

Immer vorsichtig Ausschau haltend, das auch kein Passant vorbeiläuft, wühle ich mich durch den ersten Sack: Nach Hosen, Pullovern und anderen für mich uninteressanten Dingen fühle ich plötzlich ganz weichen Stoff, der Atem stockt, der Puls rast und als ich meine Hand rausziehe, habe ich einen schwarzen BH in der Hand. Sofort wieder in den Sack rein, an die gleiche Stelle, es folgen noch weitere drei BH's.

Ich bin wie von Sinnen und bemerke die etwa 47 Jahre alte Frau nicht, die aus diesem Haus kommt, bis sie an mir vorbei geht und mich mit einem forschen "Guten Morgen" grüsst. Ich schrecke auf, zieh die eine Hand aus dem Sack, dreh mich um und erwidere stotternd den Gruss. Nun ist sie etwas verdattert, weil ich der anderen Hand ja die BH's halte. Sie geht zwar kommentarlos weiter, macht aber nach ein paar Schritten Anstalten, sich nochmals umzudrehen und zurück zu kommen, worauf ich, mittlerweilen die BH's unter meine Jacke gestopft, auf meinem Rad das Weite suche. Adrenalin pur! Ich seh vorne an der Strasse wieder die zwei Müllsäcke des hübschen Mädels stehen und will sie noch filzen: Meine Hände gleiten bereits über die Säcke, bereit, Löcher zu reissen, als ich bemerke, dass mich genau dieses Mädchen, das wohl zur Arbeit gehen wollte, von der Haustüre her entgeistert anstarrt. Wuahh, schnell in die Pedale treten und ab geht’s.
Nun ja, warum eigentlich diese Scham? Wenn ich on tour bin, dann immer so, dass mich auch Bekannte nicht sofort erkennen würden: Sporthose, lange Jacke, Baseball-Kappe, die das Gesicht ziemlich gut verdeckt, also eigentlich kein Problem. Einerseits wär's natürlich total erregend gewesen, wenn mich die Frau gefragt hätte, was ich mit den Dingern wolle und dass ich meine Pfoten von dem Müll weg lassen sollte. Auf der anderen Seite hätte ich mich wohl schon etwas geschämt.
Nach ein paar Minuten dann zieht es mich an den Ort der Begierde zurück, denn die Müllabfuhr ist schon kräftig am Laden und ich höre immer wieder die charakteristischen Geräusche der Presse. Ich fische noch Miederhemden, ein Höschen, einen Unterrock und ein schönes Foulard von Hermes aus den Säcken, dann mach ich mich aus dem Staub, total happy.
Inzwischen hat es schon zahlreiche Passanten unterwegs und es wird brenzlig, also wieder weg. Aber ich muss einfach nochmals zurück: Wo sind die Höschen und Strumpfhosen? Als ich um die Ecke komm, höre ich den Feind schon von weitem: Der gierige und weit aufgerissene Schlund der Müllabfuhr war schneller vor Ort als ich. Jetzt geh ich aufs Ganze, zieh die Kamera aus der Hosentasche, total zittrig mache ich aus halbwegs sicherer Distanz Bilder von den Müllmännern, wie sie meine Träume pressen und der unmittelbaren Vernichtung zuführen werden (Sorry, darum die schlechte Qualität). Wer schon mal im Sommer hinter einem Müllwagen war, der kennt den süssen Duft der Fäulnis und des Vernichtens, der aus diesen Ungetümen strömt. Wären auch noch Miederhöschen und Strumpfhosen in den Säcken gewesen?





Wieder zu Hause, begutachte ich meine tollen Funde: Die Ware ist in einem absoluten Top Zustand, warum sie im Müll landete, weiss ich nicht. Mit den anderen Kleidern, die auch von bekannten Marken waren, hat die Lady wohl einige Moneten entsorgt. Eine Erklärung hierzu ist vielleicht, dass diese Frau Ende Monat umzieht. Aber seht selbst!
2 x BH Triumph Sensation P weiss Cup 85A
2 x BH Triumph Sensation P schwarz Cup 85A



2 x Miederhemd Triumph Retro Sensation 02 beige in S


1 x Miederhemd Triumph Smooth Sensation Shirt 02 schwarz in L


1 x Unterrock Spanx Simplicity, Schwarz, Gr. 40

1 x Miederhemd Spanx Simplicity, Schwarz, Gr. 40

1 x Foulard Hermes Paris "Voyage en étoffes" (Was hat wohl dieses Teil neu gekostet?)

Der einzige Wehrmutstropfen ist, dass ich das Höschen nicht mehr finden konnte, das muss mir wohl irgendwo bei einer "Flucht" runtergefallen sein. Trotzdem bin ich einfach dankbar, dass ich so ein Glück gehabt habe.
Danke für Eure Aufmerksamkeit!