Die Mutprobe

Geile Erlebnisse und Kurzgeschichten.
baier1977
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Die Mutprobe

Beitrag von baier1977 »

Die Mutprobe
Oder: Neue Gummistiefel müssen her!

Prolog

„Los jetzt, Sabine! Trödel nicht so rum, Du musst noch packen!“ schallte es durch den Flur.
„Komme gleich!“ rief Sabine, während sie unter ihrem Bett herumkramte. „Wo ist denn mein anderer Flip-Flop! Ah, hier ist er ja!“
„Können wir jetzt los? Ab mit dir ins Auto!“ drängelte ihre Mutter.
Sabine huschte an ihr vorbei und rannte zum Auto. Heute sollte sie endlich neue Gummistiefel bekommen und voller Vorfreude malte sie sich bereits aus, was für Klamotten sie dazu tragen wollte und rutschte ganz hibbelig auf ihrem Sitz herum.
„Jetzt zappel nicht so rum, Du machst mich ja ganz nervös!“ brummelte ihre Mutter und fuhr endlich los, während Sabine plapperte wie ein Wasserfall, was wohl zu ihren neuen Gummistiefeln passen könnte.
Aber schon nach fünf Minuten bog Sabines Mutter zu ihrer Verwunderung schon wieder auf einen Parkplatz ein und stellte das Auto vor der örtlichen Lidl-Filiale ab.
„Können wir das mit dem Einkaufen nicht nachher machen? Ich hätte gedacht, wir kaufen erst meine Gummistiefel.“ nöhlte Sabine.
„Machen wir doch auch!“ sagte ihre Mutter. „Komm, Lidl hat zufälligerweise heute Gummistiefel im Angebot, da können wir nebenher auch gleich noch einkaufen.“
„Echt jetzt?“ stöhnte Sabine. „Sind die wenigstens noch hübsch? Oder nur billig?“
„Jetzt komm schon!“ sagte ihre Mutter verärgert und schob sie in Richtung der Eingangstür. „Sieh sie dir doch wenigstens mal an.“
Sabine sah sich noch schnell eine Jeans aus der letzten Angebotsaktion an, während ihre Mutter schon auf der Suche nach den Gummistiefeln war.
„Sabine, komm her!“ rief ihr ihre Mutter zu. „Ich hab sie gefunden! Größe 39, oder?“
„Jaaa, 39!“ antwortete Sabine und rollte mit den Augen. Langsam näherte Sie sich der Schütte mit den Gummistiefeln und ihre Vorfreude fiel augenblicklich wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Vor ihr lagen ein ganzer Haufen olivgrüner Arbeitsgummistiefel mit beigen Sohlen, Damen- und Herrenmodelle wild durcheinander. Triumphierend stand ihre Mutter mit einem Paar Stiefel daneben.
„OCH NÖ! MAMA! DIE DA?“ schimpfte Sabine. „Ich hätte gedacht, wir fahren dafür in die Stadt!“
Stattdessen stand sie jetzt eine Minute später neben ihrer Mutter im örtlichen Lidl, das eine Bein barfuß auf dem kalten Fliesenboden, das andere steckte in einem olivgrünen Gummistiefel mit kurzem, weitem Schaft und stark profilierter, beiger Sohle. Daneben lagen verstreut ihre lustlos von den Füssen abgeschüttelten, ausgelatschten und dreckigen gelben Flip-Flops, bei denen man schön deutlich ihre Zehenabdrücke erkennen konnte. Und natürlich der dazugehörige andere Stiefel.
„Was hast Du denn?“ fragte ihre Mutter. „Die passen dir doch wie angegossen! Die nehmen wir jetzt mit!“
„Du begreift es einfach nicht, oder?“ sagte Sabine gereizt. „Hast Du keine Augen im Kopf?!“
„Was soll denn sein, das sind eben Gummistiefel!“ sagte Sabines Mutter bestimmt. „Die Du ins Schullandheim mitnehmen wirst!“
„Aber die sind potthässlich!“ zeterte Sabine. „Mit denen kann ich doch nicht rumlaufen. In die Schäfte pass ich doch dreimal rein. Das sieht doch beschissen aus!“
„Junge Dame! Nicht in dem Ton!“ wies ihre Mutter sie zurecht. „Entweder nimmst Du jetzt diese Stiefel hier oder Du gehst barfuß, wenn ihr die Gummistiefel auf der Klassenfahrt doch mal braucht.“
„Oder dann eben in Flip-Flops! In diese Stiefel kriegst Du mich jedenfalls nicht freiwillig rein!“ schmollte Sabine, wobei sie das Wort ‚Stiefel‘ mit ihren Fingern durch in der Luft angedeuteten Gänsefüßchen unterstrich.
„Die Stiefel stehen nun mal auf der Liste, da kann ich auch nichts dafür“, seufzte ihre Mutter. „Schau mal, Schatz, ich weiß sehr wohl, dass es da viel schönere Gummistiefel gibt, aber die sind im Moment einfach nicht drin. Selbst die 6,99€ muss ich mir schon gut überlegen.“
„Alles ist besser als diese Dinger hier, dann geh ich eben barfuß!“ meckerte Sabine und trat sich den Stiefel vom Fuß. Schnell fädelte sie ihre Füße wieder in die gammeligen Flip-Flops und kickte frustriert den auf der Seite liegenden Gummistiefel in Richtung der Stiefelschütte zurück.
„WAS?!“ fauchte sie ihre Mutter an, nachdem sie bemerkt hatte, dass sie sie missbilligend ansah.
„Hast Du nicht was vergessen?“ fragte ihre Mutter und blickte in die Richtung der herumliegenden Gummistiefel.
„Okay, okay!“ Sabine rollte mit den Augen, hob die Stiefel auf und legte sie wieder ins Regal zurück. „Besser so? Können wir jetzt gehen?“
Auf dem ganzen Rückweg schmollte Sabine noch im Auto vor sich hin, bis ihrer Mutter eine Idee kam.
„Hör mal, ich glaube, ich habe im Keller noch meine alten Gummistiefel“, sagte sie. „Da war ich ungefähr so alt wie Du, als ich die bekommen habe. Die müssten Dir eigentlich passen.“
„Wenn Du meinst“, brummelte Sabine vor sich hin. „Die sind hoffentlich vorzeigbarer als das von vorhin!“
„Das denke ich doch!“ sagte ihre Mutter. „Die gefallen Dir bestimmt! Das sind nämlich richtige Markenstiefel! So was ist doch heute wieder angesagt. Voll Retro, sagt ihr doch immer, oder?“
„Warten wir’s ab!“ sagte Sabine wenig enthusiastisch und zog sich wieder in ihren Schmollwinkel zurück.

Daheim angekommen, ging ihre Mutter gleich in den Keller, während Sabine sich lustlos auf die Couch fläzte. Es dauerte eine halbe Ewigkeit und Sabine hörte, wie im Keller einige große Gegenstände verrückt wurden. Dann kam ihre Mutter freudestrahlend ins Wohnzimmer. In jeder Hand hatte sie einen hohen, glänzenden blauen Gummistiefel mit beigefarbener Sohle und einer blauen Kunststoffstulpe, in die ringsum kleine Löcher eingestanzt waren.
„Ta-Taaaaa! Wusste ich’s doch, dass die Stiefelchen noch da sind!“ jubilierte Sabines Mutter und hob sie in die Höhe. „Na, was sagst Du? Sind noch fast neu! Schlüpf doch mal rein!“
„Auf jeden Fall besser als diese olivgrünen Dinger!“ sagte Sabine und griff nach den Stiefeln. Sofort verzog sie das Gesicht. „BÄH! Die stinken!“
„Die standen halt im Keller rum, da kann ich auch nichts dran ändern!“ sagte Sabines Mutter. „Jetzt mach schon! Ich schmeiß die Stiefel auch noch mal in die Waschmaschine, wenn es dich stört!“
„Na gut, wenn’s sein muss!“ seufzte Sabine und schlüpfte in die beiden Stiefel. Als sie die Stiefel angezogen hatte, lief sie ein paar Schritte und verzog das Gesicht: „Die sind mir aber zu klein, Mama!“
„Zeig mal!“ sagte ihre Mutter und drückte an der Zehenspitze auf dem Stiefel herum. „Ach was! Die fallen doch groß aus und passen dir wie angegossen!“
„Eben nicht, die drücken!“ beharrte Sabine. „Steck ich jetzt in den Stiefeln oder Du? Die sind zu klein! Hier, schau! 38! Ich hab doch 39!“
„Tja, nochmal fahr ich nicht mit dir zum Stiefelkaufen, junge Dame!“ sagte ihre Mutter jetzt ärgerlich. „Jetzt stell dich nicht so an! Die braucht ihr doch höchst wahrscheinlich nur ein-, zwei Mal und das wirst Du doch mal aushalten können, oder? Andere gibt’s nicht und ich werde mir nicht nachsagen lassen, dass ich dich ohne vernünftige Klamotten auf die Klassenfahrt geschickt habe!“
„Na schön!“ seufzte Sabine und beeilte sich, aus den engen Stiefeln wieder herauszukommen, was gar nicht so einfach war. Schließlich musste sogar ihre Mutter helfen.
„Damit Du endlich Ruhe gibst, nehm ich eben die hier mit.“ Sie hob die Stiefel auf und trollte sie sich in ihr Zimmer. „Ob ich die auch Anziehe, hab ich nicht gesagt!“ sagte sie leise zu sich selbst, während sie die Stiefel achtlos in die Tasche hineinquetschte.
„Und wenn, dann platzen die hoffentlich an meinen Zehen auf, das würde dir jedenfalls Recht geschehen!"


