen. Und als sie am nächsten Tag was anderes zur Schule angezogen hatte, hab‘ ich auch beides kurzerhand weggeschmissen.“ „Dann ist ja ok, wenn die weg ist, ich hatte schon befürchtet, Anna müsste die jetzt zum Herbst hin wieder öfter anziehen. Anna zieht wohl viel altes und gebrauchtes Zeug an, oder?“ „Ja“ sagte ich. „Das meiste bekommt sie von ihrer Freundin geschenkt, so wie die Latzjeans letzens. Solange sie will, lass ich sie so rumlaufen. Gefallen tut mir das auch nicht.“ „Mir auch nicht,“ sagte Annas Klassenlehrerin. „Wenigstens lässt Anna im Unterricht den Latz oben und läuft nicht so schlampig rum, wie die anderen Mädels, die den Latz runterbaumeln lassen!“ Immerhin, dachte ich. Anna hört auf mich. Hatte ich sie doch gewarnt. Braves Mädchen.

Auch bei der Sportleherin musste ich warten. Eine der Mütter, die ich vom sehen her kannte, sprach mich an: „Sagen Sie mal, sie sind doch die Mutter von Anna. Was machen Sie eigentlich mit den Klamotten, die Anna zu klein sind oder nicht mehr passen?“ „Das meiste geht ein-, zweimal im Jahr in die Altkleidersammlung, was nichts mehr taugt, wie ihre Lederjeans oder der Kapuzennicki kommt auch schon mal direkt in den Müll. Wieso fragen Sie?“ „Ne Freundin von mir arbeitet hier im Ort bei ‘ner Firma für Textilrecycling, die auch die Container hier an der Schule stehen haben. Erkennt man sofort an der großen schwarzen Schrift auf gelben Grund. Die meinte, ich solle heute am Elternsprechtag mal ‘nen bisschen Reklame machen. Die suchen nämlich insbesondere Kinderkleidung!“

„Interessant“ sagte ich. „Ich werf nix in die Container, Annas Sachen bekommt die Kirchengemeinde, da brauch ich den Sack nur vor die Tür zu stellen, dann holen die den sogar ab.“ „Und was meinen Sie, wo die Sachen dann hingehen?“ „Mir egal, Hauptsache, die schauen da nochmal durch und tragbares wird für arme Kinder in Afrika oder Osteuropa aussortiert. Von Anna wird wohl nichts tragbares mehr dabei sein. Hier bei uns zieht die Klamotten doch eh kein Kind mehr an – alle viel zu verwöhnt. Die Containersachen hingegen werden doch garnicht mehr durchgeschaut und sofort geschreddert, hab‘ ich mal gehört.“ „Stimmt doch garnicht. Deshalb meinte meine Freundin auch ich solle mal etwas Reklame machen. Die sortieren auch da sehr wohl noch aus. Und Kinderkleidung können die immer gut gebrauchen, nur was total kaputt oder verschmutzt ist, geht bei denen durch den Reißwolf. Manchmal, wenn Not am Mann ist, helfe ich meiner Freundin da stundenweise mit aus. Wir Mütter haben doch immer noch das beste Auge dafür, was man noch anziehen kann und was nicht. Wenn Sie nächsten Mal was abgeben, werfen Sie die Sachen ruhig in unseren Container...“

Also doch, auch Reißwolf, dachte ich genervt als ich endlich bei der Sportlehrerin drann war. Soweit kommt das auch noch, dass ‘ne Freundin und die Mutter von Annas Klassenkameradin sich durch unsere Lumpen wühlt. Vielleicht waren die ja auch nur scharf auf Annas Lederjeans, wer weiß. Dann lieber weit weg mit den Plörren. Annas Sportlehrerin begrüßte mich mit einem „Hallo! Im Sport steht Anna so zwischen eins und zwei und Leichtathletik macht ihr besonders viel Spaß. 100m in unter 14 Sekunden ist ‘ne gute Leistung für ihr Alter. Nur...“ „Was denn?“ fragte ich. „...wer legt den Annas Sportzeugs raus?“ wollte ihre Lehrerin wissen. „Na, Anna hat zwei glänzende Adidas Sportshorts, einen im blau und einen in rot, aber die sehe ich nur, wenn sie die mir zum Waschen gibt. Was ist denn damit?“ „Na, die sind beide sehr, sehr eng. Ich weiß nicht, aber sie sollten Anna mal darin sehen. Ich denke, die sind beide mindestens eine Nummer zu klein. Sie sollten ihr mal ein paar neue gönnen...“

[Jan66]

Hallo Leute,

also das ist ja der Hammer: Gleich von mehreren Lehrern angesprochen zu werden. Das ist für eine Schule unprofessionell, denn bei solch Problemen hat eigentlich nur der Klassenlehrer Vorspracherecht bei den Eltern nach einer Rundsprache mit den anderen Lehrern. Das dies gleich von mehreren angesprochen wird, ist schon sehr hart; - und peinlich.

