Anna

Geile Erlebnisse und Kurzgeschichten.
AnnasMama
Beiträge: 682
Registriert: Sa 14. Jul 2012, 20:41

Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

„Kevin, aufstehn!“ rief seine Mami von unten aus der Küche hoch. „Übrigens: Soll heute warm werden, zieh‘ Dir zur Schule ‘ne kurze Hose an …“ – „Ha, ha“ dachte er, welche denn? Denn alles, was er bis dato an kurzen Hosen besaß war entweder bei Saskia oder auf dem Altkleiderstapel gelandet. „Hast die freie Auswahl, oder muss ich erst raufkommen und Dir was hinlegen?“ Kevin verstand nicht so recht, was Mami meinte – er stand regelrecht auf dem Schlauch. Sprintershorts zur Schule waren bislang genauso wenig erlaubt, wie seine kurze Lederhose, für die heute der letzte Tag angebrochen war. Sollte Mami ihn etwa in doch in der Lederhose zur Schule lassen? Sollte er den letzten Tag mir ihr noch einmal in der ganzen Fülle genießen dürfen? Oder suchte Mami nur einen Anlass, ihm vor dem Frühstück schon den Riesenärger verpassen zu dürfen, weil er in Lederhose erschien? Selbiger Ärger würde ihm drohen, wenn er sich die Adidas Shorts greifen würde. Er war mal wieder richtig verunsichert und wäre fast mir langer Jeans zum Frühstück gekommen, als Mami nochmal zu ihm rauf rief „Bist Du so schwer von KP?“ was so viel bedeute wie „Du schnallst heute Morgen auch überhaupt nichts …“

„No Risk – no Fun“ dachte sich Kevin und eh Mami die Lederhose im Müllsack verschwinden lässt während er in der Schule war, entschied er sich eines der nagelneuen Adidas T-Shirts, die Mami ihm eigentlich für den Sportunterricht gekauft hatte zur alten, abgetragenen Lederhose anzuziehen Die Hosenträgerchen verdeckten das Adidas Logo zwar ein wenig, aber die drei Streifen auf der Schulter waren deutlich erkennbar. Irgendwie ein gewisser Anachronismus, die älteste Hose, die er noch hatte und das allerneuste T-Shirt – aber komischerweise passten beide vom Stil her gut zusammen. Nur dass das Shirt halt noch nagelneu und für den Sportunterricht gedacht war. Trotz allem kam er an diesem Morgen sehr schüchtern und leise die Treppen hinunter. Als er Mami sah, fing er leise an zu weinen, was ab und zu noch, aber halt doch immer seltener nochmal vorkam. Sie nahm ihren Sohn in die Arme, fragte, was denn sei und versuchte ihn zu trösten. Langsam Abschied nehmen zu müssen tat halt immer besonders weh, egal ob es Oma war, von der er sich vor den Sommerferien verabschiedet hatte und sie dann ganze fünf Woche lang nicht mehr sah, oder halt auch von Mami, als er das erste Mal mit der Schule zur Klassenfahrt fuhr. Er hatte Angst, wie der weitere Tag verlaufen würde und konnte sich gar nicht so recht darüber freuen, in Lederhosen zur Schule zu dürfen.

Anna griff an diesem besagten Morgen wie selbstverständlich zur kurzen Lederhose. Sie hatte überhaupt kein Problem damit, sie zur Schule anzuziehen, ganz im Gegenteil. Sie und Kevin verbrachten die meiste Zeit in den Pausen gemeinsam auf dem Schulhof und Kevin war immer besonders fasziniert von ihr, wenn sie in Lederhose zur Schule kam. Aber er mochte sie auch so, das zeigte er ihr immer wieder daran, dass er sie an Tagen, wo sie in „normaler“ Jeans kam auch nicht anders gegenüber trat. Manchmal war er jedoch etwas eifersüchtig auf sie, weil sie einfach alles anziehen durfte, was sie mochte, während seine Mami doch stärker und kontrollierender auf ihn ein wirkte. Umso stolzer war er, dass er heute – am letzten Tag vor der Altkleidersammlung – tatsächlich doch noch die Lederhose zur Schule anziehen durfte. Und er war froh und glücklich darüber, dass sowohl das Wetter, als auch Mami mitspielte.

Gestern Abend im Bett hatte er sich noch vorgestellt, wie Mami – nachdem er wie üblich in Jeans und Sweatshirt zur Schule gegangen wäre – in sein Zimmer eingedrungen und sie die Lederhose geschnappt hätte. Wie sie ohne großes Bohei als letztes mit im Altkleidersack gelandet wäre, die Trägerchen nach unten weg und einmal auf die Mitte gefaltet, so wie sie jahrelang im Fach mit den Sommerklamotten im Schrank gelegen hätte. Er war sich nicht sicher, ob Mami sie bewusst so im Sack platziert hätte, dass er sie noch hätte durchschimmern sehen, oder ob sie eh einen der etwas dickeren, blickdichten Säcke genommen hätte. Aber vermutlich wäre es Mami eh scheiß egal, ob er sie nochmal wahrnehmen dürfte oder nicht. Vielleicht hätte er den Sack auch bis zum nächsten Morgen nicht mehr zu Gesicht bekommen, denn obwohl er durchaus an verschiedenen Stellen die Woche über nachgeguckt hatte, weder den Altkleiderpacken noch den Müllsack hatte er irgendwo im Haus entdeckt. Mami müsste den also eh irgendwo versteck haben, aber das Versteck muss so gut gewesen sein, dass Kevin nicht drauf kam.

Zum Glück hatte ich mir heute einen Tag frei genommen. Als Anna zur Schule war inspizierte ich als erstes Katrins Lederlatzhose und die dazu passende Jacke – ob beides wirklich so schlecht im Zustand war, wie sie immer behauptet hatte. In der Tat, das Leder war reichlich abgegriffen aber im Gegensatz zur roten Lederjeans, die ja inzwischen im Müll gelandet war, nirgendwo kaputt. Gut ein paar Nähte waren nicht mehr in Ordnung, aber mehr als ein, zwei Zentimeter waren es dennoch nicht. Und das ließ sich sicherlich wieder machen. Das Innenfutter war insgesamt noch in Ordnung, aber auch hier und da ein paar lose Stellen. Die griechische Änderungsschneiderei im Ort würde das sicherlich für kleines Geld wieder hinbekommen, da war ich mir sicher. Die Lederjacke sah jedenfalls deutlich besser aus. Hier waren zumindest keine Schäden erkennbar.

Anzuprobieren brauchte ich beides nicht, das war mir klar – denn die Azubine war deutlich kleiner und schlanker als ich (wobei ich mich auch nicht gerade als dick empfinden würde, aber ein paar Kilo und Zentimeter Unterschied liegen schon zwischen uns beiden :mrgreen: ). Ich war mir sicher, dass Anna spätestens nächsten Herbst/Winter hineinpassen würde, also deponierte ich beides erstmal ohne es Anna zu zeigen bei mir im Kleiderschrank. Apropos Kleiderschrank: Eigentlich müsste ich mich auch mal wieder über meinen und Annas Kleiderschrank hermachen, wobei ich bei Anna nicht viel erwarten würde, da zumindest die Latzhosen und Anoraks die ich ihr von UsedTex mitgebracht hatte noch perfekt passen. Der Hawks Anorak wird bestimmt auch mehr als eine Saison passen, bei den Latzhosen war es halt abzuwarten, wann die ersten so sehr verschlissen wären, dass ich sie Anna nicht mehr zumuten kann. Die Lederlatzhose und die blaue Latzjeans sind zwar beide schon ordentlich getragen worden und haben entsprechende Tragespuren (oder Patina wie man so schön auf Neudeutsch sagt), aber die doch wohl gute Qualität hat entscheidend dazu beigetragen, dass sie lange noch nicht durch sind.

Katrin würde doch jetzt ernsthaft von mir erwartet haben, beides so mir nichts dir nichts in die Tonne zu kloppen? Nein, ich interpretierte ihr Verhalten als Wink mit dem Zaunpfahl, als ein „Hier hast Du die Scheiße und halt bloß jetzt endlich die Klappe!“. Ich hoffte, dass sie sich spätestens am Montag wieder so einigermaßen beruhigt haben würde. Alles andere wäre auch schlecht, denn wir haben eigentlich in letzter Zeit immer richtig gut zusammengearbeitet. Wobei, irgendwie war ich auch traurig und in einer Art Warteschleife gelandet denn eines war ab heute hundertprozentig klar: Ich werde Katrin jedenfalls nicht mehr in Lederjeans sehen. Es sei denn, ihre Mama hat noch eine weitere Lederjeans im Petto, wo aber jetzt erstmal nicht von auszugehen war.

Anna und Kevin hatten in der Schule echt Glück – seit langem mal wieder ein Tag, wo sie keine Hausaufgaben aufbekommen hatten. Sie verbrachten daher den ganzen Nachmittag zusammen, ohne dass Kevin sich mal zu Hause blicken ließ. Ärger drohte hierfür zumindest keiner, da er morgens beim Frühstück entsprechendes abgesprochen hatte. Anna spürte sichtlich Kevins angeschlagene Stimmung, da sie wusste, was los war verkniff sie sich jeglichen Kommentar. Kevin war irgendwie zu nichts zu gebrauchen, es hatte sichtlich schlechte Laune und war zickig wie lange nicht mehr. Der Tag heute war für ihn wie Weihnachten, nur dass er von vornherein wusste, er würde keine Geschenke bekommen. Er spürte, zu Hause wartet nichts Gutes auf ihn. Dennoch saßen bei eng umschlungen auf der Parkbank am Spielplatz und überlegten, was sie anstellen könnten! „Noch ein paar Wochen, dann sind schon wieder Herbstferien!“ sinnierte Kevin lustlos vor sich hin. „Stimmt“ nickte Anna, „die Zeit seit den Sommerferien ging mal wieder sehr schnell vorbei! Jetzt steht der usellige Herbst wieder vor der Tür, mit Regen und Nebel und abends wird es wieder so früh dunkel!“

„Fahrt ihr eigentlich weg in den Herbstferien?“ fragte Anna neugierig. Kevin antwortete kurz ab „ 1 Woche Bayern, Bergwandern, 5-Sterne Hotel, da hätte ich eh meine Lederhose nicht anziehen dürfen in dem feinen Laden …“ Obwohl Anna es vermieden hatte den Finger in Kevins Wunde zu legen und ihn auf seine Lederhose anzusprechen. „… die durfte ich ja schon letzten Sommer nicht mehr mitnehmen.“ Kevin hatte resigniert, hatte auf dem Spielplatz seine Lederhose noch ein letztes Mal richtig hart rangenommen und mit Anna im Sandkasten getobt als gäbe es kein Morgen. Anna hatte ihn zwar so richtig herausfordern müssen aber das Herumwälzen in Spielplatzsand war für beide großer Gaudi. Gegen Nachmittag – viel zu früh aus Annas Sicht, machte Kevin sich auf: „Nützt ja nichts, ich bring‘s jetzt hinter mich! Hab‘ auch keinen Bock auf Gruppenstunde …“ murmelte er vor sich hin. „Du hast es gut, Anna – Du hast echt ‘ ne tolle Mama. Ich wünschte, meine würde sich von Deiner mal ‘ne Scheibe abschneiden!“

Anna fasste es als Kompliment auf und so gingen beide zunächst gemeinsam, später getrennt ihre Wege nach Hause. Erst ganz langsam wurde auch Anna klar, was der Abschied zu bedeuten hatte: Auch sie würde Kevin nicht mehr in kurzer Lederhose sehen, obwohl er darin doch so richtig knuffig wirkte. Als er zu Hause ankam, waren Mama und Papa noch unterwegs – wahrscheinlich einkaufen oder sonst wo hin. Er wusste es nicht und einen Zettel wo sie sind hatten sie auch nicht da gelassen. Also nutzte er noch einmal die Gunst der Stunde, legte sich mit dem Bauch auf die Couch, dachte noch einmal an Saskia und daran, dass er sie immer noch nicht in seinem Kapuzennicki gesehen hatte, dachte an Anna und daran, dass sie diesmal von der Altkleidersammlung verschont bleiben würde und dachte an all die vielen Müllsäcke mit Klamotten von irgendwelchen Kindern die morgen einsammelt und vernichtet würden. In Gedanken ging er einmal durch die ganze Klasse, fand aber keine Klamotten die in sein Beuteschema passen würden. Wie denn auch, Anna war die einzige, die noch etwas Ausgewöhnliches anzog, aber Anna war diesmal save, das wusste er. Bei Saskia war er sich ziemlich sicher, dass da auch mindestens ein Müllsack vor der Tür stehen würde. Seine Gedanken kreisten um seinen Kapuzennicki, der nach wie vor verschollen war. Wobei er sich bei Saskia auch nicht wirklich vorstellen wollte, dass sie es zulassen würde, den Nicki einfach so zu entsorgen, wo er ihr eigentlich perfekt passen müsste.

Kevin hörte den Schlüssel in der Haustür, Mama und Papa waren vom Einkaufen zurück. „Hab‘ Dir neue Wintersachen mitgebracht, kannst Du gleich mal anprobieren! Und leg‘ die Lederhose einfach auf die Treppe, wenn Papa nachher nochmal in die Garage geht, kann er sie direkt mitnehmen und in den Müllsack packen!“ Klare Ansage, mal schauen, was Mama da wieder an neuen Sachen mitgebracht hat. Auch wenn es ihn wurmte, dass er meist nicht zum Klamottenkauf mit durfte, waren die Sachen die Mama mitgebracht hatte, dennoch meist nach seinem Geschmack. „Ich hab‘ Dir neue Levis Jeans mitgebracht, dann hast Du wieder genug Hosen für den Winter. Und Sweatshirts von Levis und Adidas, sollten Dir eigentlich gefallen. Und ich hoffe, Dir gefallen die beiden Anoraks von Esprit, den blauen Daunen-Stepp-Anorak mit den roten Schultern und der roten Kapuze kannst Du zur Schule anziehen, die braune Camel-Lederjacke lassen wir dann mal für gut.

Mama brachte ihm vier große Tüten mit neuen Anziehsachen ins Zimmer. Seine Lederhose hatte er inzwischen ausgezogen und wie befohlen auf die Treppe gelegt. Es blieb ihm auch nichts anderes übrig, denn auch hier hatte er schon schlechte Erfahrungen gemacht. Einmal war er bei neuen Klamotten zickig gewesen und dann dampfte Mama mit der Tüte neuer Klamotten wieder ab. „Dann eben nicht“ war ihre Antwort „wenn Du undankbares Blag jetzt rumzickst bekommt Saskia eben die Sachen sofort und nicht erst, wenn Du die ein- oder zweimal getragen hast.“ Manchmal konnte Mami halt ganz schön fies sein.

Am nächsten Morgen machte seine Mama sich auf, den Müllsack mit den Altkleidern aus der Garage an den Straßenrand zu stellen. „Alles muss man hier selber machen“ grummelte sie vor sich hin als sie die Lederhose immer noch auf der Treppe liegen sah. Plötzlich stand Kevin im Schalfanzug neben hr. „Nicht so neugierig, mein Freund, ab ins Bett“ raunzte sie ihn an. Kevin aber ließ sich nicht abwimmeln, als er sah, wie lieblos Mama sich die Lederhose gegriffen hatte …
AnnasMama
Beiträge: 682
Registriert: Sa 14. Jul 2012, 20:41

Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Kevin ließ sich nicht abwimmeln und folgte seiner Mama durch den Keller in die Garage. „Was willst Du denn, muss ich noch deutlicher werden?“ „Mama, bitte?“ „Du musst doch jetzt nicht echt im Schlafanzug hinter mir rennen …“ Seine Mama hatte die Lederhose fest im Griff als sie durch die Kellertüre in die Garage ging, das Licht an machte und den Schalter zum Öffnen das elektrischen Garagentores drückte. Sie lief schnell die Treppenstufen zur Garage rauf. Kevin folgte ihr auf Schritt und Tritt. Langsam öffnete sich das Garagentor und Mamas zuvor laute und böse Stimme wurde gepflegt leiser. Ihren Sohn draußen zusammenbrüllen oder gar Schlagen – nein, das geschah nur im Verborgenen, ohne dass irgendeiner der Nachbarn was mit bekommen würde. Rasch hatte Kevin den noch Altkleidersack entdeckt und nutzte die Chance auf einen letzten Blick in den offenen Müllsack: „Finger weg, sonst Finger weg!“ drohte Mama mit leiser, aber durchaus erhabener Stimme. „Gibt eh nix zu gucken …“

Doch das gab es sehr wohl, denn der kurze Blick in den Müllsackte reichte Kevin dafür die braune Kunstlederhose, die er für Saskia erhofft hatte, zu entdecken. „Brauchst gar nicht so doof zu gucken, ich hab‘ Dir doch die Tage schon gesagt, dass Saskia nichts mehr von den Ledersachen bekommt. Und jetzt geh endlich aus dem Weg, sonst gibt’s gleich doch noch eine gescheuert!“ Sie stieß ihn beherzt zur Seite, stopfte die zusammengelegte Lederhose seitlich an den restlichen Sachen vorbei soweit es ging nach unten. Dann griff sie zwei Ecken des Müllsacks, zwiebelte diese zusammen, machte eine Schleife, die sie so fest wie möglich zu zog (wobei die wenige im Sack noch befindliche Luft langsam entwich) und dann einen festen Knoten und sicherheitshalber noch einen zweiten. „Hoffentlich hält der dünne Sack das Gewicht aus“ dachte sie sich und Kevin versuchte durch den Sack hindurch noch das ein- oder andere Teil von ihm zu identifizieren. Wobei, so richtig schimmerte nur seine Lederhose durch, die zerschlissene, rechte Arschseite war deutlich als solche zu erkennen. Und irgendwas Rotes sah er, was allerdings auch kein Wunder war, denn die meisten seiner Pullis und T-Shirts waren halt rot. Ob der Kapuzennicki vielleicht doch auch im Sack gelandet war? Er konnte es nicht mehr erkennen.

„So, jetzt ist endgültig Feierabend, ab in durch den Keller in Dein Zimmer, anziehen und dann kannst’e zum Frühstück runterkommen.“ Mami schleppte den den Müllsack durch das Garagentor hindurch und zog das Tor hinter sich zu. „Und mach das Licht in der Garage aus!“ rief sie ihm noch hinterher, während sie den nicht gerade leichten Müllsack in Höhe der Haustür auf dem Bürgersteig platzierte. Es war kurz nach 8 Uhr morgens, ab halb Neun wird gesammelt so stand es auf dem Zettel. Kevin war inzwischen wieder in seinem Zimmer angekommen, machte das Dachflächenfenster auf und hatte von dort einen guten Blick auf den Bürgersteig, wo nun der Müllsack auf den Abtransport wartete. „Kevin, Frühstück“ rief Mama. „Mag nicht …“ grummelte Kevin leider. „Keeeeevvviiiinn, Frühhhhhhstück“ rief Papa noch lauter. Keine Reaktion. „Kevin hat schlechte Laune …“ sagte Mami. „Wieso das denn?“ fragte Papa neugierig. „Hab‘ gerade seine Lederhose noch mit in den Altkleidersack gestopft, wolltest Du das nicht gestern Abend noch machen? Nun wartet er bestimmt oben am Fenster und guckt, wie sie ihn abholen …“

„Ach, ich dachte die wäre noch was für die Herbstferien gewesen, zum Wandern in Bayern?“ „Das zerwichste Drecksdingen in dem feinen Hotel? Nee, das geht doch gar nicht. Die hat er doch schon die letzten beiden Male nicht mehr mitnehmen dürfen, so abgenutzt und verschlissen wie die war!“ „Ach, und ich dachte immer, ER wollte sie nicht mehr dort anziehen?“ „Nee, ich wollte das nicht – wenn’s nach ihm gegangen wäre bräuchten wir doch für ihn nichts anderes außer der Lederhose mitnehmen. Ist schon besser so, dass die jetzt weg ist …“

Langsam füllte sich der Bürgersteig mit weiteren Altkleidersäcken und Tüten. Die Nachbarn warfen lustlos die Säcke an den Straßenrand, so als ob sie Sperrmüll rausstellen würden. Niemand von denen ging besonders sorgsam mit den Sachen um. Dann kam der LKW, den sich die Kirchengemeinde immer zum Altkleidersammeln auslieh, um die Ecke gebogen. Die älteren Pfadfinder waren diesmal mit dem Sammeln dran. Aber auch sie gingen nicht gerade zimperlich mit den Säcken und Tüten um. Im hohen Bogen flog ein Sack nach dem anderen auf den LKW. In die Plastiktüten wurde gerne mal ein Blick riskiert, ob was lustiges drin war und mancher Sack platzte beim Aufprall auf dem LKW auf, so dass sich die Sachen auf der Ladefläche verteilten und die Pfadis neugierig schauten, was da alles wegschmissen wurde.

Der Sack mit Kevin Sachen überlebte den Wurf auf den LKW unbeschadet. „Ey geil, was ist das denn? Sieht aus wie ‘ne Lederhose!“ rief einer der Jungs vom LKW herab, so laut, dass selbst Kevin es hören konnte. „Lass zu, brauchst’e nicht zu gucken!“ rief einer der Leiter, griff den Müllsack und warf ihn weiter nach vorne, wo die Säcke ordentlich aufgestapelt wurden, so dass sie nicht herunterfallen konnten. „Wie? Ne Lederhose? Zeigt mal …“ rief eine von den Mädels. „So ‘ne kurze grüne mit Hosenträgerchen? So eine hatte mein Bruder auch mal, die hätte ich auch gerne getragen, aber keine Chance Mama hat die vor Jahren schon entsorgt …“ erinnerte sie sich. „Wo ist die?“ „Irgendwo da vorne, ist doch egal – trägt doch heute niemand mehr!“ „Doch, Anna und Kevin“ juxte einer von den Leitern. „Kann sein, Kevin wohnt doch hier, hihi …“ gibbelten sie auf dem LKW, der inzwischen so weit weggefahren war, dass Kevin die Flachsereien nicht mehr höhen konnte.

„Sortieren wir diesmal eigentlich wieder selber aus?“ wollte eine der Pfadis wissen. „Nö, diesmal nicht – das machen wir doch nur vor den Sommerferien, wenn danach Pfarrfest ist. Diesmal geht alles direkt zum Textilverwerter, gibt aber echt gute Kohle. Lohnt sich!“ Schnell waren die anderen Tüten und Säcke die in der Straße standen eingesammelt, schnell waren die anderen Straßen durch und die Sachen direkt zum Verwerter gebracht. Erst der volle LKW gewogen, dann abgeladen und noch einmal leer, dann ging‘s weiter zur zweiten und für heute letzten Runde durch den Stadtteil.

Kevin hatte dem Altkleider-LKW noch eine Weile nachgeschaut, dann das Fenster zugeknallt und seinen Adidas Jogginganzug angezogen. Und zwar aus Protest den ältesten, den er hatte, auch einen den er mal von Oma geschenkt bekommen hatte. Komischerweise lag der nicht auf dem Altkleiderpäckchen, warum ausgerechnet der unberücksichtigt geblieben ist, was ihm schleierhaft. Er mochte das Teil, hatte ihm bislang aber keine größere Bedeutung zukommen lassen. Jedenfalls zog er den zum Frühstück an. Mama guckte extrem ungläubig und fragte: „Wo lag der denn noch?“ – „Bei den Jogginganzügen, als unterstes“ grinste Kevin und Mami schmunzelte „Naja, in drei Monaten ist ja schon wieder Altkleidersammlung, manchmal vergesse ich bei Deinen vielen Sachen auch mal was …“

„Du Mama …“ wenn Kevin so zu fragen anfing, führte er meist irgendwas im Schilde. „Nerv nicht schon wieder …“ – „Du, warum …“ – „Was? Warum?“ – „Warum hat Saskia die Lederjeans nicht bekommen?“ – „Du sollst doch nicht wieder nerven!“ – „Warum nicht?“ –„Kevin“ – „Mama?“ – KLATSCH – „Aua“ – „So was ist nichts für Kinder …“ keifte sie, während ihre rechte Hand auf Kevins linker Wange einschlug. Vor Wut schmiss Kevin sein Orangensaftglas um, brüllte „Dann leckt mich doch am Arsch!“ und fing sich noch eine. Während er wütend auf sein Zimmer rannte hörte er von Papa nur „Stubenarrest, eine Woche, verstanden?“

Ein eigentlich friedlicher Samstagmorgen endete also mal wieder in einer Katastrophe, ohne das irgendwem wirklich geholfen wäre. Kevin war sauer, weil die nagelneue Lederjeans (nun gut, war zwar kein echtes Leder, aber immerhin) die ER geschenkt bekommen hatte und nie selber tragen durfte nicht mal mehr zu Saskia weitergegeben worden ist. Mama war ärgerlich, weil Kevin wieder nervend nach Klamotten fragte und sein Papa, der war ausgerechnet heute wieder auf Mamas Seite. Und dann auch noch eine Woche Stubenarrest – das hieß natürlich auch keine Nachmittagsaktivitäten, kein Radio, kein Fernsehen und natürlich auch keinen Besuch empfangen zu dürfen. Er würde also bis nächsten Samstag Anna nur noch in der Schule sehen dürfen. So eine Woche war echt hart, denn Papa und Mama hielten das stets durch und Ausbrechversuche wurden mit Prügel bestraft. Oder mit anderen, meist sinnloses Nickeligkeiten, die die beiden sich einfallen ließen.

Gegen Mittag klingelte Anna bei Kevin an der Tür. Aus Rücksicht zu ihm hatte sie extra ihre 501er Jeans und einen neutralen Pulli angezogen und nicht ihre kurze Lederhose. Sie wollte ihm halt heute nicht unbewusst die lange Nase zeigen. „Ich möchte zu Kevin, ist er da?“ fragte Anna vorsichtig. „Das wird nichts, der hat Stubenarrest – bis nächsten Samstag!“ – „Oh, was hat er denn ausgefressen?“ – „Was geht Dich das an?“ fauchte Kevins Mama Anna an. „Schon gut …“ – „Das will ich auch gemeint haben! Und nun zisch ab!“ Anna kannte Kevins Mama zwar, aber so mies drauf wie heute hatte sie sie lange nicht mehr erlebt. Klar, der ein oder andere harte Spruch fiel schon mal, wenn sie dort zu Besuch war, aber Kevin war ja auch ein töfter Kerl, der einiges wegstecken konnte. Doch was heute geschehen war, hätte Anna ihr niemals zugetraut.
AnnasMama
Beiträge: 682
Registriert: Sa 14. Jul 2012, 20:41

Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Anna dackelte enttäusch ab, dachte an Kevin und daran, ihn wahrscheinlich nie wieder in einer Lederhose sehen zu dürfen (obwohl ihr das an ihm sehr gefiel). Kevin hatte sich wie befohlen auf sein Zimmer zurückgezogen, sich im Jogginganzug auf’s Bett geworfen und überlegte, warum Mama so böse reagiert hatte, als er sich auf die braune Kunstlederjeans angesprochen hatte. „So was ist nichts für Kinder“, von wegen und warum durfte dann Anna zwei Winter lang ihre tragen? Warum durfte sie supercoole Latzhose aus braunem Kunstleder sogar zur Schule anziehen? Warum durften auch einige andere Jungs und Mädels, die er in den letzten Jahren zugegebener Weise nur selten darin gesehen hatte? Warum dürften die alle und ausgerechnet nur er und Saskia jetzt nicht? Er hatte keine Ahnung, aber jetzt eine Woche lang Zeit darüber nachzudenken.

Seine neuen Anziehsachen stapelten sich auf seiner Couch, Hosen, Pullover, Sweatshirts, aber auch neue Unterwäsche und Socken, also quasi einmal komplett neu von oben bis unten. Die Hosen hatte er sich noch gar nicht näher angeschaut, denn sonst hätte er sicherlich schon gemerkt, dass auch eine schwarze Latzjeans dabei war. Was sich Mama da wohl bei gedacht haben wird? Vielleicht ist die ja auch wieder direkt für Saskia, oder Mama gefielen auf einmal wieder Latzhosen, weil sie die bei Anna öfters gesehen hatte. Auch dies blieb für ihn ein unerklärbares Rätsel. Nickis suchte er vergeblich, was ihn nicht weiter verwunderte, denn die waren für Mama letztens schon in die Kleinkinderrubrik einsortiert worden und nichts mehr für „große Jungs“. Um weiteren Ärger zu vermeiden, entfernte er sorgsam die Preisschildchen an den Klamotten und sortierte die Sachen in die freigewordenen Fächer seines Kleiderschranks ein, damit wenn Mama mal zwischendurch raufkommen sollte nichts im Weg herumliegt.

Und er ärgerte sich mal wieder maßlos darüber, dass er nicht mit durfte zum Shoppen, wobei ihm das noch mit am klarsten war. Sie hatten es in der Vergangenheit ein paar Mal ausprobiert, aber da gab’s bei fast jedem Teil Diskussionen und Ärger. Entweder gefiel Mama die Farbe des Pullis oder der Hose nicht, die Kevin sich ausgesucht hatte, oder die Sachen, die er sich ausgesucht hatte, waren nicht nach Mamas Geschmack. Er hätte gerne etwas mehr experimentiert, mal was ausprobiert, auch wenn es sich im Nachhinein als Fehlkauf entpuppt hätte. Aber da war seine Mama nicht für zu haben – straight, ohne dabei altmodisch zu sein, eher klassisch war ihre Devise. Und Geld spielt keine Rolle, wo Kevin auch nicht immer ganz mit klar kam, denn ging mal was kaputt, so wie letztens die Sprintershorts war das Gemecker groß und die Strafe folgte auf dem Fuße. Nein, manchmal wünschte Kevin sich es wäre einfacher mit seiner Mama.

Inzwischen war auch der zweite LKW mit Altkleidern beim Textilverwerter angekommen. Knappe dreieinhalb Tonnen Altkleider waren diesmal zusammengekommen. Es war einer der kleineren Textilverwerter etwas außerhalb der Stadt, wo die Klamotten diesmal hingingen. Sonst waren die auch schon mal bei UsedTex gelandet, jedoch hatten die aufgrund von Überkapazitäten diesmal ein sehr schlechtes Preisangebot gemacht. Neben dem Chef, der sich gleichzeitig auch um die Verwaltung kümmerte, gab es dort zwei fest angestellte Sortiererinnen und zwei Aushilfskräfte, die hauptsächlich damit beschäftigt waren, aussortierte Klamotten, die nicht mehr für den Weiterverkauf taugten, zu Putzlappen zu zerschneiden oder im Reißwolf zu schreddern, bevor diese zu Würfeln zusammengepresst wurde. Die Kapazität des Betriebs war dementsprechend, die dreieinhalb Tonnen reichten für die nächste Woche, dann kämen die nächsten Altkleidersammler mit den jeweiligen Waren.

Neben dem Sortierbetrieb gab es dort auch einen kleinen Verkaufsbereich, wo die Cremeware zum Kilopreis angeboten wurde. Alles, was nach einem Monat dort nicht verkauft worden war, ging als Ballen gepresst für einen sehr guten Preis in andere Second Hand Shops, meist jedoch im Ausland. Knapp die Hälfte der Sachen ging als Ballen gepresst zum Weiterverkauf nach Osteuropa oder Afrika, je nachdem ob es Sommer- oder Winterkleidung war. Großartig nach Sorten oder Arten unterschieden wurde beim Sortieren nicht, alles brauchbare, was nicht für den eigenen Laden gedacht war, kam bunt gemischt, aber ordentlich zusammengefaltet in zwei große Behälter für Sommer- und Winterware. Das machte das Sortieren leicht und praktikabel. Würden sie Sachen noch weiter aufgeteilt, wäre der Erlös zwar deutlich höher, jedoch auch der Aufwand und der dafür erforderliche Lagerplatz.