Das gleiche Problem hatte auch Claudia, die mit ihrer Mutter vor dem Schaufenster eines Schuhgeschäfts stand und sich die Nase plattdrückte.
„Da! Siehst Du sie?!“ sagte Claudia aufgeregt und deutete mit dem Finger auf ein paar hohe weiße Gummistiefel mit aufgedrucktem großen bunten Blumenmuster.
„Jetzt mach mal halblang!“ sagte ihre Mutter und sah hin. „Stimmt, die sind wirklich schön! Das sind ja die Prilblumen aus den 70’er Jahren! Die kenne ich noch von Oma her.“
„Genau die will ich! Bitte bitte!“ bettelte Claudia und zappelte vor Aufregung herum.
„Hast Du auch gesehen, was die kosten?“ fragte ihre Mutter. „60€ für ein Paar Gummistiefel! Die spinnen doch! Das ist mir zuviel. Mehr wie 20€ wollte ich nicht dafür ausgeben. Da, die einfachen blauen mit der grauen Sohle da kosten 19,95€, die kannst Du haben.“
„Och Mama!“ quengelte Claudia. „So viel Geld hab ich aber nicht! Bitte, ich muss diese Stiefel haben!“
„Tja, dann wird das wohl nix!“ sagte Claudias Mutter knapp. „20€, mehr nicht! Basta! Die stehen doch dann eh nur rum, ich kenn dich doch!“
„Bestimmt nicht!“ flehte Claudia. „Ach Mama, bitte! Ich hab die Stiefel doch gestern schon anprobiert und die passen haargenau.“
„Nein, das ist mir eindeutig zu viel Geld!“ seufzte ihre Mutter. „Vor drei Jahren haben wir dir welche gekauft und die stehen bis jetzt noch im Keller rum, ohne dass Du sie je getragen hast. Auf einmal waren die uncool und das war es dann. Entweder nimmst Du die blauen hier oder die von Jens. Ihm sind sie inzwischen etwas zu klein, aber dir müssten sie noch passen.“
„Also gut!“ sagte Claudia genervt. „Dann nehme ich eben die von Jens. Dann sparst Du dir die 20€ und nach der Klassenfahrt habe ich Geburtstag. Da wünsche ich mir dann Geld von Oma und Opa und kauf ich mir die Stiefel eben selbst!“
„Das sehen wir dann noch!“, sagte Claudias Mutter. „Jetzt trag erst mal die von Jens! 60€ sind eine Menge Geld, um es einfach nur daheim im Keller verstauben zu lassen!“
„Das sehen wir dann noch! Klasse!“ äffte Claudia ihre Mutter nach. „Kennen wir schon, das sehen wir dann noch! Also nie!
Na schön! Bringen wir es hinter uns und verpass mir daheim ein Paar megahässliche Gummistiefel!“ seufzte Claudia und setzte sich in Bewegung.
Daheim gingen die beiden gleich in die Garage, wo die olivgrünen Stiefel von Claudias Bruder Jens achtlos hingeworfen in einer Ecke lagen. Sie waren über und über mit Grasschnipseln bedeckt, offenbar hatte sich Jens ausnahmsweise mal nützlich gemacht und den Rasen gemäht. Das Gelb der grobstolligen Sohle war kaum noch zu erkennen und die grünen Stulpen mit der „55“ drauf sahen auch nicht besser aus.
„Igitt!“ rümpfte Claudia die Nase. „Die hätte er wenigstens noch saubermachen können. Hoffentlich sind die überhaupt noch dicht, die hat er doch schon fast zwei Jahre.“
„Das werden wir gleich sehen!“ sagte Claudias Mutter und hob die Stiefel auf. „Da, zieh sie mal an, und dann kannst Du gleich im Gartenteich testen, ob sie Löcher haben. Und sauber werden sie auch gleich dabei! Aber pass auf, die eine Stulpe ist schon ein wenig eingerissen, nicht dass Du sie ganz abreißt!“
„Na dann mal los!“ dachte sich Claudia, während sie ihre Chucks von den Füßen streifte. „Und das auch noch barfuß!“
Langsam schob sie ihren nackten Fuß in den Stiefelschaft und erschauderte.
Der Stiefel war innen warm, glitschig und feucht, Jens musste gerade eben mit dem Rasenmähen fertig geworden sein. Aber seltsamerweise verspürte sie keinen Ekel, als sie auch in den zweiten Stiefel schlüpfte. Dafür machte sich ein seltsames Gefühl in ihrem Körper breit, das sie noch nicht einordnen konnte. Während sie darüber nachdachte, was es wohl sein könnte, riss sie ihre Mutter aus ihren Träumen.
„He, wie sieht’s aus?“ fragte sie fröhlich.
„Wie es aussieht?“ antwortete Claudia und rollte mit den Augen. „Ich sehe ja aus wie eine Bäuerin mit diesen Stiefeln! Und ja, die passen!“
„Das ist doch jetzt egal, wie es aussieht“, sagte ihre Mutter und öffnete die Tür zum Garten. „Hauptsache, sie passen und die Füße bleiben trocken! Los, ab in den Teich, die Stiefel wollen geputzt werden.“
„Oh Mann!“ dachte Claudia, während sie vorsichtig den ersten Fuß in den Teich setzte, „jetzt bleiben diese blöden Bauerntreter doch tatsächlich an mir hängen! Warum können die nicht ein Loch haben? Bitte, bitte, habt ein Loch!“
Vorsichtig ging sie tiefer ins Wasser und die Stiefelschäfte begannen, sich gegen ihre nackten Beine zu pressen. Durch den Schweiß konnte sie die angenehme Kühle des Wassers durch das PVC deutlich spüren und wieder machte sich dieses seltsame Gefühl in ihr breit.
„So ein Mist! Mist!“ dachte Claudia während sie die Grasschnipsel von den Stiefeln abwusch. „Keine Löcher!“
Lustlos stiefelte sie noch ein wenig im tieferen Wasser, das ihr jetzt schon bis fast an die Stulpen heranreichte, herum.
„Und, alles in Ordnung?“ fragte ihre Mutter, als Claudia schon ein gutes Stück vom Ufer weg war.
„Ja, alles gut!“ sagte Claudia mit Augenrollen. „Alles supi!“
Frustriert bewegte sie ihre Schenkel ein wenig vor und zurück, als es auf einmal kalt in einem Stiefel wurde.
„Ihhh!“ quietschte Claudia laut auf und hob schnell ihr Bein. „Wo kommt den das Wasser auf einmal her?“
„Ich hab dir doch gesagt, die Stulpen sind eingerissen!“ rief ihr ihre Mutter ärgerlich zu. „Pass doch bitte ein wenig auf, Du bist schon viel zu tief drin, dann läuft es halt rein! Komm endlich raus, Du musst noch packen.“
Aber Claudia dachte nicht daran, ins flachere Wasser zu kommen. Sie hatte da eine Idee und ging sogar noch einen Schritt weiter auf die Teichmitte zu. Wieder lief es durch den Riss in der Stulpe in den Stiefel hinein und gleich darauf folgte auch der zweite, der sich schnell und gurgelnd füllte.
„Was machst Du denn jetzt? Spinnst Du?“ fragte Claudias Mutter zornig. „Was soll denn das?“
„Na, ich mach die Stiefel auch noch innen sauber!“ grinste Claudia frech ihre Mutter an. „Du glaubst doch nicht, dass ich den Mief von Jens auf die Klassenfahrt mitnehme, oder?“
Sie versenkte die Stiefel noch drei, vier Mal im Teich und ließ das Wasser dann wieder aus dem Stiefel ablaufen, indem sie das Bein anhob. Und da war auch wieder das seltsame Gefühl, das sich bei jedem Mal, dass sie ihre Stiefel flutete, noch verstärkte.
„So, Du Wasserratte, jetzt reicht’s aber! Komm raus da!“ unterbrach ihre Mutter Claudias Stiefelfluten.
„Sauber sind sie ja jetzt. Aber wie kriege ich die denn wieder bis morgen trocken?“ fragte Claudia, während sie sich die schmatzenden Stiefel von den Füssen schüttelte und sie sie plätschernd auf den Rasen entleerte.
„Jetzt stopfen wir die erst mal mit alten Zeitungen aus und nach dem Mittagessen stellst Du sie bei Dir auf den Balkon zum Trocknen, dann kannst Du sie morgen früh einpacken!“
Als sie nach dem Essen mit den feuchten Gummistiefeln in der Hand nach oben auf ihr Zimmer trottete, überlegte sich Claudia fieberhaft, was sie tun könnte, um endlich an ihre absoluten Traumgummis ranzukommen. Das seltsame Gefühl in ihrem Körper, als sie die Gummistiefel angezogen und sie ihr dann im Teich vollgelaufen waren, hatte sie da aber schon wieder vergessen.