Mal abgesehen von den Noten, freue auch ich mich, dass Anna immerhin sich an die Vereinbarung mit ihrer Mutter wg. der Latzhose gehalten hat. Damit ist es nicht nur ein "braves Kind", sondern noch viel wichtiger: Ihr Wort gilt etwas Eine eigentlich unwichtige Sache, aber auch eine Sache des Prinzips.

"pacta sunt servanda" Die "Kleine" hat meinen Respekt.

Für die Latzhose sieht es übel aus, aber ich denke, mit einer vernünftigen Diskussion kein unlösbares Problem!

Gruß Jan66

[Lisa]

Hi Leute,

die Orangenen Engel sind doch keine bösen Leute. Die machen doch im wahrsten Sinne des Worte die "Drecksarbeit", die Anna nie fertig bringen könnte, selbst wenn sie wüsste, dass es Zeit ist.

Ihre alten Lieblinge werden von denen in den Latzhosenhimmel gebracht.

Geile Grüße Lisa

[AnnasMama]

@Jan: Bin doch "nur" von zwei Lehrern angesprochen worden, von daher: nicht schlimm. Und beide haben ja durchaus recht. Die Lederjeans hätte sie wirklich nicht mehr zur Schule anziehen dürfen. Und ich sollte Annas Sportshorts auch mal kontrollieren. Aber von anderen Mamis aus Annas Klasse auf ihre Klamotten angesprochen zu werden, fand ich schon heftig. Dass sich Anna bislang an unsere Abmachung gehalten ist doch prima, oder Sie kennt mich halt...

@Lisa: Mal sehen, ob und wann die "orangenen Engel" Annas Latzjeans in den Himmel befördern dürfen. Oder ob sie bei nächsten Altkleidersammlung erst mit anderen süßen Kinderjeans zu Ballen verpresst und anschließend im Reißwolf in Einzelteile zerschreddert wird.

Vielleicht wird sie ja auch nach der Wäsche wieder einigermäßen sauber, so dass Anna sie wenigstens noch ein paar Tage anziehen kann...

[Umweltrettung]

Bin auch echt gespannt, was aus ihren Turnschuhen wird und die Latzjeans

[AnnasMama]

Nachmittags kam ich wütend und sauer vom Elternsprechtag nach Hause. In der Diele grinste mich Annas dreckige Latzjeans und der Adidas Pulli förmlich an. „Ihr bleibt da jetzt erst mal liegen – soweit kommt das noch, dass ich jetzt extra für Anna in den Keller renn‘ und die Waschmaschine anschmeiße.“ dachte ich und ging in die Küche. Warum hatte Anna mit bloß die fünf in Mathe verschwiegen? Vielleicht hatte ich beim letzten Mal doch mit zu viel Ärger gedroht, falls es passierte. War ich also selber schuld, dass sie nichts erzählt hatte?

Und dann war da noch die Geschichte mit Annas Sportzeugs. Da werde ich gleich Anna bitten, die Glanzhosen mal anzuprobieren. Ich nahm beide Hosen schon mal prüfend aus dem Schrank und legte sie auf Annas Bett. Sie waren beide schon was älter, ich weiß nicht mehr, ob sie die auch von Marie mitgebracht hatte oder wo sie her waren, neu gekauft hatte ich sie ihr jedenfalls nicht. Beide machten auch schon eine ziemlich abgetragenen und verbrauchten Eindruck. Der Gummizug war schon mehr als ausgeleiert, das Größenschildchen so verwaschen, dass ich kaum noch die Größe erkennen konnte. Das Adidas Zeichen auf der roten Glanzhose war etwas abgenutzter als auf der blauen, aber beide – so entschied ich – sind nichts mehr zum Weiterverschenken.

Also wird Anna sie direkt in den Keller in den Altkleidersack werfen dürfen, sofern die Sportlehrerin Recht haben sollte, dass sie zu klein sind. Bei der Gelegenheit könnte sie die Latzjeans und den Pulli eigentlich direkt mit in den Sack werfen – so sauer war ich. Aber auf der anderen Seite gefiel mir Anna in dem abgeliebten Teil, so dass es fast schade wäre, wenn ich sie nicht mehr darin zu sehen bekäme. Und ‘ne neue Latzjeans für Anna zu kaufen würde sich wahrscheinlich nicht mehr lohnen. Sie ist jetzt in einem Alter, wo sie total wählerisch ist was Klamotten angeht – und wo Latzjeans längst nicht mehr gleich Latzjeans ist. Genauso wie mit ihrer Kunstlederjeans: Das olle Ding total geliebt, auch wenn sie vermackt und zu eng war, aber noch mal ‘ne neue: „Nö, will ich nicht mehr…“

Wenn sich noch mal was ergeben sollte, dann vielleicht – aber dann muss ich auch damit rechnen, dass Annas sie nicht anziehen mag. In der Beziehung ist sie wirklich total komisch. Da müsste ich schon das Glück haben, exakt dieselbe Marke und denselben Schnitt wieder zu bekommen, dann würde Anna sie vielleicht doch noch anziehen, aber sobald auch nur eine Kleinigkeit anders ist, zickt sie.