Dafür war das Sortierprinzip denkbar einfach: Jede Sortiererin schnappte sich einen Müllsack oder Tüte, riss diese mit einem Teppichmesser auf und breitete den Inhalt auf ihrem Sortiertisch aus. Mehr als 10 Kilo war selten in den Säcken, das entsprach so in etwa 40 bis 50 Teile, die sie in eine der sechs Behälter warf: Shop, Sommer, Winter, Putzlappen, Reißwolf, Müll. Sonderlocken gab’s keine, auch wenn der ein oder andere schon mal gefragt hatte. Die Sachen, wo jedoch schon mal Leute konkret angefragt hatten, gingen dann doch schon mal eher mit in den Shop, auch wenn sie eigentlich eher für den Export oder den Schredder gedacht wären. „Gibt ja immer mal wieder Leute, die nach den ungewöhnlichsten Sachen fragen“ stellte eine der Damen fest.

Das Aushilfspersonal und der Chef selber hatten zusammen mit den Pfadis die ganzen Säcke im Lagerbereich aufgetürmt. Die Sortiererinnen kamen dann am Montagmorgen und machten sich an die Arbeit. Im Schnitt kamen sie auf drei bis fünf Teile pro Minute, die sie zielsicher in die Behälter vor sich warfen. Lange Zeit für Entscheidungen gab’s da nicht – auch keine zweite Kontrolle, obwohl der Chef durchaus mal zwischendurch einen prüfenden Blick in die entsprechenden Behälter wagte. Seine Frau kümmerte sich um den Shopverkauf, wobei es äußerst selten vorkam, dass sie etwas zu reklamieren hatte. Kinderkleidung lief im Shop am besten, war aber auch nur zu einem sehr geringen Teil in den Säcken zu finden. Komischerweise gingen auch im Shop die Kindersachen noch erstaunlich gut weg, die eigentlich normalerweise nach Osteuropa oder Afrika gingen. Und solange es hierfür einen besseren Preis gab, als wenn die Sachen in den Export oder den Schredder gingen, war alles in bester Ordnung.

Die Chefin war immer wieder erstaunt darüber, was so alles an Kinderkleidung in den Säcken zu finden war. Von ganz neuer, moderner ungetragener Markenkleidung bis hin zu Sachen im finalen Endstadium, wo sie sich fragte wer das wohl zuvor so noch getragen hat war alles zu finden, obwohl gerade bei der Kinderkleidung die verbrauchten durch mehrere Kinderhände gegangenen Sachen, die nur noch für den Schredder taugten in der deutlichen Mehrheit waren. Die Verkaufsfläche im Shopbereich war recht klein und übersichtlich, schlicht und praktisch eingerichtet. Damen-, Herren- und Kinderkleidung war voneinander getrennt, Hosen und Jacken auf Kleiderständern und Pullis und T-Shirts auf den jeweiligen Krabbeltischen. Gerade dieses Konzept kam bei den doch durchaus jüngeren Leuten mit kleinem Einkommen gut an. Insbesondere die Wühltische erfreuten sich großer Beliebtheit.

Sack für Sack zerlegten und sortierten die beiden an diesem Morgen, es war die jahrelange Routine, die sie sicher entscheiden ließen, was in welchen Behälter musste. Mit großer Sorge stellten sie diesmal fest, dass bislang kaum was Brauchbares für den Shopbereich dabei war. Selbst die Exportware, die sonst den größten Anteil darstellte, war geringer als sonst. Die Qualität hatte in letzter Zeit echt stark nachgelassen, man hatte den Eindruck, dass besonders die noch guten, tragbaren Klamotten lieber im Freundes- und Bekanntenkreis weitergegeben würden, als sie im Altkleidersack verschwinden zu lassen. Bei den Erwachsensachen fanden sich auch immer öfters Klamotten wo man den Eindruck hatte, Oma oder Opa hätten das Zeitliche gesegnet und der gesamte Inhalt des Kleiderschranks war auf einmal reif für die Altkleidersammlung. Meist war jedoch nichts Exotisches oder Brauchbares mehr dabei.

Immer wieder die gleiche Prozedur, ratsch – Sack auf, Sack in den Müll, Klamotten ausbreiten und dann gezielt die Sachen in die jeweiligen Behälter. Die flinken Hände wussten dabei stets genau, was sie taten. „Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen“ Aschenputtel und Grimms Märchen waren allzu präsent. Und so flogen Hosen, Röcke, Kleider, Pullover, T-Shrits, Sport- und Badesachen genauso in die jeweiligen Behälter, wie Unterwäsche, Socken, Handtücher und Bettwäsche. Das volle Programm halt, alles, was man sich im Haushalt und Kleiderschrank an Textilien vorstellen kann sortierten die beiden Damen mit äußerster Präzision und Zuverlässigkeit. Die Chefin war mit den beiden mehr als zufrieden.

Manchmal fanden sie ungewöhnliche Sachen in den Säcken, Klamotten, wo sie sich mal etwas mehr Zeit für nahmen, weil Chefin oder Cheffe das so wollten. Die Chefin hatte ein ungewöhnliches Faible für alles, was aus Leder war. Ledersachen waren immer sehr selten in den Müllsacken und Tüten, und wenn dann meist völlig abgenutzt und unbrauchbar. Was definitiv kaputt war, konnte auch ohne Zustimmung mit geschreddert werden. Hierzu gehörten kaputte Reißverschlüsse oder Risse im Leder oder übermäßige Verschmutzung. Bei den grenzwertigeren Sachen wollte Chefin – wenn sie denn da war – immer gerne hinzugezogen werden, oder zumindest solche Sachen bei den Shopteilen sehen. So wurden sie diesbezüglich auch heute nur wenig fündig. Eine kurze, dunkelgrüne Glattlederhose und eine braune Kunstlederjeans für größere Kinder sowie zwei Kinderlederjacken war die ganze Ausbeute an Ledersachen für den Vormittag, denen nicht sofort der Weg in den Reißwolf bevorstand. Alles andere war direkt reif für die Entsorgung. So legte die eine Sortiererin die Sachen zur Begutachtung durch die Chefin beiseite, die heute erst nach der Mittagspause kommen würde.
AnnasMama
Beiträge: 682
Registriert: Sa 14. Jul 2012, 20:41

Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Es war ein regnerischer und kühler Morgen. Anna entschied sich ihre dunkelbraune Kunstleder-Latzhose und den passenden Lederanorak zur Schule anzuziehen. Man konnte der Hose inzwischen ansehen, dass sie nicht nur bei derjenigen, die sie zuvor getragen hatte sehr beliebt war, sondern auch bei Anna, die sie durchaus oft und gerne trug (wenn vielleicht bislang nicht ganz so oft wie ihre alte, schwarze Kunstlederjeans). Ich hatte durchaus Hoffnungen, dass sie diesen Herbst-/Winter wieder regelmäßiger getragen würde, denn obwohl sie durchaus gut aber straff passte, würde sie vermutlich einen weiteren Herbst-/Winter nicht mehr erleben. Entweder würde sie Anna dann nicht mehr passen, oder die Tragespuren wären so deutlich, dass sie unansehnlich und für draußen nicht mehr tragbar sein würde. Sie hatte zwar auch schon jetzt zahlreiche Kratzer im Leder, aber die fielen erst beim näheren Hinsehen auf – und machten weder mir, noch Anna etwas aus.

Anna entschied sich diesmal für die Variante „Zwiebel-Look“: Unter dem Latz ein altes, enges T-Shirts und über dem Latz ihren beigen Norweger-Rolli, den sie auch schon letzten Winter getragen hatte. Nur da passte er noch unter den Latz, was dieses Jahr schon nicht mehr klappte. Ein T-Shirt oder ein normales Sweatshirt passte noch bequem drunter, der dicke Wollpulli jedoch schon nicht mehr. Dann wären die seitlichen Knöpfe nicht mehr zugegangen. Wobei es Anna in letzter Zeit auch für draußen lieber war, den Latz zu verstecken. Die meisten in der Klasse kannten sie zwar in Latzhosen und es gab auch kaum blöde Kommentare, nur hin- und wieder frotzelte mal jemand aus der Klasse. Bei Pulli drüber rätselten alle, ob sie nun eine neue Lederhose hätte oder ob es immer noch die alte Latzjeans sei. In der Pause hörte sie ab und zu die Jungs tuscheln „Ich glaub, Anna hat ‘ne Lederjeans – die sieht echt geil aus!“ – „Ach was, das ist die olle Latzhose, die sie letzten Winter schon hatte!“ – „Meinste?“ – „Bestimmt ..:“

Kevin war heute spät dran, dafür aber in nagelneuen Klamotten zur Schule gekommen. Schon vor Unterrichtsbeginn war er der Schwarm aller Mädchen: „Hey, neue Klamotten? Siehst geil drin aus …“ Kevin fühlte sich geschmeichelt, aber zugleich auch unwohl. Obwohl alle Mädchenaugen auf ihn gerichtet waren, so war ihm doch klar: Anna oder keine. Und er fand es nach wie vor faszinierend, dass Anna in Lederzeug zur Schule durfte. Er möchte Anna am liebsten so, allerdings auch genauso gerne in normalen Klamotten. Seine Gedanken wechselten hin und her. Er dachte den ganzen Morgen natürlich an Anna und was sie zur Schule anziehen würde, aber genauso gut auch an Saskia und was sie heute trägt. Noch hatte Kevin die Hoffnung nicht aufgegeben. Ein paar Augenblicke später entdeckte er auch sie in einiger Entfernung. Sie trug eine schwarze Cordhose, die Kevin noch nicht kannte, eine dünne, rote Adidas-Regenjacke – so eine wie er auch mal hatte – und einen Kapuzenpulli, jedenfalls sah er von weiten eine rote Kapuze über der Adidas Jacke. Und bevor Kevin weiteres erkennen konnte, klingelte die Schulglocke zum Unterrichtsbeginn und Saskia war ins andere Gebäude zum Kunstraum abgedackelt.

In der ersten Stunde flüsterte Kevin Anna, die schon seit Anfang des Schuljahres neben ihm saß, leise ins Ohr: „Ich glaub, Saskia hat heute ‘nen roten Kapuzenpulli an …“ – „Ja, und?“ erwiderte Anna. „Meist Du, sie trägt doch noch Deinen Nicki?“ Beim Wort Nicki wurde Kevin ganz wuschig und ihm gingen wieder all die Anziehsachen durch den Kopf, die am Samstag bei der Altkleidersammlung weg gegangen sind. „Konnte ich aus der Entfernung nicht erkennen – vielleicht sehe ich sie ja nochmal in der großen Pause!“ Und schon bat die Lehrerin energisch zur Ruhe. Die ersten beiden Stunden wollten einfach nicht enden, aber bald kam das erlösende Klingeln zur ersten großen Pause. Die Sonne war rausgekommen, es war spürbar wärmer geworden und es hatte aufgehört zu regnen, so dass Anna und Kevin zur Pause ihre Jacken im Klassenraum ließen. Sie suchten neugierig nach Saskia, die sie auch gegen Ende der Pause fanden. „Ich seh‘ keinen Kapuzenpulli bei Saskia!“ sagte Anna zu Kevin, als beide sie endlich entdeckt haben „Du hast Dich bestimmt getäuscht!“ Saskia trug nun ihre Jacke über der Kapuze, so vermuteten die beiden jedenfalls. Vielleicht ergibt sich ja in der zweiten großen Pause noch was.

Im Sortierbetrieb, wo die gesammelten Altkleider von Samstag von zwei fleißigen Sortiererinnen nach Sommer- und Winterware in die verschiedenen Behälter geworfen wurden, war die Chefin inzwischen aus der Mittagspause zurückgekommen. „Und, was brauchbares in Leder dabei?“ wollte sie direkt wissen. „Nicht viel – nur zwei Lederhosen und zwei abgetragene Lederjacken für Kids, sonst bislang Fehlanzeige!“ Irgendwie war das jetzt nicht wirklich verwunderlich, Lederkleidung ist wenn überhaupt im Frühjahr dabei, wenn die Leute die Wintersachen aussortieren. Ganz selten, dass Leder im Sommer oder Herbst dabei ist. Zuerst wurden die Jacken begutachtet: Die Soßenflecken auf der blauen Wildlederjacke fielen sofort auf, ebenso die abgetragene beige Lederjacke. Die braune Kunstlederjeans wurde etwas näher inspiziert und die kurze Lederhose einmal an den Trägerchen hochgehoben, von vorne und hinten angeschaut, wobei die Entscheidung wohl bereits fest stand: Kommentarlos warf die Chefin alle vier Ledersachen in den Behälter für den Reißwolf, der schon gut gefüllt war. Die Aushilfskräfte würden also heute Nachmittag einiges zu tun bekommen.

Mein Tag auf der Arbeit verlief ohne größere Zwischenfälle. Katrin hatte wieder ihre GoreTex-Sachen angezogen und war deutlich friedlicher und entspannter als in den Tagen zuvor. Da sie auch nicht mehr nach ihrer Latzlederhose und der dazu passenden Jacke gefragt hatte, sah ich auch keinen Anlass dafür, ihr zu beichten, dass ich die Klamotten doch nicht wie versprochen bei uns in die Mülltonne geworfen, sondern für Anna verwahrt hatte. Ich hatte meine Nubuk-Jeans an und dazu meinen alten C&A Anorak, was aber beides nicht sonderlich auffiel. Katrin und ich gingen auch wieder öfter einen Kaffee miteinander trinken und ich gewöhnte mich daran, Katrin nicht mehr in Ledersachen zu sehen. Ein wenig traurig war ich schon, aber ich ließ mir nichts anmerken. Ich wollte sie ja auch nicht wieder auf die Palme bringen.

Kevin war in der vierten Stunde total aufgeregt und konnte die Pause kaum erwarten. Endlich klingelte es und da es inzwischen richtig warm geworden war, waren fast alle ohne Jacken oder Anoraks in die Pause gezogen. Schnell hatte Kevin Saskia ausgemacht und traute seinen Augen nicht: „Cool – das ist ja geil! Du hast also doch noch meinen alten Kapuzennicki?“ sprach er Saskia an, während Anna neben ihm stand. „Ach, war der auch von Dir? Mama meinte, für’n Kunstunterricht wär der noch brauchbar – ich mag den nicht und bin froh, wenn der endlich weg kann …“ Und schon war Saskia auch wieder verschwunden. Kevin war glücklich, seinen Kapuzennicki noch mal wieder zu sehen, war aber auch enttäuscht, über Saskias Einstellung. „Für den Kunstunterricht also …“ da wo mit Klebstoff und Farbe hantiert wurde und Saskia mit Sicherheit nicht so sorgsam mit dem Nicki umgehen würde, wie er. Am liebsten hätte er ihr noch was mit auf den Weg gegeben, aber da war sie auch schon zu den anderen Mädchen in ihrer Klasse weitergezogen. Für Kevin war von nun an klar, dass Saskia wenn überhaupt noch einmal den Nicki montags anziehen würde, zum Kunstunterricht halt. Und so freute er sich jetzt schon auf den nächsten Montag, wobei heute Nachmittag ist Gruppenstunde im Jugendheim. Saskia war in einer anderen Gruppe und hatte Schluss, wenn seine Gruppenstunde anfing. Wenn er ein wenig früher käme, würde er Saskia sicherlich nochmal sehen.

Anna versuchte Kevin etwas zu trösten, als sie beide eng umschlungen wieder in die Klasse zurückgingen. „Du freust Dich wohl gar nicht, was, Kevin?“ Kevin war den Tränen nahe. „Worüber sollte ich mich denn freuen?“ erwiderte er. „Darüber dass Saskia meinen Nicki im Kunstunterricht kaputt machen darf? Ihn mit Farbe und Kleber einsauen darf? Bis er reif für die Tonne ist … ? Näää, dafür hab‘ ich nicht all die Jahre so pingelig drauf aufgepasst. Blöde Kuh!“ Kevins Kopfkino lief wieder auf Hochtouren, das merke Anna sofort. „Freu Dich doch, dass sie ihn überhaupt noch trägt! Oder wäre es Dir lieber gewesen, der wäre am Samstag irgendwo im Müllsack gelandet?“ Kevin wurde skeptisch. „Naja, mal abwarten – sah zumindest mal nicht so aus, als hätte sie ihn heute schon bewusst eingesaut!“ Kevin war wieder etwas beruhigter. In Gedanken war er schon wieder bei heute Nachmittag. Aber dass sein Lieblingspulli nun bei Saskia auf der direkten Abschussliste stand, hatte er sich natürlich nicht gewünscht. Umso mehr war er natürlich gespannt, zu welchen Anlässen er den Nicki nochmal sehen würde.

„Du hast es echt gut, Anna“ meinte Kevin „Du darfst wenigstens noch in Lederhosen rumlaufen!“ „Ja, noch …“ seufzte Anna. „Wer weiß, wie lange noch …“ und zeigte auf die zahlreichen Kratzer und Macken, die auch die Latzhose im Laufe der Zeit schon abbekommen hatte. Kevin fühlte in ihre Seite, zog ein wenig und meinte „naja, bis die mal zu eng ist, dauert es ja wohl noch ein Weilchen!“ – „Na hoffentlich, wäre schön, wenn sie noch bis zum Frühjahr überlebt – bin mal gespannt, ob Mama sie dann aussortiert oder noch für den nächsten Herbst-/Winter zurücklegt.“ – „Ach, die geht dann bestimmt noch! Die wär‘ doch viel zu schade für den Sack!“ – „Hast ja Recht, Kevin“ murmelte Anna und wollte auch gar nicht daran denken, wie es mit ihr und der Lederhose zu Ende gehen würde. Denn eins war ihr klar, weiterverschenken würde ich die bestimmt nicht mehr – jedenfalls nicht in dem abgegriffenen Zustand.

Gegen Nachmittag trafen die beiden Aushilfskräfte im Sortierbetrieb ein, deren Aufgabe es primär war, den Reißwolf mit den Sachen zu füttern, die die beiden Sortierinnen in den dafür vorgesehenen Behälter geworfen hatten. Es war ein recht kleiner Reißwolf, den der Chef angeschafft hatte um die Sachen, die zu Dämmmaterial verarbeitet werden sollen, vorher auf handliche Größe zu zerkleinern. Die geschredderten Sachen werden anschließend noch verpresst und schon die Dämmplatten für den Einsatz fertig. Und in der Tat, zum einen ließ sich damit gutes Geld verdienen, und zum anderen war es völlig egal, was da an Sachen durch den Reißwolf ging. Sommersachen, Wintersachen, Leder – alles fand Verwendung. Und so machten sie sich an die Arbeit, schmissen den Schredder an und warfen Stück für Stück der Reißwolf-Behälter befindlichen Klamotten dort hinein, wo die Sachen unmittelbar zerfetzt wurden. Selbst Metallteile wie Knöpfe, Nieten oder Reißverschlüsse machten dem Schredder nichts aus: Weiß oben reinkam kam unten in Sekundenschnelle in kleine Fetzen zerlegt wieder raus.

Und so gingen auch heute wieder zerschlissene Jeans, verschmutzte Sweatshirts, Anoraks mit kaputten Reißverschlüssen und viele andere Anziehsachen kommentarlos und ohne große Emotionen in den Schredder. Selbst die beiden Lederjacken verursachten keine größere Aufmerksamkeit, ganz im Gegensatz zu der kurzen Glattlederhose, die eine der beiden jungen Damen plötzlich in den Fingern hatte …
AnnasMama
Beiträge: 682
Registriert: Sa 14. Jul 2012, 20:41

Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Eine kurzen Moment hielt die Aushilfskraft am Reißwolf inne: Sie fasste die Lederhose fest an der Trägerchen, ließ sie locker gehalten über dem rotierenden Reißwolf baumeln. „Krass, was die Leute heute alles so in die Altkleidersammlung werfen!“ Sie begutachtete die Lederhose etwas ausführlicher, als die anderen Sachen, die sie sonst nur mit den bloßen Händen in den Reißwolf warf und darauf wartete, dass die Sachen in kleine Einzelteile zerfetzt würden, damit sie schnell wieder nachlegen konnte. „Wolltest Du nicht schon immer so eine für Deinen Sohn haben?“ flachste sie mit der Kollegin, die damit beschäftigt war, die Reißwolffetzen zu Dämmplatten zusammenzupressen. „Ja, die hab‘ ich schon gesehen – aber nee, die ist ja völlig fertig und hast Du mal dran gerochen? Die stinkt ja richtig … bäh. Nee, muss nicht sein …“ Schon hatte sie die Lederhose fallen gelassen und innerhalb weniger Sekunden war sie komplett im Reißwolf verschwunden. Gegen die scharfen Beißkrallen der rotierenden Wellen hatte sie keine Chance, die Reißverschlüsse knackten kurz auf und schon war die Lederhose in tausend kleine Fetzen gerissen. „Dann nimmst‘e eben die nächste, die kommt! Wird‘ eh nicht die letzte gewesen sein, die hier in den Säcken auftaucht …“ Und schon warf sie die nächsten Klamotten in den Reißwolf, selbst die nagelneue braune Kunstlederhose die mit dem nächsten Schwung dabei war, wurde ohne groß beachtet zu werden zerschreddert.

„Scheiße, ich darf ja heute Nachmittag gar nicht zur Gruppenstunde – ich hab‘ ja noch Stubenarrest“ grummelte Kevin zu Anna auf dem Nachhauseweg. Saskia muss wohl schon eine Stunde eher Schluss gehabt haben - jedenfalls ging sie nicht zusammen mit Kevin und Anna nach Hause. „Man, das ist ja echt blöd, Kevin – zieht Deine Mama das echt so streng durch? Och menno, Du tust mir echt leid!“ und schon knuddelte sie ihren Kevin von oben bis unten einmal komplett durch und versuchte ihn zu trösten. „Dann schau ich eben heute Nachmittag etwas früher zur Gruppenstunde vorbei und guck, ob Saskia Deinen Nicki noch an hat?“ Kevins Augen leuchteten „Das würdest Du echt machen? Und Du würdest auch nicht schwindeln?“ – „Wieso sollte ich? Ich mag den Nicki doch auch – schade, dass Du den nicht mehr anziehen darfst. Ich fand den cool – und ehrlich gesagt, für zum Aufbrauchen find ich den echt zu schade …“

Auf der Arbeit hatte sich das Verhältnis zu Katrin Gott sei Dank wieder normalisiert. Sie war mir keineswegs nachtragend, weil ich sie so sehr mit ihren Lederhosen genervt hatte. Nein, ganz im Gegenteil: Ich bekam sogar in letzter Zeit wieder Komplimente von ihr, wie gut mir denn meine alte Latzjeans und meine Nubuk-Lederhose ständen. Und ich solle nicht traurig sein, Leder sei nun mal nichts für sie – obwohl sie es durchaus als praktisch empfinde passe es nicht zu ihrer veganen Lebensweise. So, so – das war es also, warum sie Leder nicht möchte. Und unter dem Aspekt konnte ich das sogar sehr gut verstehen. Wenn Lebenseinstellung und Kleidung nicht zusammenpasst und sie womöglich ständig drauf angesprochen wurde „Wie kannst Du denn als Veganerin Ledersachen tragen?“ nutze auch die vermeintliche Ausrede „Ich muss“ bzw. „Zum Motorrad fahren …“ nichts. Zum Glück hatte ich diese Probleme alle nicht – bei mir kommt durchaus auch mal ein gutes Stück Fleisch auf den Tisch.

Gegen Nachmittag, Anna war noch nicht aus der Schule zurück, klingelte es an der Tür: eine gute Bekannte stand mit einer großen, schweren Plastiktüte voll Anziehsachen da und meinte „Hab‘ ich letzte Woche aussortiert, war mir für Altkleider zu schade – sind alles Adidas T-Shirts und Sweatshirts von meiner Großen – die Kleine mochte die nicht, sie trägt lieber Puma und Nike. Wie die Kids halt so sind! Was Du für Dich oder Anna brauchen kannst nimm ruhig, den Rest kannst Du entsorgen!“ Ich ahnte schon wieder schlimmes – wenn Freundinnen oder Bekannte mir mit dem Spruch Anziehsachen überreichten, dann war oftmals nur noch Müll in den Tüten, wo sie nur weil es Markenkleidung war dachten, dass man diese auch noch anziehen könnte. Aber selbst ein paar Jahre alter und durch mehrere Kinderhände gegangener Adidas Pulli ist nach zigmal waschen auch nur noch für die Lumpensammlung oder die Tonne, aber eigentlich nichts mehr zum Anziehen und Weitertragen. Gut, für einmal Gruppenstunde oder Spielplatz taugen die in der Regel dann zumindest doch noch, aber dann kannst Du die nicht mehr weitergeben ohne schlechtes Gewissen zu haben.

Wir tranken Kaffee zusammen und kamen ein wenig ins Plauschen, insbesondere über das, was bei den Kids klamottenmäßig gerade In & Out ist. „Ich find ja Latzhosen immer noch total cool“ sagte meine Freundin. „Aber da brauch ich meiner Großen gar nicht erst mit kommen – die zieht die nicht mehr an! Hatte letztens nochmal welche im Geschäft gesehen, die ihr gepasst hätten – aber nö, noch nicht mal anprobiert hat sie die! Und auch die Kleine hat nur fassungslos mit dem Kopf geschüttelt – nein, Mami, bitte nicht! Auch nicht mit Pulli drüber!“ „Och, da bin ich ganz froh drum, dass Anna noch ihre Latzhosen trägt!“ – „Echt?“ – „Ja, in letzter Zeit zwar manchmal auch nicht mehr so ganz so gerne, aber ab und zu dann doch wieder. Echt komisch, total unterschiedlich – es gibt Tage, da würde sie die am liebsten wegschmeißen – und es gibt Tage, wo ich es gar nicht erwartet hätte, wo sie dann plötzlich wieder in Latzhosen am Frühstückstisch erscheint! Ich hab’s aufgegeben es zu hinterfragen, sie ist alt genug – muss selber wissen, was sie wann und wo anziehen möchte. Da rede ich ihr nicht mehr rein!“

„Die Große zieht auch nur noch das an, was sie möchte – manchmal würde ich sie so auch lieber nicht aus dem Haus gehen lassen. Ganz schlimm ist es bei ihr immer, wenn sie von Oma Geld für neue Klamotten bekommt und dann selber alleine einkaufen geht. Da kommen Sachen bei rum, die ich am liebsten direkt Himmeln würde. Naja, vielleicht auch nur eine Phase, die sich wieder gibt. Aber ihr einfach mal so vom Einkaufen was mitbringen funktioniert schon lange nicht mehr – das geht ab und zu noch bei der Kleinen gut, aber nicht bei der Großen. Wenn ich Glück habe, kann ich das ein oder andere noch umtauschen, oder es gefällt der Kleinen, aber vieles kann ich ungetragen weiterverschenken oder in die Altkleidersammlung werfen.“ Naja, dachte ich, neue Klamotten in die Altkleidersammlung müssen ja nun wirklich nicht sein und war froh, dass sie mir die Tüte vorbeigebracht hatte. Angucken und vorsortieren mache ich in der Regel immer später, wenn der Besuch wieder weg ist. Sonst kommt es immer zu blöden Diskussionen, wenn der Müllanteil doch wieder zu hoch ist.

Nach einer halben Stunde war die Freundin schon wieder los und ich nutzte kurz die Gelegenheit, in die Tüte zu schauen. Ein halbes Dutzend Adidas Sweatshirts in verschiedenen Farben, meist uni und mit dem großen Adidas Logo auf dem Bauch, einige davon mit Kapuze, aber erfreulicherweise sowohl von der Größe her passend als auch vom Zustand her noch brauchbar. Dazu noch einen Stapel T-Shirts, die man auch außerhalb des Sportunterrichts tragen konnte. Die hatten offenbar schon mehrfach die Waschmaschine gesehen, waren jedoch – wie die Freundin beteuerte – allesamt nur von ihrer großen Tochter getragen (auch wenn sie die meisten wie sie sagte selber geschenkt bekommen hatte). Da schienen sie wohl neu gewesen zu sein, oder wie es bei Kevin die Regel war „einmal getragen und dann schon weitergereicht“. Und ob von einem oder zwei Kindern getragen war bei den Sachen egal, die hier waren alle noch gut. Anna würde sich über neue Adidas Sachen sicherlich freuen, wenn sie nachher nach Hause kommt. Ich freute mich jedenfalls über diese tolle Überraschung.