Teil 1:

Sabine und Claudia saßen auf einer Bank vor dem Schullandheim und unterhielten sich über das morgige Programm. Ihre Klasse 10a sollte eine Wanderung machen, die sie in ein Moor führen würde. Dort sollten sie für das Fach Biologie Wasserproben nehmen und Pflanzen und Tiere bestimmen. Es waren also Gummistiefel den ganzen Tag lang angesagt.
„Und ich hab‘ schon gedacht, ich hab‘ die blöden Gummistiefel völlig umsonst mitgenommen. Ich hab‘ mich schon gefragt, für was die auf der Liste standen“, sagte Sabine. “Jetzt, wo ich weiß, dass der Schneider mit uns ins Moor will, bin ich doch froh, dass ich sie dabei habe. Obwohl ich dafür ein paar coole Klamotten zuhause lassen musste, damit meine Tasche noch zuging.“
„Stimmt! In dem Matsch hab‘ ich auch lieber was an den Füssen, bevor ich mir noch irgendwas in die Fußsohlen eintrete“, pflichtete ihr Claudia bei. „Wenn meine doch bloß nicht so hässlich wären.“
„Wieso denn hässlich?“ fragte Sabine neugierig. „Hast Du dir selber etwa hässliche Gummistiefel gekauft!? Es gibt doch inzwischen mehr als genug Gummistiefel, die richtig geil aussehen.“
„Nein, das sind die alten Gummis von meinem bescheuerten Bruder. Der ist zwar jünger als ich, hat aber jetzt schon größere Füße. Nun rat mal, wer seine alten Dinger jetzt auftragen darf“, schimpfte Claudia.
„So wie Du dich aufführst, hast Du da wohl bestimmt den Hauptgewinn gezogen“, spöttelte Sabine. „Die müssen ja dann wirklich abgrundtief hässlich sein. Warum bist Du denn nicht losgezogen und hast Dir welche gekauft?“
„Mit dem bisschen Taschengeld? Ich hatte mir ja schon welche ausgesucht, voll Retro mit Schnürung vorne am Schaft und Pril-Blumen drauf, aber die kosten halt nun mal 60€. Meine Mutter ist fast durch die Decke gegangen, als ich sie ihr in der Stadt im Schuhladen gezeigt habe und sie gefragt habe, ob sie sich daran beteiligt. 60€ für ein paar Gummistiefel, die liegen nach der Klassenfahrt doch dann eh bloß daheim rum, die ziehst Du doch danach nie mehr an, Bla, Bla, Bla…..“, jammerte Claudia. “Dann kam sie auf die supertolle Idee, mich die Gummistiefel von meinem Bruder mal anprobieren zu lassen. Leider haben sie gepasst wie angegossen und jetzt darf ich mit seinen alten dunkelgrünen Bauerntretern rumlaufen! Echt peinlich!“
„Ich weiß! Mir ging es genauso. Ich wollte auch neue Gummistiefel für die Fahrt. Meine Mutter hat mir daraufhin ihre ur-ur-uralten aus dem Keller rausgesucht. Die waren mir aber schon fast zu klein. Keine Ahnung was die damals für Füße hatten. Ich bin gerade so reingekommen und dann musste ich feststellen, dass die schon vorne an den Zehen drücken“, sagte Sabine.
„Hast Du ihr denn nicht gesagt, dass Du dann Neue willst?“ fragte Sabine.
„Na klar hab‘ ich das gesagt! Meine Mutter ist mit mir dann zum Baumarkt gefahren und wollte mir dort die billigsten grünen Gummis für 6,99€ andrehen. Nur halbhoch und eine schwarze Sohle. Weißt Du, solche von der Art: Wenn Du 150kg schwer bist, passen Deine Waden da immer noch rein. Ich hab‘ ihr gesagt, die zieh‘ ich auf keinen Fall an, da geh ich lieber barfuß.
Andere gibt’s nicht, hat sie nur gesagt, dann geh‘ halt barfuß. Nur für eine Klassenfahrt will sie mir keine teuren neuen Gummistiefel kaufen, außerdem gibt ihre Haushaltskasse gerade nicht mehr her und ich bin auch pleite. Ich hab dann doch noch ihre alten Gummis mitgenommen, damit sie Ruhe gibt. Ist halt ein wenig blöd, dass die mir zu klein sind, aber für meine armen Zehen interessiert sich keiner!“ klagte Sabine. „Wenigstens kann man sich mit denen auf der Straße sehen lassen. Na ja, wer schön sein will, muss eben leiden! Und vor allem erst mal putzen!“
„Waren die denn so dreckig?“ fragte Claudia belustigt. „Da hat wohl Deine Mutter einen Freiwilligen gefunden, die Dinger mal richtig zu putzen, nachdem sie damit den halben Garten umgegraben hat, oder?“
„Nein, die sind eigentlich noch nagelneu, aber trotzdem durfte ich die dann erst ein paar Mal auswaschen und schrubben, weil die innen und außen total verstaubt waren. Die hat sie bestimmt die letzten 25 Jahre kein einziges Mal mehr angehabt, die riechen total muffig nach feuchtem Keller, richtig eklig!“ Sabine schüttelte sich. „Du sag‘ mal, Claudia. Du willst wohl unbedingt neue Gummistiefel, oder?“
„Na klar! Die hat doch heute fast jeder!“ sagte Claudia. „Nur wie soll ich an welche rankommen?“
„Wenn Deine Stiefel hier auf der Klassenfahrt auf einmal so ganz „zufällig“ ein oder mehrere Löcher bekommen würden, dann wäre es doch gut möglich, dass Du doch noch Deine Traumstiefel bekommst, oder?“ sagte Sabine in einem verschwörerischen Ton.
„Die Idee ist gar nicht mal so schlecht, das könnte vielleicht klappen“, meinte Claudia. „Meine Mutter hat ganz zum Schluss noch gesagt, jetzt trag erst mal die hier, dann sehen wir mal weiter. Aber die Gummistiefel einfach so kaputtschneiden, ich weiß nicht. Die sind zwar hässlich, aber sie sind immer noch dicht. Das ist doch die pure Verschwendung, oder etwa nicht?“
„Du findest sie potthässlich und Dein Bruder kann eh nix mehr damit anfangen, weil sie ihm zu klein sind. Bleibt ja dann nur noch die Altkleidersammlung oder der Flohmarkt! Wo also ist das Problem?“ fragte Sabine.
„Da hast Du auch wieder recht, denen wird niemand eine Träne nachweinen“, sagte Claudia überzeugt. „Und die zwei Euro, die ich dafür auf dem Flohmarkt bekommen würde, reißen es auch nicht mehr wirklich raus! Also gut! Ich mach meine Gummistiefel kaputt!“
„Na siehst Du, geht doch! Und jetzt müssen wir nur noch ein paar Löcher in Deine Gummis reinkriegen. Wir brauchen ein scharfes Messer oder eine Schere. Komm, wir fragen mal Markus, der kennt sich damit aus. Bei dem haben seine Gummistiefel noch nie das Ende ihrer Lebensdauer erreicht“, sagte Sabine und deutete auf ihren Klassenkameraden, der ein paar Tische weiter mit Herrn Schneider, ihrem Klassenlehrer gerade die Biologieausrüstung für den nächsten Tag sortierte.
„Wie meinst Du das?“ fragte Sabine.
„Der ist doch früher immer in löchrigen Gummistiefeln rumgelaufen. Ist Dir das noch nie aufgefallen? In der Pause hab‘ ich ihn damals öfters an seinen Stiefeln rumschneiden sehen“, sagte Sabine.
„Jetzt, wo Du es sagst, muss ich Dir recht geben“, antwortete Claudia. „Ich hab‘ mich schon damals gefragt, warum seine Stiefel immer so schnell kaputt waren. Bei mir haben die jedenfalls immer ewig gehalten.“
„Das ist genau unser Mann“ sagte Sabine und setzte sich in Richtung der Tische in Bewegung.