Gegen Abend kam Anna vom Spielplatz heim, sah ihre Latzjeans und den Adidas Pulli noch dreckig in der Diele liegen, guckte etwas dumm aus der Wäsche, sagte aber nichts. Ich schaute Anna etwas böse an und sagte mit durchaus gehobener Stimme: „Du sag mal, was ist denn mit Mathe? Hast Du da nicht was vergessen?“ „Nö, was denn?“ Oh, Gott – dachte ich. Jetzt will sie nicht auch noch frech werden. „Die fünf in der letzten Klassenarbeit! Warum sagst Du denn nichts?“ „Damit Du mir eine scheuerst, Mama – so wie Du es mir angedroht hast? Wollte Dich halt beim nächsten Mal überraschen, wenn’s ‘ne bessere Note gibt…“ Um ein Haar hätte ich ihr tatsächlich eine runtergehauen, aber ich konnte mich so gerade noch beherrschen. Schließlich kannte ich das Gefühl Mamas Hand im Gesicht zu spüren nur allzu gut und hatte mir immer vorgenommen, dass Anna anders aufwachsen darf als ich. „Na gut, dann zur Strafe eine Woche Stubenarrest – wage Dir ja nicht, ungefragt nach draußen zu gehen!“

Anna ging traurig in ihr Zimmer. „Wieso liegen denn meine Adidas Shorts auf dem Bett?“ „Zieh die mal an, Deine Sportlehrerin meinte, die wären Dir viel zu eng…“

[Umweltrettung]

Ich bin echt gespannt, was mit den Addidas Shorts passiert. Vielleicht muss Anna ja was mit denen machen? (Zerschneiden, Zerreißen oder ähnliches)
Und der Gedanke, dass die Latzjeans vielleicht gleich mit weg muss, den find ich einfach atemberaubend

[AnnasMama]

Anna guckte mich völlig verstört und verängstigt an und protestierte: „Nein, jetzt nicht. Hab‘ keinen Bock die Dinger jetzt anzuprobieren!“ „Na gut,“ sagte ich „musst Du ja auch nicht. Nur dann nimmst Du die gleich mit in den Keller und steckst sie in den Altkleidersack! Und bei der Gelegenheit kannst Du die Latzjeans und den Adidas-Pulli gleich mitnehmen!“ „Auch für in den Sack?“ fragte Anna und sah mich traurig an. „Die wolltest Du doch noch mal waschen!“ „Na, wenn Deine Shorts nicht mal mehr anprobieren magst, was soll ich denn dann denken? Dann werden sie Dir wohl doch zu eng sein und dann können sie auch mit weg. Und wenn Du wieder zickig bist, meinst Du, dann hab‘ ich noch Bock mich um Deine dreckige Latzjeans zu kümmern, die eh beim nächsten Mal mit in der Altkleidersammlung landet? Meinst Du, dann wasch‘ ich die nochmal extra für Dich?“

Sie war den Tränen nahe und schaute mich an. „Muss ich die wirklich jetzt extra anprobieren? Die sind doch wirklich schon…“ „Schon was? Zu eng, Anna?“ „Knapp – wenn ich ehrlich bin. Aber sie passen noch! Ehrlich – was meine Sportlehrerin wieder hat, nur weil die Jungs in der Klasse mich beim Sport total süß finden!“ „Also doch, dann kommen sie eben ohne dass Du sie anprobiert hast mit weg – mir doch egal, hast ja schließlich auch noch welche, die Dir mit Sicherheit noch passen. Und wenn Du sie nicht runterbringen magst, dann nimm ich die gleich mit runter, aber glaube ja nicht, dass Du dann Deine Latzjeans nochmal wieder siehst! Wenn Du zickst, dann zicke ich auch mal, bätsch!“ sagte ich und schnappte mir die beiden Shorts.

„Mama, Mama, nein, nein – bitte, bitte nicht! Nein!“ winselte Anna und Tränen liefen ihr die Wange herunter. Schwups hatte sie ihre Hose ausgezogen und sagte flehend „Komm, Mama – bitte gib‘ die Shorts her, ich probier‘ sie ja nochmal an!“ „Nö, zu spät“ sagte ich und ging grinsend in die Diele wo ich die Latzjeans und den Adidas Pulli aufhob und zur Tür ging. „Nein Mama, bitte, bitte nicht, Mama!“ schluchzte Anna und rannte hinter mir her. „Du hast mir versprochen die Latzjeans noch mal zu waschen, also bitte nicht jetzt schon wegwerfen! Komm, ich zieh auch die beiden Adidas Shorts an!“

