Anna

Geile Erlebnisse und Kurzgeschichten.
AnnasMama
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Anna

Beitrag von AnnasMama »

Anna

Vor knapp zwei Jahren brachte Anna von ihrer besten Freundin eine alte, schwarze Kunstlederjeans mit nach Hause, die ihrer Freundin nun inzwischen zu klein geworden war. Ich weiß noch genau, wie stolz Anna mir dieses olle Teil präsentierte: „Guck mal Mama, hat Marie mir geschenkt. Passt Ihr nicht mehr! Aber mir! Darf ich die behalten?“ fragte sie vorsichtig während sie ihren Rucksack in Flur in die Ecke warf. „Wo hast Du denn Deine Jeans hin getan?“ „Die ist im Rucksack! Mama, darf ich?“ bettelte sie.

Nun, es war Herbst, die letzten Tage waren regnerisch und feucht, Annas Jeans waren eigentlich immer dreckig, wenn sie aus der Schule zurückkam, und obwohl ich Leder – und erst recht Kunstleder – überhaupt nicht leiden kann machte ich Anna einen Vorschlag: „Wenn Du Deinen roten Kapuzennicki dazu anziehst, kannst Du die Lederjeans von mir aus behalten!“ sagte ich mit einem süffisanten Lächeln, weil ich genau wußte, dass der Nicki Annas Hasspulli war und sie ihn nur dann anzog, wenn ich mit drakonischen Strafen wie Zimmer aufräumen oder ähnlichem drohte.

„Mama, Du weißt doch, dass Nickis nicht mag!“ sagte sie wutschnaubend. „Gut, brauchst ja auch nicht anziehen. Nur wird dann auch nichts aus der Lederhose. Die kannst Du dann direkt wieder ausziehen!“ Anna verschwand wütend in ihr Zimmer und knallte die Tür zu. Den ganzen Nachmittag war Funkstille zwischen uns. Wahrscheinlich schmollte Anna auf ihrem Zimmer vor sich hin und überlegte, wie sie sich entscheiden sollte: Die geliebte Lederhose , von der sie mir schon immer vorgeschwärmt hatte, als Marie sie zur Schule anzog, oder den roten Kapuzennicki, der mir an Anna total gut gefiel, weil er so schön kuschelig ist, den sie aber nie leiden möchte, weil sowas ist ja für Babys und Kiga-Kids.

Als ich Anna dann zum Abendessen rief, gab’s die große Überraschung, mit der ich eigentlich nicht gerechnet hätte: Sie erschien in Lederhose und Kapuzennicki in der Küche. „Hast gewonnen, Mama!“ sagte sie grummelig. „Siehste, geht doch. So schlimm ist der Nicki doch nun wirklich nicht!“ versuchte ich sie zu beruhigen. „Darf ich denn morgen so zur Schule?“ Eigentlich wollte ich ja „nein“ sagen, aber in Anbetracht der vielen dreckigen Jeans von Anna, die ich noch waschen musste, vielleicht garnicht so eine schlechte Idee. Bei dem Lederteil reicht ja ein feuchter Schwamm, und der Dreck ist wieder runter. Die braucht wenigstens nicht einmal die Woche in die Waschmaschine, so wie die anderen Hosen alle.

Und so trug Anna die Kunstlederjeans zwei Winter lang zur Schule. Den ersten Winter zusammen mit dem roten Kapuzennicki, der zunehmend enger und schließlich zu klein war. Langsam hatte ich sogar den Eindruck, dass sie zunehmend Spaß hatte, ihn anzuziehen. Im Winter darauf wurde er dann von einem lilafarbenen Kapuzennicki abgelöst, den ich von einer Freundin geschenkt bekommen hatte. Anna war nicht wirklich begeistert, liess sich aber auf den Tausch ein, da sie befürchtet hatte, ihre geliebte Lederjeans sonst nicht mehr anziehen zu dürfen.

Zum letzen Frühjahr hin wurde die Anna die Lederjeans auch zunehmend enger. So lange sie den Nicki freiwillig dazu anzog, war es mir eigentlich fast egal, wie sie rumlief. Im Sommer zog sie das Teil nie an und ich hatte berechtigte Hoffnung, dass sie zum jetzigen Herbst hin eh nicht mehr passen würde. Das Kunstleder war eh an vielen Stellen schon verkratzt und teilweise sogar richtig abgewetzt. Anna hatte das Teil halt eben im Frühjahr fast ständig an und dabei nie so besonders viel Rücksicht walten lassen.

Sie wußte genau, dass ihre Lederjeans meine Hassjeans war, genauso wie der Nicki immer noch ihr Hasspulli war, obwohl sie mit dem altern Teil irgendwie vorsichtiger umging, wie mit der Lederhose. Eines Sommertags legte ich Annas Lederjeans und den Nicki zusammen mit einigen anderen Anziehsachen von ihr unten in ihrem Schrank auf ein Päckchen, wo ich seit Jahren immer die Sachen sammel, die vielleicht zum Herbst hin noch passen könnten, dann aber in der Regel doch zu klein sind und mit abgegeben werden können.

Normalerweise liegen die Sachen dort friedlich im Schrank und Anna kümmert sich kaum darum, was da liegt und was aus den Sachen wird. Irgendwann wandert der Packen vom Schrank in den Keller und von da aus weiter. So blieb auch von Anna wochenlang unbemerkt, dass ich Lederhose und Nicki schon vorsortiert hatte, als es zum Ende der Sommerferien doch wieder ziemlich kühl und regnerisch wurde. Ich ahnte nichts böses, als Anna an dem Tag wo sie mit der Feriengruppe einen Ausflug machen wollten, plötzlich in Lederhose und Kapuzennicki vor mir stand und mich vorwurfsvoll ansah: „Wieso liegt denn die Lederhose und der Nicki schon bei den aussortierten Sachen im Schrank? Passt doch beides noch!“

Naja, was man so passen nennt. Die Lederjeans hatte deutlich sichtbar Hochwasser und zu entschieden zu eng. Der Nicki war an den Ärmeln viel zu kurz und von der Länge her kam der nackte Rücken zum Vorschein, wenn Anna sich bückte. Ich hatte gehofft, das sie das Teil längst vergessen hätte, war aber auch zu faul gewesen, den Packen mit in den Keller zu nehmen. Hätte die Sache jetzt vielleicht etwas vereinfacht.