„Hallo Markus, hast Du gerade mal Zeit für uns? Wir müssten Dich was fragen“, flüsterte Sabine ihm ins Ohr. Sie zog ihn am Ärmel und lief ein paar Meter vom Tisch weg.
„Für Euch hab‘ ich doch immer Zeit, das wisst ihr doch, oder?“ rief Markus ihr hinterher, stand auf und lief ihr nach. „Was gibt’s denn, Mädels?“ fragte er, als er die beiden erreicht hatte.
Sabine antwortete ihm gerade so laut, dass ihr Klassenlehrer es nicht hören konnte: „Wir bräuchten von Dir mal Dein Taschenmesser. Du hast es doch dabei, oder nicht?“
„Klar hab‘ ich mein Taschenmesser dabei, aber für was braucht ihr das denn?“ fragte er neugierig.
„Kannst Du ein Geheimnis für Dich behalten?“ flüsterte Sabine. „Du hast doch früher auch schon an Deinen Gummistiefeln ab und zu mal rumgeschnippelt. Wir wollen, dass unsere Claudia hier endlich ein paar modische und sexy Gummistiefel bekommt. Dazu ist es nötig, dass ihre alten hier auf der Klassenfahrt einen kleinen „Unfall“ haben. Dafür brauchen wir Dein Messer und Deinen Rat.
„Hm, das ist vielleicht nicht das richtige dafür, weil es etwas stumpf ist“, überlegte er, „aber ich hab‘ da vielleicht etwas viel Besseres. Wartet, bis ich bei Herrn Schneider fertig bin, dann hab‘ ich das richtige für Euch.“
„Also gut, dann lassen wir uns überraschen, bis nachher also“. Die beiden verabschiedeten sich und setzten sich wieder auf die Bank.

„Cool, auf Markus kann man sich halt immer verlassen“, freute sich Claudia. „Ich bin gespannt, was er da wieder organisiert.“
Nach einer Stunde war Markus mit dem Sortieren der Ausrüstung für morgen fertig und kam zu den beiden herüber. Er setzte sich neben Sabine: „Hier, die sind besser als mein Messer.“ Auf seiner Hand lagen zwei Skalpelle aus dem Bio-Koffer.“ Passt bloß auf damit, die sind schweinescharf und brechen leicht ab, aber genau das Richtige für Euer „Projekt!““ Er zwinkerte Claudia und Sabine zu. „Jetzt habt ihr mich aber neugierig gemacht, was habt ihr genau vor?“ fragte er. „Als Gegenleistung für die Skalpelle möchte ich jetzt aber auch mit dabei sein.“
„Claudia möchte die hässlichen Gummistiefel, die sie von ihrem Bruder zum Auftragen geerbt hat, schnellstmöglich loswerden“, sagte Sabine, „damit sie von ihren Eltern endlich neue und modische bekommt. Das soll morgen auf der Wanderung ins Moor passieren, dieses eine Mal werden wir die Stiefel wohl nur brauchen.“
„Ich möchte die Stiefel halt an einer Stelle kaputtschneiden, wo es nicht so auffällt, dass daran rumgeschnippelt wurde, aber ich die Stiefel hinterher nur noch wegschmeißen kann. Außerdem muss ich ja auch noch in den Dingern laufen können“, ergänzte Claudia ihre Freundin.
„Also Claudia, pass auf! Am meisten gehen die vorne am Spann kaputt, hier ungefähr auf Knöchelhöhe“, sagte er und zeigte mit dem Finger auf die Stelle. „Kann aber sein, dass dann nur der Rat von Deiner Mutter kommt, dass Du halt nicht mehr so tief ins Wasser gehen sollst. Hab‘ ich von meinen Eltern dauernd zu hören gekriegt.
Hinten an den Fersen gehen sie auch oft kaputt, dort läuft‘s dann schon bei flachen Pfützen rein. An der Stelle unter der Sohle, wo die Zehen abknicken, würde ich nicht reinschneiden. Es läuft dann zwar bei jedem Schritt rein, aber wandern in den Stiefeln kannst Du dann vergessen. Es sei denn, Du stehst auf Blasen an der Fußsohle. Ich finde, der ultimative Kick ist, die Stiefel nur tief anzuritzen und dann darauf zu warten, das sie irgendwann unterwegs mit einem großen Knall aufplatzen.“
„Dann schneid‘ ich wohl am besten hinten an der Ferse rein, oder? Wie weit soll ich denn schneiden?“ fragte Claudia vorsichtig nach.
„Kommt ganz drauf an, wie luftig Du’s gerne hättest“, neckte sie Sabine. „Je größer das Loch, desto besser! Umso weniger lohnt sich da noch das reparieren.“
„Moment mal, Sabine! Wenn ich mir da ein Riesenloch reinschneide, versau‘ ich mir doch meine Socken, wenn wir ins Moor gehen. Da müsste ich ja barfuß in die Stiefel steigen. Das Loch sieht doch dann jeder bei den dunkelgrünen Gummistiefeln. Also ich weiß nicht, ob ich darauf große Lust habe, vor der ganzen Klasse mit löchrigen Stiefeln da zustehen“, sagte Claudia kläglich.
„Du wirst doch jetzt nicht noch einen Rückzieher machen wollen? Ich denke, Du willst diese Gummistiefel unbedingt“, seufzte Sabine. „Markus hat doch jetzt auch schon einiges für Dich riskiert, als er die Skalpelle organisiert hat.“
Man merkte Claudia an, dass sie hin- und hergerissen war. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Da kam Sabine eine Idee.
„Schau mal, Claudi-Schatz! Würde es Dir vielleicht leichter fallen, wenn ich mit meinen Gummistiefeln das gleiche machen würde? Meine Stiefel sind dunkelblau, das würde man bei denen auch sofort sehen, wenn da ein Loch drin ist. Dann stehst Du jedenfalls nicht mehr nur alleine blöd da. Wir könnten das als eine Mutprobe ansehen, oder als einen Wettbewerb zwischen uns beiden“, versuchte Sabine Claudia zu überzeugen. “Natürlich müssten wir uns noch über eine Art Wetteinsatz einigen.“
„Dann hättest du mich jetzt überzeugt. Aber die Gummis gehören doch Deiner Mutter. Bei mir ist das was ganz anderes, weil mein Bruder bestimmt nicht mehr danach fragt. Ich glaube nicht, dass es Deiner Mutter gefallen wird, wenn Du mit ihren kaputten Gummistiefeln wieder nach Hause kommst“, erwiderte Claudia.
„Ach was, die merkt das doch gar nicht! Die hat die Gummistiefel in den letzten 25 Jahren doch nicht gebraucht. Und wenn sie mich doch danach fragt, dann hab‘ ich die Stiefel schon wieder in den Keller gestellt, wo sie bestimmt für die nächsten 25 Jahre weiterverstauben würden. Nein, die Gummis sollen dafür richtig leiden, weil sie mir zu klein sind und meine Zehen quälen!“ Sie tat das Problem mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. „Was wirst Du denn Deiner Mutter oder Deinem Bruder erzählen?“
„Wahrscheinlich werde ich ihr sagen, dass ich meine Gummistiefel auf dem Flur hab‘ stehen lassen und sie dann so ein Idiot kaputtgemacht hat“, sagte Claudia. „Die Stiefel hab‘ ich dann natürlich schon entsorgt. Wegen der großen Löcher!“ zwinkerte sie Sabine zu. „Aber was soll denn der Verlierer machen?“
„Die Ausrede ist auch nicht schlecht! Also, hör zu. Ich schlage als Wetteinsatz folgendes vor: Wir ritzen uns beide heute Abend gegenseitig den rechten und den linken Gummistiefel an der Ferse hinten dicht über der Sohle an. Wir schneiden nicht das Gummi durch, die Stiefel sollen ja noch dicht bleiben. Morgen auf der Wanderung werden wir barfuß in die Stiefel steigen, damit auch jeder schön sehen kann, wenn uns die Stiefel aufplatzen und die rosa Haut durch die Löcher scheint. Bei wem die Stiefel zuerst kaputt sind, der hat verloren. Der Verlierer muss dann beide Paare zu Gummipantoffeln runterschneiden und die dann jeweils eine Woche lang in der Schule tragen.“
„Aber wieso sollten wir uns denn gegenseitig die Gummistiefel kaputtschneiden?“ fragte Claudia.
„Na, ganz einfach weil doch jeder von uns möchte, dass der andere verliert, oder etwa nicht? Würdest Du selber an Deinen Gummistiefeln rumschnippeln, dann achtest Du doch von selber drauf, dass Du nicht zu tief schneidest, oder? So stellen wir sicher, dass keiner von uns schummelt, Du Blitzmerker!“ neckte sie Sabine. „Und unser Markus hier“, sagte sie und legte die Hand auf seine Schulter, „wird unser Schiedsrichter. Also abgemacht? Los, schlag ein!“ Sie streckte Claudia die Hand entgegen.
„Auf was hab‘ ich mich da nur eingelassen“, seufzte Claudia. „Aber wie Du gesagt hast: Wer schön sein will, muss eben leiden. Abgemacht!“
Beide schüttelten sich die Hände.