Jetzt wurde ich doch neugierig und wollte sehen, wie ihr die alten Adidas Glanzshorts noch passten. Ihre Lehrerin kann mir ja viel erzählen. Sie schlüpfte zunächst in den roten und zog die Hose hoch. „Knackig eng – würd‘ ich mal sagen! Sehr grenzwertig! Den blauen brauchst Du garnicht erst probieren, der hat doch die gleiche Größe, oder?“ Anna schaute auf das Etikett und versuchte die Größe zu entziffern. „Gib her, die probier ich auch noch!“ und zog die rote aus und die blaue an!“ „Dachte ich es mir, auch so eng! Naja, sind ja eh nur noch ein paar Wochen bis zur nächsten Altkleidersammlung, wenn Du magst, kannst Du die von mir aus noch solange anziehen. Aber spätestens dann sind die auch mit weg!“

„Danke, Mama!“ sagte Anna erleichtert und sah mich etwas verlegen an. „Aber was wird denn jetzt aus meiner Latzjeans?“

[Umweltrettung]

wird ja echt knapp um ihre Latzjeans
bin gespannt, ob die Latzjeans nochmal eine Chance kriegt oder jetzt ihr Ende findet

[AnnasMama]

Ist das eine mit Innenfutter und Schlitz im "Mittelstrefen" Annas sind noch ohne Innenfutter und mit durchgehendem "Mittelstreifen" - müssten also nich Kindergröße sein...

[AnnasMama]

“Und vor allem: Wann ist eigentlich die nächste Altkleidersammlung?” „Willst Du das wirklich wissen, Anna?“ entgegnete ich. „Ja, komm sag schon!“ „Der Zettel liegt auf dem Küchentisch!“ sagte ich grinsend. „Von wegen noch ein paar Wochen, Mama! Die sammeln ja schon nächsten Samstag wieder…“ stellte Anna fest und fing auf einmal wieder heftig an zu weinen. „Echt?“ fragte ich. „Ich hatte später in Erinnerung! Und wann danach?“ „Dann erst wieder drei Monate später…“ „Wenn Du mich fragst: Gib‘ sie Samstag mit weg, dann hat sich der Fall erledigt. Dann brauch ich sie eigentlich auch nicht mehr mit waschen, das lohnt sich dann ja fast nicht mehr. Geht doch eh mit in den Schredder, das Teil. Und ich glaub‘ auch nicht, dass ich sie nochmal sauber kriege!“

Jetzt wurde Anna richtig traurig: „Hättest Du mir ja auch am Schulfest schon sagen können, dass die Samstag sammeln! Wenn ich gewusst hätte, dass sie da schon mit weg soll, hätte ich sie gar nicht zum Fußball spielen angezogen!“ „Wusste ich doch auch nicht! Die Zettel lagen doch heute erst im Briefkasten! Und drauf geguckt hatte ich auch nicht so richtig, ich dachte da wär noch mehr Zeit zwischen. Machen wir ‘nen Deal: Du packst die Adidas Shorts gleich in den Sack, der im Keller steht und legst die Latzjeans und den Adidas Pulli auf die Waschmaschine. Ich schmeiß heut‘ Abend noch ‘ne Maschine an und dann sehen wir weiter. Ok? Und hör‘ auf zu weinen und mach nicht so’n Theater um die olle Jeans, ja?“

„Schon gut, Mama! War halt Maries Trostpflaster für mich, weil meine Lederjeans im Müll gelandet ist. Marie wollte unbedingt, dass ich die Latzjeans nimm, sie hat sich so gefreut, dass sie mir gepasst hat. Und sie freut sich immer so, wenn sie mich darin sieht. Anfangs war ich auch skeptisch aber als ich bei ihr das Teil anprobiert hatte, wusste ich, die gibst du so schnell nicht wieder her. Und jetzt willst Du mir die nach so kurzer Zeit schon wieder wegnehmen? Ok, ‘nen bissel kurz ist sie ja schon und ordentlich verwaschen auch – aber sie ist noch nirgends durchgescheuert…“

Anna hatte sich wieder gefangen, hatte ihre Jeans mit der sie tagsüber draußen war wieder angezogen und war mit den alten Klamotten in Richtung Keller abmarschiert. Die anderen alten vorsortieren Sachen aus dem Schrank hatte sie bei der Gelegenheit gleich mitgenommen. Kurze Zeit später, als sie wieder oben war, war es Zeit für sie war ins Bett zu gehen. Sie zog sich aus, verschwand brav in Bad, zog sich ihr Nachtzeug an und verschwand still und leise ins Bett. Nach dem obligatorischen Gute-Nacht-Kuss schlief sie schnell ein.

Ich ging runter in den Keller und kümmerte mich noch um Annas Latzjeans. Zusammen mit einigen anderen Jeans verschwand sie in der Waschmaschine. Große Mühe gab ich mir jedoch nicht mehr, der normale Jeanswaschgang muss reichen. Auch die Schnallen ließ ich diesmal dran, sonst hatte ich die immer abmacht, weil sie in der Trommel so klapperten, wenn das Metall auf Metall traf. Ich hatte gemischte Gefühle bei der Aktion: Zum einen fand ich Anna immer total süß in ‘ner Latzhose und sie hatte sich lange Zeit immer hartnäckig geweigert, mal überhaupt eine anzuprobieren zum anderen war das Teil nachdem Marie es offensichtlich auch schon sehr oft und gerne getragen hatte, völlig verwaschen. Das einst kräftige, dunkele Jeansblau war an den Oberschenkeln, an den Knien und am Po richtig hell geworden. Auch an den anderen Stellen war die Farbe raus – allerdings nicht so deutlich.