„Du willst doch nicht etwa so gehen?“ fragte ich. „Doch warum nicht. Dass die Hose zu kurz ist, sieht man doch garnicht, wenn ich meine gelben Gummisiefel dazu anziehe!“ Ja, nee, ist klar dachte ich und ärgerte mich zunehmend, dass die Sachen noch in ihrer Reichweite waren. Grummel, dachte ich und da es für Anna eh schon zeitlich knapp war liess ich sie gewähren. Insgeheim hoffe ich, dass die Lederhose den Ausflug nicht überlebt und sie sich mit kaputter Hose total blamiert – aber dieser Wunsch ging leider nicht in Erfüllung.

So zog Anna bis zum Ferienende noch ein paar Mal die Kunstlederjeans und den Nicki an und ich hoffte insgeheim auf besseres Wetter zum Schulbeginn, damit der Packen endlich eine Station weiter in den Keller konnte. So kam es dann auch: Pünktlich zum Schulbeginn wurde das Wetter besser. Eines Vormittags während Anna in der Schule war raffte ich mich auf und nahm die alten Klamotten von ihr endlich mal mit in den Keller. In der Beziehung bin ich doch irgendwie total faul und träge, was normalerweise dazu führt, dass der Packen in Annas Schrank manchmal über Jahre hinweg anwächst. Aussortieren und weggeben ist einfach nicht mein Ding – aber es gibt zum Glück Tage, wo Anna mich förmlich dazu zwingt.

Dummerweise wurde es an dem Tag nachmittags kühler und es fing auch noch an zu regnen. Anna kam freudestrahlend aus der Schule – so kenne ich sie an Regentagen eigentlich überhaupt nicht – und ich ahnte noch überhaupt garnichts als sie in ihr Zimmer ging und sie mich dann nach dem Kellerschlüssel fragte, den ich ihr dann ohne groß zu überlegen auch gab. Sie verschwand kurz und ich traute meinen Augen nicht, als sie wieder oben war: Hatte dieses Luder mir doch tatsächlich den Kellerschlüssel abgeschwatzt, um dort nach ihrer gammeligen Lederhose und dem Kapuzennicki zu kramen.

Blöderweise hatte sie beides auch direkt gefunden und sich hineingezwängt. „Anna, nein!“ sagte ich böse zu ihr. „Die ziehst Du sofort wieder aus!“ „Nö!“ sagte sie frech. „Du hast doch gesagt, zusammen mit dem Nicki darf ich sie anziehen! Außerdem wenn Du so blöd bist, Mama...“ Jetzt reichte es endgültig. Erst wollte ich Ihr eine scheuern, doch ich liess sie gewähren, wohlwissend dass morgen Donnerstag ist und sagte zu ihr „Ok, aber morgen früh keine Diskussionen, dass Du sie zur Schule anziehen willst!“ „Ist in Ordnung, Mama“ sagte sie und verschwand nach draußen.

Nochmal passiert mir das nicht, dachte ich und war froh, dass Anna am nächsten Morgen ohne zu murren in kurzer Jeans und T-Shirt zur Schule ging. In der Küche hatte sich noch ein wenig Müll angesammelt, der eigentlich noch mit weg könnte. Aber dafür extra noch mal nach unten? Ich war faul und müde, ging in Annas Zimmer um zu schauen, was sich in ihrem Papierkorb so angesammelt hatte. Eigentlich sollte sie ihren Müll ja gestern selber runterbringen, dachte ich als ich den Inhalt des Papierkorbs mit in meine Mülltüte verschwinden liess. Neben ihrem Bett lag noch zusammengeknüllt ihre schwarze Kunstlederhose und der lila Kapuzennicki.

Ich hob beides auf und schaute zuerst auf die Lederjeans, dann auf den Nicki. Bei genauer Betrachtung sah ich erst, wie vermackt die inzwischen war. Das Knopfloch war auch schon fast ausgerissen – lange hält das bestimmt nicht mehr. Und der Nicki war inzwischen auch total ausgeleirt und hatte mehr als einen Flecken abbekommen. Ich legte beides über meinen Arm und ging zumsammen mit der Mülltüte in der Hand zur Wohnungstür heraus.

Im Treppenhaus stellte ich fest, dass ich den Kellerschlüssel vergessen hatte. Eigentlich wollte ich Annas Sachen wieder zurück in den Keller bringen in der Hoffnung, dass sie nach der Schule dort nicht wieder ihre Sachen suchen wird. Aber auf der anderen Seite war ich die Diskussionen mit ihr auch leid. Wehtun wollte ich ihr aber auch nicht. Doch jetzt, wo ich den Schlüssel oben liegen gelassen hatte, hatte ich auch keine Lust mehr zurück in die Wohnung zu gehen, um den Schlüssel zu holen. Und als ich dann an den Mülltonnen stand, war’s mir irgendwie auch egal: Ich machte die Tonne auf, warf die Tüte hinein, dann den Nicki und zu Guter letzt Annas geliebte, aber völlig fertige Kunstlederhose.

Ich zückte meine Handykamera, machte noch ein kurzes Foto von dem Enssemble und schickte es Anna per SMS: „Brauchst heute nicht wieder in den Keller zu rennen, ich liebe Dich, Deine Mama!“ Ich hatte gerade den Deckel heruntergeklappt, da kam auch schon die Mülllabfuhr. Der Müllmann schob die Tonne zum Müllwagen, machte den Deckel auf und rief mir hinterher: „Waren Sie das?“ Ich drehte mich um und sah, wie sie die Tonne im Müllwagen einhakte und sich die Tonne in Richtung Schüttung bewegte und fragte „Was denn?“

„So was gehört normalerweise nicht in die Tonne!“ maulte er und riß mit einem Ruck Annas Lederhose, die sich zwischen Deckel und Tonne verklemmt hatte, heraus und warf sie im hohen Bogen in den Müllwagen hinterher. Einige Sekunden später war sie verschwunden und ich dachte über seinen Spruch nach. Wenn der wüßte, warum, murmelte ich vor mich hin und ging wieder ins Haus.

Anna kam erst gegen Spätnachmittags von der Schule zurück. Sie war noch bei Marie. Als sie klingelte und ich ihr öffnete trug sie eine alte, verschlissene Latzjeans mit heruntergeklapptem Latz. Dazu einen verwaschenen, roten Adidas Kapuzenpulli. Diesmal fragte sie erst garnicht sondern ging leise und traurig in ihr Zimmer...