„Mama, ich muss Dir was erzählen …“ kam Anna freudestrahlen aus der Schule zurück. Ich hoffte auf eine gute Note in der Klassenarbeit oder im Vokabeltest, aber das was sie zu erzählen hatte, überraschte mich doch etwas. „Kevins roter Kapuzennicki ist wieder aufgetaucht! Saskia hatte ihn heute zum Kunstunterricht an! Die blöde Kuh trägt den nur, weil sie den vollschmieren darf! Mama, das ist so gemein!“ Och je, manchmal konnte Anna aus belanglosen Kleinigkeiten echt einen riesen Elefanten machen. „Du meinst, den alten Nicki, den Kevin schon in der Grundschule getragen hat? Den hatte er doch letzten Winter fast ständig an – der muss doch schon völlig verwaschen sein? Dass Saskia den überhaupt trägt – ich dachte, der wäre längst im Müll oder im Reißwolf gelandet. Wenn die älter werden, sind die doch echt nicht mehr schön …“

Anna hatte mit vielem gerechnet, nur dass ich so verständnislos reagiere, wohl nicht. „Mama, Du bist so unsensibel – Du verstehst doch gar nichts!“ Ok, vielleicht hatte sie Recht und ich verstand wirklich nichts, aber für mich war Kevins roter Kapuzennicki in einem ähnlich abgetragenen Zustand als die beiden, die Anna damals zur schwarzen Kunstlederjeans getragen hatte. Die waren auch nur noch Müll, jedenfalls hätte ich die keinem anderen Kind mehr zumuten wollen. „Was erwartest Du, Anna? Dass Saskia den ollen, ausgeleierten Pulli zum Lieblingsteil kürt? Denk mal nach …“ „Mmmh“ dachte Anna nach. „Dann soll sie ihn lieber gleich in die Altkleidersammlung geben als ihn mutwillig im Kunstunterricht kaputt zu machen – da bleiben doch Klebstoff- und Farbflecken beim Basteln und Malen nicht aus. Mama, dafür ist der zu schade – das muss nicht sein!“

Oh, Gott, Anna war mal wieder in der Bewahrer Phase – etwas, was sie bei ihren eigenen Klamotten so gut wie nie erleben konnte, da ich fast alles von ihr nicht mehr weitergeben konnte. Offensichtlich hatte sie jedoch genauso wie Kevin Spaß daran, dass der Nicki doch noch bei Saskia gelandet war. Nur hatte sie halt Sorge, dass der Pulli schneller im Abfall landen würde, als es beide vermuteten. Somit war Anna schon sehr gespannt auf die Gruppenstunde heute Nachmittag, wo sie etwas eher als sonst losflitzte. Ihre Lederjacke ließ sie zu Hause, zog aber in Lederlatzhose und Norwegerpulli drüber los. „Kannst auch einen von den Adidas Kapuzenpullis anziehen!“ rief ich Anna hinterher. Doch da war sie auch schon zur Tür raus. Sie wollte Saskia abfangen und sie auf den Nicki ansprechen, das hatte sie sich fest vorgenommen. Saskias Gruppenstunde würde enden bevor ihre anfängt. Hoffentlich war nicht schon alles zu spät …
AnnasMama
Beiträge: 682
Registriert: Sa 14. Jul 2012, 20:41

Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Anna war zeitig am Jugendheim und musste noch warten, die ihre Gruppenstunde anfing. Hoffentlich ist Saskia überhaupt zu ihrer Gruppenstunde gekommen, hoffte Anna. Und schon riss eine der Mädels aus Saskias Gruppe die Tür vom Gruppenraum auf und alle rannten nach draußen. Saskia war die letzte in der Runde, sie trug alte, gelbe Gummistiefel – ihre Jeans war lehmverschmiert und völlig eingesaut als sie ihre rote Adidas Regenjacke anzog und die Kapuze vom Pulli aufsetzte, um sie über der Jacke zu tragen. Anna zitterten die Knie, sie hatte Glück gehabt und sprach Saskia an: „Hey, cooler Pulli – wo hast’e den denn her?“ Watt soll denn da cool dran sein, Anna?“ wollte Saskia wissen. „Iss ‘nen oller, ausgeleierter Kapuzennicki, keine Ahnung wo Mama den her hat – interessiert mich auch ehrlich gesagt nicht! Mama meint, für Kunstunterricht und Gruppenstunde ist der noch gut – aber ich find den einfach nur bäh!“

Saskia und die anderen Mädels der Gruppe sahen aus, als hätten sie allesamt draußen im Dreck und Lehm gespielt, jedenfalls waren alle mehr als dreckig und eingesaut. Selbst Saskias Nicki blieb nicht verschont und war entsprechend dreckig geworden. Nur die Adidas Regenjacke war einigermaßen sauber geblieben. Anna musste heftig schlucken über das was Saskia von sich gab. Das passte so gar nicht in ihr Verständnis vom Tragen geschenkter Klamotten. „Meinetwegen kann der heute Abend in den Müll – aber wie ich Mama kenne, muss ich den jetzt immer montags zur Schule und zur Gruppenstunde anziehen. Mal sehen, vielleicht muss ich auch ein wenig nachhelfen ….“ Und schon hatte Saskia ihre Regenjacke mit dem großen Adidas Logo auf dem Rücken, die auch schon reichlich knapp saß, zugemacht. „Dann mal bis Morgen“ rief Anna ihr hinterher, wohlwissend, dass sie morgen definitiv weder Nicki noch Adidas Jacke zur Schule tragen würde.

Am nächsten Morgen berichtete sie Kevin von ihrem gestrigen Erlebnis mit Saskia vor der Gruppenstunde. „So ein undankbares Blag hab‘ ich schon lange nicht mehr gesehen …“ Anna schaute tief in Kevins Augen. „Sie findet den bäh – hat sie wörtlich gesagt! So was hat Dein Nicki echt nicht verdient – sie hatte ihn an zur Gruppenstunde, aber Du hättest sie mal reden hören. Blöde Kuh!“ – „Na, immerhin hatte sie ihn noch mal an“ erwiderte Kevin. „Ja, aber wer weiß, wie lange noch. So wie ich die einschätze, gibt sie keine große Acht auf das Teil und schmiert ihn sich bei nächster Gelegenheit voll …“ – „Naja, vielleicht sehe ich ihn ja nächsten Montag, wenn ich wieder raus darf!“ freute sich Kevin – „ … und wenn nicht, dann auch nicht schlimm. Dir hätte er ja auch nicht gepasst und mir auch nicht mehr. Ich bin froh, dass sie ihn überhaupt trägt – so sehe ich ihn wenigstens noch mal wieder …“

Saskia hatte natürlich weder die Adidas-Regenjacke noch Kevins alten Kapuzennicki zur Schule an. Sie trug Jeans und Sweatshirt, und hatte eine schwarze Regenjacke an, die deutlich größer war, als die von gestern. Auf Kevins Bemerkung reagierte sie erst gar nicht, fühlte sich etwas angezickt und verschwand zu den anderen Mädchen in ihrer Klasse. Kevin hatte auch nichts anderes erwartet, ihm war klar, er würde bis zum nächsten Montag warten müssen. Nach der Schule zog Kevin in letzter Zeit meisten seinen alten Adidas Jogginganzug an, den Mama am Samstag wohl offensichtlich vergessen hatte, mit in den Altkleidersack zu stecken. Jedenfalls hatte der – übrigens auch ein Geschenk von Oma – seine besten Zeiten auch schon lange hinter sich. Er wies deutliche Wasch- und Tragespuren auf, da er ihn im Winter regelmäßig zum Schulsport angezogen hatte – zu mindestens den Pulli, die Hose hatte er eigentlich immer nur zu Hause zum Rumrutschen in der Wohnung getragen.

Der Jogger war jedenfalls brauchbarer Ersatz für seine kurze Lederhose und den Kapuzennicki. Beides hatte er ja bislang für zu Hause getragen. Mama hatte zwar bislang noch nichts gesagt, er war sich aber durchaus sicher, dass der Jogger heißer Kandidat für Mamas nächste Aussortieraktion werden würde und dass er in dem Zustand wie er jetzt schon aussah definitiv nicht mehr zu Saskia weitergereicht würde. Er fing an, den Jogger zu lieben, so wie er bereits zuvor Lederhose und Kapuzennicki geliebt hatte. Also genoss Kevin es sichtlich, ihn anzuziehen, sich damit auf’s Bett zu Lümmeln und sein Kopfkino zu aktivieren. Er dachte natürlich immer noch an seine Lederhose, was ihn nach wie vor erregte. Ihm war klar, dass sie bei der Altkleidersammlung eigentlich nur im Reißwolf gelandet sein könnte. In seinem Kopf stellte er sich wieder nur wieder die letzten Sekunden vor, in den völlig verschiedensten Optionen – denn was wirklich geschehen war, konnte er ja nur vermuten.

Beim Gedanken an Saskias Kapuzennicki spürte er die Erregung noch stärker. Auf der einen Seite war die große Freude, das Teil an ihr noch einmal gesehen zu haben. Auf der anderen Seite war ihm aber auch klar, beste Freunde werden die beiden nie. Es hing also irgendwie alles an Saskias Mama, wie es nun mit dem Nicki weitergehen würde. Er war sich sicher, ihre Mama wird ihr den Nicki auch weiterhin für Montags zum Kunstunterricht anziehen – einen älteren und abgetrageneren Pulli hatte er jedenfalls bei Saskia nicht mehr ausmachen können. Erst wenn der mit Farbe oder Klebstoff völlig verschmiert sein würde, käme der nächst schlechtere Pulli an die Reihe. Vielleicht gewöhnt sich Saskia zumindest daran, dass sie ihn nicht mutwillig einsaut, hoffe er, bevor seine Erektion den Höhepunkt erreichte und seine Unterhose feucht wurde. Wie üblich döste er kurz darauf ein.

Stubenarrest war immer langweilig – kein Fernsehen, kein Besuch, keine Gruppenstunden, kein Nichts. Und immer das Grübeln darüber, was er falsch gemacht hatte, warum das Fragen nach der weggeworfenen Kunstlederjeans Mama so was von auf die Palme gebracht hatte. Nein, er wusste es nicht, er traute sich auch nicht zu fragen – er hatte viel zu viel Angst, dass Mama oder Papa noch eine weitere Woche drauf legen könnten. Wäre ja auch nicht das erste Mal gewesen, das aus einer Woche zwei wurden. Und das für ein Draußen Kind, was seine vermeintliche Hyperaktivität ausleben muss, weil er sonst völlig ungenießbar wäre. Immerhin hatte er jetzt viel Zeit zum Lesen und zum Lernen für die Schule. Obwohl, auf Lernen hatte er im Moment überhaupt keinen Bock. In Mathe, was ihm eigentlich sehr lag, hatte er viel zu viel aufzuholen, in Deutsch kam er mit dem Lehrkörper nicht klar, und Sprachen waren eh nicht seins. Die Arbeit für die er letztens mit Anna geübt hatte, war zwar besser ausgefallen als die vorherige, aber halt immer noch nicht gut oder sehr gut, was Mamas und Papas Erwartungshaltung wäre. Und so mahnten beide ihren Sohnemann beim Frühstück und Mittagessen stets, er solle die Zeit des Stubenarrests doch bitte schön zum Lernen nutzen, denn wenn die nächste Arbeit in die Hose ginge (wovon seine Eltern fest ausgingen) würde ihnen nichts weiter übrig bleiben als die erzieherischen Maßnahmen deutlich zu verschärfen. Und das konnte alles Mögliche bedeuten.

Anna zog im Moment wieder regelmäßig und gerne ihre Latzhosen an – zur Schule jedoch meist damit es nicht so auffiel mir Sweatshirt, Hoodie oder Pullover drüber. Bei der letzten Mitbring-Aktion meiner Freundin waren doch tatsächlich ein paar coole, wenig getragene Adidas Kapuzenpullis dabei, die Anna so richtig gut gefielen. Sie war glücklich darüber, zumal sie wusste, dass wir uns solche Pullis nie hätten neu leisten können. Selbst die gebrauchten bei UsedTex waren meist noch unverschämt teuer, die Hälfte von dem, was die gewöhnlich im Schlussverlauf kosteten wollten die immer noch für einwandfreie Ware haben. Von daher hatte ich immer wieder dort mal nach Adidas Sachen geschaut, die kleine Fehler, Flecken oder Löcher hatten, die nicht großartig auffielen. Oder solche, die schon was älter, verwaschen und schlabberig waren – die gab’s meist deutlich günstiger. Aber nun waren schöne Hoodies für umsonst dabei, die aber alle den Nachteil hatten, dass sie über Bauchtaschen verfügten und vom Schnitt her recht weit waren. Für unter ‘ner Latzhose waren die viel zu groß – die konnte Anna, ob sie wollte oder nicht nur über den Latz anziehen. Wobei ihr das durchaus gelegen kam. „Reicht doch, wenn ich die Latzhose spüre, braucht doch nicht jeder zu sehen“ flachste sie immer und genoss es, zu wissen, dass die anderen in der Klasse nun grübelten, ob sie Latzhose trägt oder nicht.

Bei der Kunstlederhose war das klar – die meisten in der Klasse erkannten die sofort als Latzi, egal ob sie den Pulli drüber trug oder nicht. Hingegen war bei der Jeans oder der Cordhose das Rätselraten immer groß – weil sie trug ja inzwischen auch normale Jeans und Cordhosen, die sogar in vergleichbarem Zustand waren. Doch ihre Lederkombination trug sie am liebsten, meist drei Tage hintereinander, dann war wieder eine normale Jeans oder Cordhose dran. Die Latzjeans trug sie genauso wie die Cordlatzhose ein- bis zweimal im Monat und das auch jeweils für zwei, drei Tage. Dann waren die reif für die Wäsche, entweder richtig dreckig vom draußen spielen oder zumindest so durchgeschwitzt, dass sie eine Wäsche nötig hatten. Meistens warf ich die beiden Latzhosen zusammen in die Wäsche, zusammen mit meiner und den andere Jeans und Cordhosen.

Anna war so entspannt und pflegeleicht wie lange nicht mehr. Offenbar hatte sich zwischen Kevin und ihr etwas mehr als Freundschaft entwickelt, ich hielt Augen und Ohren offen, und wenn sie zu mir kam, nahm ich mir die Zeit, die sie brauchte. Ansonsten hielt ich sie an der langen Leine, ließ sie schnuppern und zog nur dann kräftig, wenn es absolut erforderlich schien. Sie war mit der Vorgehensweise einverstanden, war aber natürlich todtraurig, dass sie mir Kevin derzeit außerhalb der Schule nichts unternehmen konnte. Auch sie verstand die Reaktion von Kevins Mama auf die Nachfragerei nicht, traute sich aber auch nicht zu fragen, warum sie ‘ne Lederjeans für Kinder nicht leiden mochte. Sie wusste nur, dass sie keine mag, denn immer wenn sie ihre schokoladenbraune Kunstleder-Latzhose bei Kevin zu Besuch an hatte, gab es einen unpassenden Spruch von wegen „Wie läufst Du denn herum?“ und „Warum ziehst Du eigentlich keine Jeans an?“. Mittlerweile hatten sich beide dran gewöhnt und die Kommentare kamen immer seltener, aber manchmal kamen sie dennoch.

„Mama meint das nicht so …“ versuchte Kevin dann immer Anna zu beruhigen – obwohl auch er nicht wusste, warum sie so reagierte. Vielleicht war was in ihrer Vergangenheit passiert? Oder sie wollte als Kind auch immer eine Lederjeans haben und durfte nicht? Oder sie hatte auch mal eine und schlechte Erfahrungen darin gesammelt – Kevin wusste es nicht und war entsprechend ratlos. Anna übrigens auch, denn Kevins Mama hatte sich das Nachfragen ausdrücklich verbeten. Keine Chance also zu erfahren, was los war. Keine Ursachenforschung, keine Vergangenheitsbewältigung, nur ständig Annas schlechtes Gewissen, wenn sie ihre Lederjeans an hatte, sie könne unbewusst damit seine Mama provozieren.
AnnasMama
Beiträge: 682
Registriert: Sa 14. Jul 2012, 20:41

Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Tags drauf hatte Saskia ihren Lieblings-Adidas-Hoodie zur Jeans angezogen. Der Nicki lag zusammen geknubbelt auf dem Stuhl, als Mami ins Zimmer kam. „Du Mami …“ – „Ja, was ist denn, Saskia?“ – „Du muss ich den ollen Nicki jetzt eigentlich jeden Montag zur Schule anziehen?“ fragte Saskia neugierig als ihre Mama den Nicki griff. „Nö, musst Du nicht – wenn Du ihn nicht magst, kannst Du den gerne sofort ausziehen. Dann nehm‘ ich den gleich mit in den Keller für in den Altkleidersack! Dann musst Du halt den Adidas Hoodie, den Du jetzt an hast, zum Kunstunterricht anziehen. Nur eins sag ich Dir: Saust Du den auch ein, ist der sofort mit im Sack!“ „Bist Du wahnsinnig, Mama? Ich zieh‘ doch nicht meinen Lieblings-Hoodie zum Kunstunterricht an! Da ist der mir viel zu schade für!“ – „Dann musst Du halt aufpassen, dass Du den Nicki nicht kaputt machst, der Adidas wird definitiv der nächste Montags-Pulli …“ Saskia grummelte und zog verärgert ab – so hatte sie sich das nicht vorgestellt, dass ihr Lieblingspulli – den sie immerhin schon mehr als zwei Jahre anzog – im Kunstunterricht bei drauf gehen sollte. Manchmal sind Mamis echt blöd – jetzt musste sie auch noch aufpassen, dass sie den verhassten Nicki nicht doch noch versehentlich einsaut. Wohl war ihr nicht bei dem Gedanken daran, wenn gleich sie aber Mamas Warnung durchaus verstanden hatte.

Saskia vermied es wann immer es ging den Nicki anzuziehen – sie mochte ihn einfach nicht, beugte sich aber Mamas Entscheidung und zog ihn an, wenn sie es ihr sagte. Zum Glück blieb ihr das die Woche über zu Hause erspart. Saskia trug viel von Kevins alten Sachen, obwohl ihr mit zunehmendem Alter immer weniger von den Sachen gefiel. Kevin mochte am liebsten rote Pullis und Sweatshirts, sie hingegen liebte pink und lila, die typischen Mädchenfarben halt, die nun mal bei Kevins Sachen nicht vorkamen. Ab und zu verirrte sich bei Kevin mal was Weißes, Graues oder Blaues zwischen den Sachen, aber das meiste war nun mal rot. Und Kevin Jeans fand sie inzwischen langweilig. Normale Levis Jeans, meist in verschiedenen Blautönen oder auch vereinzelt mal in Schwarz, aber das war’s dann auch. Viel zu langweilig für ein Mädchen, das am liebsten im Moment bunte Klamotten anziehen würde. Latzhosen fand sie auch ganz niedlich, aber ob sie sich noch trauen würde, eine anzuziehen, sie wusste es nicht und war sich unsicher, zumal auch in ihrer Klasse keines von den anderen Kindern welche trugen. Genau so wenig mochte sie Ledersachen, was aber mehr damit zu tun hatte, dass auch ihre Mama meinte, Leder sei nichts für Mädchen in dem Alter. Da wäre sie noch viel zu jung für, das säh ja nicht aus. Von daher kam auch keinerlei Wunsch nach Ledersachen auf.

Kevins Stubenarrestwoche zog und zog sich. Selbst den Sprung von ‘ner fünf plus in Englisch auf eine drei minus honorierte seine Mami nur mit abwertenden Blicken. Vermutlich hatte sie nicht mal eine eins oder zwei erweichen lassen, den Stubenarrest auch nur etwas zu verkürzen. Immerhin setzte es für die Englischarbeit keine Schläge, dass er bei einer erneuten vier oder fünf kräftig der Arsch versohlt bekäme, war ihm klar. Er war ja auch nicht blöd, sondern in letzter Zeit nur stinkend faul und hatte die schlechten Noten und die daraus resultierenden Konsequenzen durchaus mehr als verdient. Aber ‘ne ganze Woche nicht nach draußen dürfen, Anna nur in der Schule zu sehen, das war schon hart. Jedenfalls sagten Mama und Papa kein Wort, wenn er aus der Schule kommend in den alten Jogginganzug schlüpfte und sich zum Onanieren auf Bett oder die Couch legte. Sein Kapuzennicki und die kurze Lederhose waren immer noch sehr präsent, allerdings trafen seine Gedanken auch immer mehr und mehr Anna, die ihn in ihrer Kunstleder-Latzhose total faszinierte. Wobei, Anna war auch so ein hübsches und attraktives Mädchen in seinen Augen, dass sie Leder trug und möchte machte sie für ihn nur noch interessanter. Anna allein war schon sehr reizvoll, in den richtigen Klamotten jedoch so, dass sein Glied beim Gedanken an sie zu kribbeln begann.

Vielleicht klappt es ja am Sonntag, dann würde er mit ihr mal rausfahren, mit dem Fahrrad vielleicht, irgendwo hin, wo sie mal eine Zeit lang für sich sein könnten. Wo er Anna mal zeigen kann, wie sehr er sie mag – wie groß seine Gefühle für sie sind. Wo er sie in die Arme nehmen kann und ihr auch mal ganz klar sagen kann, wie toll sie ist und was es ist, was ihn so an ihr fasziniert. Diese Unbekümmertheit, ja gerade Bescheidenheit, was Klamotten angeht. Mit welcher Selbstverständlichkeit und ohne großes Aufhebens sie sich über alte, getragene, ja teilweise abgetragene Klamotten freuen kann – das fand Kevin toll, das liebte er an Anna. Wobei sie natürlich auch äußerlich, besonders aber von Kopfe her in sein Beuteschema passte.

Auch Anna nahm sich nach der Schule immer öfters eine kurze Auszeit vor dem Hausaufgaben machen, wo sie Hoodie oder Norweger-Pulli auszog und es sich im Regelfall in einer ihrer alten Latzhosen auf ihrem Bett gemütlich machte. Der Gedanke an Kevin hatte auch in ihrem Körper Reaktionen ausgelöst, die sie zuvor nicht kannte, nicht erlebt hatte. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen, diesem kleinen, knubbeligen Kerlchen, der in etwa gleich groß, vielleicht ein paar Zentimeter großer war als sie, der aber offensichtlich ein paar Pfunde mehr auf die Waage brachte. Das war nicht dramatisch, Jungs in dem Alter sind nur mal etwas kräftiger gebaut als zierliche Mädchen. Alles im grünen Bereich. Doch was war es, was sie so an ihm mochte? Sie grübelte, doch dann war es auch ihr klar: Er war äußerlich attraktiv, hatte Köpfchen und vor allem eine Vorliebe für alte Klamotten. Er möchte nicht immer nur in den neuesten Sachen rumlaufen, er hätte genauso gerne seine alter Lederhose oder seinen Kapuzennicki weiter getragen. Er brauchte all das Neue, wo seine Eltern ihn mit überfluteten alles nicht. Im Grunde genommen war er genauso bescheiden wie sie auch. Und genau das war der Charakterzug, auf den es Anna ankam.

Und Anna spürte durchaus, dass sich auch Kevin zu ihr hingezogen fühlte. Sie spürte die Nähe, die er auch dem Weg zur Schule und auf dem Nachhauseweg zu ihr suchte. Wobei er bislang stets zuvorkommend, aber auch zurückhaltend war. Er liebte es, von ihr durchgeknuddelt zu werden, er liebte es aber auch, sie zu fühlen, sie zu berühren. Anna verunsicherte das alles im Moment noch sehr. Jetzt schon einen „festen Freund“, jetzt schon jemanden, der vielleicht etwas mehr von ihr wollte? Der ihre Gefühle geradezu herausforderte? Je mehr sie jedoch darüber nachdachte, desto stärker wurde ihr klar, dass sie ihren Gefühlen nachgeben müsste um Kevin nicht zu verletzten, nicht zu verlieren. Immerhin war der Wettbewerb in der Klasse groß und sie dachte an den Biologieunterricht, die Brunftzeit der Hirsche und daran, dass wenn das Weibchen nicht willig ist, sich das Männchen eine andere Partnerin sucht. Und das wollte sie halt auf jeden Fall vermeiden, auch wenn sie sich sicher war, vielleicht im Unterbewusstsein nachher doch etwas falsch zu machen.

Wenn sie sich treffen, irgendwann in den nächsten Tagen, dann würde sie sich für ihn hübsch machen, sich vorher duschen, damit sie angenehm riecht, sich die Haare fein machen und das anziehen, was er besonders an ihr mag. Die alten, roten Adidas Sprintershorts ohne Innenfütter, noch in Kindergröße, würde sie auf nackter Haut tragen, auf die fährt er immer so geil im Sportunterricht ab. Die roten mag er am liebsten, das spürte sie, das wusste sie. Dazu vielleicht das schwarze, ärmellose T-Shirt mit dem großen Herzchen drauf, als Zeichen, wie sehr sie ihn doch mag. Auf jeden Fall aber würde sie ihre dunkelbraune Kunstleder-Latzhose anziehen, für die kurze, dunkelgrüne dürfte es in den nächsten Tagen nicht mehr warm genug sein. Der Norwegerpulli auf jeden Fall über dem Latz, das Ding offen als Latzhose getragen würde vielleicht zu kindisch wirken und Kevin letzten Endes abschrecken, selbst wo sie wusste, dass Kevin Latzhosen an ihr mag. Dazu würde sie ihre Chucks anziehen, oder vielleicht mich bitten, ihr noch ein paar neue zu kaufen. Schuhe sind doch, wenn sie täglich getragen werden, immer ziemlich schnell verbraucht auch wenn ihre Füße kaum noch wachsen.

Endlich war es Sonntag geworden, endlich durfte Kevin wieder raus und hatte sich natürlich wie geplant mit Anna verabredet. Anna war nervös und aufgeregt, war schon früh morgens aufgestanden, hatte sich lange geduscht und mehr Zeit im Badezimmer verbracht, als sonst. Dabei probierte sie Dinge aus, die sie sonst noch nie gemacht hatte, jedenfalls sah ich meine Kleine zum ersten Mal leicht und dezent geschminkt am Frühstückstisch. Sie hatte natürlich ungefragt bei meinen Sachen zugegriffen, aber sie hatte ein Händchen dafür, hatte nicht übertrieben aufgelegt und sah einfach nur süß aus. Die alte, inzwischen arg verbrauchte Kunstleder-Latzhose passte irgendwie nicht zu ihr – die wirkte deutlich kindlicher und sah komisch aus, obwohl wenn sie gleich ihren Pulli drüber ziehen würde, der bis zu den Po-Taschen ging und den Latz verdeckte war es im Grunde nichts anderes, als eine Lederjeans, die ihr einen schönen, knackigen Arsch bescherte, weil die Hose auch mittlerweile was enger saß.

Auch Kevin machte sich fein, zog die neuen Boxershorts an, mit denen er auf Anna Eindruck machen wollte, dazu ein unirotes Adidas Sweatshirt, weil er halt wusste, wie sehr Anna rot mag, nur bei der Hose war er sich nicht so sicher. Am liebsten hätte er sich ja richtig gehen lassen und den alten, zerwichsten Jogginganzug angezogen, aber so zum ersten Date mit der Frischverliebten erscheinen? Nee, das war selbst ihm zu heiß, obwohl er sich sicher war, dass Anna dafür Verständnis gehabt hätte. Bei den Hosen überlegte er noch, welche er anziehen sollte: Eine von den neuen Cordhosen, oder doch ‘ne normale Jeans, wobei – da war doch noch was ganz was Besonderes dabei, bei den Hosen, die er letztens neu bekommen hatte. Er war sich zwar noch immer nicht sicher, ob die für ihn oder für Saskia sein sollte, er war auch nicht wirklich überzeugt davon, ob es richtig wäre, sie anzuziehen, aber wenn Mama meint, sie kaufen zu müssen, warum eigentlich nicht?

Und so zog er die nagelneue Levis Latzjeans an, die bestimmt sündhaft teuer gewesen sein muss. Aber sie passte auf Anhieb. „Pulli drüber?“ überlegte er einen kurzen Moment, nö reicht ja, wenn er die Regenjacke drüber zieht – dann sieht sie es auch nicht sofort. Am Frühstückstisch waren Mami und Papi wie ausgewechselt. „Dachte ich mir, dass Du die zum Date mit Anna anziehst! Hab‘ Dir noch sicherheitshalber was in die Latztasche gepackt! Passt auf Euch auf und mach keinen Blödsinn!“ Mama nahm Kevin liebevoll in den Arm – die Frau, die sonst Körperkontakt nur in Form von Schlägen zeigen konnte, stand nun da, ihren Sohn zärtlich über den Rückenlatz streichelnd und mit dicken Tränen in den Augen. Der kleine Giftzwerg war – auch wenn er noch Latzhosen trug – über Nacht erwachsen geworden und vielleicht müsse sie ihre Erziehungsprinzipien doch endlich mal überdenken.

Ich ließ Anna ziehen, oder sollte ich besser sagen, auch ich ließ sie los? Ab in einen neuen Lebensabschnitt, ab in ihr erstes, richtiges Abenteuer, ich war guter Dinge und spürte, dass Kevin sicherlich nicht der verkehrteste wäre. In ihrer alten, verbrauchten Kunstleder-Kombi zog sie fröhlich von dannen. Gerne hätte ich ihr wie Kevins Mami auch was Neues zum Anziehen gekauft, aber ich glaube, da wäre sie gar nicht so glücklich mit gewesen. Ich liebte Anna, und ließ sie gehen, weil ich genau wusste, sie würde zurückkommen in ihren Heimathafen zum Aufladen der Batterien.
AnnasMama
Beiträge: 682
Registriert: Sa 14. Jul 2012, 20:41

Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Weil ich genau weiß, dass da heute Abend jemand sitzt und wie bekloppt die F5-Taste seiner Tastatur malträtiert ... - Ausnahmsweise und weil Wochenende ist, heute Abend noch eine Zugabe ... :mrgreen:


Gegen frühen Nachmittag trafen sich beide, es war der herbstlichen Jahreszeit entsprechend kühl und frisch. Es drohte zu regnen und Kevin stand schon fertig angezogen in Regenjacke da, als Anna schellte. Anna war wie verabredet mit dem Fahrrad gekommen und so radelten beide die Strecke am Kanal entlang unweit des schwatten Flusses. „Neue Jeans?“ fragte Anna verlegen ohne dass sie etwas weiteres bemerkte. „Jau“ grinste Kevin – wollte natürlich nicht gleich verraten, um was für eine Art Jeans es sich dabei handeln würde. Kevin ließ Anna vorweg radeln, so hatte er Anna die ganze Zeit vor sich. Ihre Lederhose knisterte so wunderbar bei jeder Pedalbewegung, dass es bei ihm schon wieder zu kribbeln begann. Er war heiß auf Anna, so richtig heiß – ließ sich aber auch das nicht anmerken. Sichtlich zufrieden und entspannt fuhren die beiden Kilometer für Kilometer. Langsam kam auch die Sonne raus, jedoch war es immer noch zu frisch, die Jacken aufzumachen. Kevin wollte Anna ja auch überraschen mit seinem Outfit. Er war tierisch gespannt, was Anna sagen würde.

Nachdem sie eine Weile geradelt waren, machten beide die lange ersehnte Pause. Kevin hatte seinen Rucksack mitgenommen und extra die große Wolldecke eingepackt auf der es sich beide gemütlich machen wollten, so jedenfalls der Plan. Und so suchten sie sich ein ruhiges Plätzchen abseits des großen Fahrradwegs entlang des Kanals und fanden dieses auch etwas abseitig in der Nähe des schwatten Flusses, wo sie sich unbeobachtet fühlen konnten. Kevin breitete die Decke aus, holte noch ein paar Kekse zum Knabbern aus dem Rucksack und schon machten es sich beide gemütlich. Anna zog als erstes ihren Anorak aus, die Sonne war nochmal richtig zum Vorschein gekommen, was zur Folge hatte, dass beide gut ins Schwitzen gekommen waren. Auch Kevin hatte seine Regenjacke ausgezogen und Annas Blicke waren einfach nur göttlich: „Man ist die geil!“ – Kevin fiel ein dicker Stein vom Herzen, insgeheim hatte er doch damit gerechnet, Anna könnte ihn in Latzhosen einfach nur kindisch finden. Aber das Gegenteil war der Fall, denn schon fiel sie ihm um den Hals und rief „Du bist doch einfach der Größte – Du bist und bliebst mein Kevin, egal was passiert …“

Huch, so deutlich hatte Kevin das jetzt nicht erwartet. Eigentlich wollte er noch ein wenig um sie werben, etwas gepflegt balzen und dann zugreifen – aber nun hatte sie ihm gesagt, was ihre Erwartungshaltung ist. Kevin brauchte jedoch nur kurz, um zuzugreifen, und schon krabbelten seine Hände unter ihrem Pulli den Rückenlatz hoch. Das weiche Leder streichelnd drückte er sie ganz eng an sich, so dass er ihren Herzschlag deutlich spüren konnte – und der ging rasend schnell. „Ich hab‘ Dich doch auch total lieb“ und schon hatten seine Lippen ihre zum Küssen berührt. Eine leidenschaftliche Liebeserklärung und ein leidenschaftlicher Kuss, bei dem sich nicht nur die Lippen sondern auch die Zungen eng umschlungen. Kevin spürte nicht nur seinen Puls, sondern auch seine Erregung – als Anna zielsicher in seine Latztasche griff und das herausholte, was Mama ihm sicherheitshalber eingepackt hatte. Kevin hatte derweil Anna den Pullover ausgezogen und Anna meinte nur trocken „Na, dann wollen wir mal …“

Anna war rollig, das erste Mal in ihrem Leben so richtig rollig und sie war diejenige, die nun die Aktivität ergriff. Sie wollte ihn, jetzt und hier und natürlich sofort. Keine Widerrede, kein weiteres Überlegen – sie legte einfach los-und spürte Kevins Erregung, merke dass sein Glied knochenhart war und kerzengerade stand. Schwups hatte sie ihm die Träger von der Latzhose gelöst, die so locker saß, dass sie direkt zu Boden fiel. Kevin stand vor ihr in Boxershorts mit einer Mordslatte, die sie sich im Traum nicht so geil vorgestellt hatte. So hart und geil, dass sie ganz leichtes Spiel hatte, ihm das Kondom, was sie ihm zuvor aus der Latztasche gemopst hatte, überzustreifen. Kevin wusste nicht, wie ihm geschah, fühlte sich aber sauwohl dabei und merkte, dass die Erregung immer stärker wurde und er nun an der Reihe war. Aufgeregt griff er nach Annas Trägerchen, doch sie war noch schneller, so schnell, wie sie sich diesmal die Hose runtergezogen hatte, war sie noch nie. Kevin war hellauf begeistert, Anna stand vor ihm in in den alten, engen Sprintershorts, er hatte eine folierte Latte, wie er sie die Tage zuvor beim Onanieren noch nicht erlebt hatte. Instinktiv warf Anna sich zu Boden auf die Decke, und genauso instinktiv griff Kevin zu – wie von alleine suchte sein steifes Glied den Weg in Annas feuchte Scheide, beide Shorts dabei nur so wenig heruntergezogen wie nötig. Kaum war er in sie eingedrungen folgten ein paar kurze, heftige Stöße und schon kam Kevin mit seiner vollen Manneskraft – auch Anna merkte, dass sie „gekommen“ war. Kevins Glied erschlaffte, er zog es langsam und vorsichtig wieder heraus, seinen Shorts wieder hoch und Annas ebenfalls.