Egal, dachte ich – wenn selbst wenn sie nicht mehr richtig sauber wird, kann Anna sie zumindest die Woche über noch zwei, dreimal anziehen und dann kommst sie Freitagabend noch schnell mit in den Sack und dann weg. Sollte sie wider erwartend nochmal richtig sauber werden, so dass sie die auch für draußen oder zur Schule anziehen kann, dann kommt sie eben beim übernächsten Mal mit weg. Dann hab ich noch drei Monate länger Spaß an ihr!

Zwischendurch ging ich wieder hoch in die Wohnung und schaute Fernsehen. Ich dachte nach über Anna, ihre schulischen Misserfolge, den Elternsprechtag und die Adidas Shorts. Letztere hatte sie brav in den Sack getan, so dass die drei weißen Streifen deutlich durchschimmerten. Macht nichts, ich muss mal in meinen Schrank schauen, ich glaub ich müsste da zumindest einen noch für sie haben, der mir früher mal gepasst hat. Und da ich schon lange keinen Sport mehr mache, kann sie den ruhig haben. Mal gespannt, was sie sagt, wenn sie so was von Mama erbt und nicht nur von Marie.

Als ich in Annas Alter war hatten viele Mädels und Jungs in meiner Klasse Latzhosen. Die waren damals richtig in. Mama weigerte sich immer, mir eine zu kaufen und verbot mir auch, ‘ne gebrauchte mit anzuschleppen. Das hätte dann richtig Ärger gegeben. Erst später im Studium, als ich mit Anna schwanger war, kaufte ich mir bei H&M meine erste Latzhose – aber klassischer Schnitt, keine richtige Schwangerschaftshose. Schließlich wollte ich sie auch danach noch anziehen können, was ich auch noch einige Zeit lang machte, während ich studierte und Anna in die Kita ging. Für draußen zog ich meist ‘nen Pullover drüber, damit ich nicht so auffiel – aber das Tragegefühl war stets geil, so wie ich es mir schon in der Schule immer vorgestellt hatte.

Ich kramte mich durch meinen Schrank, irgendwo muss sie noch sein – die wird doch wohl hoffentlich nicht bei einem der zahlreichen Umzüge abhandengekommen sein. In all den Jahren hatte ich sie immer pfleglich behandelt und obwohl die Wahrscheinlichkeit groß gewesen wäre, sie mal zum Streichen der Wohnung anzuziehen, war sie davon bisher immer verschont geblieben. Dafür fand sich zum Glück immer noch ‘ne entsprechend alte, normale Jeans. Nach einigem Suchen hatte ich sie endlich wieder gefunden, ich hatte sie bestimmt 7 oder 8 Jahre lang nicht mehr regelmäßig angehabt. Doch auf einmal spürte ich das Verlangen, sie wieder anzuziehen. Mal sehen, ob sie noch passt oder ob sie inzwischen auch ein Fall für den Altkleidersack am Samstag ist…

[AnnasMama]

Mit zitternden Händen schlüpfte ich nach all den Jahren mal wieder in meine alte, doch – zumindest zu der Zeit wo ich sie gekauft hatte – heißgeliebte Rocky Latzjeans. Komischer Zufall übrigens, dachte ich war Annas nicht auch von Rocky? Dann wäre sie ja auch möglichweise schon etwas älter – vielleicht auch nicht, keine Ahnung, seit wann es bei H&M keine Rocky Latzhosen mehr gibt. Hab‘ da seit gefühlt ein paar Jahren keine mehr gesehen – bin aber auch nicht regelmäßig da.

Ich dachte zurück an die Zeit, wo Anna in meinem Bauch heranwuchs und sie schützend von meiner Latzjeans umhüllt war. Das Gefühl der Enge liebe ich heute noch, es machte mich sogar ein Stückweit kribbelig. So entschloss ich, die Latzjeans auch nach der Schwangerschaft weiterzutragen. Im Studium auch kein Problem, da liefen noch einige Mädels so rum. Aber es war schon eher die Ausnahme. Großen Kontakt zu denen hatte ich jedenfalls kaum – man sah sich in der Mensa, vielleicht mal in der Vorlesung oder im Praktikum. Und wenn, dann hatten die Mädels so wie ich meist auch, ‘nen Kapuzenpulli drüber – entweder einen von Fruit of the Loom, oder ab und zu auch einen von Adidas, so in der Art wie Anna den von Marie mit gebracht hatte. Zeitlose Klassiker halt, die sich bei vielen Frauen womöglich auch heute noch im Schrank befinden, wenn sie nicht bereits die lange Reise der Entsorgung angetreten haben.