Fortsetzung folgt...
Zuletzt geändert von baier1977 am Di 1. Nov 2016, 13:29, insgesamt 5-mal geändert.
wellieleak
Beiträge: 146
Registriert: Mo 11. Apr 2011, 15:11

Re: Die Mutprobe

Beitrag von wellieleak »

Eine schöne Geschichte!
Das ist wohl eine Sache die fast jeder schonmal erlebt hat, das auf der Klassenfahrt Gummistiefel als Mutprobe oder einfach so durchlöchert wurden!
Meistens aber doch als Scherz wenn die Stiefel zum beispiel in der JHG in einem besonderen Raum standen denn wurden schonmal ein paar Stiefel undicht :twisted: !
Ich habe das mal bei zwei Kindern aus der Nachbarschaft gesehen, die 2 Klassen unter mir waren, die kamen mit Löchern von der Klassenfahrt zurück.
Der Junge mit einem Schnitt im im Spann seiner Elbit "Racker" aber nicht quer sondern vertikal, und das Mädchen hatte in jedem ihrer Rosa Gummistiefel
je ein Loch am Spann und an der Ferse! Da möchte ich nicht wissen wie die Gummistiefel der anderen aus der Klasse aussahen :?: .
Die waren allerdings 5 oder 6 Klasse in der zehnten wurden viele Gummistiefel nach der Wattwanderung einfach im nächsten Mülleimer "vergessen" oder man
hatte trotz "Liste" keine dabei.
Ich habe jedenfalls gerne versucht meine Freunde zu solchen "Mutproben" zu überreden.

Ich hoffe du läst uns mit der Fortsetzung nicht zu lange warten!!
Und hoffentlich bekommen beide nasse Füsse :twisted:
baier1977
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Re: Die Mutprobe

Beitrag von baier1977 »

Schön, dass es Dir bis jetzt gefallen hat. :D
Oh ja, es wird noch nass werden!
Mal sehen, ob ich noch dazu komme, vor meinem Urlaub noch etwas mehr einzustellen.
Das mit der Mutprobe habe ich damals selber in der Schule mitbekommen und als roten Faden für die Geschichte verwendet. Für den ganzen Rest drumherum habe ich mir die schriftstellerische Freiheit genommen, Namen Orte, Ereignisse etc. verändert oder dazuerfunden.

In jungen Jahren hat mich ein Freund dazu gebracht, meine Gummistiefel zu durchlöchern. Bis er mir mal seine kaputten Stiefel ausgeliehen hatte, habe ich sie immer nur getragen, um keine nassen Füsse zu bekommen. Mit ihm habe ich mal die Stiefel getauscht, die ich zuvor angeritzt hatte, um ihm einen Streich zu spielen. Das war gleichzeitig auch der Probedurchgang für meine Rache an den Gummis meiner Schwester. (Siehe auch "Rache ist süss...." :twisted: :twisted: die Geschiccte ist ausgeschmückt, aber die Stiefel meiner Schwester hab' ich damals auch ganz schön malträtiert)
Ich hatte einen Stiefel bis zum Knöchel hoch angeritzt und dann mit ihm getauscht. Er war ganz schön entsetzt, als auf einmal die ganze Ferse aufgeplatzt ist. :twisted: :twisted:
Er hat schon befürchtet, dass ich seine Gummistiefel behalte, weil er dachte, meine kaputtgemacht zu haben. :lol: :lol:
Gummireitstiefel
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Re: Die Mutprobe

Beitrag von Gummireitstiefel »

Solche Klassenfahrten waren damals toll. Wir waren 27 in der Klasse, davon 17 Mädels. Die Menung und das Verhältnis zu Gummistiefeln hatte die ganze Bandbreite, das ging von Hunter, über Desgner- und Discountstiefel zu Baumarkttretern. Wobei die Mädels selber ihre Gummistiefel gekauft oder wenigsten ausgewählt haben. Nach einer Klassenfahrt lagen 7 bis 8 Gummistiefel immer im Müll, darunter 5 Paar Neue, einige Mädels sahen die als Einwegbekleidung an, während die Meisten nur wegen der Schule überhaupt Gummistiefel besaßen. Wir hatten gerade einmal 4 Mädels in der Klasse die freiwillig und gerne Gummistiefel anzogen, darunter unsere 3 Reiterinnen. Bei einer waren ihre Gummireitstiefel auch ihr Lieblingsschuhwerk, sie kam oft in ihnen in die Schule. Bei ihr gab es auch einmal Streit mit ihrer Mutter, so das sie tatsächlich nur noch dieses Paar Gummireitstiefel besaß (außer den Schulsportschuhen). Ich fands lustig. Lustig war vor allem, daß viele Mädels (fast alle) gerne die Gummistiefel untereinander tauschten, einige freuten sich darauf ihre nagelneuen Gummistiefel von einem anderen Mädel eintragen und verschrammen zu lassen, eine überredete 2 Mädels jeweils einen zu tragen. Ob sie sie dann dicht zurückbekam war ihr egal, dieses Mädel stand auch noch auf die geilen Hunter.
baier1977
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Re: Die Mutprobe

Beitrag von baier1977 »

Nur ein einziges Paar Gummireitstiefel!? Auch im Sommer?
Puh! Da ist man ihr aber dann nicht zu nahe gekommen, wenn sie die mal asugezogen hat, oder?
In meiner Klasse war ein Mädel, das im Winter jeden Tag in ihren blau-gelben Scorpio-Moonboots zur Schule gekommen ist.
Die hatte bestimmt keine anderen Winterschuhe und die mussten wohl dann den ganzen Winter halten.
Die hat sie auch dann noch getragen, als hinten in den Schäften schon riesige Löcher drin waren.
Sie hat sie erst weggeschmissen, als auch noch beide Sohlen an den Hacken ganz durchgelatscht waren und sie schon etliche Male nasse Füsse bekommen hatte.