[Edit] hat einige Typos beseitigt...
Zuletzt geändert von AnnasMama am So 15. Jul 2012, 12:38, insgesamt 2-mal geändert.
Jan66
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Re: Anna

Beitrag von Jan66 »

Hallo AnnasMama,

du hast dir hier ein tolles lesenswertes Debut gegeben.

Herzlich willkommen hier in unserem Vernichterforum :!: :D

Ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung.

Gruß Jan66
Es lebe das Jagdfieber und der Spieltrieb!
Lisa
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Re: Anna

Beitrag von Lisa »

Hi Leute,

tja, so spielt das wahre Leben und ich weiß aus meiner eigenen Nachbarschaft, dass manches Kräftemessen dann in der Mülltonne endet. :mrgreen: ;)

Geile Grüße Lisa
Mein Gesicht ist süß und lieb, aber ich kann gnadenlos und versaut sein wie 'ne dreckige Mülltonne!
Sandra321
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Re: Anna

Beitrag von Sandra321 »

Sehr schön beschrieben.

Arme Anna. Aber C'est la vie.

Und früher oder später landet ja doch alles im Müll ;)

Gruß Sandra
Alles aus Leder zu mir!!! >>> Nettes Mädel von nebenan. Völlig normal und doch geheime Gedanken. <<< Fotos für Dich - Sache für mich
AnnasMama
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Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Anna kam den ganzen Tag nicht mehr aus ihrem Zimmer heraus. Und ins Zimmer hinein liess sie mich auch nicht mehr: sie hatte von innen abgeschlossen. Durch die zue Zimmertür hörte ich, wie Anna jämmerlich Anfing zu weinen. Anna und weinen – das hatten wir lange nicht mehr. Sie war doch sonst immer ein so starkes Mädchen, dass diese Situation sie so dermaßen mitgenommen hat, hätte ich nie mit gerechnet.

Mich plagten auf einmal heftigste Gewissensbisse. Ich fühlte mich schlecht, so wie früher, als mir hin und wieder mal die Hand ausgerutscht war. Ich setze mich in die Küche, kochte mir ‘nen Kaffee und kam langsam aber sicher ins Grübeln. Und ich versuchte mich zu beruhigen: Hast ja doch alles richtig gemacht – die Klamotten waren zu klein, aufgebraucht und von daher genau richtig im Müll aufgehoben. Oder etwa doch nicht? Hätte ich sie wieder auf das Päckchen in den Keller legen sollen? Damit Anna es wieder durchwühlt und sich die Lederhose rauskramt? Nee, das wollte ich ja auch nicht.

Hätte ich sie gewähren sollen? Mit der zu engen Lederhose und dem alten Nicki rumlaufen lassen sollen? Vielleicht wäre es das beste gewesen, sie selber entscheiden zu lassen, wann sie loslassen muss. Im Nachhinein ist man immer schlauer, dachte ich. Aber dafür ist es jetzt zu spät. Vermutlich haben die Müllmänner schon längst Feierabend gemacht und der Inhalt des Müllwagens liegt jetzt dicht zusammengepresst im Trockenbunker der MVA und wartet auf die thermische Weiterverwertung.

Wenigstens eine sinnvolle Sache das mit der Engeriegewinnung als Müll, sinnierte ich so vor mich hin. Wer weiß, was draus geworden wäre, wenn Lederhose und Nicki wie sonst üblich mit in der Altkleidersammlung gelandet wären. Zum Weitertragen aussortiert wäre beides dort auch mit Sicherheit nicht mehr. Vermutlich wäre der Nicki ein guter Putzlappen geworden und die Lederhose sofort im Reißwolf gelandet. Vielleicht wäre auch beides als C-Ware an ein rumänisches Kinderheim gegangen. Mir graute davor dass die Klamotten nochmal getragen worden wären und ich war froh, dass diese Unsicherheit jetzt wenigstens passé war.

Und ich empfand es auch als eine ziemliche Zumutung, die beiden Teile in die Altkleidersammlung zu geben. Was hätten die Frauen dort denken müssen, wenn sie den Sack mit der Lederhose und dem Nicki aufgerissen hätten? „Guck mal, da lässt ‘ne Mami ihr Kind in so ‘ner schäbigen, abgewetzten Lederjeans rumlaufen.“ Plötzlich schämte ich mich dafür, dass ich Anna so rumlaufen liess. Ich schämte mich für all die abgetragenen Lieblingsklamotten von Anna, die bisher ein-, zweimal im Jahr in der Altkleidersammlung landeten, obwohl sie im Vergleich zu Lederhose und Nicki durchaus noch brauchbar waren.

Dann schämte ich mich auch noch dafür, wie Anna heute von Marie nach Hause gekommen war. Ich hatte sie zwar nur kurz gesehen, aber was ich sah, reichte mir schon wieder. Mit dem Outfit werden wir in den nächsten Tagen noch sehr viel Spaß bekommen, der hoffentlich nicht wieder mit Zoff endet. Der Adidas-Hoody war ja auf den ersten Blick noch ok, aber diese verwaschene Latzjeans mit dem Latz nach unten baumelnd. Hatte Anna nicht immer behauptet, auch Latzhosen wären nur was für Babys und Schwangere und hatte sie sich nicht immer standhaft geweigert, mal welche anzuprobieren? Wie sich die Zeiten ändern, dachte ich und nahm noch einen kräftigen Schluck Kaffee.

Wie soll das bloß weitergehen, zwischen mir und Anna, dachte ich und fasste mir ein Herz und klopfte vorsichtig an ihre Zimmertür. „Anna, ich bin’s. Mama. Mach doch mal bitte auf!“
mari
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Re: Anna

Beitrag von mari »

Hallo,
na was hat Anna gesagt,hoffe das Ihr euch einig geworden seit.Falls Du mal wieder aussortierst,denke mal an uns.
LG Mari
AnnasMama
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Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

“Anna – mach doch mal auf und lass mich rein!” versuchte ich es nochmal. Dann hörte ich, wie Anna langsam und vorsichtig den Schlüssel umdrehte und mich öffnete. Sie sah mich mit total verheulten, großen Augen an und sagte erst mal Garnichts. „Danke für die SMS!“ sagte Anna zynisch und fing wieder an zu weinen. „Ich hätte Dir ja alles zugetraut, Mama. Aber so was!“ fing sie an zu moppern. „Meine Lieblings-Lederhose einfach so auf den Müll zu werfen…“ „Du hattest sie doch lange genug, und wenn Du sie Dir nicht immer wieder vorgekramt hättest, wäre sie auch beim nächsten Mal mit in der Altkleidersammlung gelandet – wobei sie dort auch nur noch geschreddert worden wäre…!“