Apropos Entsorgung: Die meisten, die ich so kennengelernt hatte, zogen ihre Klamotten das ganze Studium über hinweg an. Viele hatten zum Abschluss immer noch die gleichen Sachen, wie im ersten Semester. Hatten halt damals alle kaum Geld. Neues kaufte man bei H&M, die hatten damals eine verdammt gute Qualität und dazu gab’s dann preiswerte Basic-Sachen. Beim Sportzeugs war das etwas anders: Gut die Hälfte war in No-Names unterwegs, der Rest teilte sich auf in Adidas, Puma und Nike. Was sich aber auch darin zeigte, dass wer Adidas oder Nike trug, meist nur ein, oder zwei Teile davon hatte, die regelmäßig getragen wurden.

Ich hatte mir noch aus Schulzeiten ein, zwei Glanzshorts mit ins Studium gerettet, so wie die, die Anna jetzt in den Müllsack gesteckt hatte. Irgendwo müssten die auch noch im Schrank liegen. Dazu hatte ich dann mal von meiner Oma einen grau/gelben Adidas Jogger geschenkt bekommen. Den hatte sie – ein völlig unsportlicher Mensch – mal 14 Tage im Krankenhaus angehabt, als sie sich den Fußknochen gebrochen hatte. Das gute Stück hat sie mir dann irgendwann mal geschenkt und da ich den nur im Winter zum Schulsport anziehen durfte, waren die Knie auch nicht ruck zuck durchgerutscht wie bei den Exemplaren meiner Schulkameraden, die die Dinger reihenweise – oftmals in der Billigausführung von Victory und nicht von Adidas – für zu Hause aufbraucht haben. Tagsüber der Joggerpulli zur Jeans zur Schule, nachmittags dann die Joggerhose für drinnen, so liefen insbesondere die Jüngeren damals viel herum.

Von der Länge her passte meine alte Latzhose immer noch, in der Weite war sie doch inzwischen auch etwas eng geworden – eigentlich fast zu eng, aber das wollte ich in dem Moment einfach nicht wahrhaben. Ich machte den Latz hoch und hakte die Trägerchen ein – schön stramm, so wie ich sie auch im Studium immer am liebsten getragen hatte. Und mit dem weißen Top drunter sah sie sogar noch ziemlich gut aus, mein grau/gelber Adidas Pulli könnte auch gut zu aussehen. Den hatte ich zu der Zeit auch oft drunter angezogen und war dann aber mit ‘ner Jacke unterwegs. Den müsste ich auch mal wieder vorkramen und anprobieren.

Ich ging in Latzjeans runter in den Keller – zu dieser Uhrzeit sind die Nachbarn eh schon im Bett, dachte ich. Etwas mulmig war mir schon dabei, wann hatte ich zuletzt ein Mädel in meinem Alter gesehen, was ‘ne Latzhose an hatte? Lange her, kann mich kaum dran erinnern. Egal, dachte ich und ging runter, um nach Annas Jeanshosen zu schauen. Neugierig machte ich das Bullauge auf und zog eine Jeans nach der anderen heraus. Das Waschmittel hatte mal wieder Glanzleistungen vollbracht: Vom Gras, Lehm und Dreck an Annas Latzjeans war so gut wie nichts mehr zu sehen, als ich sie nass auf die Wäscheleine hing.

Mal sehen, wie sie morgen ausschaut, wenn sie wieder trocken ist, dachte ich. Gut, dass ich die Schnallen dran gelassen hatte, dann konnte ich sie leicht aufhängen. Die Pullis werde ich morgen waschen, jetzt ist’s dafür zu spät, ich wollte gerade wieder nach oben gehen – als plötzlich meine Nachbarin, die in etwa gleich alt ist, mit dem Waschkorb unterm Arm in die Waschküche kam. „N’abend!“ sagte sie und ging auf ihre Maschine zu…

[Umweltrettung]

mal schauen, ob die Latzjeans nun ihr Ende findet
bin echt gespannt

[AnnasMama]

Sie grinste mich deutlich sichtbar an, meine Nachbarin – sagte aber zum Glück nichts. Jedoch verriet mir ihr Gesichtsausdruck genau das, was sie sagen wollte: „Du in ‘ner Latzjeans – sag bloß, Du bist schwanger?“ Ja, das war genau was sich jetzt wohl dachte. Ich sagte ebenfalls nichts und wollte gerade wieder nach oben gehen als sie mich doch kurz ansprach: „Du sag mal, wäschst Du eigentlich Annas Klamotten nochmal durch, bevor Du sie in die Altkleidersammlung gibst?“ fragte sie neugierig. Da sie selbst keine noch Kinder hat, fand ich ihre Frage etwas eigenartig und entgegnete: „Nee, normalerweise nicht – das meiste von ihren Sachen ist eh reif für den Reißwolf, also warum sollte ich mir extra noch die Mühe machen?“