Ich hätte da auf Klassenfahrt immer noch ein wenig Platz in meiner Tasche gelassen, um wenigstens ein oder zwei Paar aus der Mülltonne zu retten. ;) ;)
baier1977
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Re: Die Mutprobe

Beitrag von baier1977 »

Und hier kommt jetzt:

Teil 2:

Um Mitternacht waren die beiden aus ihren Zimmern geschlichen und trafen sich mit Markus im Umkleideraum.
„Hey, da seid ihr ja! Ich hab‘ für jeden ein Skalpell mitgebracht. Aber jetzt zeigt mal Eure Stiefel her“, sagte er gut gelaunt.
Claudia hatte die alten verschrammten, dunkelgrünen DO-GA-Gummistiefel ihres Bruders dabei. Die hatten eine gelbe Sohle, die schon etwas abgelaufen war und schon einige dunkle Flecken hatte. Auf der Stulpe stand beidseitig groß die Zahl „55“. Die Schnürsenkel fehlten und die Ösen dafür die Schnürsenkel waren alle ausgerissen. Sabine hatte die alten dunkelblauen Gummistiefel ihrer Mutter in der Hand. Sie waren von Romika, Größe 38 und hatten eine hell-beige Sohle mit einem ca. 3cm hohen Absatz, die so gut wie keine Gebrauchsspuren hatte. In die dunkelblaue Stulpe waren rundum Löcher eingestanzt und die weißen Schnürsenkel waren zu ordentlichen Schleifchen gebunden. Die Gummis glänzten Im grellen Licht der Neonröhren, nicht eine einzige Schramme war auf dem schlanken, hohen Schaft zu sehen. Claudia warf einen bewundernden Blick auf Sabines Gummistiefel.
„Mensch Sabine, die sehen aber echt cool aus! Und die willst Du allen Ernstes kaputtschneiden? Die sind doch viel zu schade“, sagte Claudia.
„Willst Du sie mal anziehen?“ fragte sie Sabine. „Wie gesagt, mir sind sie schon eine Nummer zu klein.“ Sie hielt die Stiefel Claudia entgegen.
„Na klar, gib‘ mal her! Ich hab‘ zwar Größe 41, aber ich versuch’s trotzdem mal!“ sagte Claudia und schlüpfte barfuß in einen Stiefel, das heißt, sie versuchte es, blieb aber wegen des schlanken Schaftes auf Knöchelhöhe stecken. Weiter kam sie nicht in den Stiefel. Sie zerrte kräftig, aber es ging nur millimeterweise vorwärts. „Mann, die sind vielleicht eng!“ stöhnte sie.
„Hör auf!“ sagte Sabine. „Es hat keinen Sinn! Selbst wenn Du da reinkommst, raus kommst Du auf jeden Fall nicht mehr ohne Messer!“
„Schade!“ seufzte sie, „die passen mir mit meiner Schuhgröße 41 nicht. Wenn die gepasst hätten, dann hätte ich jetzt wohl versucht, sie Dir abzuschwatzen. Wirklich schade, denn ich hätte jetzt meine Traumgummis gefunden. Da kommen die anderen, die ich mir ausgesucht habe, ganz klar nicht mehr mit. Die von meinem Bruder sind Größe 40, die passen mir perfekt, aber die sehen halt aus wie …“
„…Bauerntreter, ich weiß schon! Nein, nein, nein! Mit denen kannst Du Dich wirklich nicht in der Stadt sehen lassen“, ergänzte Sabine. „Aber genau deshalb sind wir ja hier.“
„Deine sehen echt toll aus. Du musst das nicht mir zuliebe machen! Willst Du dir’s nicht noch mal überlegen?“ fragte Claudia.
„Nein, die sind mir zu klein und dafür sollen die Gummis richtig leiden. Wenn meine Füße noch weiterwachsen, kann ich mit denen sowieso nichts mehr anfangen und auch meine Mutter vermisst die mit Sicherheit nicht. Aber auch deswegen müssen die weg: Hier, riech‘ mal!“ Sie drückte Claudia das Schaftende eines Stiefels mitten ins Gesicht.
„Puh! Der riecht echt voll muffig nach Keller!“ stöhnte Claudia. „Nimm ihn bitte wieder weg!“
„Genau! Ich hab’s auch mit fünfmal auswaschen mit Desinfektionsmittel nicht mehr weggekriegt“, sagte Sabine. „Ich glaube nicht, dass Du die noch gerne bei Dir zu Hause stehen hättest.“
„Wie sieht’s aus“, fragte Markus. „Wollen wir loslegen? Morgen ist schließlich die Nacht vorbei.“
„Lass uns anfangen, Claudia“, sagte Sabine. Gibst Du mir bitte ein Skalpell, Markus.“
„Super! Hier bitte. Aber pass bloß auf, die sind höllisch scharf, damit hast Du gleich ganz durchgeschnitten“, warnte sie Markus.
„Das muss ich doch gleich mal ausprobieren“, sagte Sabine und lief auf die Gummistiefel zu, die ihre Klassenkameraden für morgen schon in einer Ecke abgestellt hatten. „Na da schau her! Das sind doch die Stiefel von unserer Superstreberin Meike! Sie war so nett, und hat ihren Namen reingeschrieben! Die blöde Kuh hält sich doch für was Besseres! Aber ihre Gummis sehen auch nur aus, als hätte sie die von ihrem Bruder geerbt. Mal sehen, wie ihr das gefällt!“ Sie hob einen völlig abgelatschten, verschrammten und zerkratzten blauen Romika Bobby Gummistiefel mit grüner Kunststoffstulpe in Größe 40 vom Boden auf und drehte ihn um.
„Guckt mal, von der Sohle ist bei einem ja kaum noch was übrig!“ staunte Sabine und zeigte den beiden den Stiefel. Die grüne Sohle war vom Zehenballen bis zur Stiefelspitze bis auf das blaue PVC des Schaftes darunter abgeschliffen und nur noch hauchdünn. Auch der Rest der Sohle hatte so gut wie kein Profil mehr!
„Was hat Meike oder ihr Bruder denn mit dem Stiefel gemacht?“ fragte Claudia. „Der ist ja schon fast durch! Komischerweise aber nur der Rechte.“
„Sieht ganz danach aus, als hätte Meike oder ihr Bruder die Stiefel zum Tretrollerfahren getragen“, sagte Markus augenzwinkernd, „deshalb ist nur der eine fast durchgewetzt. Das hab ich früher auch oft beim Radfahren gemacht, dass ich die Sohlen solange auf dem Asphalt hab‘ schleifen lassen, bis sie völlig blank waren.“
„Warum das denn?“ fragte Claudia mit großen Augen. „Du hast echt komische Freizeitbeschäftigungen, muss ich schon sagen.“
„Das waren doch nur Vorbereitungen für den Winter. Mit den blanken Sohlen konnte man dann im Winter auf Schnee besonders gut schlittern. Fast so gut wie Schlittschuhe! Beim Schleifenlassen auf dem Asphalt wurde das richtig heiß im Stiefel. Manchmal hab‘ ich es dabei aber auch mal ein wenig übertrieben, da war die Sohle dann durch und ich konnte die Stiefel wegschmeißen! Das Profil hat man aber auch ganz gut am Lagerfeuer weggekriegt. Das ist dann einfach weggeschmolzen, wenn man nahe genug dran war. Man musste bloß aufpassen, dass man sich keine Brandblasen geholt hat.“
„Was bist Du nur für ein schlimmer, schlimmer Junge!“ scherzte Sabine und knuffte Markus auf den Oberarm. „Du bist ja wirklich ein richtiger Experte im Gummistiefelvernichten! Dann ist also die Zeit für diesen „tollen“ Stiefel hier sowieso schon bald abgelaufen, hab‘ ich Recht?“ sagte sie und setzte ihr Skalpell hinten an der Ferse 3cm über der Sohle an und drückte zu.
„Was soll das? Bist Du verrückt?!“ zischte Claudia. „Nicht! Lass den Blödsinn!“
„Wieso denn? Ich konnte Meike noch nie leiden und ich würde gerne erst mal ausprobieren, wie scharf das Skalpell ist, damit ich Deine Stiefel nicht gleich durchschneide und verliere“, sagte Sabine mit einem bösartigen Lächeln und zog das Skalpell mit einer schnellen Bewegung durch den Hacken des ersten Stiefels. Die scharfe Klinge glitt mühelos durch das blaue PVC. „Uppsiii!“ entfuhr es Sabine, sie war sichtlich beeindruckt. Sie drehte den Stiefel um und steckte ihre Hand hinein. Ihr Zeigefinger kam durch ein etwa 3cm langes Loch an der Ferse wieder zum Vorschein und sie wackelte damit. „Wow, Markus, Du hast Recht, die sind wirklich höllisch scharf! Los Claudia, nimm den Anderen und versuch es auch mal.“
„Spinnst Du! Das merkt die doch sofort! Zwei Löcher auf einmal in den Gummistiefeln! Die ist doch auch nicht blöd!“ sagte Claudia.
„Dann probiere doch wenigstens das Anritzen aus. An Deiner Stelle würde ich das tun. Mit so einem Skalpell hast Du wirklich schnell zu tief geschnitten. Schneid hier vorne am Spann rein, da ist sowieso schon ein tiefer Kratzer. Da fällt es nicht so auf, Du Angsthase!“ drängte Sabine.
„Also gut, damit Du Ruhe gibst“, seufzte Sabine und holte sich Meikes zweiten Stiefel. Sie setzte das Skalpell vorne am Spann ein Stück unter Knöchelhöhe an und begann, vorsichtig zu schneiden.
Zuerst war nur ein leichter Kratzer auf der Oberfläche zu sehen. „Nicht so zaghaft! Die blöde Kuh soll schließlich was merken!“ Sabine schubste sie mit dem Ellbogen und sofort bohrte sich die Klinge tief in den Schaft hinein. Claudia wollte schon protestieren, aber Sabine packte sie am Handgelenk und zog so die Klinge durch den Schaft. Sofort war auch hier ein 3cm langer Schlitz in Meikes Stiefel.