„Wäre sie bestimmt nicht – die wäre 100pro nochmal aussortiert worden!“ meinte Anna. „Keinesfalls – wer hätte die denn noch anziehen wollen? Dafür war die viel zu vermackt und verkratzt.“ „Ist ja jetzt eh zu spät.“ sagte Anna traurig und Tränen kullerten ihr die Wange herunter. Ich nahm Anna in den Arm und versuchte, sie zu trösten. „Möchtest Du denn nochmal ‘ne neue Lederhose haben?“ Anna schüttelte den Kopf. „So eine wie ich hatte gibt’s kein zweites Mal. Die war so richtig schön eingetragen – da kannte ich jeden Kratzer und jede Macke. Außerdem war die so schön knackig eng. Und sie war von Marie – Marie hat sich immer so gefreut, wenn ich sie zur Schule an hatte.“

„Hat Marie denn noch ‘ne Lederhose?“ fragte ich neugierig. „Nee, sie wollte auch keine neue mehr – bekommen hätte sie bestimmt noch mal eine, wenn sie gewollt hätte.“ „Ach Anna, was soll’n wir beide denn jetzt machen?“ fragte ich sie und streichelte ihr über ihren roten Adidas Kapuzenpulli den Rücken. „Weiß auch nicht, Mama“ sagte sie. „Marie hat mich auch schon getröstet. Ich war nach der Schule noch bei Ihr zu Hause. Weil ich sie immer so um ihre Latzjeans und um den Adidas Kapuzenpulli beneidet habe, und ihr beides inzwischen zu klein war, hab‘ ich die Sachen mitnehmen dürfen! Um ein Haar wären die nämlich auch weggeschmissen worden!“

„Naja…“ sagte ich. „der Pulli ist ja noch ganz ok – vielleicht sogar noch ein brauchbarer Ersatz für den Kapuzennicki, der heute Morgen mit weggekommen ist – aber die Latzjeans…“ „Mama, was ist denn damit?“ „Reichlich verschlissen – die willst Du doch nicht wirklich nochmal anziehen, oder?“ „Na – warum nicht? Solange sie noch passt – und mit dem Latz nach unten sieht die doch total cool aus! Mama, bitte, als Ersatz für die Lederhose?“

„Dann mach wenigstens den Latz hoch! Ich stell Dir auch die Trägerchen passend ein. Und für zu Hause kannste den Pulli auch ruhig ausziehen – ist sonst zu warm!“ Anna zog den Kapuzenpulli aus und warf ihn aufs Bett. „Aber dann nicht so locker sondern schön stramm“ lächelte Anna. „Ok,“ sagte ich und stellte ihr die Träger etwas enger ein. „So darfste gerne noch ‘ne Zeit lang rumlaufen, aber erwische ich Dich mit Latz nach unten ist das Teilchen schneller verschwunden als Du gucken kannst!“ sagte ich grinsend – wohlwissend, dass Anna zu Hause brav den Latz nach oben tragen wird und sie sobald außer Reichweite es wieder anders machen wird.
Lisa
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Re: Anna

Beitrag von Lisa »

Hi Leute,

ich bin sehr gespannt, wie die Sache ausgeht, obwohl ich aus eigener Erfahrung weiß, dass die Mütter über kurz oder lang "gewinnen" und die Orangenen Engel ihre Chance kriegen. :mrgreen:

Geile Grüße Lisa
Mein Gesicht ist süß und lieb, aber ich kann gnadenlos und versaut sein wie 'ne dreckige Mülltonne!
AnnasMama
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Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Anna lächelte und war sichtlich zufrieden. „Passt prima!“, sagte ich und zupfte noch ein wenig an den Trägerchen herum. „Hab‘ ich die auch nicht zu eng eingestellt?“ fragte ich Anna neugierig, natürlich nicht ohne Hintergedanken. Je enger ich die einstelle, dachte ich, desto eher reißt früher oder später einer der beiden Knöpfe am Latz ab, und dann hat sich das Thema Latzjeans schneller erledigt, als Anna schauen kann. „Nee, ist ok. Nicht zu eng, aber vor allem nicht zu schlabberig“ sagte Anna vergnügt und ich hatte durchaus den Eindruck, die Tränen von vorhin wären vergessen.

Irgendwie sah Anna total süß aus in ihrer alten Latzjeans, die sie von Marie geerbt hatte. Und das uni-rote T-Shirt, was sie unter der Latzjeans an hatte, passte gut zur verwaschenen Jeans. „Welchen Pulli darf ich denn zur Latzjeans anziehen?“ fragte Anna neugierig. „Mal schauen,“ sagte ich und machte die Tür von Annas Kleiderschrank auf und schaute in dem Päckchen mit den vorsortieren Sachen für den Keller nach was passendem. „Schau mal hier, der alte grau-gelbe Adidas-Pulli, den Du mir damals aus meinem Vorratsschrank gemopst hast, der könnte noch passen! Probier mal an, wenn Du magst. Ansonsten geht der beim nächsten Mal mit runter in den Keller...“

Anna machte ihre Trägerchen wieder los, zog das rote T-Shirt aus, den Adidas-Pulli an und stopfte ihn in die Hose. „Naja, knapp ist er ja auch schon“ sagte ich und sah ihn schon vor meinen Augen zusammen mit der Latzjeans auf den Weg in den Keller zu den anderen Altkleidern. „Aber geht noch so gerade – und unter der Latzjeans fällt ja auch nicht so auf, dass er zu kurz ist!“. „Was Du immer so hast, Mama“ sagte Anna. „Passt doch noch!“ grinste sie während sie sich die Trägerchen wieder im Latz einhakte. „Darf ich so morgen zur Schule?“ wollte sie neugierig wissen. „Wenn’s denn unbedingt sein muss...“ grummelte ich. Anna sprang vor Freude in die Luft „Danke Mama, Du bist die beste!“