„Weil ich da Annas Latzjeans auf Deiner Wäscheleine hängen sehe! Hab‘ Anna die letzten Tage darin rumlaufen sehen, sag mal – so unter uns – zieht sie die etwa freiwillig an? Also meine Kinder würde ich so nicht vor die Tür lassen! Wenn Du mich fragst, das Ding gehört in die Altkleidersammlung und nicht von Anna getragen!“ Warte mal ab, wenn du selber Kinder hast, dachte ich – dann wirst du vielleicht auch anders denken. „Anna hat die Latzjeans von Marie geschenkt bekommen und sich am Samstag auf dem Schulfest beim Fußballspielen total eingesaut – da hab‘ ich ihr versprochen, sie noch einmal zu waschen, dann kann sie die zumindest noch ein paar Tage lang anziehen, wenn sie sauber geworden ist.“

Ich fühlte mich mal wieder angenervt - jetzt zickte auch schon meine Nachbarin an Annas Klamottengeschmack herum. Selbst keine Kinder haben, das sind mir genau die richtigen, dachte ich. Aber zum Glück sprach sie mich wenigsten nicht direkt auf meine Latzjeans an. Das wäre mir echt peinlich gewesen in dem Moment, aber egal. Ich gefiel mir in meiner Haut und beschloss, meine Latzjeans ruhig mal wieder öfters anziehen zu wollen. Sollen Nachbarn und Freunde doch denken, was sie wollen. Ich ging wieder rauf und genoss das zunehmend geiler werdende Gefühl beim Tragen meiner Jeans. Mal schauen, was Anna morgen beim Frühstück sagen wird, wenn sie mich so sieht.

Am nächsten Morgen schlief Anna noch tief und fest, als ich schon meinen alten Adidas Pulli und darüber wie gestern Abend schon meine alte, geliebte Latzjeans angezogen hatte. Im Bund war sie richtig schön eng geworden, passte aber so gerade eben noch. Was wird Anna wohl sagen, wenn sie mich so sieht? Ich wollte Anna überraschen, ging also noch bevor ich sie weckte in den Waschkeller hinunter um nach ihrer Latzjeans zu schauen. Sie hing zusammen mit den anderen Sachen auf der Wäscheleine und war – so konnte ich nach auf den ersten Blick erkennen – erstaunlicherweise wieder soweit sauber geworden, dass ich ihr sie ohne Bedenken noch ein paar Tage lang anziehen konnte.

Soll Anna doch am Freitag selber entscheiden, ob sie sie in den Altkleidersack stecken will oder ob sie bis zum nächsten Mal warten will. Ich nahm die anderen Sachen, die auf der Wäscheleine hingen, ab und legte sie mit in den Waschkorb. Oben auf Annas Latzjeans, die wird sie mir sowieso gleich aus der Hand reißen und anziehen wollen. Bevor ich wieder nach oben ging, packte ich die dreckigen Pullis noch in die Maschine und hoffte insgeheim darauf, dass auch Annas Adidas Pulli nochmal wieder sauber würde. Wenigstens gab’s diesmal nicht wieder blöde Kommentare von meiner Nachbarin.

Mit einem Guten-Morgen-Küsschen weckte ich Anna, die etwas erschrak, als sie mich ansah. „Wie geil siehst Du denn aus, Mama! Echt cool – die Latzjeans und der Adidas-Pulli dazu! Wusste gar nicht, dass Du die noch hast, ich dachte, die hättest Du längst schon mit weggeschmissen! Die Jeans sieht ja hammermäßig aus bei Dir, Mama! Musst Du öfters mal wieder anziehen!“ schwärmte Anna und schon waren die blöden Blicke der Nachbarin von gestern passé. Anna fand mich in Latzhose also genauso cool wie ich sie – und sie hatte recht: ich fühlte mich in dem ollen Teil genauso pudelwohl wie sie sich auch.

Ich legte Annas Anziehsachen zurecht und da ihr Adidas Pulli ja noch in der Wäsche war, kramte ich ihren schwarzen Kapuzenpulli mit der Aufschrift „Football League“ hervor, den sie irgendwann mal gebraucht geschenkt bekommen, aber bislang kaum angezogen hatte. Da der Pulli keine Bauchtasche hatte, was bei Kapuzenpullis eigentlich recht selten ist, und auch schon etwas knapper saß, war es bestens geeignet für unter Annas Latzjeans, dachte ich. Ich zeigte ihr den Pulli und fragte „Na, was meinst Du? Heute mal den?“ „Zu welcher Hose, Mama?“ fragte Anna neugierig. „Zu Deiner Latzjeans! Sie ist nochmal einigermaßen sauber geworden, kannst Du die Woche über jedenfalls noch wieder anziehen!“ „Auch zur Schule?“ fragte Anna verlegen. „Na klar!“

Anna ging ins Bad um sich frisch zu machen und zog sich dann an. Der alte, schwarze Kapuzenpulli passte gut zur Latzjeans, die sie am Bauch auch nur noch mit Mühe zu bekam. Die Trägerchen brauchte ich jedenfalls diesmal nicht neu einzustellen, die hatte ich ja dran gelassen. Das war sonst immer eine ziemliche Fummelei, bis die wieder richtig passten. „Hast Du eigentlich heute frei?“ fragte Anna mich. „Oder willst Du so zur Arbeit gehen, Mama?“ „Warum nicht? Oder hast Du Bedenken, mein Kind?“ wollte ich wissen. „Naja, wir sind halt beides ziemliche Exoten, was Klamotten angeht. Ich find meine Latzjeans jedenfalls total cool – und mir ist auch egal, was die anderen sagen! Auch wenn’s den ein oder anderen blöden Spruch geben wird!“ „Mir auch,“ sagte ich und rückte meine Trägerchen zu recht.