„Jetzt reicht’s aber, Sabine!“ fuhr sie ihre Freundin an. „Du hast Deinen Spaß gehabt. Wir kriegen noch richtigen Ärger, wenn Du so weitermachst. Stell Meikes blöde Stiefel wieder hin und lass uns endlich anfangen!“
Die beiden holten ihre Gummistiefel, tauschten sie und setzten sich auf die Bank in der Mitte des Umkleideraums. Jede nahm einen Stiefel in die Hand.
Claudia fuhr mit ihrer Hand in den Schaft von Sabines erstem Gummistiefel und rückte ihn sich zurecht. Sie setzte das Skalpell am Hacken an. Das dünne Innenfutter fühlte sich wunderbar weich an ihrer Hand und an ihrem Arm an.“Die wurden bestimmt nicht oft getragen“, schoss es ihr durch den Kopf. Sie musste schlucken. „Oh Mann, die schönen Stiefel! Aber jetzt kann ich nicht mehr zurück, wenn ich nicht als Feigling dastehen will“, dachte sie trotzig und wischte den letzten Zweifel beiseite. Schon fraß sich die scharfe Klinge durch das blaue PVC. Mit leichtem Druck schnitt sie am Absatz dicht über der Sohle den Stiefel an. Anschließend drückte sie den Schaft nach vorn und sah nach, wie tief sie schon geschnitten hatte. Sie war etwas zu vorsichtig gewesen und das Skalpell hatte nur einen etwa 0,5mm tiefen Schnitt hinterlassen.
„Zeig‘ mal her“, sagte Sabine und beugte sich über ihren Stiefel. „Da musst Du aber noch mal ran! Die haben ja gerade mal ihren ersten kleinen, Kratzer abgekriegt. So gewinnst Du natürlich nicht gegen mich. Du musst das Gummi ein wenig zur Seite drücken, dann hast Du eine bessere Kontrolle, wie tief Du schon bist.“
Sofort setzte Claudia das Skalpell ein zweites Mal an, diesmal mit etwas mehr Druck. Wieder grub es sich in den Schaft über dem Absatz. Als sie sich erneut ihr Werk betrachtete, war der Schnitt so tief, dass bereits einige der hellen Fäden des Futters schon ein wenig durchschienen.
Inzwischen hatte auch Sabine angefangen, Claudias ersten Stiefel zu bearbeiten. „Wir werden das ganze etwas interessanter machen“, dachte sich Sabine und setzte das Skalpell ungefähr beim hinteren Drittel der Sohlenlänge an. Genau in diesem Moment war Claudia mit ihrem ersten Stiefel fertig und sah hoch.
„Sag mal spinnst Du!?“fragte sie etwas lauter. „Wo schneidest Du denn an meinen Gummistiefeln rum? Da kann ich ja gleich morgen früh schon mit Pantoffeln antreten.“
Sabine ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen und zog das Skalpell durch Claudias Gummistiefel langsam und genüsslich nach hinten bis zum Hacken durch. „Schau mal, ein gewisses Risiko sollte schon dabei sein. Wo bleibt denn da der Nervenkitzel? Oder traust Du dich etwa nicht, mit diesen Stiefeln noch rumzulaufen? Dann können wir beide unsere Stiefel jetzt gleich hier zu Schlappen runterschneiden.“
„Doch, schon. Aber das wird doch ein Riesenloch. Und damit soll ich dann noch, wenn es dumm läuft, den ganzen Tag rumlaufen? Da kriege ich doch Blasen“, jammerte Claudia.
„Natürlich wird das ein Riesenloch! Ob das Wasser jetzt durch ein kleines oder ein großes Loch reinläuft, ist doch egal! Je größer, desto besser. Die Gummis kann man dann wenigstens nicht mehr reparieren. In ein kleines Loch schmierst nur Du ein bisschen Klebstoff rein und dann ist der Stiefel wieder dicht! Denk immer an Deine neuen coolen Gummistiefel!“ ermunterte sie Sabine. „ Ich nehme meine Rolle Hansaplast mit, falls Du Dir eine Blase laufen solltest. Das Beste ist, dass Du dazu die Stiefel gar nicht mal ausziehen musst. Ich kann Dir das Pflaster gleich durch das Riesenloch aufkleben.“
„Na toll! Also gut!“ seufzte Claudia, „aber dann schneid‘ ich Deinen Stiefel genauso an. Nein! Beide Stiefel! Wenn schon Nervenkitzel, dann aber richtig.“
„So gefällst Du mir schon besser!“ sagte Sabine und ritzte Claudias Stiefel auch noch von der anderen Seite an.
„Nervenkitzel nennt sie das! Pah!! Ich sehe uns schon morgen barfuß heimlaufen, weil unsere Stiefel total auseinandergefallen sind. Aber Du sollst Deinen ganz persönlichen Nervenkitzel haben“, dachte Claudia. Zuerst ritzte sie den ersten Stiefel am Hacken noch zu Ende an und während Sabine völlig vertieft mit Claudias zweitem Stiefel war, drehte sie Sabines ersten Stiefel um und begann, auch noch rechts und links die vorderen 3 cm der Stiefelspitze anzuritzen. Sie schnitt auch noch einmal quer, aber nicht ganz so tief über die Stiefelspitze, so dass sie sich leicht abreißen ließ, wenn der Stiefel erst mal an der Sohle entlang aufgeplatzt war, Sabine es aber nicht bemerken konnte.
Markus bemerkte es sehr wohl, was Claudia da machte und wollte schon was sagen, aber mit einem Augenzwinkern und einer leichten Kopfbewegung zu Sabine hin brachte ihn Claudia zum Schweigen. Er grinste und stellte sich so vor Sabine, dass sie nicht sehen konnte, was Claudia da eigentlich trieb.
„Wir werden Dir, liebe Sabine, ein paar wunderschöne, topmodische Peep-Toe-Stiefel verpassen“, dachte Claudia und ließ das Skalpell durch den Stiefel gleiten. Inzwischen hatte sie ein Gefühl dafür, wie fest sie aufdrücken musste, ohne gleich durchzuschneiden. „Du hast selbst gesagt, dass Dir die Stiefel fast schon ein wenig zu klein sind. Eigentlich kann es Dir ja recht sein, es sollen ja sowieso Pantoffeln draus werden.“
Sofort fing sie anschließend mit dem zweiten Stiefel an der Spitze an, während Markus Sabine mit guten Ratschlägen so lange ablenkte, bis Claudia am Hacken des zweiten Stiefels zu schneiden anfing.
„Du bist ja eine lahme Ente! Guck mal, ich bin schon fertig!“ rief sie und schwenkte Claudias Gummistiefel hin und her. „Bitte sehr, Herr Schiedsrichter“, sagte sie und drückte sie Markus in die Hand, der gleich mit einer Taschenlampe in das Innere der Stiefel leuchtete, um so zu überprüfen, dass Sabine nicht zu tief geschnitten hatte.
„Jetzt muss ich aber noch was ausprobieren!“ sagte Sabine und hatte schon wieder Meikes Gummistiefel in der Hand.
„Sabine, lass das! Ich warne Dich!“ drohte ihr Claudia. „Du bringst uns alle noch in Teufels Küche!“
„Keine Angst! Ich schnippel schon nicht noch mehr daran rum. Ich will sie doch nur mal anprobieren“, sagte Sabine und schlüpfte schnell barfuß in Meikes Stiefel. „Die passen mir ja perfekt! Guckt mal, die Löcher!“ Sie hob erst das das rechte und dann das linke Bein und bewegte jeweils ihren Fuß im Stiefel, wodurch die Löcher aufklafften und sich wieder schlossen.
„Viel größer hätten wir die nicht machen dürfen“, sagte Claudia entsetzt, als sie Sabines rosige Haut durch die Löcher aufblitzen sah. „Wenn man genau hinguckt, kann man ja gleich sehen, dass die kaputt sind.“
„Dann hoffen wir mal, dass niemand so genau schaut, wenigstens nicht, bis Meike zum ersten Mal damit im Wasser war!“ grinste Sabine und lief noch ein wenig herum. „Jetzt ist es eh‘ zu spät!“
„Ja, ist es wohl! Hoffentlich geht das gut!“ seufzte Claudia und reichte Markus Sabines Gummistiefel. „Hier, Markus, kontrollier die hier auch noch, damit wir endlich ins Bett kommen.“
Mit einem Augenzwinkern nahm er Sabines Stiefel und kontrollierte auch diese mit der Lampe. Er leuchtete auch noch schnell in die Stiefelspitzen und gab ihr mit einem breiten Grinsen die Stiefel zurück.
„Das habt ihr gut gemacht! Nehmt beide Eure Stiefel wieder mit auf die Zimmer“, sagte Markus, „dann schummelt wenigstens keiner.“ Wieder zwinkerte er Claudia zu.
„Sabine, jetzt komm‘ endlich wieder aus Meikes Gummis raus! Es ist schon spät!“ zischte Claudia.
„Oh Mann! Bequem wird das aber morgen für Meike nicht“, lästerte Sabine und trat die kaputten Gummistiefel von ihren Füßen. „Ich hab‘ jede Fuge von den Bodenfließen deutlich an meinem großen Zeh gespürt. Da reicht wahrscheinlich morgen schon ein einziger spitzer Stein, und die Sohle ist durch!“
„Das werden wir morgen dann schon sehen. Wenn Du jetzt noch weitergelaufen wärst, hättest Du die Gummis bestimmt schon heute Nacht durchgelatscht“, quengelte Claudia. „Los jetzt! Ich bin müde und will endlich schlafen!“
Sabine stellte Meikes Stiefel wieder an ihren Platz zurück und die drei schlichen sich wieder auf ihre Zimmer.
Die Nacht über konnte Claudia kaum schlafen. Sie fragte sich, was sie morgen wohl erwarten würde. Erst nach langer Zeit fiel sie in einen unruhigen Schlaf.
Zuletzt geändert von baier1977 am So 13. Sep 2015, 00:15, insgesamt 2-mal geändert.
Sportlehrerin
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Re: Die Mutprobe