„Wirklich?“ hakte ich nach. „Wirklich sagte sie“, schaute auf die Uhr und fing plötzlich wieder an zu weinen. „Was ist denn, Anna?“ „Ach, ich musste gerade nochmal an meine geliebte Lederjeans denken. Die hätte ich so gerne noch auf dem Schulfest angezogen und zur Klassenfahrt mitgenommen.“ Ich verzog etwas die Miene, sagte aber nichts. „Mama, ich weiß, die war total fertig, vermackt, verkratzt, zu eng, und zu kurz. Aber trotzdem war sie einmalig und wird jetzt mit all dem anderen Müll und dem Kapuzennicki verbrannt. Da hätte ich mich schon irgendwann von getrennt – die hättest Du mir nicht wegnehmen brauchen. Ich bin alt genug, um so was selber zu entscheiden.“ „Dann entscheide Dich mal schnell, was aus Deiner Latzjeans werden soll! Du weißt ja, wo die Mülltonnen stehen – oder nicht?“ „Na die will ich erst noch was anziehen, Mama! Nu quengel doch nicht so – hast doch gesagt, bis zur nächsten Altkleidersammlung ist es ok, dass ich sie auftrag. Dann sei auch bitte ruhig!“

Ich schaute Anna tief und ernst in die Augen. Mir zu sagen, ich solle ruhig sein brachte mich etwas in rage. Aber Anna stand vor mir, wie ich sie mir immer gewünscht hatte, seit sie im Kiga war: In Latzjeans (wenn auch verwaschen und eng) und im dem grau-gelben Adidas-Pulli, den ich mal für sie auf dem Flohmarkt gekauft hatte, der aber mehr im Schrank lag, als dass sie ihn angezogen hätte. Sie war so süß und knuffig und ich fragte sie noch einmal: „Wenn Du so sehr an Deiner Lederhose hängst, soll ich nicht doch mal schauen, ob ich irgendwo noch eine finde, die so ähnlich ist und die Dir etwas besser passt?“
AnnasMama
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Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Hallo adidasshortgirl,
von den glänzenden Shorts hat Anna glaub ich noch zwei. Hat sie irgendwann auch mal von Marie mit angeschleppt. Müsste eigentlich mal schauen, ob sie ihr noch passen - da sie die nur zum Sport in der Schule trägt, bekomme ich sie ja nicht an ihr zu sehen. Die legt sie mir immer nur zum Waschen hin... :roll:

Liebe Grüße,
AnnasMama
Tempic
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Re: Anna

Beitrag von Tempic »

Hat Anna auch irgendwelche abgeranzten Schuhe die weg müssen? :D
AnnasMama
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Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

@adidasshortsgirl: Anna hat eine in rot und eine in blau, sind beide von Marie und da Anna alles, was von Marie kommt, gerne anzieht trägt sie die Dinger halt zum Sport. Bei Klamotten ist es ihr auch egal, was gerade "in" ist, was von Marie kommt, ist immer cool :!: :mrgreen:

@Tempic: Schuhe trägt Anna grundsätzlich, bis sie völlig aufgebraucht und kaputt sind. Dann kommen die Dinger in den Müll. Da machen wir auch keine Ausnahmen :!: Aber bis dahin dürfte es noch ein Weilchen dauern... :roll:
AnnasMama
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Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

“Musst Dir wirklich keinen Stress machen wegen der Lederjeans, Mama“ sagte Anna und schaute mich ganz liebevoll an. „Und ich bin Dir auch nicht mehr böse, dass Du sie weggeschmissen hast. Ich weiß wirklich nicht, ob ich nochmal eine haben möchte. Wenn wir auf dem Flohmarkt mal eine finden können wir ja mal schauen, ob sie mir passt, aber mir eine mitbringen oder extra irgendwo kaufen brauchst Du jetzt wirklich nicht!“ Ich war beruhigt, dass Anna wieder gut drauf war und fühlte mich sogar etwas geschmeichelt, dass sie keine neue Lederjeans mehr haben wollte. Aber vielleicht hatte sie auch nur Angst um ihre gammelige Latzjeans und dass sie sie dann abgeben müsste. Ich hatte akzeptiert, wie sie rumlief, wohlwissen aber den Termin für die nächste Lumpensammlung jetzt schon zu kennen. Allerdings vermied ich tunlichst ihr diesen mitzuteilen, allein um die Spannung zu steigern. Sie fragte bislang auch noch nicht danach, was mich etwas wunderte.

„Morgen machen wir übrigens nach der Schule mit der Klasse einen Ausflug zur Müllverbrennungsanlage!“ sagte Anna. Ich grinste und sagte „Na prima, find‘ ich gut! Kannst dann morgen Deine Latzjeans, Deinen grau-gelben Adidas-Pulli und Deine gelben Gummistiefel direkt zur Schule anziehen. Und da Du morgen eh Sport hast, kannst Du nach dem Sport Deine Turnhose direkt anlassen.“ „Mach ich normalerweise nie, Mama. Die zieh ich nach dem Sport wieder aus. Warum meinst Du?“ „Na, damit Du nicht in Unterhosen da stehst, wenn Du Deine Latzjeans und die Gummistiefel in den großen Müllbunker reinwirfst! Da gehört nämlich beides eigentlich hin, das weißt Du?“ „Mama, jetzt werd‘ doch nicht wieder zynisch. Und fang nicht wieder an zu meckern wegen der Latzhose. Ärger mich doch bitte nicht wieder!“

„Ist ja schon gut“ versuchte ich Anna zu beruhigen. „Wird bestimmt auch so ganz interessant. Muss Du mir unbedingt morgen von erzählen! Wann ist eigentlich Euer Schulfest?“ „Jetzt am Samstag, Mama. Von 10 – 16 Uhr. Unsere Klasse hat den Flohmarktstand.“ „Prima,“ sagte ich. „Da kann dann ja Dein altes Kinderspielzeug endlich mit weg. Brauchste ja eh nicht mehr. Dann brauchen wir das wenigstens nicht mit in den Müll zu werfen!“ Anna wurde blass und meinte „Wirklich? Wir sollen mein Lego, mein Playmobil und meine Barbies abgeben. Das Duplo kann von mir aus weg, die Puzzle und die Holzeisenbahn auch, aber die Darda-Bahn mit den kleinen Autos möchte ich gerne behalten. Oder ist die etwa schon weg? Die hab‘ ich lang nicht mehr gesehen!“