Glücklich und zufrieden kuschelten beide auf der Decke, genossen die inzwischen pralle Sonne und waren happy. Dass Anna ohne großes Vorspiel direkt zur Sache kam, wunderte ihn – so hatte er das nicht erwartet. In Shorts und Shirts lagen sie zusammen auf der Decke, als wenn nichts passiert wäre. „Man war das geil“, dachten sie beide – und Kevin hätte sich am liebsten die obligatorische Zigarette danach angezündet, aber er hätte sich nie getraut, eine aus Mamas Etui zu mopsen. War ihm jetzt aber auch egal, muss ja vielleicht auch nicht gleich beim ersten Mal – zumal er bislang auch noch nie eine geraucht hatte. Anna übrigens auch nicht, sie mochte von klein auf Zigarettenqualm noch nie leiden. Auch sie war sichtlich erleichtert und stolz, wie fein sie das alles hinbekommen hatte. Sie war diejenige, die das Kommando, die Steuerung übernommen hatte – Kevin hätte eh keine andere Chance gehabt.

Sie nutzten die Sonne noch so lange es ging aus, erst als es wieder deutlicher frischer wurde, zogen sie ihre Latzhosen wieder an. „Die siehst so was von zuckersüß aus in Deiner neuen Latzi, Kevin – einfach nur geil!“ schwärmte Anna. „Und Du erst mal“ erwiderte Kevin. „Deine Leder-Latzi ist klamottenmäßig echt das geilste, was ich jemals gesehen habe …“ war auch er begeistert. „Wobei, ich mag Dich auch einfach so …“ – Ich doch auch …“ stammelte Anna, drückte Kevin ganz feste an sich und gab ihm noch einen fetten Schmatzer auf den Mund. „Aber sag mal …“ fragte Anna neugierig, „seit wann trägst Du denn Latzhosen?“ „Och, die hatte Mama letztens mitgebracht, und ich dachte, vielleicht mache ich Dir ja eine kleine Freude damit …“ meinte Kevin lässig. „Und ob“ dachte Anna, wobei sie sich mal wieder nichts anmerken ließ. Ihr kleiner Frechdachs in Latzhosen – am liebsten hätte sie ihn so mit nach Hause genommen und einkonserviert, weil sie fürchtete, ihn so nicht noch ein zweites Mal zu Gesicht zu bekommen.

„Mama hat mir etwas Geld mitgegeben, wir sollen den Abend beim Italiener ausklingen lassen und noch lecker was essen“ meinte er, bevor sich beide wieder komplett angezogen hatten und den Weg mit den Fahrrädern in Richtung nach Hause einschlugen. Beim Italiener war es lustig, Kevin versuchte voll eins auf Gentleman und Papa zu machen, was ihm zugegebenermaßen nur eingeschränkt gelang. Es war einer von der besseren Sorte Restaurants und Anna fühlte sich etwas underdressed in ihrer Lederlatzhose und dem doch etwas verfilzten, abgetragenen Norwegerpulli. Aber der Kellner im feinen Livree bediente Anna wie eine Prinzessin im besten Sonntags-Outfit. Ihr war das einfach nur peinlich, aber auch das ließ sie sich nicht anmerken. Sie genoss den Abend mit leckeren Antipasti, Nudeln nach Art des Hauses mit frischen Scampi in heller Knoblauchsauce sowie vorzüglichem Tartufo als Nachtisch. Wenn ich mit ihr italienisch essen war, reichte es immer nur für eine große Pizza mit Belag nach Wahl – nicht aber für ein opulentes Drei-Gänge-Menü. Auf den Rotwein hatten beide sicherheitshalber verzichtet, wer wollte schon nach dem ersten Mal gleich besoffen nach Hause kommen. Den Ramazzotti auf Kosten des Hauses nahmen beide dennoch gerne mit …

„Du musst gleich unbedingt noch mit zu uns reinkommen, Anna!“ mahnte Kevin, obwohl es schon recht spät geworden war. Da ich wusste, mit wem Anna unterwegs war und ich ihr kein Limit gesetzt hatte, willigte sie ein. Satt gegessen und vollkommen zufrieden schoben die beiden quatschend ihre Fahrräder nach Hause. Sie sprachen über Gott und die Welt, über Latzhosen und Lederklamotten, kurzum alles, was sie beide in letzter Zeit so bewegt hatte. Es war schon dunkel, als sie zu Hause bei Kevin ankamen. Er stellte sein Fahrrad direkt in die Garage, während Anna ihres vor der Haustür abschloss, damit es nicht geklaut würde.

Kevins Eltern saßen im Wohnzimmer und schauten fern – irgendeine Quizshow im Zweiten, keine Ahnung genau, was. Da Anna Kevins Eltern noch nicht so richtig kannte, wählte Kevin den formalen Weg und stellte seine neue Freundin seinen Eltern vor, nachdem sie ihren Lederanorak an der Garderobe aufgehängt hatte. „Das ist Anna“ sagte er, und seine Mama sagte „Hallo Anna, ich bin Heike!“ und sein Vater begrüßte sie mit einem freundlichen „Und ich bin Knut …“. Nanu, wunderte sich Anna, das sind doch nicht dieselben Eltern, die sie vor ein paar Wochen flüchtig kennengelernt hatte. Heike war so lieb und freundlich, dass Anna kaum glauben mochte, dass sie noch vor kurzem Kevin ordentlich verprügelt und ihm Stubenarrest gegeben hatte. „Hol mal den Moet aus dem Kühlschrank, ich glaube heute ist ein ganz besonderer Tag …“ sagte Heike zu ihrem Mann, während sie aus dem Wohnzimmerschrank die Sektgläser holte und für alle vier auf den Tisch stellte.

„Deine Lederjeans steht Dir übrigens gut, Anna“ meinte Heike. „Das ist doch bestimmt echtes Leder, oder? Sehr fein, gefällt mir! Und dann noch der tolle Pullover dazu, sehr chic!“ Anna verstand die Welt nicht mehr, Champagner, Heikes Komplimente, wo sonst nur gemoppert wurde. Sie, die sonst ihre Lederjeans verflucht hatte, fand die plötzlich toll. Was war los? Heike war irgendwie ganz anders als sonst, warum auch immer. Kevins Eltern waren wie ausgewechselt, so locker hatte sie die noch nie erlebt. Kevin vermutlich auch nicht. „Ich hoffe, es war ein schöner Tag für Euch, Kevin, Anna – herzlich Willkommen bei uns! Prost auf Euch zwei Lieben!“ Anna verstand überhaupt nichts mehr, fühlte sich trotz der lieben Komplimente von Heike völlig unwohl in ihren gammeligen Klamotten und hatte durchaus auch ein wenig Angst – Angst davor, dass sie gleich einen Schrank mit neuen Anziehsachen aufmachen würde und dann ihre Lieblingsklamotten weg müssten. Doch dazu kam es zum Glück nicht. Kevin und Anna erlebten einen feuchtfröhlichen Abend im Kreise von Kevins Eltern, die ihre Sonnenseite zeigten, die durchaus ehrlich wirkten bei der Art, wie sie beide auf Anna zugingen.

Kurz vor Mitternacht kam Anna nach Hause, leicht beschwipst – aber noch lange nicht knülle. Sie war müde, ich sagte nichts, da ich ja wusste, mit wem sie unterwegs war und wo sie wohl den Abend über noch steckte. „Was war das ein geiler Tag, Mama – und Heike und Knut sind doch so richtig tolle Eltern!“ schwärmte Anna auf einmal. Ich war ebenso irritiert und schickte Anna erst mal ins Bett. „Du musst doch morgen wieder früh raus – und es soll nochmal richtig warm werden …“ sagte ich zu ihr. „Richtig warm?“ Anna verstand schon nicht mehr, was ich ihr damit andeuten wollte. Sie zog sich aus, warf Pulli und Kunstleder-Latzhose achtlos in die Ecke, zog ihr Nachtshirt an und ging ins Bett. Sofort und ohne noch groß etwas zu sagen war sie auch schon eingeschlafen. Kevin erging es nicht anders, kurz nachdem Anna gegangen war, gingen auch seine Eltern und er entspannt und zufrieden zu Bett.
AnnasMama
Beiträge: 682
Registriert: Sa 14. Jul 2012, 20:41

Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Es war montags drauf nochmal so richtig herrlich warm geworden, so wie ich es auch vermutet hatte. Ich hatte Anna ja bereits beim zu Bett gehen den Hinweis gegeben, den sie aber vor lauter Müdigkeit und dem was sie tagsüber erlebt hatte, nicht mehr verstand. Also half ich als sie eingeschlafen war kurzerhand nach, legte den Norwegerpulli und die Kunstleder-Latzhose zur Seite und holte aus ihrem Schrank noch einmal die kurze, dunkelgrüne Glattlederhose hervor, die ich schon zusammen mit den andren Sommersachen von ihr in den hinteren Teil des Schrank gepackt hatte. Das warme Wetter bot sich förmlich an um die Lederhose anzuziehen, bevor endgültig die lange Winterpause anstehen würde. Nach dem kühlen Wochenende hatte ich schon nicht mehr damit gerechnet, aber der Wetterbericht prognostizierte Sonnenschein bei über 20°C.

Anna wachte spät auf, ich hatte das Frühstück schon vorbereitet, als ich aus ihrem Zimmer ihre Stimme hörte: „Mama, wo ist meine Lederlatzi? Und wo ist mein Pulli von gestern?“ – „Der Pulli ist reif für die Wäsche und die Hose hab ich in den Schrank gelegt. Soll ja heute warm werden, kannst die kurze zur Schule anziehen!“ – „Echt? Geil – da wird Kevin bestimmt ganz große Augen machen …“ Sie freute sich sichtlich, dass ich ihr erlaubte, die kurze auch zur Schule anzuziehen, obwohl sie auch inzwischen immer enger und enger wurde. Anna schlupfte hinein, zog die Hose hoch, die hauteng an den Oberschenkeln anlag, so dass sie von alleine nicht herunterrutschen konnte und machte erst den Knopf und dann langsam und vorsichtig beide Reißverschlüsse zu. Zuletzt streifte sie die alten, angeknabberten Hosenträger über die Schulter und machte den Gürtel zu, den sie genau wie die Träger eigentlich nicht mehr gebraucht hätte. Aber ihre Lederhose fleddern wollte sie auch nicht, wo sie doch gerade die Trägerchen mit dem Brustlatz und dem Plastikhirschen drauf so cool fand.

Auf mein „Du kannst die Trägerchen auch ab machen, wenn die zu eng sind!“ reagierte sie mit einem lächelnden „Ach, geht schon noch …“ obwohl zwischen Schulter und Träger kein Fingerbreit mehr zwischen passte. Auch so saß die Hose sehr eng – was ihr aber komischerweise nichts ausmachte. „Ist doch in Ordnung, Mama – die muss so!“ versuchte sie mich zu beruhigen. Ich wollte ihr die Hose nicht nehmen, hatte nur die Befürchtung, dass sich doch eine der recht stabilen Nähte verabschieden würde und die Hose aufplatzen würde. „Selbst das wäre nicht schlimm, hab‘ doch die Adidas Shorts drunter an! Und wenn die Träger zu eng werden, mach ich sie einfach runter …“ Die Umarmung bei der Verabschiedung zur Schule fiel heute besonders intensiv aus. „Danke, Mama – Du bist einfach die Beste, bist halt meine Mama, hab Dich ganz doll lieb!“ Ich streichelte ihr noch einmal liebevoll über den Lederpopo und mahnte „Mach keinen Unfug!“ – „Och nö, heute nicht!“ grinste sie als würde ich genau wissen, was gestern zwischen Kevin und ihr gelaufen wäre.

Ich wusste natürlich nichts, zumindest nur das, was ich auch wissen durfte. Im Gegensatz zu Kevins Mama, die zumindest mal festgestellt hatte, dass das Sicherheitsfeature, was sie in Kevins Latztasche platziert hatte, dort nicht mehr war. Mehr hatte Kevin ihr natürlich auch nicht verraten, zu tief saß dennoch die Angst, etwas Verbotenes getan zu haben. Seine Eltern gestern waren so komplett anders – mit Erwachsenen geht man halt anders um als mit Kindern, hatte sich Mami irgendwann mal gerechtfertigt auf die Frage warum er immer nur von ihr eine geklatscht bekäme und nicht Papa. Und so wie sie gestern drauf war könnte das eigentlich nur bedeuten, dass sie Kevin nicht mehr als Kind ansah. Doch Kevins Unsicherheit blieb noch eine ganze Zeit, für ihn war es neu und ungewohnt, von einem auf den anderen Tag wie ein Erwachsener behandelt zu werden.

Gegenüber Anna verhielt ich mich da lockerer, nicht in harten Schwarz-/Weiß-Schemata denkend. Wenn ich Anna von jetzt auf gleich als erwachsene Frau ansehen würde, müsste ich streng genommen alles irgendwie Kindliche aus ihrem Kleiderschrank und Zimmer entfernen. Nein, da konnte und wollte ich natürlich nicht, zumal ich selber wusste, wie wichtig es ist, sich auch als Erwachsene sich den Rest Kindheit zu erhalten, der einem selber wichtig ist. Schließlich hatte ich ja meine Latzjeans und meinen Anorak auch all die ganzen Jahre aus meiner Kindheit – naja eher Jugend mit rüber gerettet. Und meine kurze Lederhose stellte durchaus auch ein Kindheitsrelikt dar, von daher müsste ich streng genommen erst mal bei mir klar Schiff machen, bevor ich mich wieder an den Sachen von ihr vergreife. Auch wenn es mir manches Mal in den Fingern juckte und Entsorgungsaktionen grundsätzlich und immer Spaß machen – zumindest mir, und zumindest dann, wenn es nicht meine Sachen sind. Von daher konnte ich auch Kevins Mami gut verstehen, die seine Sachen entweder an Saskia weiter reichte oder in der Altkleidersammlung verschwinden ließ.

Da es Montag war und Saskia wieder Kunst auf dem Stundenplan hatte, musste sie – ob sie wollte oder nicht – Kevins alten, roten Kapuzennicki wieder zur Schule anziehen. Sie mochte ihn einfach nicht, sie mochte weder rot als Farbe noch mochte sie den weichen Nickistoff – sowas ist für Babys sagte sie immer. Und da der Pulli schon am untersten Ende der Verwertungskette angekommen war und sie ihren Adidas Hoodie der als nächsten zum Aufbrauchen dran käme noch etwas länger für „so“ anziehen wollte, blieb ihr nichts anderes übrig, als den Nicki zu akzeptieren und dennoch einigermaßen drauf aufzupassen, dass sie ihn sich nicht komplett einsaut. Ein paar kleine, unauffällige Macken würde Mama ja vielleicht noch tolerieren, aber bei einem größeren Schaden würde er garantiert unter ihren Augen zu Putzlappen zerrissen oder direkt in der Tonne landen. Das, was sie kaputt machte, musste sie in der Regel auch selbst entsorgen und dass, obwohl sie Gänge zur Mülltonne auf den Tod nicht ausstehen konnte. Der Blick in die Tonne war stets verbunden mit der Angst, irgendwas entdecken zu können, sei es weiteren eigene Sachen oder Klamotten, die sie von Kevin her kannte, wo Mama jedoch meinte, die seien nichts für sie.

Kevin wurde erst so nach und nach klar was gestern passiert war. Er war immer noch total verwirrt, denn er spürte weiterhin Erregung, wenn er an seinen Nicki dachte (und wo er auch heute wieder insgeheim hoffte, ihn an Saskia wieder zu sehen), er spürte selbiges beim Gedanken daran, wie seine kurze Lederhose im Reißwolf geschreddert würde – er spürte diese Erregung aber ganz besonders intensiv, wenn er an Anna dachte. Und dabei spielte es fast keine Rolle, was sie an hatte – auch wenn er sich sie völlig unbekleidet vorstellte war sie da, die Latte in seiner Hose. Natürlich wollte er dort anknüpfen, wo sie gestern aufgehört hatten und zog sich noch einmal die gleichen Klamotten an. Mama würde schon etwas sagen, wenn er die Latzhose nicht zur Schule tragen dürfte. Er betrachtete sich im Spiegel und er befand, dass er so gut aussah. Eine Jacke bräuchte er heute sicherlich nicht bei dem warmen Wetter, dennoch beließ er es bei dem Adidas-Sweatshirt, was er den Tag zuvor auch schon an hatte.

Auf dem Weg zur Schule trafen sich beide – ganz nervös griff Kevin in seine Latztasche und ins Leere. „Na dann eben nicht …“ dachte er sich – muss ja auch nicht jeden Tag sein. Anna dachte da wohl ganz anders – sie wurde feucht im Schritt, als sie ihm um die Ecke kommen sah – die Latzjeans war zwar für sie ein nettes Zusatzfeature, aber keinesfalls etwas, wo sie Kevin dran fest machte. Es war seine Art, die sie faszinierte und nicht das, was er anzog. Ok – ein wenig vielleicht schon, gerne hätte sie ihn auch noch einmal in Lederhosen gesehen, aber seit der letzten Altkleidersammlung hatte sie die Hoffnung darauf bereits für immer aufgegeben. Immerhin freute sie sich für ihn, dass er die Latzjeans zur Schule anziehen durfte und auch angezogen hatte. Anna war wieder wuschig und Kevin hatte bei dem Anblick von Anna in kurzer, enger Lederhose eine stramme Morgenlatte vom feinsten. Bei der Begrüßung und kurzen Umarmung wäre es fast aus ihm herausgeschossen, aber er konnte es gerade noch so abwenden. Die Erregung jedoch blieb. Schüchtern und vorsichtig griff Kevin nach Annas Hand – er war sich unsicher, doch sie griff ganz locker zu , blieb noch einmal kurz stehen, drehte sich zu ihm um und schon hatten ihre Lippen seine berührt und ihre Zunge wurschtelte wild und ungezwungen in seinem Mund herum. So konnte seinetwegen jetzt jeder Morgen beginnen.

Wobei da immer noch die Gedanken an seinen Kapuzennicki waren – würde Saskia ihn heute wieder angezogen haben? Würde er sichtbar anders aussehen als letzte Woche? Enger sein? Verwaschener? Dreckig? Verklebt? Auch an seine kurze Lederhose musste er unentwegt denken: Was wird wohl aus ihr geworden sein? Hat sie vielleicht doch noch eine der Sortiererinnen gerettet? Vielleicht für die eigenen Kinder mitgenommen? All diese Gedanken bescherten ihm eine nicht minder steife Morgenlatte. Doch dann schoss ihm auf einmal ein Gedanke durch den Kopf, den er bislang nie wirklich wahrgenommen hatte: Er spürte, dass das mit Anna was ganz was großes werden würde, schließlich hatten sie ja gestern zum ersten Mal wunderbaren Sex miteinander. Aber zuvor hatte er diesen genauso wunderbaren Sex als Selbstbefriedigung in seiner kurzen Lederhose erlebt, als er sie tragen musste, aus Strafe, weil er beim Fußballspielen seine neuen Sprintershorts zerrissen hatte. Sex mit der eigenen Lederhose – Sex mit Anna, beides war irgendwie schön, wobei klar, mit Anna war es tausendmal schöner, emotionaler, einfühlsamer. Aber trotzdem waren da diese alten, bösen Gedanken – vor allem, wenn er nachmittags oder abends ganz für sich alleine war.

Er hatte ein schlechtes Gewissen: Betrügt er nicht gerade Anna – in die er sich frisch verliebt hatte – mit seinem alten Kapuzennicki, den er heute Morgen wieder bei Saskia erwarten würde? Oder mit seiner kurzen Lederhose? Oder mit all den anderen Klamotten, von denen er träumt und deren Vorstellung vom finalen Ende ihn Erregung spüren lassen? Er war sich unsicher und fühlte sich mies, ließ sich aber Anna gegenüber nichts anmerken. Anna spürte auch, dass da noch etwas anderes war – aber war es nicht genau das, was Kevin an ihr so mochte? Waren es nicht gerade ihre alten, außergewöhnlichen Klamotten, die ihn zu ihr hin zogen? Und spürte Anna nicht genau deswegen höchste Befriedigung, weil sie auch in alten, gebrauchten, abgetragenen Sachen so attraktiv war, dass Kevin mit ihr geschlafen hatte? Sie jedenfalls spürte kein schlechtes Gewissen und konnte die Freunde, den geliebten Nicki wiederzusehen, mehr als verstehen. Zu gerne hätte sie auch jemanden, der ihre alten Sachen weiter trägt und liebt, doch bei ihr blieb fast nie etwas verschenkbares übrig – Annas Lieblingssachen waren meist nur noch für die Tonne. Und so war sie sich sicher, dass wenn sie nächsten Sommer die kurze Lederhose nicht mehr zu bekäme diese genauso im Müll enden würde, wie später sicherlich auch ihre Lederlatzhose – von der sie aber insgeheim hoffe, dass sie ihr auch nächstes Jahr noch passen würde. Ob Kevin sie dann immer noch genauso attraktiv findet und lieb hat?
AnnasMama
Beiträge: 682
Registriert: Sa 14. Jul 2012, 20:41

Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Diesmal ist auch wieder ein kleiner Abschnitt unseren Schuh-Fetis und -Freunden gewidmet, wenn auch nicht so detailliert, wie in den anderen Geschichten. Ich hoffe, Ihr habt weiterhin Spaß daran. Kommentare sind hier gerne willkommen :!:

Danke und liebe Grüße,
AnnasMama


Kevin und Anna gingen gemeinsam ins Klassenzimmer – sie flachsten und waren guter Laune. Sie saßen beide nebeneinander und Anna hatte die ganze Stunde den Eindruck, als wenn alle Jungsaugen nur auf sie gerichtet wären. Und Kevin fühlte sich in seiner Latzjeans nicht nur von Anna, sondern auch von allen anderen Mädchen beobachtet. Obwohl sich in der Klasse bereits einige Pärchen gebildet hatten, so spürte der Rest der Klasse doch, dass seit dem Wochenende wohl ein weiteres hinzugekommen wäre. Ohne große Worte war zu erkennen, was los war – auch wenn beide die ganze Zeit schwiegen und dem Unterricht folgten, so waren doch ihre Blicke eindeutig: Schöner und liebevoller konnte man das Verliebt sein nicht zum Ausdruck bringen.

Anna war aufgrund ihres doch eigenwilligen Klamottenstils nicht gerade diejenige, um die sich die meisten Jungs rissen. Sie war gut in der Schule, gehörte zu den besseren, aber nicht zur Spitzengruppe. Kevin war vom Klassenbesten zwischenzeitlich deutlich abgestürzt, was ihm bei den Mädels gehörig Eindruck verschaffte, hatte sich aber wieder etwas mehr bekrabbelt und versuchte wieder Anschluss an das Mittelfeld zu bekommen. Nichts desto trotz war Kevin der Schwarm der Mädchen, nicht nur in der eigenen Klasse sondern in der ganzen Jahrgangsstufe. Die meisten fuhren auf seine geilen, stets neuen Klamotten ab – oder waren von seiner Rolle als Klassenclown begeistert. Dass Kevin nun ausgerechnet mit Anna – naja, abzusehen war es ja schon, aber jetzt schon? Und überhaupt, und sowieso … Fragende Blicke in der Klasse.

Von alle dem ließ sich Anna nicht aus der Ruhe bringen, den hämisch grinsenden Jungschor der in der kleinen Pause „Zieht der Anna die Lederhosen aus, Lederhosen aus, Lederhosen aus …“ zum Besten gab, war Anna gewohnt. Es war halt auch nicht das erste Mal, dass sie wegen ihrer Klamotten gehänselt wurde. Aber deswegen drauf verzichten, nein – geht nicht. Dafür war sie viel zu selbstbewusst. Genau deswegen hatte sie ja auch bekommen, was sie wollte – sie hatte Kevin, war sich ob der kommenden Eifersüchteleien klar und sich durchaus auch bewusst, dass der Druck auf Kevin irgendwann mal zu groß werden würde. Sie war da durchaus realistisch, Kevin war süß, total knuffig und ja, seit gestern ihr Kevin, aber würde sie ihn wirklich auch halten können? Wird nicht irgendwann der Drang etwas anderes probieren zu wollen, zu groß sein? Aber auch sie verdrängte diesen Gedanken, genauso wie Kevin – der sich schon wieder auf die große Pause und die Begegnung mit Saskia freute.

Nach einiger Suche entdeckte er schließlich in der ersten großen Pause Saskia, die wie erwartet seinen alten, roten Kapuzennicki zur ebenfalls alten, verwaschenen und an den Knien geflickten Jeans trug. Obwohl er seinen Nicki stets gepflegt und sorgsam behandelt hatte, konnte er ihm genau ansehen, wie sehr er schon in der kurzen Zeit bei Saskia gelitten hatte. Alles in allem machte der Nicki langsam aber sicher einen verbrauchten Eindruck: Die Bündchen waren mehr als nur ausgeleiert, im Großen und Ganzen saß er sehr schlabberigen, was auch daran lag, dass Saskia bei jeder Gelegenheit daran rumzog, wenn er ihr bei rumtoben wieder etwas zu weit nach oben gerutscht war. Vermutlich hatte ihn Saskias Mami zu lange im Trockner gelassen, denn er schien ein wenig eingelaufen zu sein. Jedenfalls meinte Kevin, dass er Saskia eigentlich noch etwas besser passen müsste.

Er vermied diesmal, sie drauf anzusprechen, war sichtlich erleichtert, dass sie ihn überhaupt angezogen hatte und spürte die bekannte Erregung, wie wenn er zu Hause auf dem Bett liegend daran dachte. Zu Hause würde er sich alles nochmal durch den Kopf gehen lassen, auch das mit Anna – und ja, er war hin- und hergerissen zwischen seinem alten Nicki, Annas geiler, kurzer Lederhose und Annas selber, die sich von hinten anschlich, ihn wieder liebevoll von oben bis unten durchknuddelte und rief „Da biste ja endlich …!“ Auch Anna entdeckte Saskia sofort, erkannte den heruntergekommenen Kapuzennicki und meinte „Den magst Du immer noch, nicht wahr?“ Kevin nickte verlegen und mit einer kleinen Träne im Auge drückte er sich an sie: „Ich hab‘ immer so drauf aufgepasst und ihn immer pfleglich behandelt – und sie? Guck mal, wie der nach so kurzer Zeit schon aussieht? Wenn sie so weiter macht, ist der ruckzuck in der Tonne.“

Und da war es wieder, was Anna so an Kevin liebte, seine Bescheidenheit und seine Ehrlichkeit. Nein, es ging nicht um einen sündhaft teurer Markenpulli, den er nur selten tragen durfte. Es ging ihm um seinen alten Lieblingspulli, den er doch so gerne getragen hatte. Es tat ihm sichtlich – und auch Anna merkte dies – in der Seele weh, wie Saskia mit dem Teil umging. Anna reagierte verständnisvoll und fragte: „Und was wollen wir nun machen? Soll ich mal mit Saskia sprechen, was meinst Du?“ – „Nee, lass mal, das bringt doch eh nichts. Für Saskia ist das doch eh nur ‘nen Spiel- und Rumrutschpulli – zum Lieblingspulli wird der bei ihr sowieso nicht mehr. Ich freu mich nur jedes Mal, wenn sie ihn noch wieder anzieht!“ – „Möchtest Du denn nochmal einen neuen Kapuzennicki haben, Kevin?“ fragte Anna neugierig. Kevin grinste und war unentschlossen „Weiß nicht, vielleicht, vielleicht aber auch nicht …“

Und schon klingelte es auch schon wieder zur dritten Stunde. Anna lief vor Kevin in die Klasse, der ihre enge, abgenutzte Lederhose noch einmal an ihr genoss. Lange würde auch die nicht mehr passen, so war es sich sicher – auch wenn Anna das stets anders sah. Für Anna war das Ende zwar klar, aber noch ganz weit weg. Für Kevin stand in Gedanken dieses Ende kurz bevor. Spätestens beim nächsten Anziehen – so fürchtete er – würde sie die enge Hose nicht mehr zu bekommen, ein Knopf der Trägerchen würde abreißen, oder zumindest irgendeine der doch stabilen Nähe einfach aufplatzen. Wobei sie richtig geil darin aussah, aber Kevin war sich sicher, jeder Tag könnte im Prinzip der letzte sein – zumal wo jetzt der Herbst vor der Tür stand und die Tage, wo eine kurze Hose für draußen nicht zu kalt war, seltener wurden. Aber dann würde sie ja bestimmt wieder warm einpackt in ihrem Lederanzug zur Schule kommen. Sexy sah sie jedenfalls in beiden Sachen aus, wobei eigentlich sah Anna in jeden Anziehsachen sexy aus. Sie wusste halt auch die abgegriffensten und abgefahrensten Sachen selbstbewusst und attraktiv zu präsentieren, ohne dabei überheblich zu wirken. Das unterschied sie am meisten von den anderen Mädchen in der Klasse, die versuchten mit teuren Markenklamotten Eindruck zu erzeugen.