Ich genoss den Anfang des Tages und war froh, dass ich meine Latzjeans noch nicht mit weggeschmissen hatte, auch wenn ich sie schon manches Mal dafür in den Fingern hatte. Anna und ich – fast – im Partnerlook, Mutter und Tochter zusammen in Latzjeans, das gab’s zuletzt in den Zeiten, wo Anna noch in den Kindergarten ging. Wir grinsten uns gegenseitig an und gingen nach dem ausführlichen Frühstück beide gemeinsam aus dem Haus. „Ist doch warm genug draußen, Mama – brauchst keine Jacke anzuziehen!“ mahnte mich Anna und so ging ich zum ersten Mal seit Jahren wieder in Latzjeans und Adidas-Pulli für jeden offensichtlich zur Arbeit. Anna freute sich, dass ich ihre Latzhose wieder sauber bekommen hatte und war glücklich und zufrieden. So einfach kann ich ihr halt eine Freude machen, dachte ich, als wir zusammen die Straße entlang liefen.

[Sportlehrerin]

„Wieso liegen denn meine Adidas Shorts auf dem Bett?“ „Zieh die mal an, Deine Sportlehrerin meinte, die wären Dir viel zu eng…“

Solange die Hosen beim Sport nicht reißen geht es doch, als Lehrerin habe ich mich noch nie wegen zu knappen Shorts bei den Eltern beschwert. Mich stört es eher wenn Mädels im Hochsommer lange Klamotten anhaben und deswegen kaum von der Stelle kommen. Wenn ich wegen den Klamotten etwas sage, dann rede ich mit den Schülerinnen selbst. Meist müssen sie ein Referat über optimale Sportbekleidung schreiben. (Was i. d. R. deren Notendurchschnitt verbessert). In meinen Sportklassen sind nur Mädels.

[Umweltrettung]

ich wäre gerne Sportlehrer
Schön die Mädchensöckchen anschauen

Bei ANna würde ich sagen, Sporthose ausziehen und vor den anderen zerreißen, damit sie es merkt, dass sie vielleicht zu eng ist

[Gummireitstiefel]

Immer die Sportlehrerinnen und die Eltern. Die Eltern meiner Mitschülerinnen meiner Klasse (ich glaube 5.) haben sich auch mal über die Sportlehrerin (=Klassenlehrerin) bei einer Mutter eines Mädels beschwert. Es ging darum, daß das Mädel unter ihren Gymnastiganzüge keine Unterwäsche trug und angeblich ihre Mitschülerinnen angestiftet habe die Sportsachen ebenfalls nackt anzuziehen.

Für mich war das die Zeit (insbesondere wegen des gemeinsamen Sportunterrichts) die Mädels als schöne Geschöpfe zu sehen. Gerade das betroffene Mädel gefiel mir besonders, nicht wegen der fehlenden Unterwäsche, sondern weil sie mich mochte. Ich war der einzige Junge den sie zu sich nach Hause einlud. Wahrscheinlich lag es daran, daß ich der einzige Junge war der auf Pferde stand (sie auch). Sie erzählte mir eines Tages davon, daß sich ihre Mutter von der Lehrerin eine Beschwerde bekam. Meine "Freundin" sah aber in ihrem Verhalten keinen Fehler, als Begründung gab sie an, daß all ihre Barbies auch nie Unterwäsche anhaben. Seit dem hat sie dann Glanzshort drübergezogen die ich ihr mitgebracht habe. Es waren meine alten Short gewesen, die ich als Badehose genutzt habe.

[Sportlehrerin]

Ich finde ein Mädel sollte dazu erzogen werden freiwillig und regelmäßig ihren Kleiderschrank auszumisten. Meine Tochter hat einen sehr überschaubaren Kleiderschrank gehabt. Sie wußte, daß sie vorm Kaufen von neuen Sachen zuerst Platz machen mußte. Ab April wurden dann lange Klamotten gekürzt, im Sommer hatte sie oft keine langen Hosen oder ganze Shirts mehr. Das habe ich ihr damit begründet, daß so mehr in die Waschmaschine passe. Sie hat da sehr gut mitgemacht und oft auch bei kühlerem Wetter bereits kurze Sachen angezogen. Im Schulsport hat sie sowieso nur kurze Sachen angehabt.

[Umweltrettung]

@Sportlehrerin: deine arme Tochter