„Keine Panik,“ wir schauen morgen mal in Ruhe Deine Sachen durch und sortieren aus, was alles weg kann. „Vielleicht kann ja auch diesmal das ein oder andere von Deinen Anziehsachen noch mit auf den Flohmarkt?“ „Ja, unsere Klassenlehrer hat gesagt, Spielzeug, Kleidung, und alles was man so noch für den Flohmarkt brauchen kann! Hauptsache nicht meine Latzjeans, die will ich nämlich unbedingt am Samstag anziehen!“ lächelte Anna. „Dann pass nur auf, dass sie morgen nicht dreckig wird, dann wird’s mit dem Waschen und Trocknen bis Samstag knapp. „Ok, Mama. Ich pass schon drauf auf! Und jetzt geh‘ ich erst mal raus auf den Spielplatz...“
AnnasMama
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Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

“Jetzt noch auf den Spielplatz? Es ist schon halb neun, und Du hast noch nichts zu Abend gegessen. Und morgen musst Du wieder früh raus!“ „Mama, bitte. Nur kurz. Ne halbe Stunde noch!“ „Na gut, dann mach Dich nicht dreckig, sonst überleg’ ich’s mir noch mit morgen!“ „Nee, nee. Ich pass schon auf!“ sagte sie, zog noch schnell ihre Turnschuhe und verschwand ohne was drüber zu ziehen nach unten. Ich ging neugierig zum Küchenfenster um sie zu beobachten und zu schauen, ob und wann Anna den Latz nach unten machen würde – ist doch viel cooler, Mama – aber den Gefallen tat sie mir nicht. So schaute ich ihr am Fenster nach und dachte, eigentlich sieht sie so doch total süß aus – so wie ich es mir immer gewünscht hatte, seit dem Anna aus dem Kiga-Alter heraus war.

Wie oft hatte ich sie zu ‘ner Latzjeans überreden wollen, wie oft hatte ich wenn wir zusammen einkaufen waren ihr eine gezeigt und ihr zum Anprobieren mit gegeben und wie oft hatte Anna sich verweigert und im Laden rumgezickt, so was ziehe ich niemals an, nie, nie, nie, Mama. Nie half gutes Zureden oder irgendwelche Belohnungen – nein, sie verweigerte sich auf ganzer Linie. Und jetzt kommt sie mit so’ner total abgeliebten Latzjeans von Marie an und ich finde meine Kleine darin plötzlich total süß, obwohl die Jeans mal wieder total fertig ist. Verkehrte Welt, dachte ich. Einerseits sollte ich doch froh und glücklich sein, sie endlich mal in einer Latzjeans zu sehen, andererseits hatte ich nichts anderes im Kopf als den Termin der nächsten Altkleidersammlung, bei der das Teil weg soll.

Wenigstens war Anna jetzt nicht mehr sauer auf mich wegen der Lederhose. Noch ein paar Tage und dann ist die endgültig vergessen. Ich hoffe nicht, dass sie ihr noch lange nachweinen wird. Mal sehen, vielleicht finden wir ja auch am Samstag auf dem Schulfest noch was für sie. Obwohl besser nicht, dann geht im nächsten Jahr das Geschreie wieder los. Ich sollte auf Anna hören, wenn sie keine andere Lederhose mehr möchte, dann eben nicht.

Um Punkt 9 klingelte es. Oh, mein Kind kann plötzlich pünktlich sein, dachte ich. Sonst kommt sie auch gerne mal später oder ab und zu auch viel zu spät. Ich öffnete und sie stand vor der Tür, so wie sie die Wohnung verlassen hatte – der Latz war oben, so wie es sein soll. „Komm rein,“ sagte ich und lobte sie, dass sie sich an unsere Abmachung gehalten hatte. Nach dem Abendessen ging Anna friedlich und ohne zu quengeln ins Bett – so kannte ich sie selten, ins Bett gehen kann auch schon mal zum Drama werden.

Sie zog sich aus und ihr Nachthemd an, ging ins Bad Zähneputzen und fiel dann todmüde ins Bett. Ich gab ihr noch einen Gute-Nacht-Kuss und schon ratzte sie wie ein kleiner Engel. Ich legte ihre Latzjeans und den Adidas-Pulli, den sie beides nebens Bett hatte fallen lassen, über ihren Stuhl und ging ins Wohnzimmer. Eigentlich biste blöd, dachte ich mir. Jetzt wo Anna schläft, hättest Du die Latzjeans einfach ganz schnell wegschnappen sollen – aber warum eigentlich: Anna sah doch so süß darin aus, und dass sie völlig fertig war wurde auf einmal zur schönsten Nebensache der Welt. Ich war glücklich, Anna endlich in Latzjeans zu sehen (wenn auch nicht in einer neuen) und Anna war es genauso. Also warum jetzt schon was ändern? Die nächste Altkleidersammlung kommt schneller, als man denkt…
Umweltrettung
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Re: Anna

Beitrag von Umweltrettung »

richtig geile Geschichte :-)
super geil geschrieben, hoffe auf eine schnelle Fortsetzung :-)
AnnasMama
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Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Kurze Zeit später ging ich auch ins Bett und schlief tief und fest. Am nächsten Morgen hätte ich fast verpennt, aber Anna kam schon fertig angezogen ins Schlafzimmer und weckte mich. Komisch, wo Anna doch sonst eigentlich – genau wie ich – ein Morgenmuffel ist, war sie schon eine halbe Stunde eher fertig als sonst. „Du schon auf?“ fragte ich neugierig. „Ja, Mama. Ich freu mich doch so, dass ich die Latzjeans heute zur Schule anziehen darf. Ich bin total aufgeregt und gespannt, was Marie sagen wird, wenn sie mich so sieht. Die blaue Turnhose habe ich schon drunter angezogen, dann geht das gleich beim Sport was schneller!“

Inzwischen war ich auch aufgestanden, hatte mich frisch gemacht und so saßen Anna und ich gemütlich in der Küche beim Frühstück. „Wie lange besichtigt Ihr denn heute die Müllverbrennungsanlage? Und wann bist Du wieder zurück?“ „So zwei Stunden soll die Führung gehen. Ich denke, dass ich so gegen 5 wieder zu Hause bin.“ „Gut, dann müssen wir wenn Du zurück bist sofort mit dem Aussortieren anfangen, für morgen, für den Flohmarkt auf dem Schulfest. Wenn Du ordentlich mit machst und Deine Latzjeans den heutigen Tag überleben sollte, kannst Du die von mir aus auch gerne morgen zum Schulfest anziehen!“

„Oh danke, Mama!“ sagte sie, schlüpfte in ihre Turnschuhe und flitzte los. Willst Du nicht lieber Deine Gummistiefel anziehen, Anna? Dann sieht man nicht sofort auf den ersten Blick, dass Deine Jeans zu kurz ist?“ „In Gummistiefeln zum Sport? Nee, dann müsste ich ja die Turnschuhe noch extra mitnehmen. Ein anderes Mal, Mama. Vielleicht morgen.“ „Brauchst Du keine Jacke?“ „Ist warm genug draußen, ich geh‘ so.“ „Wie Du meinst…“

So lief dann Anna in ihrer Latzjeans, ihrem alten Adidas-Pulli und Turnschuhen zur Schule. Ich hatte den Eindruck, sie freute sich auf die Schule und auf Marie. Haben wir auch schon anders erlebt, dachte ich. Sonst gab’s auch schon mal Tage, da kam sie gar nicht aus dem Bett und hatte keinen Bock auf Schule.