Im Grunde genommen war Kevin nach außen hin ähnlich – aber auch nur nach außen hin, weil er von seinen Eltern immer wieder neue Anziehsachen gekauft bekam, obwohl die alten Sachen aus seiner Sicht durchaus meist noch gut genug waren. Bei den Mädels in der Klasse war das anders: Die allermeisten wollten von sich aus neue Klamotten haben, bettelten immer wieder ihre Eltern, Großeltern, Onkel und Tanten um Kohle für neue Klamotten an. Und nicht nur neue Klamotten standen bei denen ganz groß im Fokus – sondern natürlich auch Schuhe. Sneakers sind immer angesagt, und da gab’s halt auch Mädchen in der Klasse, die ein- oder zweimal im Monat mit neuen zur Schule erschienen. Das war schon eine richtige Clique und wer dazu gehören wollte, musste auf der einen Seite viel Geld ausgeben, auf der anderen Seite aber auch stets mit neuen Sachen auflaufen. Gebrauchtes ging dort gar nicht, nein die Sachen von anderen weitertragen – ein NoGo. Trotzdem war Anna in der Klasse akzeptiert – vielleicht auch weil sie geile Ledersachen trug, was den meisten Mädels der Clique nicht vergönnt war. Viele hätten vielleicht auch gerne mal – trauten sich dann aber doch nicht in Hotpants oder Lederjeans zur Schule. Möglicherweise lag es auch daran, dass Lederklamotten doch im Allgemeinen sehr teuer sind, deutlich teurer jedenfalls als Markenjeans, Shirts und Schuhe. Was sich Anna gerade mit ihrer knappen, kurzen Lederhose leistete war in den Augen der anderen zwar geiler Wahnsinn, aber sie nachzuahmen trauten sie sich nicht.

Bei den meisten Mädels der Clique war der Samstag Shoppingtag. Montags war es dann wie auf dem Laufsteg – stolz präsentieren sie ihre neuesten Modelle. Diejenigen, die sich das nicht erlauben konnten – und das waren auch einige in der Klasse, wenn nicht sogar die Mehrheit schaute immer neidisch auf die neuesten Errungenschaften. Besonders bitter und schmerzvoll war für die weniger privilegierten immer die Angeberei, was sie mit den „alten“ Sachen gemacht hätten, die sie ja jetzt nicht mehr tragen würden, weil es gab‘ ja was neues. Man konnte durchaus den Eindruck haben, dass sie nur noch die Sachen anziehen würden, die sie beim letzten Einkauf erworben hatten – älteres sah man bei denen fast nie, besonders bei den Schuhen war das auffällig. Neue Schuhe bedeutete fast immer gleichzeitig auch das Ende der älteren, selbst wenn diese nur wenige Wochen getragen wurden. Das wurmte natürlich besonders diejenigen Mädchen, die ihrer Schuhe so lange tragen mussten, wie sie passten oder noch ganz waren. Zuzuhören, wie die Mädchen der Clique sich wieder damit brüsteten, wie es den alten Treten ergangen sei, war immer besonders schlimm - denn die ein- oder andere hätte liebend gerne ihre No-Name-Treter gegen fast neue Markensneakers eingetauscht – doch da war die Clique konsequent, verschenkt oder verkauft werden durfte nichts mehr, egal wie gut, egal wie teuer.

Wenn sich also eines der Mädels aus der Clique samstags neue Schuhe gekauft hatte, traf man sich gerne nachmittags zum allgegenwärtigen Ritual des gemeinsamen Vernichtens. Meist war es der Kinderspielplatz in der Nähe, wo den alten Latschen der Garaus gemacht wurde. Einfach wegwerfen ging natürlich nicht, das wäre zu einfach gewesen, da hätte man sich ja wieder die alten Sachen aus dem Müll hervorkramen können und diese weiter tragen, verkaufen oder verschenken. Nein, das war eindeutig gegen die Gruppenregeln. „Nur ein völlig zerstörter Schuh ist ein guter Schuh“ lautete die Devise und in der Hinsicht waren die Mädels äußerst kreativ. Schere und Messer gehörten zum Standardwerkzeug, ebenso wie der Holzkohlegrill, auf dem sie abends gerne noch ein Würstchen zubereiteten. Die sortenreine Zerlegung in ihre einzelnen Bestandteile (Stoff, Leder, Kunststoff- oder Metallösen, Gummi) war der Grundtenor in der Gruppe. Wenn schon Mülltrennung, dann auch richtig und so gingen die Schuhe dann reihum und jede der Mädels trennte sorgsam eine Sorte vom Schuh. Wer das letzte Teil erwischte und nichts mehr zum Zerteilen vorfand, war reif für die nächste Woche: Da waren dann neue Schuhe fällig und die alten dann auch. Von daher war es immer sehr gefürchtet, die letzte zu sein. Was brennbar war, wurde dann gerne zum Anheizen des Grills verwendet, der Rest wurde anschließend zusammengekehrt und im Mülleimer am Spielplatz entsorgt. Den Eltern sagte man natürlich nichts, man schwieg eisern – auch wenn die Eltern wohl ahnten, was aus den alten Sachen geworden war. Verhindern hätten sie es eh nicht können.

Im Herbst besserten sich die Mädels gerne ihr Taschengeld damit auf, die Autos ihrer Eltern zu polieren und einzuwachsen, natürlich wie es sich gehört, von Hand. Dazu traf man sich dann auch gerne schon mal montags nach der Schule. Politur und Wachs stellten die Eltern bereit und die Mädels brachten haufenweise ihre alten T-Shirt und Sweatshirt mit, die – obwohl sie kaum getragen waren – zu Putzlappen zerschnitten und zum Autopolieren verwendet wurden. Diesen Montag traf man sich irgendwo in Saskias Nachbarschaft – jedenfalls flitzte sie nach der Schule draußen rum war neugierig, was die Mädels dort veranstalten würden und warum da ein großer Haufen fast neuer Markensweatshirts auf der Straße lagen und darauf warteten, von den Mädels in handliche Stücke zerrissen zu werden. „Wenn Du mitmachen willst, Saskia, dann zieh Deinen Kapuzennicki aus und schneid‘ ihn auseinander …“ rief eines der Mädels Saskia zu, die immer noch neugierig drein schaute.
AnnasMama
Beiträge: 682
Registriert: Sa 14. Jul 2012, 20:41

Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Saskia zögerte einen Moment – sie konnte zwar ihren samtweichen, roten Kapuzennicki nicht so wirklich leiden, aber ihn zu Putzlappen zu zerschneiden brachte sie nicht übers Herz. Zumal sie auch wie üblich an den wärmeren Tagen nichts drunter getragen hat. Trotz Kapuze, die sie an den Pullis nahezu abgöttisch liebte konnte sie sich nie für den kuschelig weichen Nickistoff begeistern, sowas tragen Babys oder Kleinkinder. Wobei ihrer Mama wäre es vermutlich egal gewesen, oder vielleicht sogar ganz recht – dann wäre nämlich sofort ihr Lieblings-Adidas-Hoodie in der Kleidungskette nachgerückt und der nächste Aufbrauchkandidat für den montäglichen Kunstunterricht geworden. Den konnte Mama nämlich nicht leiden, weil der schon total verwaschen, schlabberig und ausgeleiert war. Und den dort aufzutragen brachte Saskia noch weniger übers Herz, so dass sie Kopfschütteln weiter zog. „Nee, mach‘ ich nicht – kommt nicht in Frage! Dann eben nicht!“ rief sie den Mädels hinterher, die wiederum etwas erstaunt guckten. „Blöde Kuh!“ und „Wie ist die denn drauf? So was würde ich im Leben nicht anziehen!“ erwiderten die Mädels, die angefangen hatten, ihre ein- oder zweimal getragenen Markensweatshirts zu Putzlappen zu zerreißen.

Anna hatte die Woche über das schöne Wetter nochmal ausgenutzt und war so oft es die Temperaturen zugelassen hatten in kurzer Lederhose zur Schule erschienen. Ihr machte es auch nichts aus, wenn es mal morgens noch etwas frischer war – sie möchte sich einfach noch nicht davon trennen. Doch die letzten Tage waren so richtig kalt und regnerisch geworden, sie trug so oft es ging ihre braune Kunstleder-Latzhose, die auch von Tag zu Tag abgenutzter und verbrauchter aussah. Kunstleder halt, vermutlich billiges Polyurethan, das schon dann Kratzer und Macken bekommt, wenn man es auch nur etwas fester anfasst. Jedenfalls war besonders der Gesäßbereich vom Sitzen schon deutlich in Mitleidenschaft geraten. Ein Kratzer hier und dort, an vielen Stellen war das Kunstleder schon weg und das Trägermaterial kam deutlich sichtbar durch. Aber beim fast täglichen Einsatz hatte ich auch nichts anderes erwartet – schließlich hatten wir beide ja schon so unsere Erfahrungen damit gesammelt.

Annas Kleiderschrank quoll mal wieder über und es war Zeit sich von einigen Sommersachen, die nächstes Jahr definitiv nicht mehr passen würden, zu trennen um Platz für die Wintersachen zu schaffen, die ich letztens wieder von einer Freundin für Anna geschenkt bekommen hatte. Obwohl die letzte Altkleidersammlung erst kurze Zeit her war, nahm ich mir Zeit und Muße, sortierte erst meine eigenen Sommersachen aus, die den Müllsack zur Hälfte füllten. Es hatten sich unzählige, extrem alte, aber auch billige T-Shirts über die Jahre hinweg angesammelt, die so abgegriffen und verbraucht waren, dass ich sie nicht mal mehr an Anna sehen mochte. Und damit es keine Diskussionen darüber geben würde, hatte ich die schon in den Sack gestopft zusammen mit ein paar ebenso alten, verbrauchten Shorts von mir. Seit langem war ich mal wieder so richtig in Wegwerfstimmung – was bei mir nur alle Jubeljahre mal vorkommt. Jedoch brachte ich es auch heute wieder nicht übers Herz, meine kurze Lederhose (die Anna an mir sehr geil fand), meine Latzjeans und meinen rot/beige/blauen C&A Skianorak mit ins Jenseits zu befördern. Nein ich liebte diese Sachen zu sehr, als dass ich sie nicht mehr anziehen, geschweige denn einfach so mit in den Müllsack stopfen könnte. Die Sachen würden eh sofort im Reißwolf landen, also nein, definitiv nein – solange sie nicht irreparabel kaputt sind, werde ich sie weiterhin anziehen.

Ich hatte die Zeit, wo Anna in der Schule war, genutzt, schon mal durch ihre Sachen zu stöbern und vor zu sortieren. Einfach alles, was ich meinte, was ihr nicht mehr passen würde in den Sack zu stopfen vermied ich diesmal – Anna sollte selbst entscheiden, was weg kann und was vielleicht nächsten Sommer doch noch passen könnte bzw. was sie bis dahin aufheben wollte. So checkte ich bei der Gelegenheit auch ihre anderen Klamotten, vor allem die beiden Latzhosen, die sie noch hatte, aber in letzter Zeit kaum noch getragen hatte. Die Cordlatzhose sah noch wie neu aus, die hatte sie auch am wenigsten an. Die hatte sie echt für gut gehalten, für Sonntags, wenn wir mal zusammen mit Frankie und Peter Mittagessen waren, oder für andere, besondere Anlässe. Sie möchte die Hose gut leiden und fand es zu schade, wenn dieses kaum getragene Exemplar einfach beim draußen spielen mit drauf gegangen wäre. Und selbst dafür trug sie in letzter Zeit auch kaum noch ihre blaue Latzjeans.

Die war ja schon richtig gut verwaschen und abgenutzt, als ich sie ihr mitgebracht hatte. Die Oberschenkel und die Knie waren so richtig schön hellblau geworden, während am Rest der Hose das klassische, aber dennoch auch verwaschene Jeansblau überwog. Genauso schön hell und verwaschen war sie am Po – was mich jedoch richtig erstaunte war, dass sie noch nirgendwo durchgeschlissen war. Andere Hosen, von allem ihre 501er waren besonders am Po immer ruckzuck durchgeschert, manchmal dauert das noch nicht mal ein halbes Jahr, dann waren die durch. Anna machte es jedoch zum Glück nichts aus, wenn ich die durchgescheuerten Stellen am Po wieder mit der Nähmaschine heile bekommen hatte. Wenn dann jedes Mal eine neue fällig gewesen wäre, wäre ich echt arm dran gewesen. Von daher war ich froh, dass die Kunstleder-Latzhose zum Glück nicht ganz so empfindlich war und zu ihrer Lieblingshose geworden ist, die sie im Moment regelmäßig zur Schule trägt.

Gegen Mittag klingelte es – Anna stand mit Tränen in den Augen mit Lederjeans und Anorak im Türeingang. „Was’n los?“ fragte ich aufgeregt und nahm sie erst mal fest in den Arm. „Haste die Mathearbeit verhauen?“ scherzte ich und sah, dass sie nicht zum Scherzen aufgelegt war, „Viel schlimmer …“ weinte Anna und gab mir einen in zwei Teile zerbröselten Metallknopf in die Hand. „Ich war doch nur kurz auf Toilette – dann hab‘ ich mir den Träger wieder einhaken wollen und dann hat’s gleich Knacks gemacht und das Teil war auseinander gebrochen. Hab‘ versucht, den wieder zusammen zu stecken, aber der hält nicht mehr …“ Ich drückte Anna ganz feste an mich und wüsste genau, dass ich jetzt gefordert wäre. „Na, dann komm‘ erst mal rein und zieh Jacke und Pulli aus, dann schauen wir mal weiter. Bin eh gerade am Altkleider sortieren, dann schaun‘ wir mal …“

„Bitte nicht, Mami – nicht mit wegschmeißen, dafür ist sie doch zu schade, obwohl der Knopf jetzt ab ist … Kannst Du da nicht was machen, Mami, bitte, bitte …“ – „Zieh erst mal Pulli und Latzhose aus, hier liegt schon genug Zeugs, was Du noch mal anprobieren kannst, bevor es in den Sack wandert.“ – „Ich mag jetzt nicht, Mami!“ zickte Anna plötzlich rum. Gerade noch tottraurig über den abgerissenen Knopf und jetzt zickig bis zum geht nicht mehr. Ich hakte es unter altersbedingte Stimmungsschwankungen ab und versuchte Anna zu trösten, als sie ihren fusseligen Norwegerpulli aufs Bett geschmissen hatte und dabei war, die Latzhose auszuziehen. „Komm mal her!“ sagte ich und nahm Anna in die Arme, worauf hin sie wieder zu weinen begann. „Du immer mit Deinen Aussortieraktionen, Du machst doch eh, was Du willst. Dann schmeiß doch einfach alles weg, was ich mag, machst Du doch sowieso, Du hast doch noch nie Rücksicht auf meine Klamotten genommen. Du bist doch froh und glücklich, wenn Du mir wieder was wegnehmen kannst! War doch schon immer so …“

„Hups“ dachte ich, so hatte ich Anna lange nicht mehr erlebt. Dabei wollte ich ihr weder einen Schrecken einjagen, noch ihr irgendwas wegnehmen, was sie nicht angeben möchte. „Ist doch alles gut, Anna, menno …“ – „Und warum liegt dann meine kurze Lederhose auf dem Päckchen, wenn die nicht mit weg soll?“ – Anna hatte das Teil natürlich gleich als erstes im Zimmer entdeckt und war sofort misstrauisch geworden. „Sie liegt auf dem Päckchen, weil sie Dir wahrscheinlich nächsten Sommer nicht mehr passen wird! Und sie liegt deswegen auf dem Päckchen, damit Du gleich entscheiden kannst, ob sie wieder in den Schrank zurück geht oder halt in den Altkleidersack. Ich schmeiß schon nichts weg ohne Deine Zustimmung …“

„Du gehst aber an meine Sachen, Mama – Du behandelst mich wie ein kleines Kind, Mama – Das mag ich nicht!“ – „Dann kannst Du demnächst auch Deine Sachen selber waschen, zusammenlegen, in den Schrank packen und reparieren …“ meinte ich etwas trocken. „Öhm, äh, hmmm …“ Anna wurde nachdenklich, beruhigte sich aber nur äußerst langsam wieder. „Nu zieh endlich Deine Lederlatzi aus …“ wurde ich etwas energischer. „Sonst geht die wirklich noch gleich in den Sack und ich schau nicht mal mehr nach dem Knopf. Wenn Du zickig sein kannst, dann kann ich das auch!“ – „Menno!“ schimpfte Anna zurück und sie sah wohl schon vor ihrem geistigen Auge alles unanprobiert im Müllsack enden. „Da hasse se! Dann mach doch damit, was Du willst …“ Anna verschwand in Spintershorts, die sie nach dem Sportunterricht angelassen hatte, in die Küche, dabei den Norwegerpulli schnell wieder drüber gezogen. „Der jedenfalls nicht!“ schimpfte Anna wie ein Rohrspatz. „Und die kurze Lederhose probier ich heute garantiert nicht mehr an!“

So hatte das keinen Zweck, und ich dachte an die Zeiten zurück, wo ich einfach ihren Kleiderschrank plündern konnte, ohne dass sie etwas bemerkt hatte. Wo ich einfach die völlig abgegriffene schwarze Kunstlederjeans ohne ihr Wissen zusammen mit dem lila Kapuzennicki in der Mülltonne verschwinden lassen konnte. War zwar in Summe auch nicht fairer, ging aber schneller und bequemer. Und in der Tat, mehr Spaß gemacht hat’s auch – weil manchmal kann ich dann auch zickig sein. So lagen nur eine kaputte Kunstleder-Latzhose und eine viel zu enge kurze Glattlederhose in Annas Zimmer und warteten darauf, wie Anna sich nun letztlich entscheiden würde, nachdem sie sich vielleicht im Laufe des Nachmittags mal wieder beruhigt hat. Ich mein, wenn Anna keinen Bock mehr auf Latzhosen hat, muss sie das nur sagen. Dann gehen die halt komplett in den Sack und mit weg, dann gibt’s aber auch definitiv keine neuen mehr, jedenfalls nicht mehr von mir und meinem Geld. Dann kann sie selber zusehen, wo sie welche her bekommt. Wenn sie meint, dass sie nur alt genug sei, dann bitte sehr.

Die Kombination rote Adidas Glanzshorts und Norwegerpulli, der von der Länge her knapp bis zum Gummizug der Hose ging (also letztlich auch schon fast zu kurz war) sah irgendwie komisch aus. Die Hose, noch Kindergröße ohne Innenslip passte so gerade noch. Sie war eine Nummer kleiner als meine, die ich über die Jahre hinweg immer noch gerettet hatte. „Meinst Du nicht, dass die Sporthose auch langsam zu eng ist und mit weg sollte?“ stichelte ich noch ein wenig, hatte aber dann die Befürchtung, dass Anna mit umgehend meine klauen würde, was definitiv nicht in Frage kommen würde. Neben der roten hatte sie die gleichen auch noch in blau und schwarz in der gleichen Größe, die auch schon auf dem Sortierpäckchen lagen. Meine waren auch rot und schwarz, dazu hatte ich noch zwei weiße mit roten bzw. schwarzen Streifen. Frankie möchte die rote an mir am besten leiden, so dass ich die auch meist dann anzog, wenn wir beide Sex miteinander haben wollten. „Können wir jetzt langsam mal weiter machen, Anna?“ – „Ach lass mich in Ruhe, mach doch watte wills!“ bockte Anna weiterhin.
AnnasMama
Beiträge: 682
Registriert: Sa 14. Jul 2012, 20:41

Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Anna war launisch, Anna war zickig und verbrachte fast den ganzen Nachmittag wortlos in der Küche. Es war draußen kalt geworden und selbst drinnen war es eigentlich für kurze Hose zu kalt. „Willst Du Dir nicht lieber ‘ne Jeans anziehen?“ – „Du willst doch nur meine Sportshorts mit in den Müllsack werfen, oder?“ Anna war also immer noch voll auf Krawall gebürstet und ich hatte eigentlich schon echt keine Lust mehr, in die Stadt zu fahren um einen der Metalldruckknöpfe für Annas Lederlatzhose zu kaufen und die Hose wieder zu reparieren. Auf der anderen Seite hätte ich es selber auch schade gefunden, wenn sie jetzt aus lautet Trotz und schlechter Laune heraus alle ihre Latzhosen in die Altkleidersammlung gegeben hätte. Vor allem, auch wenn die nächste Altkleidersammlung noch was hin ist, was einmal im Sack ist, bleibt da auch drin – ein Zurück hat’s noch nicht gegeben und wird es auch nicht mehr geben. Ob sich Anna dessen voll bewusst war?

Nach der Schule verbrachte sie immer noch viel Zeit zusammen mit Kevin. Er hatte seine neue Latzhose auch nur noch sporadisch an, ob das der Grund war, dass es bei Anna Tage gab, wo sie die Dinger einfach nicht mehr ausstehen konnte? Oder war irgendetwas anderes in der Schule passiert? Hatte sie jemand wegen der Latzhose geärgert oder ihr vielleicht so sehr an den Trägern gerissen, dass der Knopf schon vorher einen Knacks bekommen hatte? Vielleicht waren aber auch die Trägerchen zu stramm eingestellt? Wenn sie den Pulli drüber zog könnte ich nicht mehr sehen, wie stramm die Hose letztlich saß.

Kevin jedenfalls war in der Schule wieder deutlich besser geworden, was wohl offenbar daran lag, dass er mit Anna viel zusammen war und seine Eltern deutlich entspannter mit ihm umgingen. Er war lockerer geworden, umgänglicher und wohl auch selbst mit sich zufriedener – Anna mochte ihn und er mochte sie und er war immer ganz wuschig und aufgeregt, wenn Anna die Lederhose zur Schule an hatte. Das war für Kevin immer etwas ganz besonderes, zumal er genau dieses Gefühl nie selber erleben durfte. Seine schokoladenbraune Lederjeans war ja schließlich ohne dass er sie tragen durfte und ohne dass sie an Saskia weiter vererbt wurde in der Altkleidersammlung gelandet.

Hin und wieder am Wochenende durfte Anna bei Kevin übernachten. Das waren Wochenenden voller Gefühle und Zärtlichkeiten – bei denen beide auch wie selbstverständlich mit einander schliefen. Kevin liebte es, wenn Anna am Wochenende Lederhosen trug – die kurze im Spätherbst hatte er genauso genossen und in sein Herz eingeschlossen wie die Lederlatzhose, die er eigentlich noch viel mehr mochte. Er sagte jedoch meist nichts dazu, wenn sie so kam – vielleicht war das der Fehler, der Anna jetzt so verunsicherte. Auch sie spürte natürlich Kevins Zuneigung, liebte es, wenn er mit seiner Hand ihr unter dem Pullover über den weichen Rückenlatz streichelte, aber sie möchte es auch wenn er mit der Hand unter ihrem T-Shirt die nackte Haut berührte. Ihr gefiel beides, sie hatte nur offensichtlich Angst, sie könnte aufgrund ihrer Klamotten zu kindisch auf ihn wirken. Nichts wäre für sie schlimmer, als ihn zu verlieren, nur weil sie noch Latzhosen trägt oder in zerschlissenen, kurzen Lederhosen rumläuft.

Sie traute sich aber auch nicht, Kevin direkt darauf anzusprechen. Zu groß war auch hier die Befürchtung ihrerseits, Kevin würde sie nur als Träger seines Fetisch ansehen. Sie bemerkte ja immer wieder, wie er montags Saskia suchte um seinen samtweichen, roten Kapuzennicki an ihr wieder zu sehen. Saskia war sicherlich nicht sein Typ, das war ihr klar – aber der Fetisch war nun mal offensichtlich vorhanden, so offensichtlich, dass Anna ab und zu total eifersüchtig war – nicht auf Saskia, die konnte ja schließlich nichts dafür, den alten Pulli zum Kunstunterricht auftragen zu müssen, aber auf den Nicki an sich. Manchmal hatte sie halt den Eindruck, der Fetisch sei stärker als die Liebe zu ihr, was dazu führte, dass sie am liebsten alles, was für ihn ein Fetisch sein könnte, vernichten wollte. Einfach um zu schauen, wie er dann reagieren würde – aber das war natürlich äußerst irreversibel um mit hohem Risiko verbunden, zumal sie die Klamotten ja an sich durchaus gerne anzog. Nichts war bei Schmuddelwetter und Regen wärmer und bequemer als die Latzhose aus braunem Kunstleder. Nichts war pflegeleichter und unkaputtbarer als eine weiche, kurze Lederhose – die alles, aber auch wirklich alles aushielt.

Anna wollte einfach wissen, liebt er sie auch so? Aber wie darauf von Kevin eine ehrliche Antwort bekommen? Sie grübelte und grübelte – kam aber zu keiner Lösung. Sie traute sich aber auch nicht, mich um einen Rat zu fragen, vermutlich wäre es ihr peinlich gewesen, Kevin vor mir als Feti zu darzustellen. Wenn sie in nächster Zeit trotz schlechten Wetters nicht mit der Lederhose zu Schule kommen würde, wäre Kevin vermutlich stutzig und er würde nach der Schule beim Onanieren auf dem Bett vermutlich neben dem Nicki auch an ihre Lederhose denken. Vielleicht denkt er ja auch jetzt schon an ihre kurze Lederhose und hat Spaß beim Gedanken daran, wie er sich vorstellt, was Anna oder ich mit dem ollen Ding so alles anstellen würden. Vielleicht denkt er aber auch beim Onanieren an sie und daran, wie es das nächste Mal sein wird, wenn er ihr wieder mit zitternden Händen den verfilzten Norwegerpulli auszieht, die Schnallen von der Lederlatzhose öffnet, woraufhin Latz und Träger nach unten fallen, er die seitlichen Knöpfe öffnet und Anna dann in roten Glanzshorts und engem T-Shirt vor ihm steht und er wieder eine mordmäßig geile Latte haben wird, mit der er gleich Anna befriedigen wird.

Hätte er genauso viel Spaß, wenn sie eine normale Jeans anziehen würde? Sie wusste es nicht, weil bislang hatte sie entweder die kurze Lederhose oder eine der Latzhosen an, wenn sie sich näher kamen, wenn es zur Sache ging. Zugegeben, das war stets richtig geiler Sex, das hatte was – von daher wollte sie sich auch nicht vorstellen wie es wäre, wenn sie in anderen Klamotten zu ihm käme. Bestenfalls wäre dann alles wie immer, doch auch der schlimmste Fall ging Anna durch den Kopf: Was ist, wenn er dann gar keinen Spaß mehr an ihr hätte? Wenn er doch nur ihre Klamotten möchte? Wenn er doch mehr Feti als Liebhaber wäre? Au man, kann grübeln in dem Alter scheiße sein. Und nun drängte ich auch noch auf eine Entscheidung. Mir war inzwischen unwohl bei der Sache geworden und machte mir Vorwürfe, warum ich mich überhaupt, wo doch in den nächsten Wochen noch keine Altkleidersammlung ins Haus stand, aufgemacht hatte um die verbrauchten Sommersachen endlich ins Jenseits zu befördern. Wobei ich nicht wirklich ihre Latzhosen in Frage stellen wollte – das machte sie ja zwischendurch selber ab und zu mal. Ich hatte eher den Eindruck, dass es ihr peinlich war, dass ich sie mal wieder in den zu engen Glanzshorts zu sehen bekam. Die Dinger waren aber auch wieder hauteng geworden – kein Wunder also, wenn sie im Sportunterricht wieder alle Blicke auf sich werfen ließ. Ich war mir sicher, nicht nur Kevin würde an dem Anblick Spaß haben.

„Ich fahr dann mal in die Stadt und schau‘ nach ‘nem Knopf für Deine Latzhose …“ Anna schaute mich traurig und riesengroßen Dackelaugen an. Den Blick kannte ich, wenn sie so schaute, führte sie irgendwas im Schilde. Und da ich in dem Moment nicht an sie heran kam, dachte ich könnte ein wenig Ruhe und Abstand der Sache an sich nur förderlich sein. Ich zog mich kurz um, Latzhose und darunter den alten grau/gelben Adidas Pulli, der inzwischen so viel Peeling vom Waschen abbekommen hatte, dass er eigentlich besser im Müllsack aufgehoben wäre, aber das störte mich nicht, vor allem aber auch deshalb nicht, weil Frankie es genauso an mir möchte. Sicher war ich mir bei Frankie nur, dass es ich war, die er möchte und nicht nur ausschließlich meine alten Klamotten. Vielleicht war ich auch Anna lange Zeit zu sehr Vorbild und möglicherweise hatte sie inzwischen auch mehr das Verlangen nach neuen Klamotten, die noch nicht zuvor durch zahlreiche Mädchenhände gegangen waren.

Gut, sie lehnte bislang aus Bescheidenheit und weil es auch einfach nicht anders ging das Verhalten der anderen Mädchen in der Klasse ab, die ständig neue Klamotten brauchten und wo altes unmittelbar in die Entsorgung ging. Und insgeheim war ich da auch immer froh und glücklich drüber, fürchtete aber, dass mit zunehmendem Alter auch die Klamottenwünsche anspruchsvoller wurden. Vermutlich war sie gerade mal wieder in einer solchen Phase, da reichen ja oft Kleinigkeiten wie eine richtig coole Hose oder ein tolles Shirt was sie gesehen hat um einen „Haben wollen“ Reflex bei ihr auszulösen. Das kam nicht oft vor, manchmal jedoch schon.

Ich zog meinen genauso alten und verbrauchten C&A Skianorak drüber und machte mich auf den Weg. Den Knopf zu beschaffen war nicht schwer, im Supermarkt gab’s einen Sechserpack Jeansknöpfe für kleines Geld. Auch auf die Gefahr hin, dass Anna die Latzhose nicht mehr anziehen mag und vielleicht auch eine Büroklammer oder eine andere Improvisation gereicht hätte, nahm ich die mit. Ich wollte ihr die Kunstleder-Latzjeans auf jeden Fall noch mal schmackhaft machen, auch wenn der Zustand der Latzhosen (von der Cordlatz mal abgesehen) schon mehr als grenzwertig war. Nicht umsonst hatte irgendeine Mami die in die Altkleidersammlung gegeben, wo sie bei UsedTex um Haaresbreite im Reißwolf geschreddert worden wären. De facto trug also Anna Klamotten auf, die niemand anders mehr anziehen mochte, die nicht mal mehr gut genug waren, um nach Osteuropa oder Afrika exportiert zu werden, wo ja immer noch der Großteil der tragbaren, aber für den heimischen Markt nicht mehr verkaufbaren Sachen hingeht. Ich war mir zwar sicher, dass Anna das nichts ausmachte, aber vielleicht inzwischen ja doch. Unsicherheit machte sich auch bei mir breit.

Auf dem Rückweg schaute ich mal wieder bei Frankie und Peter vorbei. Das Verhältnis zu Frankie war irgendwie immer noch etwas distanziert. Wir trafen uns zwar immer noch regelmäßig mehrmals im Monat, hatten dann durchaus auch Sex mit einander, aber eine richtig feste Beziehung hatte sich noch nicht draus ergeben. Geschweige denn, dass Gedanken darüber verschwendet wurden, zusammenzuziehen. Eine größere Wohnung war für Anna und mich nicht drin, da war gar nicht dran zu denken und Frankie hatte zwar deutlich mehr Geld, musste aber auch für Peter mit aufkommen. Peter verbrachte die letzten Wochen mehr und mehr bei ihr, aus den 14-tägigen Wochenendbesuchen waren komplette Wochen geworden, wo er bei ihm war. Frankie hatte schon Feierabend, war also zu Hause als ich klingelte. „Hi!“ rief er erstaunt „Hatte eigentlich eher mit Peter gerechnet, der ist draußen, Fußball spielen hier um die Ecke auf dem Aschenplatz, so wie jeden Nachmittag, wenn er mit den Hausaufgaben fertig ist. Da hast Du ja ganz schön was angerichtet, letztens …“
AnnasMama
Beiträge: 682
Registriert: Sa 14. Jul 2012, 20:41

Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Frankie grinste dabei – dennoch fragte ich etwas erschrocken „Was denn?“ – „Deine Mitbringsel letztens, vor allem der orangene Kapuzenpulli – den würde Peter am liebsten jeden Tag anziehen. Wenn der mal in der Wäsche ist, wird er richtig quengelig und gibt erst dann wieder Ruhe, bis ich Waschmaschine und Trockner extra für ihn anschmeiße, damit er das Teil am nächsten Tag wieder zur Schule anziehen kann. Ich wundere mich, dass die in der Schule noch nichts gesagt haben – aber der ist ja auch alle zwei, drei Tage in der Wäsche. Ist ja nicht so, dass ich ihn dreckig und verschwitzt zur Schule gehen lassen würde …“

Mit fiel ein Stein vom Herzen, zumindest der Pulli hatte es bei ihm also von Null auf Eins geschafft, obwohl der auch schon gebraucht, aber dennoch sehr gepflegt worden war. Ich war gespannt, ob die Lederhose genauso erfolgreich angekommen sei, fragte aber nicht nach, vielleicht weil ich auch fürchtete, enttäuscht zu werden, weil genau die dann doch nicht zum Lieblingsteil wurde. „Zieh doch Jacke aus. Magst Du einen Kaffee?“ fragte Frankie während wir ins Wohnzimmer gingen. „Schaust wieder total süß aus“ meinte er. „Ich mag Dich – und nicht nur wegen Deinen Klamotten, nein ich mag Dich auch so …“ und schon nahm er mich liebevoll in den Arm. „Wir sollten uns mal wieder abends treffen, oder was zusammen mit den Kindern unternehmen.“ Warum eigentlich nicht dachte ich, als wir liebevoll kuscheln auf der Couch saßen. Bei Frankie hatte ich echt das Gefühl, er akzeptiert mich in meinen Klamotten auch wenn es sich durchaus auch für mich interessieren würde, wenn ich was anderes tragen würde. Von daher war jedenfalls hier alles im grünen Bereich.

„Irgendwas stimmt doch mit Dir nicht …“ bemerkte Frankie meine angespannte Stimmung. „Ach, geht schon – muss halt …“ – „Oder ist was mit Anna? Du guckst die ganze Zeit so bedröppelt, so sorgenvoll? Nun sag schon …“ – „Anna ist in letzter Zeit so absolut launisch und unberechenbar, was Anziehsachen angeht. Heute ist sie total ausgerastet, weil ich die Sommersachen, die ihr nächstes Jahr vermutlich nicht mehr passen werden, aus dem Schrank geholt habe um sie zusammen mit ihr auszusortieren!“ – „Kenn ich“ erwiderte Frankie „einer der Gründe, warum ich solche Aktionen mit Peter kaum noch mache. Hast ja letztens gesehen, was sich da im Laufe der Zeit alles an Müll angesammelt hatte. Aber Du hast das doch richtig gut mit ihm hinbekommen. Woran scheitert es denn bei Anna?“

„Anna hat Angst, ich würde ihr was wegnehmen wollen, sie überreden zu klein gewordene Sachen wegzuschmeißen und wenn sie nicht zustimmt, es dann trotzdem zu machen. Heute ist ihr ein Knopf am Latz ihrer braunen Kunstlederhose kaputt gegangen, da kam direkt ein trotziges „Kannst’e mit wegschmeißen – machst doch sowieso, was Du willst …“ Und ich Trottel fahr heute Nachmittag trotzdem in die Stadt und hab‘ Ersatzknöpfe gekauft, weil ich auch nicht einfach nur billig improvisieren möchte. Manchmal liebt sie ihre Latzhosen und manchmal hasst sie die einen Tag später. Vielleicht hat’s auch was mit Kevin zu tun, ihrem neuen Freund – der fährt total auf die Klamotten von ihr ab. Ich weiß nicht, ob das alles so richtig ist …“

„Mach Dir mal nicht allzu viel Sorgen – Mädchen in dem Alter zicken halt ständig rum, Jungs sind da hoffentlich etwas pflegeleichter. Ich kann mir bei Anna durchaus vorstellen, dass sie quasi in der Zwickmühle hängt: Auf der einen Seite weiß sie um Eure finanzielle Situation, akzeptiert es, gebrauchte Klamotten die Du gut leiden kannst, aufzutragen weil sie Dir nicht weh tun möchte – auf der anderen Seite möchte sie aber vielleicht auch mit den anderen Mädchen in der Klasse mithalten können. Und Kevin trägt weil er die Klamotten mag wahrscheinlich unbewusst mit zur Misere bei, er verunsichert Anna, in dem er versucht sie zu beruhigen und zu akzeptieren, wie sie aussieht. Anna hat so oder so Angst, Kevin zu verlieren und dann in ihren alten Klamotten dazustehen, für die sich sonst niemand interessiert. Kinder in dem Alter können so grausam sein!“ Frankies Erklärung klang logisch, unter dem Aspekt hatte ich die Sache noch gar nicht betrachtet. Immerhin war es gut, dass wir drüber gesprochen hatten, aber einen Lösungsansatz konnte ich auch noch nicht so recht erkennen, vielleicht stand ich auch ein wenig auf dem Schlauch.

„Und was soll ich nun machen?“ fragte ich irritiert. „Tja, schwierige Situation. Wenn Du Platz im Schrank brauchst, muss altes halt raus bevor neues rein kann. Das wirst Du ihr sicherlich klar machen können. Lass ihr mehr Eigenständigkeit, gib ihr die lange Leine und wenn Du möchtest, dass sie die Latzhosen weiterhin trägt, dann unterstütze sie dabei ohne dass Du zu sehr drängelst. Wenn sie ein paar Wochen lang nicht mag, dann ist gut. Dann bleiben sie halt im Schrank. Eines Tages wird sie Dir die schon zur Verwertung geben – oder sie wird sie selber entsorgen, weil sie sich alt genug dafür fühlt. Überlass ihr die Entscheidung, tu ihr nicht weh – und wenn sie mit zu knappen Klamotten rumläuft oder mit welchen, die Dir nicht gefallen, sprech sie drauf an – aber entscheide nicht. Ich weiß, hört sich blöd an und Eltern wollen in dem Alter gerne noch Einfluss haben, aber den verlierst Du schneller, als es Dir lieb ist!“

Richtig zufrieden war ich nicht mit seiner Antwort, mit würde es in der Seele wehtun, wenn ich wüsste, dass Annas Latzhosen bei UsedTex oder wo anders im Reißwolf geschreddet würden. Mir war aber auch klar, dass Anna weit und breit die einzige war, die noch Latzhosen in der Öffentlichkeit trug. Ok, Kevin hatte jetzt auch noch mal eine bekommen, aber wohl auch nur deswegen, weil Anna eine hatte und Kevins Mama die an ihr so süß fand. Ich glaube immer noch, dass die in Wirklichkeit wohl eher für die Zweitverwertung bei Saskia gedacht war und die nur deswegen erst in Kevins Schrank gelandet war, damit es nicht direkt auffiel. „Meinst Du, die Latzhosen wären was für Peter?“ fragte ich Frankie, obwohl ich mir eigentlich voll im Klaren darüber war, dass man die keinem anderen Kind mehr zumuten könnte. „Latzhosen???“ Frankie sah mich mit großen Augen an. „Neee, garantiert nicht. Latzhosen sehen bei Mädchen süß aus, aber bei Jungs gehen die gar nicht. Hatte er schon im Kindergarten nicht mehr anziehen mögen. Damals sind einige gute mit in die Tonne gegangen weil er nicht wollte. Und da hat sich bis heute nichts dran geändert …“

Kurze Zeit später klingelte es an der Tür, Peter war pünktlich zur vereinbarten Uhrzeit vom Fußball spielen nach Hause gekommen. Er warf seinen roten Winteranorak, der unsere Sortieraktion überlebt hatte auf den Garderobenhaken und kam in Kniebundlederhose und dem Kapuzenpulli, den ich ihm letztens mitgebracht hatte ins Wohnzimmer. Die Lederhose war indes nicht mehr wiederzuerkennen: Da er sie offenbar fast täglich für draußen auf dem Aschenplatz an hatte, sah sie entsprechend aus, verkratzt am Po und an den Knien und dreckig hoch drei. „Naja, wir spielen halt auch bei Regen draußen und da ist der Sportplatz dann richtig schön matschig. Ist aber nicht schlimm, ist ja ‘ne Lederhose!“ strahlte er fröhlich. „Das kann die ab, die geht wenigstens nicht so schnell kaputt!“

Peter knuddelte mich freudig einmal komplett durch, strahlte wie ein Honigkuchenpferd und bedanke sich noch mal ganz herzlich für Hose und Pulli bei mir. Selten ein Kind erlebt, außer Anna, das sich über einfache Klamotten so ehrlich freuen konnte. Ich mein, die Hose selbst war Beweis genug dafür, dass sie getragen wurde und nicht im Schrank herumlag. Und andere Kinder hätten in der Zeit auf dem Fußballplatz säckeweise lange Hosen verbraucht, kein Wunder also warum die meisten Kinder dort auch bei kühlem Wetter immer noch Shorts tragen. Einen kurzen Moment dachte ich darüber nach, ob Annas kurze Lederhose vielleicht was für ihn für nächsten Sommer sein könnte, verwarf den Gedanken dann aber ganz schnell wieder aufgrund des völlig verbrauchten Zustands. Nicht nur Anna hatte sie in diesem Sommer oft genug an, zum Teil auch (wie sie mir mal gebeichtet hatte auf nackter Haut ohne Unterhose drunter) und auch Maries Bruder hatte eine Menge dazu beigetragen, dass sie so abgegriffen aussah, wie sie jetzt ist. Die hätte erst mal für viel Geld in die Lederreinigung gemusst – und danach wäre das schönste von weg gewesen, also nein, lieber erst gar nicht fragen.

Außerdem sollte ich es ja Anna überlassen, was mit den Sachen wird versuchte ich zu beherzigen. Peter zog den Kapuzenpulli für zu Hause aus, dann kamen auch endlich die Hosenträger zum Vorschein. „Den trag ich lieber drüber – reicht schon, wenn die anderen an der Kapuze ziehen, da müssen die mir nicht noch an den Trägerchen abreißen!“ Peter war so ein töfter, ehrlicher Typ – ich mochte ihn und er möchte auch mich zunehmend. Ich wartete förmlich darauf, dass er irgendwann mal „Mama“ zu mir sagen würde, doch er sprach mich lieber mit Vornamen an, was auch völlig ok war.

Wieder zu Hause angekommen saß Anna immer noch in Glanzshorts und Norwegerpulli in der Küche. Sie sagte nichts, als ich mir ihre kaputte Kunstleder-Latzhose schnappte, den neuen, aus zwei Teilen bestehenden Knopf an der Stelle wo zuvor der alte saß einsetzte und mit einem kräftigen Hammerschlag zusammenfügte. Anna schreckte einmal kurz auf und verharrte dann wieder in der gewohnten Lethargie. Ich fühlte ob der Knopf auch wirklich gut und fest saß und warf ihr die Latzhose mit den Worten rüber: „Iss feddich – kannze widder anziehn!“ Anna schaute kurz hoch, warf die Latzhose in die Ecke und maulte „Mag nicht …“

„Anna, was’n los? Magst Du nicht wenigsten erzählen, was passiert ist?“ Anna schwieg, schnappte sich die Latzhose und ging am Müllsack, der im Flur stand vorbei in ihr Zimmer. „Scheiß Klamotten“ hörte ich sie durch die geschlossene Zimmertür fluchen. Es hatte offenbar keinen Zweck, ich kam einfach nicht an Anna ran. Wenigstens war die Latzhose wieder heile und Anna könnte sie, wenn sie denn dann doch wollte, zumindest mal diesen Herbst/Winter weiterhin anziehen. Und mit dem Norweger Pulli drüber sah die Kombination auch nicht gleich nach Latzhose und Kinderkleidung aus, sondern wie eine flotte, eng sitzende Jeans, die sich durch Material und Farbe von Mainstreamgeschmack der anderen Mädchen in der Klasse zumindest etwas abhob. Anna in einer normalen 08/15, ähm 501er Jeans war das, was mit an ihr weniger gut gefiel. Irgendwann jedoch müssen auch Mamas mal loslassen und den eigenen Willen und Geschmack ihrer Kinder akzeptieren, auch wenn man sich wünscht, sie wären so, wie man selber als Kind nie sein durfte.
AnnasMama
Beiträge: 682
Registriert: Sa 14. Jul 2012, 20:41

Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Ich machte mir einen Kaffee, setzte mich auf die Couch und zappte durchs Fernsehen. Abschalten können wäre jetzt schön, einfach mal an was anderes denken als nur an Anziehsachen, Altkleider und Anna. Doch so richtig gelingen wollte mir das nicht. Der Kaffee tat zwar gut und ich war insgeheim froh darüber, Annas Latzhose wieder hin bekommen zu haben. In der Tat war einfach nur der Metallknopf am Latz in zwei Teile zerbröselt. Zum Glück war das Knopfloch dabei heile geblieben. Anna könnte also, wenn sie nur wollte. Vielleicht war es auch vergebliche Liebesmühe, und sie würde sich anders entscheiden, Tabula Rasa machen und alles, was sie dann doch zu sehr an mich und ihre Kindheit erinnert in den bereitgestellten Müllsack stopfen. Wenn dem so wäre, dann könnte ich es auch nicht ändern, jedoch wäre ich mir dann sicher, dass ich sie auch nicht mehr für Katrins Lederkombi begeistern könnte. Dann wäre die ebenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Fall für den Altkleidersack, vielleicht doch sogar noch eher für die Mülltonne – wer weiß, wer weiß.

Wahrscheinlich wäre es besser, die Aktion hier jetzt einfach abzubrechen und zu verschieben, aber so einfach war das auch wiederum nicht. Ich hatte angefangen, hatte Anna mal wieder provoziert in dem ich das gemacht hatte, was sie eigentlich von mir nicht mehr erwartet hätte: Ich war halt einfach ungefragt an ihre Sachen gegangen, das war auch Tatsache, da gab’s auch nichts dran zu rütteln. Jedoch hatte ich das auch nicht ohne Grund gemacht, ich brauchte im Schrank, der eh schon für ein Mädchen in dem Alter eigentlich viel zu klein ist, Platz für die Winterklamotten. Gut, die waren auch mal wieder nicht neu, vielleicht sollte ich sie einfach mal in die Stadt gehen lassen und sich selbst neue Klamotten kaufen lassen. Aber womit wird sie dann wohl zurückkommen? Mit Sachen, die nach ein-, zweimal tragen reif für die Tonne sind? Oder wird sie sich für etwas Nachhaltiges entscheiden, für etwas, das ein wenig teurer ist, dafür entsprechend länger hält? Vielleicht ist sie dann doch wie ich, stiefelt zu UsedTex, kramt in den Lumpen und zieht sich für ganz kleines Geld etwas heraus, was „versehentlich“ im Reißwolf geschreddert worden wäre. Ob sie sich bewusst dafür entscheiden würde?

Der Nachmittag bei Frankie war hingegen so, wie ich ihn mir gewünscht hatte: Peter, der in der Kniebundlederhose und dem orangenen Hoodie so richtig cool aussah (und der sich offenbar zum Fußballspielen auch darin sauwohl gefühlt hatte, jedenfalls ließ der Zustand der Hose deutlich darauf schließen). Natürlich hatte ich mir erhofft, von Frankie ein paar Tipps und Anregungen im Umgang mit Anna zu bekommen, aber um nicht groß aufzufallen, musste ich vorsichtig sein und versuchen, seine Verhaltensweisen im Umgang mit Peter auf Anna zu adaptieren, was nur bedingt möglich sein wird, aufgrund der Tatsache, dass Peter ja noch deutlich jünger war. Er war noch deutlich von der Pubertät entfernt und Anna ja offensichtlich mittendrin, so dass man beide sicherlich nicht hundertprozentig vergleichen konnte.

Was Frankie mir mit auf den Weg gab, war an sich schlicht und genial: „Biete ihr Dinge an, wenn sie die annimmt, ist gut – wenn nicht, dann ist das halt so. Dann lass sie einfach in Ruhe, irgendwann wird sie – vielleicht auch Dir zu Liebe – das anziehen, was Du Dir wünscht. Aber hoffe da nicht allzu sehr drauf. Die Zeit, wo Du Anna einfach so etwas zum Anziehen mitbringen kannst, was sie auch mit Begeisterung trägt, wird immer mehr und mehr nachlassen. Und das nicht, weil ihr die Sachen nicht gefallen, sondern weil die Sachen von Dir kommen, weil Du sie ausgesucht hast. Für Anna wird es tausend Mal schöner sein, alleine oder mit Dir zusammen ein paar neue Adidas Superstars oder Chucks zu kaufen, wo sie sich dann die Farbe aussuchen darf, als dass Du ihr welche mitbringst. Das Ergebnis ist zwar das gleiche, aber die psychologische Wirkung eine ganz andere. Kinder in dem Alter wollen dabei sein, wollen Eigenständigkeit – und ja, wenn die Kohle nicht reicht, nimm Anna beim nächsten Mal mit in den Second Hand Shop oder nach UsedTex, lass sie alleine dort hin oder vielleicht zusammen mit Kevin. Vielleicht ist er der viel bessere Einkaufsberater für sie als Du es jemals wieder sein kannst.

Viel wichtiger ist jedoch, dass Du Dich jetzt nicht dem Stil Deiner Tochter anpasst. Wenn sie ihre Latzhosen in den Müllsack stopft, wird das für Dich zwar traurig sein – lass Dich dadurch bloß nicht verleiten, Deine zu entsorgen. Trage Deine Sachen, solange es Dir Spaß macht und lass Anna ihren eigenen Stil finden. Vielleicht wird der komplett anders sein als Deiner, doch so, wie ich Anna kenne, wird der sich gar nicht groß von Deinem unterscheiden. Ich glaube nicht, dass sie jetzt aus lauter Trotz die Klamotten wegwirft, es sei denn, da steckt noch was anderes hinter, von dem ich bislang noch nichts weiß.“

Frankie hatte offensichtlich Recht, obwohl Peter lange noch nicht in der Phase war wie Anna, aber was er sagte klang mehr als plausibel. Auch zu Kevin hatte er eine eindeutige Meinung: „Armer Kerl, hat lange unter seiner Mami leiden müssen, weil sie eigentlich lieber ein Mädchen hätte haben wollen. Von daher auch der enge Bezug zu Saskia, und das fast schon mehr verwöhnen als den eigenen Sohn. Wenn sie jedoch Saskia ständig neue Klamotten kaufen würde, was sie am liebsten täte, wäre das zu auffällig. Somit bekommt Kevin die ein, zweimal zum Anziehen, dann sind die offiziell gebraucht und dann sagt Saskias Mami nichts mehr – auch wenn sie manchmal wegen der Klamotten ein ganz schön schlechtes Gewissen hat. Aber eh das alles von Kevins Sachen im Müllsack endet, greift sie lieber zu. Aber keine Sorge, die trägt auch nur das, was sie anziehen möchte. Da geht auch vieles gleich mit weg, besonders dann, wenn es beide nicht mögen. Und das kommt öfters vor, als Du glauben magst. Das darf Heike natürlich nicht wissen …“

Frankie kannte sowohl Kevins Eltern, als auch Saskias Mama – woher und wie genau hatte er nicht verraten – ich wollte jetzt auch nicht sofort nachhaken. Das, was er an Informationen hatte deckte sich mit meiner Einschätzung. Wenn halt offensichtlich Geld genug da ist, kann man sich auch umso mehr um andere Kinder kümmern. Dann kann man auch Klamotten für Kinder kaufen, die nicht die eigenen sind. Ich fühlte zwar nach wie vor die Diskrepanz, mir war jedoch jetzt Heikes Verhalten klarer und vor allem auch verständlicher, warum ab und an auch Sachen dabei waren, die eigentlich eher was für Mädchen waren. Gut, Nickis und Latzhosen können durchaus auch von Jungs getragen werden, da wäre ich vermutlich genauso gestrickt, obwohl beides bei Mädchen natürlich niedlicher aussieht. Vermutlich ist das genau jenes, was Anna nicht mehr sein möchte: Niedlich.

Anna war immer noch in ihrem Zimmer, als es plötzlich an der Türe klingelte. Es war später Nachmittag geworden, fast schon früh am Abend und ich erwartete irgendwie keinen Besuch mehr. Ich drückte dennoch die Haustüre auf und durch den Türspion entdeckte ich Kevin, worauf hin ich die Tür öffnete. „N’abend“ sagte ich. „Du noch so spät unterwegs?“ Ich sah, dass Kevin nicht so fröhlich und locker war, wie sonst. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht und als er fragte „Ist Anna zu Hause? Darf ich zu ihr?“ wurde mir langsam aber sicher klar, dass heute in der Schule etwas passiert sein musste. Nur was? Vielleicht war Kevin ja die Ursache zu Annas merkwürdigem Verhalten.
Kevin trug seine Latzjeans, dazu einen chicen weißen Pulli und machte einen extrem nervösen Eindruck – fast hatte ich den Eindruck, er zitterte richtig vor Angst. „Alles in Ordnung?“ wollte ich von ihm wissen. „Nö“ stammelte er kurz und klopfte an Annas Zimmertür. „Wer da?“ klang es von innen. „Ich bin’s, Kevin – ich muss Dir was beichten …“ – „Du mir was beichten? Hab’s ich’s mir doch gleich gedacht – wie konnte ich nur so blöd sein und das nicht gleich merken …“ schrie Anna verärgert. Sollte sich also bewahrheiten, was sie den ganzen Tag schon vermutet hatte. „Na, dann schieß mal los; Kevin“ brüllte sie ihn energisch und war sofort in die Rolle des resoluten Beichtvaters. „Ich glaub, ich weiß, was jetzt kommt …“ schimpfte Anna wütend wie ein Rohrspatz.

Kevin machte sich vor lauter Angst fast in die Hose. Den Tränen nahe versuchte er auf Anna zuzugehen, die im roten Glanzshorts und Norwegerpulli vor ihm stand. Anna ahnte, was jetzt passierte, schließlich hatte sie sich den ganzen Tag schon darüber gewundert, warum Kevin am Anfang der Sportunterrichtsstunde so plötzlich auf Toilette musste und erst nach etwas längerer Zeit, die man eigentlich für einen Toilettengang benötigt, wieder zurück kam. Anna wies ihn mit verschränkten Armen und einem forschen „Fass mich nicht an, und wenn es wahr ist, was ich denke, dann fass mich nie, nie, nie wieder an …“ Kevin war schockiert, er hatte gehofft, Anna hätte vielleicht nichts bemerkt oder wäre zumindest nicht stutzig geworden, weil er solange draußen war.

Kevin war ganz klein, er wusste ganz genau, was er ausgefressen hatte – es tat ihm sichtlich leid. Er suchte nach Worten, rang mit den Tränen, als er nach langem Zögern und einem verärgerten „Nu ma‘ Tacheles – raus mit der Sprache …“ von Anna stammelte : „Ich war’s – ich hab‘ den Knopf an Deiner Hose kaputt gemacht – ich hab‘ die doch nur einmal anprobieren wollen, die ist doch so geil – und ich wusste, ich hätte nicht fragen brauchen,. Du hättest es eh nie erlaubt …“ – Annas rechte Hand klatschte mit vollster Wucht auf seine linke Backe, wodurch er fast zu Boden ging. Wie versteinert stand er da, er sah Anna tief in die Augen, weinte nicht. „Du Schwein, Du perverses Miststück, hau‘ ab, hau bloß ab und lass Dich nie wieder hier blicken! Hast wohl auch direkt die Gelegenheit genutzt und reingewichst, was? Oder warum warst Du so lange auf Toilette? Und, war’s wenigstens geil, ja? Mir ja war schon lange klar, dass Du ein ganz, ganz übler Wichser bist – brauchte Dich ja nur montags in den Pausen zu beobachten, wie Du Saskias Kapuzennicki angestarrt hast! Hast Du den auch nochmal heimlich anprobiert, wenn Saskia Sport hatte? Bist Du deswegen montags nach der zweiten Pause immer zu spät gewesen? Und ich dachte, Du liebst mich – dabei bist Du nur ein ganz, ganz übler Fetischist! Du bist doch krank, Du bist echt so was von krank. Dass ich mich so in Dir täuschen konnte …“

Anna war so richtig in Rage und konnte ihre Tränen nicht mehr unterdrücken, Anna schrie so laut, dass ich in der Küche alles mitbekommen hatte. Kevin stand immer noch mit schmerzverzerrtem Gesicht da. „Tut mir leid“ stammelte er und brachte dabei kaum einen Ton hervor. „Ich hab‘ nicht in Deine Hose gewichst, das würde ich nie tun. ich hab sie nur mal anprobieren wollen – einmal, nur ein einziges Mal dieses geile Gefühl auf meiner Haut spüren, was Du Tag täglich erleben darfst. Ich war auch eifersüchtig, eifersüchtig auf Dich, und dass Du Sachen anziehen darfst, die ich nie durfte und die meine Mami ungetragen in die Altkleider gegeben hat. Anna, bitte, bitte, verzeih‘ mir – ich bin halt so, wie ich bin, und ja, ich hab‘ Gefühle, wenn ich andere in Lederhosen sehe, oder in Nickis, aber ich bin doch deswegen kein Unmensch, ich tu denen doch deswegen nichts. Ich hätte doch nie gedacht, dass mir beim Einhaken der Träger gleich der Knopf kaputt geht, und dass der nicht wieder gehalten hat, nach dem ich den wieder zusammen gesteckt hatte. Anna, auch wenn Du es mir nicht glaubst, aber ich liebe Dich doch, auch ohne Lederhosen, aber ich liebe Dich, verstehst Du? Aber schmeiß die bitte jetzt nicht weg. Anna bitte, bitte, bitte …“
AnnasMama
Beiträge: 682
Registriert: Sa 14. Jul 2012, 20:41

Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

„Ich glaub‘ Dir kein Wort und jetzt RAUS, hau endlich ab und komm mir nie, nie wieder unter die Augen!“ – Kevin zog leise von dannen, er hatte einen Fehler begangen und diesen auch noch gebeichtet, mit dem Erfolg, dass Anna total ausgerastet war. Eigentlich wollte Kevin sie von seinem Taschengeld ins Kino einladen, als kleine Entschädigung dafür, dass er ihr den Knopf an der Hose kaputt gemacht hatte, doch dazu kam es nicht. Traurig und enttäuscht ging er heim. Ihm war klar, dass er alles verbockt hatte, ihm war klar, dass sein Fetisch schuld war und er ihn auch nicht unterdrücken konnte. Anna hatte ihn richtig erkannt, ihre Anschuldigungen waren richtig, nur hatte er wirklich nicht in ihre Lederhose hinein onaniert. Er hatte zwar in der Umkleidekabine sofort eine Latte bekommen, als er ihre Lederhose angezogen hatte und hatte dieses Gefühl auch zu genießen versucht – aber dann musste doch dummerweise der Latzknopf auseinander bröseln. Nun gut, die Hose war ihm auch definitiv zu klein, die seitlichen Knöpfe hatte er schon gar nicht erst versucht zu verschließen, sonst wäre wahrscheinlich schlimmeres passiert. Aber wenigstens die Trägerchen wollte er doch eingehakt haben.

Als Kevin zu Hause angekommen war, sagte er kein Wort – weder zu Mama, noch zu Papa. Beide wunderten sich nur über seine schlechte Stimmung und darüber, dass es so spät geworden war. Aber da beide wussten, dass er bei Anna war, war es ok. Früher hätte es für’s zu spät kommen durchaus richtigen Ärger gegeben, eine Woche Stubenarrest oder ein paar ins Gesicht waren keine Seltenheit. Und den Klatsch von Anna hatte er sich völlig zu Recht eingefangen, der war mehr als verdient. Er zog sich aus und ging sofort ins Bett. Er dachte an Anna, an ihre Lederhose und war überzeugt davon, dass er diese nie wieder sehen würde. Anna so ganz ohne was Besonderes zum Anziehen würde für ihn ungewohnt sein, da war er sich sicher, doch vielleicht wird es ein anderes Teil geben, was für ihn zum Fetisch wird. Die enge, rote Adidas Turnhose wäre ein weiterer Kandidat, der alte, verfilzte Norwegerpulli wahrscheinlich auch – der sieht bestimmt auch geil zur Jeans aus.

Er spürte bei jedem Gedanken ein Stückchen mehr Kribbeln im Glied, er streichelte mit der rechten Hand unter der Bettdecke die Vorhaut hin- und her und dachte an dieses kurze, aber extrem geile Gefühl was er diesen winzigen Augenblick hatte, als er unerlaubterweise die Lederhose geschlüpft war und das Malheur passierte. Er war zwischen Hoffen und Bangen, denn natürlich hatte er bei Anna im Flur den halbvollen Altkleidersack gesehen und genauso natürlich war sein Gedanke, dass Anna – so enttäuscht und sauer sie heute Abend war – nichts anderes zu tun hatte, als die Latzhose direkt in den Müllsack zu befördern. Bestimmt würde sie durch die dünne Plastikfolie hindurchschimmern, sie würde beim nächsten Mal wenn Altkleidersammlung ist, deutlich sichtbar zu erkennen sein.

In seinen geilen Gedanken war er dabei, bei der nächsten Altkleidersammlung der Kirchengemeinde, wo der Sack bestimmt entsorgt werden würde. Er würde also mitmachen, zum ersten Mal und die Route wählen, die bei Anna am Haus vorbeigeht und er war sich sicher, da steht der Sack vor der Tür, wo Anna heute Abend noch ihr megageiles Zeugs drin entsorgen wird. Sie würde sich von vielen anderen Dingen, die für ihn Fetisch waren (oder zumindest sein könnten) vielleicht ebenso getrennt haben. Irgendetwas würde schon durchschimmern, von ihr – irgendwas bekanntes, an dem er den Müllsack eindeutig identifizieren könnte. Er würde sich den Sack greifen – und dann, ja was dann? Das geile Gefühl im Genitalbereich wurde stärker und stärker – er massierte sein bestes Stück etwas langsamer, um nicht gleich abzuspritzen – nein, diesen Moment wollte er einfach noch etwas hinauszögern.

Er würde also den Sack greifen und dann? Einfach auf den LKW werfen – nein zu einfach! In aller Seelenruhe versuchen zu erahnen, was alles durchschimmern würde – zu wenig Zeit. Da er wusste, dass von Annas Altkleidern eh nichts mehr verwertet würde, griff er in seinen Gedanken den Sack so feste, dass er beim Wurf auf den LKW auseinander platzen würde – und sich Annas geile Sachen auf der halben Ladefläche verteilen würden. Dann hätte er noch einmal Zeit, wieder alles einzusammeln – er würde die braune Kunstleder-Latzhose noch einmal besonders intensiv berühren können, sie ein letztes Mal liebevoll streicheln, dabei an die tolle Zeit mit Anna zurückdenken. Er würde sie dann irgendwann loslassen, nein loslassen müssen, spätestens dann, wenn der LKW wieder Mal hält und die nächsten Säcke zum Abtransport bereit stehen. All das würde er natürlich so dezent und unauffällig wie möglich machen, damit keiner merkt, dass er in dem Moment wieder eine mordsmäßige Latte haben wird. Bei dem Gedanken daran, dass lose Teile ja generell nur noch im Schredder landen und dass er somit Annas Sachen definitiv den Rest geben würde, spritze er ab. Er spürte den feuchten Genitalbereich, war trotz des beschissenen Tages glücklich und zufrieden. Er war sich sicher, selbst wenn er heute Anna verloren haben sollte, er wird schnell wieder jemanden finden, deren Anziehsachen für ihn schnell zum Fetisch würden.