Gegen Spätnachmittags kam Anna wieder zurück. Und wie zu erwarten hatte sie natürlich noch ihre Latzjeans an. „Na, wie war’s?“ „Prima, Mama. Marie hat sich total gefreut, dass ich ihre Latzjeans zur Schule an hatte. Die ist ja echt super bequem!“ „Und wie war der Ausflug?“ „Ganz schön traurig, Mama. Was da alles so auf dem Müll landet und vor allem – wie schnell das geht. Ruck zuck ist so’n kompletter Müllwagen wieder leer – und wie das stinkt. Bäh! Und dann diese riesigen Greifer, die den Müll aus dem Müllbunker in die Verbrennung befördern. Erkennen kann man das kaum was – alles ein großer, zusammengepresster Matsch aus Mülltüten, Plastikflaschen, Verpackungen und sonstigen Klamotten“

Ich verkniff mir, Anna nach ihrer Lederjeans zu fragen. Aber das wäre ja auch Zufall gewesen, wenn sie die Nadel im Heuhaufen entdeckt hätte. Wir sortierten den Nachmittag über noch altes Spielzeug von Anna zusammen aus und hatten sogar richtig Spaß dabei. Ihren Klamottenstapel im Schrank und die anderen alten Sachen im Keller hatte ich schon durchgeschaut, während sie in der Schule war. Flohmarkttauglich war da nichts mehr von – deshalb blieben die Sachen auch da, wo sie waren. Anziehsachen von Anna sind halt doch meistens total fertig, wenn sie ihr nicht mehr passen und nichts mehr zum Weitertragen für die anderen Kinder in der Nachbarschaft oder in Annas Schule.

Liebe Grüße,
AnnasMama
mari
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Registriert: Fr 13. Jan 2012, 21:14

Re: Anna

Beitrag von mari »

Hallo Annas Mama,
schön das Anna so lieb ist.Du schreibst das Du Ihre Klamotten im Schrank und Keller durchgschaut hast,aber nichts brauchbares mehr dabei ist.Warum hast du die dann überhaupt noch aufgehoben?Entweder ist es Müll oder ich hebs auf für freunde und verschenke es.Hoffe dennoch das Anna dei Latzhose im Winter noch als 3/4 tragen darf.Kauf Ihr doch einfach dicke Strickstrumpfhosen für drunter,dann ist egal wie lang die Latzjeans ist.
Gruß
Marion
AnnasMama
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Registriert: Sa 14. Jul 2012, 20:41

Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

mari hat geschrieben:Hallo Annas Mama,
schön das Anna so lieb ist.Du schreibst das Du Ihre Klamotten im Schrank und Keller durchgschaut hast,aber nichts brauchbares mehr dabei ist.Warum hast du die dann überhaupt noch aufgehoben?Entweder ist es Müll oder ich hebs auf für freunde und verschenke es.Hoffe dennoch das Anna dei Latzhose im Winter noch als 3/4 tragen darf.Kauf Ihr doch einfach dicke Strickstrumpfhosen für drunter,dann ist egal wie lang die Latzjeans ist.
Gruß
Marion
Hallo Marion,
ich war einfach zu faul, die Sachen aus Annas Schrank in den Keller runterzubringen und in den Altkleidersack zu stecken. Außerdem liegen auf dem Packen eh im Moment nur noch ein paar alte Jeans (mit Klebstoff- und Farbflecken), Pullis und T-Shirts. Die kann Anna so lange noch zu Hause zum Basteln oder für aufm Spielplatz anziehen. Wenn sie ne Jacke drüber trägt, sieht man ja nicht, dass die Shirts zu klein sind, Flecken oder kleine Löcher haben. Die kommen dann mit weg, wenn wieder gesammelt wird - zum verkaufen oder weitertragen sind sie jedenfalls nichts mehr.

Anna mag die dicken Strumpfhosen nicht und außerdem ist ihre Latzjeans dafür auch schon ziemlich eng. Ich fürchte, da würde auch keine mehr drunter passen. Und in der Länge ist sie so 5 - 8 cm zu kurz, schätze ich. Sieht halt bei Turnschuhen etwas blöd aus. :mrgreen:

Warum kaufst Du eigentlich Deiner Tochter nicht nochmal 'ne Latzjeans und ziehst ihr dicke Strickstrumpfhosen drunter an :?:
Umweltrettung
Beiträge: 370
Registriert: So 23. Okt 2011, 13:55

Re: Anna

Beitrag von Umweltrettung »

wie geht es denn weiter? ;-)
AnnasMama
Beiträge: 682
Registriert: Sa 14. Jul 2012, 20:41

Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Samstags war Schulfest – und Annas Klasse hatte den Flohmarktstand. „Gibt’s sonst noch was an Aktivitäten?“ fragte ich Anna als wir beim Frühstück saßen. „Nö, eigentlich nichts. Kannst mir ja am Flohmarktstand ein wenig helfen, Mama!“ „Na klar“ sagte ich. „Gehst Du so oder willst Du Dir noch was anderes anziehen?“ „Nö, wenn ich darf dann würde ich gerne die Sachen von gestern nochmal anziehen wollen!“ „Die Latzjeans und den Adidas-Pulli zum Schulfest?“ „Naja, eigentlich hätte ich ja die Lederjeans anziehen wollen, aber die ist ja nun weg…“ „Na, von mir aus…“ sagte ich etwas genervt, weil ich fürchtete, wenn ich zusammen mit Anna dort auftauche, gibt’s bestimmt von der ein oder anderen Mama ‘nen blöden Spruch zu hören.