Anna hatte – nachdem sie Kevin lautstark des Zimmers und der Wohnung verwiesen hatte – wütend wie sie war den vorsortierten Kleiderstapel mit eine geschickten Handbewegung umgeworfen und gleichmäßig im Zimmer verteilt. Ihre Laune war auf dem Tiefstpunkt, so verärgert – aber gleichzeitig enttäuscht – wie heute, war sie noch nie. Sie hatte immer geahnt, dass Kevin auf geile Klamotten steht, dass er nach der Schule sich onanierend auf’s Bett fletschen würde – aber dass dieses Bedürfnis so stark sein wird, dass er sich heimlich während des Sportunterrichts unter dem Vorwand zur Toilette gehen zu müssen in die Mädchenumkleidekabine schleicht um dort ihre Lederlatzhose anzuprobieren, vor der ihm eigentlich hätte klar sein müssen, dass sie nicht passt, war ihr absolut unverständlich. Und egal, ob er nun reingespritzt hatte oder nicht – eine fette Latte wird er bestimmt gehabt haben.

Traurig und verärgert legte Anna sich auf’s Bett – sie war den ganzen Abend nicht mehr aus ihrem Zimmer herausgekommen. Da ich eh alles mitbekommen hatte, ließ ich Anna in Ruhe. Morgen früh sieht vielleicht alles schon wieder viel, viel besser aus dachte ich. Anna hingegen dachte an ihre Klamotten und daran, dass sie ihre gebrauchten Anziehsachen schon viel zu sehr für sich verinnerlicht hatte. Natürlich war sie froh, dass sie die von verschiedensten Leuten geschenkt bekommen hatte und logischerweise hatte sie noch nie groß darüber nachgedacht, was der Vorbesitzer oder die Vorbesitzerin schon alles damit angestellt haben könnte. Der Gedanke kam ihr erst jetzt, und die Vorstellung, Maries großer Bruder könnte einfach so in IHRE kurze Lederhose hinein onaniert haben – womöglich auch noch ohne dabei eine Unterhose angehabt zu haben – fand sie einfach nur ekelhaft. Wobei auf der anderen Seite fand sie es selber extrem geil, die gleiche kurze Lederhose anzuhaben, wenn sie mit Kevin Sex hatte, natürlich dann auch ohne Unterwäsche. Das Leder auf nackter Haut ließ sie ja selber feucht im Schritt werden. Nachdenklich und über das Erlebte grübelnd schlief sie endlich ein.
AnnasMama
Beiträge: 682
Registriert: Sa 14. Jul 2012, 20:41

Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Anna hat schlecht geschlafen, war mehrfach die Nacht über wach geworden und hochgeschreckt. Schlecht gelaunt und müde stand sie dann nach mehrfachem wecken endlich auf. Ihr Zimmer sah aus wie nach einer Bombenexplosion. Die herausgelegten und ordentlich zusammengefalteten Sommersachen, die ich für die nächste Altkleidersammlung herausgelegt hatte, waren wild im Zimmer verteilt. Der Norwegerpulli lag zusammengeknubbelt in der Ecke, genauso lustlos hingeworfen wie die Lederlatzhose, die Kevin gestern während des Sportunterrichts in der Mädchenumkleidekabine anprobiert und damit eine kleine Katastrophe ausgelöst hatte. Anna hatte sich vom Packen mit den geschenkten Adidas Sweatshirts das ausgesucht und angezogen, was noch am wenigsten getragen aussah, denn in der Tat waren da diesmal auch welche dabei, die noch ungetragen aussahen. Dazu ihre neue 501er Jeans, die wir letztens zusammen gekauft hatten, die eigentlich für ganz gut und nicht zur Schule sein sollte. Sie passte wunderbar, saß knackig eng und machte aus Anna ein attraktives, hübsches Mädchen. Dazu ihre neuen Chucks – Anna war äußerlich wie verwandelt. Zum ersten Mal seit langen trug sie fast komplett neue Klamotten zur Schule und nicht solche Sachen, die schon durch zahlreiche Kinderhände gegangen waren oder bei UsedTex dem Schredder von der Schippe gesprungen waren.

Trotz alledem machte Anna einen traurigen Eindruck. Sie sah wirklich klasse aus in den neuen Sachen, fühlte sich aber sichtlich unwohl – das war eine ganz andere Anna als gestern, wo sie noch in abgetragener Kunstleder-Latzhose und verfilztem Norwegerpulli am Küchentisch zum Frühstück erschien. „Gut schaust Du aus, mal was ganz was anderes – aber passt zu Dir!“ – „Danke, Mama“ erwiderte Anna – die über Nacht ein zweites Mal erwachsen geworden war. „Ich bin so hin- und hergerissen, ich weiß auch nicht, was ich noch anziehen soll und was nicht. Und wenn ich Dich, Mama, so in Deiner geilen, abgetragenen Latzjeans sehe, würde ich mich am liebsten sofort wieder umziehen. Und ich freu mich jetzt schon auf den nächsten Sommer, wenn Du Deine kurze Lederhose wieder anziehst – aber ich? Ich weiß nicht, Kevin ist alles Schuld – wenn er nicht …“

Anna senkte den Kopf, Tränen kullerten die Wange hinunter. Ich stand hinter ihr, legte meine Hände auf ihre Schulter und versuchte sie zu trösten. „Kevin hat Dich wohl schwer getroffen, was?“ – Anna nickte kurz, sagte nichts weiter. „Ich hab‘ die alten Sachen doch wirklich gerne getragen und ich hab‘ mich doch so was von gefreut, als Du mit die Lederlatzi mitgebracht hast – und jetzt muss mit dieser kleine Wichser alles kaputt machen? Ich glaub‘ dem kein Wort – der hat doch bestimmt ... Oder zumindest hat gewollt – in meine Hose, in meine Lieblingshose, Mama! Verstehst Du?“ Ich verstand sehr wohl und mir war klar, dass es für Anna schwer war, mit dieser Situation umzugehen. Ich wusste spontan jedoch nichts, was ich ihr hätte mit auf den Weg geben können. Ich versuchte Anna zu trösten, ohne sie zu beeinflussen. „Nun mal ab zur Schule, sonst kommst Du noch zu spät!“ Sie zischte ab in einer nagelneuen, dunkelblauen Collegejacke mit weißen Kunstlederärmeln, die noch nicht an ihr kannte. Ich war schon neugierig, wo sie die her hatte – vermied aber weiteres Nachfragen. Schließlich bekam sie Taschengeld, mit dem sie sehr sparsam umging, so dass auch ab und zu mal Geld übrig blieb, von dem sie sich was größeres bzw. teureres kaufen konnte.

„Was macht eigentlich Anna? Du warst doch gestern bestimmt noch bei ihr, oder?“ fühlte Heike ihrem Sohnemann beim Frühstück auf den Zahn. Sie spürte, dass mit Kevin etwas nicht stimmte und pikste ihn entsprechend an. Kevin wurde verlegen – sollte er alles erzählen? Oder nur die Mama-kompatible Kurzform? Er entschied sich für letzteres. „Anna meinte, ich würde sie nur wegen ihrer Klamotten lieben – was aber so nicht stimmt. Klar mag ich ihre Lederhosen, da sieht sie halt am geilsten drin aus, aber ich mag sie doch auch so! Anna versteht das nicht und hat mich rausgeschmissen, naja, ist halt passiert …“ „Gibt bestimmt auch noch andere schöne Mädchen in der Klasse“ versuchte Heike ihn aufzumuntern. „Anna war ‘nen liebes, nettes Mädchen, ich hab‘ sie auch gemocht – auch wenn sie sich so ungewöhnlich gekleidet hat. Ich kann’s ja verstehen, wenn man wenig Geld hat, aber Leder bei Mädchen in dem Alter finde ich trotzdem grenzwertig, auch wenn’s bei ihr gut gepasst hat. Und dann auch noch als Lederjeans, nee, ich bin froh, dass Deine Ledersachen weg sind …“

Seine Mama verstand offenbar gar nichts – gerade ihre Abneigung zu Leder hat ihn doch so werden lassen, wie er war. Dem war er sich jedenfalls sicher. An seiner Entwicklung war Heike nicht ganz unbeteiligt – aber das konnte er ihr ja jetzt nun schlecht unter die Nase reiben. Dann hätte es wahrscheinlich doch nochmal großen Ärger gegeben, zumindest jedoch unsinnige Diskussionen und „Nein, wie kommst Du denn auf so einen Blödsinn, ist doch alles Quatsch – ich doch nicht …“. Auch Kevin hatte seine Latzhose in die Ecke geworfen und in „normaler“ Jeans am Frühstückstisch gesessen. In seiner lässigen Jeansjacke und Sneakers machte auch er sich auf den Weg zur Schule. Die Klassenräume waren schon offen, als er ankam – Anna saß wie gewohnt auf ihrem Platz doch Kevin marschierte ohne sie eines Blickes zu würdigen an ihr vorbei.

Demonstrativ setze er sich in die letzte Reihe, dort wo Emma saß, die neue, die seit den Sommerferien erst in die seine Klasse ging. „Bei Dir ist doch bestimmt noch der Platz neben Dir frei?“ fragte Kevin, obwohl er genau wusste, dass dies eine rhetorische Frage war, denn neben Emma saß niemand. Sie hatte in der neuen Klasse noch nicht richtig Fuß gefasst. Gleichzeitig ging ein lautest Raunen durch die Klasse, weil Kevin sich wo anders hingesetzt hatte. Und dann auch noch ausgerechnet neben Emma, dem Mauerblümchen, für die sich bislang nie jemand aus der Klasse interessiert hatte. Sie kam aus einer anderen Stadt, war in den Sommerferien mit den Eltern zusammen umgezogen und von den schulischen Leistungen her nicht wirklich die hellste. Sie war in der alten Schule bereits einmal sitzengeblieben, war also älter als die meisten anderen in der Klasse, von der Größe her jedoch nicht großartig aus der Reihe tanzend. Doch sie war irgendwie anders als die anderen in der Klasse, leise, zurückhaltend, schüchtern. Dazu kam noch, dass sie sich extrem mädchenhaft kleidete: Sie war eine der wenigen, die in Rock, Strumpfhose und Bluse oder sogar manchmal im bunten Blümchenkleid zur Schule kamen. Oder mit anderen mädchentypischen Klamotten. Hosen oder Sweatshirts waren Fehlanzeige, ob sie so etwas überhaupt im Kleiderschrank hat?

Zu Emma hatte bislang niemand groß Kontakt, umso mehr wunderten sich alle in der Klasse, dass Kevin sich ausgerechnet neben sie setze. Das große Gemurmel ging los und wurde erst durch das Hereinkommen des Lehrers jäh unterbrochen. Der Platz neben Anna, wo Kevin bislang gesessen hatte, blieb zur Verwunderung aller frei. Niemand traute sich umzusetzen, aber alle hatten offenbar kapiert, was gestern passiert war. Anna war nicht einmal schockiert darüber, dass Kevin sich weggesetzt hatte, sie hatte es sogar vermutet, wobei sie jedoch damit gerechnet hatte, dass der Platz neben ihr nicht lange frei bleiben würde. Emma hingegen wunderte sich etwas, dass also ausgerechnet Kevin sich neben sie gesetzt hatte. Sie hatte sich bislang nicht großartig für die Jungs in der Klasse interessiert, für die anderen Mädchen auch nicht – hatte aber durchaus mitbekommen, dass zwischen Anna und Kevin wohl mehr los war, als nur in der Klasse nebeneinander zu sitzen. Sie war aber auch zu schüchtern, ihren neuen Sitznachbarn auf die Situation anzusprechen. Emma war wie jede Stunde unaufmerksam, schaute aus dem Fenster auf die Bäume und Sträucher im Schulhof oder war tief in Gedanken versunken – was stets zu Gelächter führte, wenn der Lehrer oder die Lehrerin sie dran nahm und dann logischerweise keine Antwort kam. Dementsprechend schlecht waren auch immer ihre Klassenarbeiten, wobei sie sich oftmals mit einer vier minus noch so gerade eben durchschummelte. Manchmal waren halt auch schon fünfer dabei, doch das machte sie bei den anderen aus der Klasse im sich im unteren Drittel tummelten auch nicht gerade beliebter.

Kevin schaute die erste Stunde ab und zu verlegen zu Emma rüber – konnte aber um Gottes willen nichts Interessantes an ihr erkennen. Auch Anna sah heute so normal aus, auch das war ihm durchaus klar. Dass sie sich nochmal entscheiden würde etwas anzuziehen, was für ihn etwas Besonderes sein könnte, schien ausgeschlossen. Die kleine Pause im Anschluss an die erste Stunde geriet zum Spießrutenlauf – oder zur Pressekonferenz, je nachdem aus welchem Blickwinkel man es betrachtete. Anna war dicht umlagert und gab bereitwillig Auskunft – es wirkte wie ein professionelles Interview: „Was ist los mit Dir und Kevin?“ – „Warum hat er sich weggesetzt?“ – „Was ist gestern im Sportunterricht passiert?“ - „Oh – coole Klamotten hast Du an! Sind die neu?“ – „Wo hast Du denn die tolle Jacke her?“ – „Sind die Chucks echt?“ Fragen über Fragen, die Anna wahrheitsgemäß und ehrlich beantwortete.

Nur Kevin und Emma standen alleine in der Ecke – beide sowas von schüchtern wie nur sonst was. Für die anderen der Klasse war sehr schnell klar: Kevin Täter, Anna Opfer – was sie Kevin dann in der nächsten großen Pause sehr stark spüren: Er wurde von allen gemieden, anrempelt, bespuckt, bepöbelt: „Wichser“ war dabei noch der freundlichste Ausdruck, den er zu hören bekam. Die meisten anderen Sprüche gingen deutlich mehr unter die Gürtellinie, schmerzten mehr, trafen ihn mitten ins Herz. Sein sich wegsetzen von Anna wurde ihm natürlich auch noch als Feigheit angelastet und ob er sich denn nicht schämen würde, sich einfach so an ihren Klamotten zu vergreifen. Kevin versuchte alles an sich abprallen zu lassen, versuchte die geballte Faust in der Tasche zu lassen obwohl er am liebsten das ein- oder andere Mal ordentlich zugeschlagen hätte. Ein „Tu’s nicht, das sind diese Idioten nicht wert …“ von Emma ließ ihn aufhorchen. Sie kann ja doch sprechen, dachte sich Kevin – wobei er bislang Emma nie als diejenige wahrgenommen hatte, die durch großartige Worte aufgefallen war. Antworten – wenn sie denn mal drangenommen wurde – waren meist einsilbig, von alleine etwas sagen, nein das war nicht die Art von Emma, die stets den Eindruck eines leisen, verträumten Mädchens hinterließ.

Sie also war es, die Kevin zurückhielt – ihn bremste, dafür sorgte, dass er nicht am nächsten Tag noch gleich einen weiteren Fehler machen würde. „Lass Sie doch reden – hör nicht auf die kläffende Meute“ versuchte sie ihn zu beruhigen. „Hast Du Zoff mit Anna? Was ist denn überhaupt passiert?“ fragte Emma verwundert. „Ach, ich hab‘ scheiße gebaut, wollte mich bei ihr entschuldigen – aber sie hat mir nicht geglaubt und mich rausgeschmissen. Sie will mich nie wieder sehen! Und da hab‘ ich es ihr nicht zumuten wollen, dass wir in der Schule weiterhin nebeneinander sitzen. Und deswegen gleich die Schule wechseln – nee, da muss sie durch!“ „Verstehe“ nickte Emma zustimmend. „Ich hab‘ Anna immer bewundert“ ergänzte sie. „Die trägt immer so coole Klamotten– die gefallen mir auch echt gut! Die würde ich auch gerne mal anziehen, obwohl ich Hosen eigentlich überhaupt nicht mag …“
AnnasMama
Beiträge: 682
Registriert: Sa 14. Jul 2012, 20:41

Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Kevin wurde hellhörig – die anderen in der Klasse schmunzelten meist eher, wenn Anna in ihren alten Klamotten zur Schule kam. Anna war eh der Liebling in der Klasse, was an ihrer besonderen Art lag – Anna war fröhlich, aufgeweckt, immer gut gelaunt – dazu sah sie halt auch phantastisch gut aus. Kein Wunder also, dass sie umlagert war und nicht er. Kein Wunder, dass ihr geglaubt wurde und auch nicht weiter verwunderlich, dass ihre Klamotten in den Hintergrund traten. Sie durfte einfach so rumlaufen, die durfte in Lederjeans und gebrauchten Klamotten zur Schule kommen – wo jeder andere gehänselt oder gemobbt worden wäre, gab’s für sie ein Lächeln – mehr nicht. Sie war akzeptiert, sie gehörte überall dazu, auch wenn sie sich nicht dem Klamottenwahn unterwarf.

Aber Emma in Lederhose konnte sich Kevin beim besten Willen vorstellen, da war sie von der Figur her doch ganz anders gebaut als Anna. Nicht dass sie jetzt dick oder moppelig wäre, sie sah einfach ganz anders aus und daher fiel der Film im Kopfkino heute aus. Emma war einfach nicht Kevins Beuteschema, da passte nichts – aber auch wirklich gar nichts. Daran änderte auch der kurze Smalltalk in der großen Pause nichts. Nein, seine Blicke fielen weiterhin auf Anna – die heute so anders, aber doch irgendwie wie immer aussah. Sie hatte ihn ignoriert, völlig ignoriert – erst in der kleinen, dann auch in der großen Pause, wo die Pressekonferenz weiter ging, wo alle immer mehr und mehr Details von ihr hören wollten, wo das „Wieso, weshalb, warum“ Kern der Fragerei war. So war es auch nicht verwunderlich, dass der Platz neben Anna nach der zweiten großen Pause schon wieder belegt war. Alexander – den alle nur Alex nannten – saß plötzlich neben ihr, ungefragt natürlich.

Alex war ein großer, stabiler Kerl – ungepflegt – und schon zweimal sitzen geblieben, zwar nicht hintereinander – aber immerhin sogar schon einmal in der Grundschule. Seine Eltern hatte Kohle, kümmerten sich aber überhaupt nicht um ihren Sprössling. Dass er in den großen Pausen meist Zigarette rauchend bei den Jungs stand, die im gleichen Alter bereits zwei Klassen über ihm waren, war normal. Wenn er nicht rauchte, schmatzte er lautstark seinen Kaugummi. Anstand und benehmen waren ihm fremd, trotzdem war er bei den Tussis in der Klasse der Held: Sie prahlten gegenseitig, wie toll er doch beim Sex sei und wie sie bei ihm Schlange standen. Er machte da auch keinen Hehl draus und baggerte jedes Mädchen, was auch nur ansatzweise in sein Beuteschema passte an. Meist fuhren die auf ihn ab, ließen sich bereitwillig von ihm durchvögeln und schwups die wups war auch schon die nächste dran. Es ging munter hin und her, mal diese, mal jene – und komischerweise waren ihm die Mädels wegen seiner Untreue noch nicht einmal böse. Sie empfanden Sex mit ihm als Trophäe, hatten Spaß dabei und waren offenbar auch gar nicht an mehr interessiert. Sie wollten keine Beziehung, sie wollten Sex – oder besser gesagt „Ficken“, denn mehr als ein kurzer intensiver Fick in irgendeiner dunklen Ecke war es meist nicht.

Auch die Mädels, die erst nicht wollten, bekam Alex früher oder später rum. Irgendwie klappte das schon, irgendwann ergaben sie sich und wurden trotzdem nicht enttäuscht. Selbst vor der kleinen, jungen Englischreferendarin, die gerne mal in engen Jeans zum Unterricht kam, machte Alex nicht halt. Es hatte zwar niemand etwas gesehen, aber es hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass auch die beiden schon mal was zusammen hatten. Offenbar brachte ihm das sogar Bonuspunkte ein, Lotto mit Super-6, die Mädels waren gespannt auf die nächste Ziehung, wen er sich als nächstes aussuchen würde um ihr zu zeigen, was in ihm steckt. Widerstand zwecklos – sowieso und überhaupt. Und dieser Typ hatte sich also neben Anna hingepflanzt, blieb jedoch den Rest des Tages erstaunlicherweise ruhig. Hin und wieder warf er Anna einen kurzen Blick zu, ansonsten saß er gelangweilt Kaugummi kauend auf dem Stuhl und wippte nervös auf dem für ihn viel zu kleinen Stuhl hin- und her. Anna konzentrierte sich auf den Unterricht, hörte gespannt zu und beteiligte sich wie immer.

Auf der Arbeit fragte mich Katrin ausgerechnet heute nach Anna. „Liebeskummer“ deute ich kurz an, weil der Stand ja nun offensichtlich über lang oder kurz bevor. Auch wenn sie ihn gestern so stark und selbstbewusst rausgeschmissen hatte, war ich mir sicher, da kommt noch was nach. Und weiter ins Detail gehen wollte ich auch nicht, da fing Katrin an zu erzählen: „Ja, kenn ich auch ganz gut – Männer sind halt Schweine, iss so, machse nix dran!“ Sie vertiefte es nicht weiter, aber aus eigener Erfahrung vor allem mit Annas Erzeuger konnte ich das durchaus bestätigen. „Viele stehen halt auf Fassade, auf Äußerlichkeiten, auf Klamotten – denen ist das dahinter scheiß egal!“ Nun, Kevin war zum Glück nicht so gestrickt, bei ihm war ich mir sicher, dass er Anna nicht nur wegen der Lederhosen liebte, sondern auch sich für das „Dahinter“ – wie Katrin es treffend bezeichnete interessierte. Dennoch hatte er auch in meinen Augen einen Fehler gemacht, auch wenn ich seine Neugierde durchaus stärker nachvollziehen konnte, als Anna es tat. Jedoch glaubte ich das mit dem Onanieren nicht so Recht – ich konnte mir echt nicht vorstellen, dass er das vorhatte. Er wollte nur das geile Gefühl genießen, was ihm jahrelang vorenthalten blieb.

Eigentlich und im engeren Sinne war es meine Schuld: Vielleicht hätte ich es gar nicht zulassen dürfen, dass Anna in der Kunstlederhose rumlief. Dann wäre Kevin nicht in die Versuchung gekommen, sie anzuprobieren. Aber dann wäre vielleicht was anderes für ihn zum Fetisch geworden, etwas, wo ich nie im Leben drauf gekommen wäre, weil letztlich kann ja alles irgendwann und irgendwie zum Fetisch werden. Dann wurde Katrin aber doch neugierig: „Meinen ersten Liebeskummer hatte ich in dem Alter auch schon, war im Grunde aus heutiger Sicht völlig harmlos und blödsinnig: Meinen ersten Freund hab‘ ich auch mal vor die Tür gesetzt. Hatte geglaubt, er hätte ‘ne andere – hatte behauptet, es sei seine Schwester, hab‘ ich ihm nicht abgenommen, nur weil sie nicht zusammen wohnten. War so richtig eifersüchtig, weil die beiden so oft zusammen waren. Hab’s nicht geglaubt, bis sein Papa auf einmal lachend vor mir stand und sagte: Klar ist das meine Tochter, nur seine Mama ist nicht ihre Mama! Aber da war es leider schon passiert – kein Vertrauen, keine Hoffnung, auf beiden Seiten nicht mehr. Keine Chance!“

Katrin machte mir wenig Hoffnung, obwohl ich Kevin echt in mein Herz eingeschlossen hatte. Ich würde es ihm nach dem gestrigen Abend auch nicht übel nehmen, wenn er seinen Weg einschlagen würde. Natürlich würde ich mich auch freuen, wenn Anna ihm noch mal eine Chance geben würde. Nur mit welchen Rahmenbedingungen?
AnnasMama
Beiträge: 682
Registriert: Sa 14. Jul 2012, 20:41

Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Anna war es sehr mulmig zu Mute geworden – dass jetzt ausgerechnet Alex neben ihr und erst recht Kevin hinter ihr saß, behagte ihr überhaupt nicht. Sie dachte in den letzten beiden Schulstunden immer wieder an zu Hause, daran, dass ihre alten Sommerklamotten die ihr wahrscheinlich im nächsten Jahr nicht mehr passen würden, immer noch in ihrem Zimmer auf dem Boden verstreut herumliegen würden und sie dachte natürlich auch an ihre Latzhosen, und an den großen, blauen, halb gefüllten Müllsack mit Altkleidern von mir. Anna war sehr unsicher, überlegte hin und her, war sich keinesfalls im Klaren darüber, was sie mit all den alten Sachen anstellen sollte. Auf der einen Seite war sie immer noch felsenfest der Meinung, Kevin hätte in ihre Kunstleder-Latzhose hineinonanieren wollen – was sie als äußerst ekelhaft betrachtet hätte – auf der anderen Seite war das Ding halt auch schon gebraucht, und wer weiß, was da in der Zeit bevor sie die von mir mitgebracht bekommen hatte, schon alles mit passiert sei. Genauso wie mit der kurzen Lederhose, die sich liebte, wobei sich jedoch wusste, dass Maries großer Bruder die ‘ne ganze Weile getragen hatte. Sie grübelte und grübelte, was zur Folge hatte, dass sie dem Unterricht kaum noch folgte.

Emma hingegen war total begeistert, dass sich endlich mal einer der Jungs sich neben sie gesetzt hatte. „Und lieber Kevin als Alex“ dachte sie sich – nein, diesen Alex konnte auch sie überhaupt nicht ab. Diese Art und Weise, wie er sich an die Mädchen heranmachte fand sie einfach nur bäh. Kevin hingegen war ok, sie fand ihn cool, wenn er seine Latzhose an hatte, weil es war eben etwas anderes, nicht diese normalen, langweiligen Jeans, die die anderen Jungs in der Klasse trugen, sondern etwas mit Pfiff. Sie selber trug ja auch gerne Sachen, die nicht bei den anderen zu sehen waren. Und auch sie fand es an Anna mutig, dass sie in Lederhose zur Schule kam. Sie wirke so normal darin, nicht aufdringlich oder gar nuttig. Leder an sich selber konnte sich Emma nicht so richtig vorstellen, wo sollte sie die auch her bekommen? Weder ihre Mama, noch irgendwelche Verwandte oder Freunde trugen Lederkleidung. Und in den Geschäften hatte sie auch lange nichts mehr in der Richtung gesehen. Gebrauchtes würde sie ja tendenziell auch mal anziehen, auch wenn sie es bislang nicht brauchte. Auch sie bekam – zwar mit Unterstützung und Auswahl durch ihre Mami – fast ausschließlich neues Zeug. Wobei sie sehr viel von ihrer Patentante geschenkt bekam, die kinderlos war, selber wohl aber auch gerne ein Mädchen gehabt hätte.

Alex hingegen schaute immer mal wieder auf Anna, war sich sicher, früher oder später wird auch sie die Beine für ihn breit machen. Alles nur eine Frage der Zeit – aber man muss ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Für Notfälle hatte er immer eine von den Mädels, die er bereits erfolgreich durchgefickt hatte, die jederzeit für ihn bereitstehen würden. Da war teilweise das Angebot höher, als seine Nachfrage. Aus Leder machte sich Alex gar nichts, enge Jeans waren das, was er am liebsten mochte, was ihn geil machte. Annas Latzhosen empfand er immer als kindisch, so was trägt man nicht mehr in dem Alter. Und er würde sich ja schließlich auch nicht an Kindern vergreifen, nein, nein, nein. So wie Anna heute zur Schule gekommen war, war sie für ihn ok – da passte einfach alles. Ihm war klar, dass es mit Kevin aus war und dass er nun freie Bahn hatte – denn in einen der anderen Jungs würde sich Anna garantiert nicht so schnell vergucken. Und dass Kevin für ihn noch einmal zur Gefahr werden könnte, schloss er kategorisch aus. Schließlich war er älter, großer und stärker, da würde Kevin schon nicht wagen, einzugreifen. Oder vielleicht doch? Dann gibt’s halt ein paar auf die Mütze, wäre ja auch nicht das erste Mal.

Die nächsten Tage verliefen ohne größere Vorkommnisse. Annas Klamotten lagen immer noch im Zimmer verteilt, Alex verharrte in Warteschleife und verhielt sich wie ein Geier, der über seine Beute kreiste, aber noch nicht zugreifen wollte. Kevin und Emma blieben auf freundliche Distanz und Anna ging weiterhin in Jeans und College-Jacke zur Schule. Ich hatte mal wieder einen kurzen Büro Tag und war bereits zu Hause, als Anna mittags nach Hause kam. Innerlich hatte ich mich zwar immer wieder darüber aufgeregt, dass ihre Klamotten noch im Zimmer verteilt waren, hatte aber auch eine Entscheidung ihrerseits bewusst hinausgezögert, weil ich fürchtete, dass sie ihre Klamotten einfach in den Müllsack stopft. Ich überlegte nach Alternativen, dachte an Peter, wobei ich ihm weder die Latzhosen noch die kurze Lederhose zumuten wollte. Fürs eigene Kind waren die schon grenzwertig und dann noch mal weiterverschenken? Nein, das ging beim besten Willen nicht mehr. Mir juckte es durchaus in den Fingern, bei ihr einfach aufzuräumen, eben schnell die Sachen zu greifen, ab in den Müllsack und dann einfach weg damit. Zumindest mal außerhalb ihres Blickfelds, oder vielleicht doch einfach gleich in die Tonne. Am liebsten hätte ich ja, aber das wollte ich Anna in der jetzigen Situation dann doch nicht antun.

Ich nahm mir vor, sie heute nach der Schule drauf anzusprechen, egal, wie sie nun reagieren würde. Klar, würde es mir in der Seele wehtun, wenn sie die schokoladenbraune Kunstleder-Latzjeans selber in den Müllsack knubbeln würde, weil dann klar wäre, dass sie niemals mehr von jemand anderem angezogen würde – und vor allem, weil ich Anna in dem Ding einfach nur mochte. Sie gefiel mir darin, vor allem in der Kombination mit dem Norwegerpulli oder dem cremefarbenen Cashmere darunter. Zumal die Latzhose gerade jetzt so richtig passte, will heißen, von der Länge her ok, vielleicht schon etwas knapp, aber noch kein Hochwasser, und von der weite so richtig schön knackig eng, aber auch da noch nicht so eng, dass sie bei der nächsten kleinsten Bewegung kaputt reißen würde. Mir war klar, spätestens im nächsten Frühjahr ist die eh Kandidat für den Sack, genauso wie die kurze, die jetzt schon nur noch mit Mühe zu ging und wo die Trägerchen leichte Striemen am Rücken hinterließen, wenn sie damit herumgetobt war.