„Dann zieh aber Deine Regenjacke und Deine Gummistiefel dazu an – sieht nach Regen aus, so wirst‘e nicht nass und es sieht nicht gleich jeder Deine Latzjeans.“ „Ok, welche denn von den beiden Regenjacken? Die K-Way oder die Adidas?“ „Mir egal!“ sagte ich. „Die, die besser passt…“ „Dann zieh ich heute mal die rote Adidas mit den drei weißen Streifen auf dem Ärmeln an – die sieht dann auch prima zum Pulli aus.“

Gegen 10:00 kamen wir auf dem Schulfest an und gingen zum Flohmarktstand. Wir legten Annas altes Spielzeug mit auf den Verkaufstisch und fingen beide an zu schauen, was sonst noch so zum Verkaufen abgegeben worden war. Andere Mamis mit ihren Kindern waren auch schon am Stand angekommen, so dass ziemlich viel los war. Eine der anderen Mamis blieb die ganze Zeit über am Stand, beaufsichtigte die Kinder und sagte ihnen die Preise für die Sachen, die sie verkaufen wollten. Auch das war also prima geregelt.

Neugierig wie ich war, schaute ich erst mal durch den Riesenpacken mit Anziehsachen um zu schauen, ob für Anna was passendes dabei wäre. Hier hatten offensichtlich etliche Mütter die Kleiderschränke ihrer Kinder geplündert, Hosen, T-Shirts, Sweatshirts, Pullover, Sportzeugs, Jogginganzüge, Jacken und Anoraks – fast alles war dabei. Anna hatte ichzwischen ihre Adidas Regenjacke ausgezogen. Ich sagte „Pass gut drauf auf – nicht dass die jemand mit verkauft!“ „Nee, die pack ich mit in meinen Rucksack, dann kommt die auch nicht weg!“ Eine der anderen Mütter schaute etwas komisch, als sie Anna so in Latzjeans sah, grinste, traute sich aber wohl nicht, etwas zu sagen. Anna sah süß aus mit ihrem grau/gelben Adidas-Pulli und der Latzjeans, fand ich. Fast schon schade, dass dieser Anblick nicht mehr lange andauern wird. Und mit den gelben Gummistiefeln fiel auch gar nicht auf, dass die Hose zu kurz war.

Gegen Mittag versammelten sich die Jungs und Mädels aus Annas Klasse am Flohmarktstand und sagten: „Wir gehen jetzt ‘ne Runde kicken – Anna, kommst Du mit? Wir brauchen Dich im Tor!“ sagten die Mädels einstimmig. „Wir Mädels gegen die Jungs – komm Anna!“ „Aber ich habe doch gar kein Sportzeugs mit!“ sagte sie traurig. „Dann spielst Du eben so!“ „Mit Gummistiefeln und Latzhose?“ „Na klar – warum nicht!“ „Na gut“ sagte sie und marschierte mit den Jungs und Mädels zu einer Wiese, auf der provisorisch zwei Tore abgesteckt waren. Da es in den letzten Tag öfters abends und nachts geregnet hatte, war die Wiese nass und feucht. So richtig schön matschig. „Jetzt wär meine Lederjeans genau richtig – bei den Platzverhältnissen“ rief Anna grinsend zu mir rüber.

Ich dachte, egal – die Latzjeans wird’s schon überleben, und wenn nicht, auch nicht schlimm. Das Spiel ging los und meine Anna als einzige in normalen Klamotten stand im Tor. Die anderen hatten alle kurzes Sportzeugs an. Hatte Anna ihrs nur vergessen oder traute sie sich nicht, ihre Adidas Glanzshorts anzuziehen? War mir eigentlich auch egal und ich schaute zu, wie sie Fußball spielten. Gefühlt waren die Jungs stärker, aber bei den Mädels stand ja meine Anna im Tor und sie sprang jedem Ball hinterher.

Schon nach wenigen Minuten war sie gefordert: Einer der Jungs hatte sich an der imaginären Mittellinie der Ball erobert und stürmte geradewegs auf Annas Tor zu. An den Mädels vorbei zog er im Alleingang bis vor Annas Tor schoss aus ein paar Metern auf Annas Tor. Anna sprang in die Luft , erwischte den Ball und lies sich aus gut ‘nem Meter Höhe in den nassen Rasen fallen. Platsch – und Anna sah auf der linken Seite aus als hätte sie beim Schlammcatchen mit gemacht und nicht beim Fußball. Anna gab‘ ihr bestes, sprang jedem Ball hinterher und landete dabei mehr als einmal auf dem nassen Rasen. Ein paar Mal griff sie auch daneben und der Ball landete im Tor.

Da es nach der ausgemachten Zeit unentschieden stand, gab’s Elfmeterschießen. Als wenn Anna sich nicht schon genug eingesaut hätte: Jeans und Pulli waren durchweg voll Matsch und Rasenschlamm, einmal komplett durch von vorne bis hinten. Die Gummistiefel sahen aus – ich war zum Glück froh, dass sie nicht ihre weißen Adidas Turnschuhe an hatte. Als wenn es nicht gereicht hätte, schmiss Anna sich bei jedem Schuss nochmal vollends in den nassen Rasen – was jedoch dazu führte, dass sie einige Elfmeter noch halten konnte. Immerhin gewannen so die Mädels mit einem Tor Unterschied.

Nach dem Spiel kam Anna angerannt und hätte mich am liebsten direkt umarmt. Ich musste sie bremsen, damit sie mich nicht auch noch einsaute. „Warst prima“ sagte ich stolz und wischte ihr den Dreck aus dem Gesicht. „Hast Dich nur komplett von vorne bis hinten eingesaut. Ich glaube nicht, dass…“ Auf einmal wurde Anna bewusst, wie sie aussah und sah mich traurig an. „Was glaubst Du nicht, Mama?“ sagte sie und begann zu zittern. Ich wusste genau, was sie befürchtete und sagte zu ihr „…ich beides nochmal wieder sauber bekomme. Aber ich will’s gerne mal für Dich versuchen…“ Anna lief den ganzen Tag noch schlammverschmiert und dreckig auf dem Schulfest rum – es machte ihr überhaupt nichts aus. Die anderen aus ihrer Klasse hatten zum Teil auch ihr dreckiges Sportzeugs angelassen. Meine Anna war glücklich und ich war es auch…
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