Die Vorstellung was aus den Sachen würde machte selbst mich wuschig. Bei der Altkleidersammlung war es für mich klar, die sortiert niemand mehr aus – egal, bei welchem Verwerter die diesmal landen. Also kurz und schmerzlos in den Reißwolf, der sie in Sekundenschnelle zu tausenden kleinen Einzelteilen zerfetzt. Vielleicht aber auch nur sortiert, damit sie wo anders geschreddert würden. Wobei, vielleicht lohnt es sich gar nicht mehr, die Sachen zu schreddern, vielleicht gehen die aus der Altkleidersammlung auch direkt in den Müll – thermische Verwertung statt Recycling, bei dem Überangebot auch kein Wunder mehr. Dann würde es keinen Sinn mehr machen, die dort mit abzugeben, dann könnte ich auch selber „Tonne auf – Sack rein – Tonne zu“ machen, am besten direkt am Tag der Müllabfuhr, sonst überlegt es sich Anna doch wieder noch mal oder einer der Nachbarn zerfleddert den Sack um zu schauen, was darin war. Kam in letzter Zeit übrigens öfters mal vor, dass wohl jemand neugierig darauf war, was so alles in der Tonne landet. Zwar nicht, dass jetzt irgendwelche Klamotten verschwunden wären, man konnte jedoch deutlich erkennen, dass sich jemand für die weggeworfenen Sachen interessierte, was ich auch nicht für dramatisch fand – zumal ich selber schon weggeworfenes etwas näher beäugt hatte, erst recht, wenn man was wieder erkannte.

Als ich nach der Schule Anna drauf ansprach, brach sie direkt in Tränen aus. „Was ist denn los, Anna? Warum weinst Du denn jetzt?“ – „Ich kann mich nicht entscheiden, vor allem bei den Latzhosen nicht. Ich weiß doch, wie sehr Du die magst – und ich weiß auch, dass Kevin die mag. Hätte er doch bloß nicht …“ – „Ach, Anna, seh‘ das doch nicht so eng – vielleicht hat er ja gar nicht, und ich wette, er wollte auch nicht hineinonanieren. Er wollte bestimmt nur mal das geile Gefühl darin erleben. Auch wenn er Dich enttäuscht hat, glaubst Du nicht, dass da viel mehr hinter steckt als nur sein Fetisch? Meinst Du, ihr hättet dann zusammengefunden?“ Anna zögerte, es war das erste Mal, dass wir nach dem Vorfall in der Schule darüber sprechen konnten. „Komm, wir schauen zusammen, was alles zu klein ist und dann darfst Du entscheiden, was aus Deinen Latzis wird. Du musst die ja vielleicht auch nicht mehr zur Schule anziehen …“

Anna schaute zu mir auf, nickte, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und meinte „Ok, dann fangen wir mal an.“ Das meiste, was auf dem Boden verteilt lag, wanderte unbesehen in den Müllsack. T-Shirts, die im letzten Sommer schon zu knapp waren, Shorts, die schon ein paar Jahre alt waren und eigentlich schon beim letzten Mal mit weggekonnt hätten und viel Kleinzeugs. Bei den Adidas Sprintershorts stockte ihr der Atem – sie probierte sie sicherheitshalber noch mal an. Sie saßen hauteng, eigentlich so, wie sie bei einem Mädchen sitzen müssen. Anna schaute verlegen, ich wusste, dass sie die Dinger gerne trug, obwohl die anderen Mädchen in der Klasse inzwischen zu anderen Shorts und Radlerhosen übergegangen waren. „Mama, was meinst Du?“ sah mich mit gewohntem Dackelblick an. „Wenn Du auch lieber Radlerhosen anziehen möchtest, dann schmeiß sie mit weg! Du musst die jetzt nicht meinetwegen noch anziehen, nur weil ich meine ganz gerne im Sommer zum Joggen oder Sport anziehe!“ – „Bekomm ich dann Deine?“ fragte sie neugierig. „Nööö“ schüttelte ich den Kopf, wohlwissend, dass Anna nichts Eiligeres zu tun haben würde, als sie aus meinem Kleiderschrank zu mopsen. „Ich finde, die sind gerade noch ok – meine dürften Dir sowieso noch zu groß sein.“ Also gingen die ersten Teile wieder zurück in Annas Kleiderschrank.

Übrig waren jetzt nur noch die kurze Lederhose und die drei Latzhosen, sowie der verfilzte Norwegerpulli und der Cashmere, der so wunderbar zu der Kunstleder-Latzhose passte. Anna wurde ganz leise und traurig, schlüpfte noch einmal in die kurze Lederhose und spürte auf einmal wieder selber diese Geilheit, die sie an Kevin so verflucht hatte. Sie war feucht geworden im Schritt, schon beim bloßen Anziehen, beim Berühren des weichen, aber zutiefst abgenutzten Leders. Im Prinzip war Anna keinen Deut besser als Kevin, wobei sie sich halt nicht an seinen Sachen vergriffen hätte. Diese Geilheit verspürte sie auch in den knappen Sprintershorts, die ohne Innenfutter und seitlichen Schlitz so wunderbar hauteng saßen. Ich sah Anna an und merkte direkt, was sie spürte. Sie sah halt rattenscharf in der geilen, viel zu knappen Lederhose aus – und wenn sie ein Junge gewesen wäre, hätte ich es nicht mehr erlaubt, dann wäre die Hose ohne jegliche Diskussionen im Müllsack gelandet, aber bei Anna war ja nichts im Weg, was stören könnte. Und da der Sack eh schon fast voll war, versuchte ich sie zu trösten: „Entscheide Du, die muss ja nicht unbedingt heute mit weg …“

Anna schaute kurz auf, zog die Lederhose wieder aus, legte sie zu den anderen Sommersachen in den Schrank zurück und meinte, „Hast Recht. Vielleicht passt sie ja im Frühjahr doch noch so wie jetzt, dann kann ich sie wenigstens noch mal für zu Hause anziehen und das geile Gefühl darin genießen …“
AnnasMama
Beiträge: 682
Registriert: Sa 14. Jul 2012, 20:41

Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Als nächstes kamen die Latzhosen dran. Erst die Cord, dann die Jeans, und last but not least die aus Kunstleder. Alle drei passten noch wie beschrieben. „Mami, ich bring‘s nicht über’s Herz, die jetzt einfach so in den Sack zu stopfen.“ sagte sie, während sie mit der Hand unter den Träger her streifte. „Musst Du ja auch nicht – und wenn Du sie nicht mehr zur Schule tragen möchtest, dann auch ok. Dann nimmst Du sie halt für zu Hause, solange sie noch passen. Ich fürchte, zum Frühjahr hin sind die dann eh reif für den Müllsack, dann dürften sie Dir wohl endgültig zu klein sein. Also mir ist es egal, ob die jetzt oder später in den Sack gehen.“ – „Ach, Du bist so gut zu mir Mami, so macht ja selbst mit Dir Altkleider sortieren Spaß!“

Ich war zufrieden mit Annas Entscheidungen, somit hatte ich wenigstens noch mal die Hoffnung, Anna in der Lederlatzi samt passendem Anorak zu sehen. Beides war in der Tat inzwischen nicht nur Kevins Lieblingskombination, sondern natürlich auch meine. Wobei ich mich nicht entscheiden konnte, was mir besser gefiel: Der beige Cashmere drunter, oder der Norwegerpulli drüber (letzterer war ja so dick und groß, dass er inzwischen nicht mehr drunter passte).Egal, ich war jedenfalls guter Dinge, dass ich eine der beiden Kombinationen zumindest noch einmal an Anna sehen würde, bevor das Frühjahr käme und beides dann inzwischen wohl viel zu klein ein Fall für die Mülltonne sein würden. Denn was soll der ganze Aufwand mit Altkleidersammlung und hin und her, wenn eh am Ende des Tages nur noch die thermische Verwertung übrig bleibt.

Die Zeit verging, der Herbst zeigte sich von seiner schönsten Seite und Kevin schaute – ob des harten Dämpfers, denn Anna ihm verpasst hatte – immer noch montags als erstens nach Saskia und ob sie, wie in den letzten Wochen seit der Altkleidersammlung fast immer seinen alten, roten, samtweichen Kapuzennicki zur Schule an hatte. Jedoch waren die letzten Wochen Fehlanzeige, entweder war Saskia krank oder der Kunstunterricht war ausgefallen. Saskia konnte den Nicki eh nicht sonderlich gut leiden, ein typischer Kinderpulli halt, von daher war sie froh, dass sie ihn wenn es kein Kunst gab, auch nicht anziehen brauchte. Sehr zu Kevins Leidwesen, der ihn gerne nochmal gesehen hätte, zumal Anna ihn zur Schule ebenso enttäusch hatte. Noch nicht einmal mehr zur Gruppenstunde zog Anna etwas an, was sich bei ihm zum Fetisch hätte entwickeln können. Anna war für ihn lange nicht mehr das, was sie in der kurzen Zeit war, wo sie zusammen waren. Nun, sie war immer noch hübsch und attraktiv, keine Frage und gescheit und clever war sie auch – aber was fehlte, war das I-Tüpfelchen, das, was sie so von den anderen Mädchen unterschied: Der eigenwillige Klamottengeschmack halt.

Gut, den hatte Emma auch – aber auf völlig andere Art und Weise. Sie trug halt sehr viel mädchenhaftes, Kleider, Röcke, Blusen – aber nichts, auf was Kevin abfuhr. Keine Latzhosen, nichts aus Leder und selbst im Sportunterricht trug sie meist Leggings oder Radlerhosen. Nichts, in denen sie auch nur einigermaßen attraktiv aussah, nichts was auch nur ansatzweise in Kevins Beuteschema gepasst hätte. So kam Kevin jeden Tag in der Hoffnung zur Schule, dass Anna noch mal etwas von den alten Sachen anziehen würde. Und wenn nicht, dann zumindest in etwas, was für ihn ohne ihr Wissen zum Fetisch werden könnte, etwas auf das er sich freuen könnte, wenn er es am nächsten Tag wiedersehen würde, etwas, was ihm Leid täte, wenn es einiges Tages mit im Lumpensack verschwinden und im Reißwolf geschreddert würde. Aber nichts dergleichen – keine süße Latzjeans, kein geiles Sweatshirt – an Ledersachen und Nickis war überhaupt nicht mehr zu denken.

Obwohl doch, denken schon – schließlich saß Anna ja immer noch vor ihm und so konnte er sich von ihr unbeobachtet vorstellen, wie geil es doch wäre, wenn sie in der raschelnden Kunstlederjeans nun vor ihm säße und jede kleinste Bewegung ein leises Knistern hervorbringen würde. Wie er feststellen würde, dass die Hose von Mal zu Mal enger und abgetragener sein würde, wie Anna anfing, daran zu zupfen, weil es hier und da zu zwicken beginnt. Das alles natürlich mit dem jeweiligen Gefühl im Genitalbereich, der stets dazu führte, dass der Druck der sich in sechs Unterrichtsstunden aufgebaut hatte zu Hause als erstes auf dem Bett langsam aber sicher abgebaut werden musste.

Hatte er zur Schule eine normale Jeans an, so zog Kevin zu Hause als erstes seine schwarze Latzjeans an, die nach mehrmaligem Waschen entsprechend aussah und für ihn auch langsam aber sicher zum Fetisch wurde, weil er befürchtete, seine Mami würde die alsbald für Saskia zur gewohnten Zweitverwertung weitergeben wollen. Ehrlich gesagt hatte Heike, seine Mami, auch nie damit gerechnet, dass Kevin die so sehr lieben würde – sie hatte gehofft, eine fast neuwertige ungetragene Latzjeans weitergeben zu dürfen. Doch so oft und gerne Kevin sie nun trug, konnte man fast damit rechnen, dass sie entweder beim nächsten Mal Kandidat für die Lumpensammlung sein wird, oder dass Saskia sie nur noch als Rutschhose, für den Kunstunterricht oder für drinnen, wo es niemand sieht tragen könnte. Als coole Freizeithose, so wie Heike sich die an Saskia gewünscht hatte, würde sie jedenfalls nicht mehr taugen. Aber all das war Kevin egal, er hatte für sich einen neuen Fetisch gefunden, einen würdigen Nachfolger für seine kurze Lederhose, die beim letzten Mal mit in die Altkleidersammlung gewandert war.

So legte er sich also nach der Schule in Latzjeans auf sein Bett, wo er auf dem Bauch liegend an Annas Lederlatzjeans dachte, oder an Saskias Nicki, oder an so manch anderes Kleidungsstück, was für ihn zum Fetisch geworden war. Und immer wieder die gleichen Gedanken: Ist das Teil noch da, wird es noch getragen – oder ist es vielleicht zu klein? Und wenn ja, wie wird es verschwinden? Wird Anna es vermissen? Oder Saskia? Wobei: Bei Saskia war er sich sicher, sie würde seinen Nicki nicht vermissen, sie wäre froh, wenn sie den endlich nicht mehr anziehen bräuchte, wenn er endlich mit in den Altkleidersack käme. Wobei: Dann würde ja der Adidas-Hoodie nachrücken, ob ihr das wirklich lieber wäre? Vielleicht geht der ja auch schon früher bei drauf und dann würde ein anderer, vielleicht unbeliebterer Pulli für den Kunstunterricht bei drauf gehen, eines der übrig gebliebenen No-Name Joggeroberteile, die immer dann als Rutschpulli enden, wenn sie fast schon zu eng und entsprechenden Joggerhosen an den Knien durchgescheuert sind, diese Billigdinger, die sonst ausschließlich für drinnen angezogen werden, die sonst niemand zu sehen bekommt.

Kevin kannte die gut, schließlich trug er die zu Grundschulzeiten selber für zu Hause oder höchstens Mal zum Sport. Und für zu Hause waren durchgescheuerte Knie auch kein Problem, die wurden nicht mal mehr geflickt – ganz im Gegenteil, solange die Hose noch passte war es ok. Wobei meist waren die dann auch ruckzuck im Müll und übrig blieb halt ein gerade noch passender, verwaschener Pulli, der schon reichlich Peeling zeigte. Auch das war nicht schlimm, jedenfalls nicht für Kevin – da meist schnell der nächste Jogger parat lag und die alten Pullis nur noch im Notfall getragen werden mussten. Saskia musste da etwas mehr drunter leiden, denn die Pullis gingen trotz Gebrauchsspuren in der Regel dann doch noch weiter zu ihr, wo sie die zum Kunstunterricht oder zu den jeweiligen Gruppenstunden tragen musste. Je älter Saskia wurde, desto weniger mochte sie die leiden und so war es auch kaum verwunderlich, dass der rote Kapuzennicki am untersten Ende der Kleidungskette angekommen war. Nur die Joggerpullis waren noch verhasster und damit nicht mal mehr für den Schuleinsatz gedacht.

Anna hatte die Entscheidung nicht bereut, ihre Latzhosen und Sportshorts, sowie die kurze Lederhose zunächst mal weiter zu behalten. Ich hatte auch den Eindruck, sie machte es meinetwegen und um mich nicht zu enttäuschen. Denn schließlich war ich es ja, die sich auf die Suche danach gemacht hatte, als Lederjeans und Latzhose von Marie endgültig das Zeitliche gesegnet hatten. Und das sie beides nicht mehr zur Schule tragen musste, kam ihr ganz recht. Ich glaube, im Zweifelsfall hätte sie die zwar nochmal angezogen, aber sie hatte sich von ihrem ersparten Geld eigene Klamotten gekauft – zwar wenig, aber dennoch gute, haltbare Qualitäten. Ich hatte auch nie gefragt, wo die Sachen her waren, vielleicht war auch wieder das ein oder andere von Marie dabei, ihrer besten Freundin, von der sie immer noch ab und zu was geschenkt bekam.

Ich hatte das Gefühl, sie freute sich durchaus darüber, gab‘ es aber nicht gerne zu – vielleicht auch aus Angst, dass ich ihr diese Quelle eines Tages mal zu machen könnte. Aber das war keinesfalls meine Absicht – die Sachen, die sie jetzt trug, waren dezent und altersmäßig passend. So konnte sie sich durchaus sehen lassen, sowohl zur Schule als auch in der Freizeit – wo sie gerne noch mal ihre Latzjeans trug, vor allem dann wenn sie wusste, dass sie Kevin nicht begegnen würde. Und wenn dann hatte sie eh einen Kapuzenpulli und einen Anorak drüber – die Zeiten wo sie draußen in der Öffentlichkeit freizügig „Latz“ zeigte, waren für’s erste vorbei. Das traute sie sich nur zu Hause, wo sie nach wie vor gerne die Kunstlederlatzi trug – und dann war es auch bei ihr wieder da, dieses geile Gefühl beim Tragen. Nur wusste sie damit nicht weiter umzugehen, natürlich dachte sie viel an Kevin und daran, wie schön es mit ihm war und wie gerne sie doch mit ihm geschlafen hatte. Langsam vermisste sie ihn, auch wenn sie ihm immer noch böse war, weil er ihre Lederlatzhose ungefragt anprobieren wollte. Und weil es ihr schwer fiel, seinen Fetisch zu akzeptieren.

Allerdings vermisste sie auch den Sex mit ihm – während sie sich sicher war, dass Kevin sich auch alleine vergnügte, war sie hungrig danach und suchte die Befriedigung. Und ja, wenn sie gewollt hätte, hätte sie jederzeit mit Alex gekonnt – der blieb so komisch zurückhaltend in letzter Zeit. Sie hatte durchaus das Gefühl, er würde am liebsten jederzeit mit ihr und sie spürte auch, wie er sie anstarrte – sie formlich auszog, vor der ganzen Klasse und dann am liebsten ganz tief in sie eingedrungen wäre, aber nichts dergleichen war bislang passiert. Es schien so, als nähme er sich bewusst Zeit, als wolle er das Beute machen endlos lange hinauszögern und sie in der Zwischenzeit jagen, mit ihr spielen um dann bei Gelegenheit mit einem Schlag zuzugreifen. Sie fühlte sich gejagt, manchmal sogar gehetzt und es gab Tage, da hätte sie es einfach so über sich ergehen lassen, einfach nur damit das Jagen und Hetzen ein für alle Male aufhört. Denn sie wusste genau, wenn er einmal Beute gemacht hatte, dann war er satt – dann würde er sich ein anderes Stück Fleisch suchen zum Beute machen – dann wäre ein anderes Mädel dran aus der Klasse. Aber bis dahin hatte er ja die freie Auswahl, denn es fand sich immer was zum schnellen Ficken irgendwo auf dem Klo oder im Gebüsch auf dem Schulhof. Und dabei ging es auch hörbar grober zur Sache, wenn Alex wollte bekam er auch, was er wollte. Und wenn sie dabei schrien, machte es ihn noch geiler. „Ein Mädchen, was beim Sex nicht schreit, ist kein Mädchen“ war immer sein Wahlspruch. Anna war klar, sie könnte sich nicht wehren, dennoch hatte sie Angst vor dem Tag, an dem es passieren würde.
AnnasMama
Beiträge: 682
Registriert: Sa 14. Jul 2012, 20:41

Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Doch es blieb erstaunlich ruhig – Alex war längst nicht so aggressiv am Baggern, wie Anna es zunächst befürchtet hatte. Die Andeutungen, die zwischendurch fielen machten ihr jedoch unzweifelhaft klar wo die Reise über lang oder kurz enden würde. Und solange Alex immer noch ein Mädel fand, was er so zwischendurch mal poppen konnte, war für ihn ja auch alles klar. Für Anna war in der Trophäensammlung ein Platz fest reserviert, so viel war klar. Was Anna mehr bedrückte, dass sie es war, die sich – wie sagt man so schön – untervögelt fühlte. Sie hatte Kevin vergrault, so viel stand fest. Ein Weg zurück zu ihm schien aussichtslos, denn seit dem Vorfall letztens während des Sportunterrichts hatten sie nur noch das Nötigste miteinander geredet, wenn überhaupt. Es war eine Mauer zwischen beiden, wobei man den Eindruck hatte, Kevin käme da besser mit klar. Doch vermutlich war das auch nur ein Eindruck.

Die letzten Tagen und Wochen waren für Kevin jedenfalls mehr als enttäuschend: Saskia hatte er montags vergeblich im Kapuzennicki erwartet, die letzten beiden Male sah er sie immer nur mit einem alten Anorak drüber, wodurch er nicht erkennen konnte, ob der geliebte Nicki darunter getragen wurde. Noch nicht einmal die Kordel von der Nicki-Kapuze konnte er zwischen Anorak und Pulli erkennen. Auch Anna zog ihre Latzhosen nicht mehr zu Schule an – für die kurze Lederhose war es eh inzwischen viel zu kalt – und selbst mit Strumpfhose oder Leggings drunter wäre sie wahrscheinlich eh nicht so zur Schule gekommen. Andere Mädchen in Lederklamotten waren Fehlanzeige, weder in den Klassen unter ihm noch darüber waren welche dabei. Es schien, als hätte sich die ganze Welt gegen ihn verschworen – irgendwo muss doch mal jemand sein, der wieder in sein Beuteschema passt – ein Mädchen, was gut aussieht, Grips hat und zumindest ab- und zu mal in geilen Klamotten zur Schule kommt. Das war seine Vorstellung, das waren seine feuchten Träume, wenn er aus der Schule kam und gedankenversunken auf dem Bett lag.

Anna zog für zu Hause noch weiterhin gerne ihre Lederlatzhose an – da konnte nichts passieren, da war sie für sich alleine (gut, ich war auch noch da, aber das war nicht weiter tragisch). Sie kombinierte die Hose meist mit einem ihrer alten Adidas Pullis, wobei sie ganz locker den Pulli unterm Latz trug. Es waren gefühlvolle Tage, Tage wo Anna bewusst auch immer noch wieder die Nähe zu mir suchte. Tage, wo ich auch das Gefühl hatte, sie genoss es auch mal wieder einen Gang zurückschalten zu können, wo sie sein durfte, wie sie wollte – ohne äußere Einflüsse in der Schule, ohne den Zwang sich aufhübschen zu müssen. Tage halt, wo sie auch noch mal wieder Kind sein durfte, eine Phase die – wie wir beide wussten und unweigerlich zur Kenntnis genommen hatten – eigentlich schon fast vorbei war. Und doch war sie eben noch nicht vorbei, sondern sie steckte mitten drin, hatte ihre ersten Erfahrungen gesammelt, vielleicht ein wenig zu schnell für ihr Alter – denn jetzt, wo sie nicht mehr mit Kevin zusammen war fühlte sie doch, dass ihr etwas fehlte.

Es gab Tage, da kam sie stundenlang nicht mehr aus ihrem Zimmer raus. Dann zeigte sie sich kurz in ihrer Lederhose und war verschwunden – meist auf ihr Bett, wo auch ihr alle möglichen Gedanken durch den Kopf gingen. Auch sie spürte etwas, wenn sie ihre alten Sachen anzog – auch sie liebte ihre Lederhosen, die Latzhosen und die alten, engen Adidas Sprintershorts. Sie spürte, da war mehr als nur Liebe – aber war sie deswegen wie Kevin? War auch sie Fetischist? Sie wurde neugierig und griff zum Lexikon, was sie irgendwann mal zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Es war eine mehrbändige Ausgabe, nicht mehr die neueste aber darin stand: „Sexueller Fetischismus: Gebrauch toter Objekte als Stimuli für die sexuelle Erregung und Befriedigung“. Sie sah an sich herunter und fühlte sich bestätigt: Die Lederlatzjeans war in der Tat „Tote Hose“ – was so viel heißen soll wie, die ist fertig, die wird bei nächster Gelegenheit die Reise über die Regenbogenbrücke antreten, im Reißwolf geschreddert oder im Ofen der örtlichen Müllverbrennungsanlage verfeuert. Was anderes kam Anna eh nicht in den Sinn – weder Peter noch sonst wer anders würde ihre Latzhosen noch auftragen wollen. Sie las weiter im Text, dass konkrete Zahlen über Fetischismus kaum vorlägen, er jedoch meist bei Männer anzutreffen sei – seltenere, aber dennoch auch bei Frauen.

Anna war noch mehr verunsichert – bei Kevin war sie sich jedoch sicher, er ist Fetischist, steht auf weiche, glänzende Materialien wie Leder, Kunstleder und Nylon. Bei ihm ahnte sie auch, wo der Fetisch her kam, nein auch hier war sie sich sicher, dass es daran lag, dass er seine viel zu enge Lederhose noch einmal quasi als Strafe anziehen musste, wobei die Enge, das Leder und der Ausblick auf die drohende Vernichtung für die Stimulanz sorgten. Dass diese stärker würde, je mehr er sich in die Sache hineinsteigerte, war ihr inzwischen auch klar. Und sie kapierte, dass offenbar sein erster Samenerguss in der Lederhose beim Onanieren etwas Besonderes für ihn war: Sein „erstes Mal“ war nicht mit ihr auf der Fahrradtour, nein sein erstes Mal war zu Hause, in seiner alten Lederhose. Die einzelnen Puzzleteile bauten sich für sie immer mehr zu einen Gesamtbild zusammen. War das erste Mal also für ihn der Beginn der ersten großen Liebe? Versuchte Kevin vielleicht, seine Lederhose so zu beschützen, wie es der Liebhaber mit seiner Freundin tut? Aber machte Kevin nicht genau das auch mit Anna – dieses Beschützen, dieses über alles mit ihm reden können? Dieses immer für sie da sein, wenn sie ihn brauchte? Und trat dabei nicht die Lederhose ganz dezent in den Hintergrund wie eine gute Ehefrau beim Betrachten der Affäre des Mannes mit einer anderen?

Je mehr sie las – und in dem Lexikon war das Thema sehr ausführlich beschrieben – verstand sie in der Tat, was ihm seine Lederhose bedeutet haben muss. Wahrscheinlich war es für ihn die zweite Haut, wo er sie seit Kindergartentagen an bis zum Ende der Grundschule jeden, ja wirklich ausnahmslos jeden Tag, wo das Wetter es zu ließ darin herumgelaufen war. Wo er und sie längst eine Verbindung eingegangen waren, zu einer Zeit wo sie Jungs noch überhaupt nicht für Mädchen interessieren. Wo sie die als blöd und zickig empfinden, wo Fußball spielen wichtiger ist als Händchen halten. In der Zeit hatte er die Lederhose lieben gelernt, sie war eine feste Größe in seinem Leben geworden – quasi eine erste Lebensabschnittsgefährtin, auf die er sich verlassen konnte, von der er wusste, dass sie alles mitmachen würde – dass er mit ihr Pferde stehlen könnte, genauso wie er es sich einmal zusammen mit Anna erträumt hätte. Nein, Anna war nicht der Konkurrent zu seiner Lederhose – dass konnte und das kann sie nie so werden, weil er mit ihr einfach ganz andere Dinge erlebt hatte.

Die Sommerurlaube zum Beispiel, mit den Eltern zusammen im alten Auto Richtung Süden, nach Bayern meist, oder Österreich – ab und zu auch mal nach Italien. Und immer dabei seine kurze, dunkelgrüne Lederhose, die von Jahr zu Jahr knapper und enger wurde. Die jedes Mal beim Hotelpersonal und bei den anderen Gästen für Begeisterung sorgte, wenn er darin auftauchte, sie zum Frühstück oder zum Abendessen an hatte. Es waren ja auch stets gute Mittelklassehotels, in denen sie unterkamen – gut bürgerlich, wie man so schön sagte. Da machte es auch nichts aus, wenn Kevin fast täglich in Lederhosen rumlief und die lange Jeans nur dann anzog, wenn das Wetter so schlecht war, dass man nicht in kurzen Hosen herumlaufen konnte. Oder die zahlreichen Bergtouren und Hüttenbesuche, wo er sich mehr als einmal unfreiwillig auf den Popo gesetzt hatte, da wo die Lederhose einen Großteil ihrer Trage- nein besser gesagt ihrer Kampfspuren her hatte. Je mehr Anna darüber nach dachte, desto klaren war ihr geworden, dass es für Kevin so gewesen sein muss, als hätte er seine erste Freundin verloren, die Sandkastenliebe – jedoch nicht in Form eines kleinen, süßen Mädchens sondern in Form einer abgetragenen, im wahrsten Sinne der Wortes zerwichsten kurzen Lederhose. Mit anderen Worten Kevin hatte schlicht und ergreifend noch Liebeskummer, als Anna und er zusammen kamen, Liebeskummer wegen seiner kürzlich im Altkleidersack verschwundenen Lederhose.

Anna legte das Lexikon zur Seite, sie glaubte jetzt zumindest Kevin etwas mehr verstanden zu haben – traute sich aber noch nicht mit dem Wissen was sie aufgebaut hatte zu ihm zu gehen. Zu groß war noch das Unverständnis darüber, dass er den Toilettengang während des Sportunterrichts ausgenutzt hatte um ihre Lederhose anprobieren zu wollen. Im Grunde genommen war es ja nichts anderes, als wenn er sich mit ihrer besten Freundin vergnügt hätte – denn eigentlich war ja die Lederhose nichts anderes als Annas große Liebe, wenn auch die zweite Generation, weil die erste ja nach dem Herauswachsen von mir so mir nichts dir nichts im Müll verschwunden war. Aber ja, was für Kevin die kurze Lederhose war für Anna die erste schwarze Lederjeans, die sie von Marie bekommen hatte.

Was ihr jedoch immer mehr und mehr klar wurde war, dass der Unterschied zwischen ihr und ihm was das Thema Fetisch angeht, wohl offenbar doch kleiner war, als sie es sich vorgestellt hatte. Das tragische dabei war jedoch, es sich eingestehen zu können, es für sich zu nutzen – das konnte Anna offensichtlich noch nicht. Im Gegensatz zu Kevin, der versuchte seinen Fetisch weiter auszuleben, war Anna dabei ihn zu verdrängen, ja fast sogar zu unterdrücken. Sie spürte zwar immer wieder diese Geilheit, dieses wuschig werden, wenn sie die Lederhose anzog – aber es war ihr unangenehm dabei. Für sich allein war dieses Gefühl ok, da machte es ihr sogar Spaß wenn auch sie Feucht im Schritt wurde, aber so damit rausgehen? Mit dem Gefühl, Feucht zu werden, wenn sie nur allzu sehr an ihren Fetisch denkt. Nein, sie würde morgen sicherlich wieder in Jeans zur Schule erscheinen.

Kevin hatte am nächsten Tag seit längerem mal wieder seine Latzjeans an. Der Zettel an der Küchenpinnwand deutete mal wieder auf die nächste Altkleidersammlung in zehn Tagen hin. Emma schaute schüchtern, aber durchaus neugierig zu Kevin rüber. Sie fand Kevin durchaus attraktiv in seiner nunmehr doch schon etwas verwaschenen Latzjeans, doch Kevins Augen schauten nur in Richtung Sarah, die ihre College-Jacke mit den roten Ärmeln gerade ausgezogen hatte und darunter ein schlabberiges, blass gelbes Sweatshirt von Nike trug, das er schon seit Jahren nicht mehr bei einem Mädchen gesehen hatte. Es war schlicht und sah extrem passend zur verwaschenen blauen Edwin-Jeans aus, die sie schon die Tage zuvor immer mal wieder angezogen hatte. Dazu trug sie Chucks, aber das war ja bei den Mädels nichts Ungewöhnliches. „Weiße Nike Air wären passender“ dachte er. Wobei, das Shirt gefiel ihm, endlich mal wieder ein Outfit, was ein leichtes Kribbeln in ihm verursachte. Er nahm sich vor, Sarah zumindest in der großen Pause mal darauf anzusprechen. Seine Neugierde war einfach zu groß, hatte sie das Shirt vielleicht einfach nur deswegen noch mal an, weil die nächste Altkleidersammlung vor der Tür stand? Er hoffte, nicht und wartete gespannt darauf, dass die ersten beiden Stunden – die sich wie Kaugummi zogen – endlich vorbei sein würden.
Antworten