Beitrag von Sportlehrerin »

Ich als Biologielehrerin finde es immer amüssant wenn Mädels ihre "gehassten" Gummistiefel anziehen müssen. Durch das Tauschen mit Klassenkameradinnen wird die Akzeptanz etwas erhöht, wobei einige Mädels die Teile gerne anziehen. Lustig finde ich vor Allem, wenn Mädels ihre Gummistiefel im Rucksack mitbringen, aber es schon seit den Morgen regnet und sie dann in klatschnassen Chucks im Unterricht sitzen.
wellieleak
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Re: Die Mutprobe

Beitrag von wellieleak »

Das wird ja immer besser! :D
Ich habe jetzt schon vor meinem geistigen Auge das Gesicht von der Meike wenn sie mit ihren Stiefeln ins Moor geht :) .
Nur weiter so mit der Geschichte hoffentlich bekomen noch ein paar Gummistiefel Löcher vieleicht die von Markus ;) .
Jedenwalls bin ich schon gespannt wie es weitergeht (Dein Urlaub ist bis dahin gestrichen ;) ;) ;) :) )!
baier1977
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Re: Die Mutprobe

Beitrag von baier1977 »

Teil 3:

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück holten sie beide ihre Rucksäcke und die Gummistiefel aus den Zimmern. Sie ließen sich dabei reichlich Zeit, um den Umkleideraum für sich allein zu haben.
Vor der Tür unterhielten sie sich noch ein wenig.
„Glaubst Du, Meike zieht ihre Gummis heute überhaupt an?“ fragte Claudia. „Die ist doch immer so etepetete.“
„Dir wird sie heute anziehen, verlass‘ Dich drauf! Gerade weil sie so etepetete ist“, sagte Sabine abfällig. „Oder denkst Du, die zieht heute ihre nagelneuen weißen Leder-Chucks oder ihre schwarzen 150 Euro teuren High-Heel-Stiefel von Buffalo an? Und noch andere Schuhe außer Flip-Flops hat die nicht dabei. Ich hab‘ gesehen, wie sie ihre Tasche ausgepackt hat. So wie die immer tut, hat die sich bestimmt noch kein einziges Mal in ihrem Leben richtig schmutzig gemacht.“
„Die hat doch bestimmt vor unserer Klassenfahrt noch mal lauter neuen Klamotten gekauft, damit sie nicht in alten Lumpen rumlaufen muss“, lästerte Claudia.
„Ja, so kann unsere Prinzessin jedenfalls nicht unter die Leute gehen. Für ein paar Hunter hat da wohl das Taschengeld dann nicht mehr gereicht, wenn sie jetzt mit „gewöhnlichen“ Romikas rumlaufen muss. Sind bestimmt von ihrem Bruder, so fertig wie die sind. Aber man muss halt Prioritäten setzten“, spottete Sabine. Schade, dass die Gummistiefel von ihrem bescheuerten Hofstaat nicht auch noch gestern Abend da rumstanden. Da hätte ich auch gerne mal das Skalpell angesetzt. Diese eingebildeten Zicken hab‘ ich genauso gefressen! Komm, lass uns reingehen!“
Die beiden betraten den Umkleideraum als letzte und warteten noch, bis die meisten Schüler nach draußen gegangen waren. Beide Mädels trugen kurze Outdoorhosen und bunte Trägertops. Meike gehörte auch zu den letzten und Sabine und Claudia blickten verstohlen in ihre Richtung. Sie schlüpfte schnellstmöglich in ihre Stiefel und man sah es ihrem Gesicht deutlich an, dass es unter ihrer Würde war, in gewöhnlichen Romika-Gummistiefeln rumzulaufen, denen man auch noch ihr Alter sehr, sehr deutlich ansah.
Stiefel von Hunter oder Aigle wären ihr bestimmt lieber gewesen. Meike warf einen neidischen Blick auf die knallroten Hunter-Stiefel von Conny, einer guten Freundin von Claudia und Sabine. Die beiden atmeten erleichtert auf, als Meike, ohne etwas von den Löchern zu bemerken, nach draußen ging.
Im Vorbelaufen konnten sie noch hören, wie sie sich mit ihrer Clique von den zwei anderen bereits erwähnten ziemlich eingebildeten Zicken unterhielt: „Hoffentlich macht keiner Fotos von mir, die dann in der Schülerzeitung oder auf der Homepage der Schule auftauchen. Ich seh‘ in diesen blauen Gummistiefeln doch aus wie der allergrößte, allerletzte Bauerntrampel. Als ob ich im Humpfeldumpf wohnen würde und gleich in den Stall zum Ausmisten gehe! “
Sabine und Claudia grinsten, woraufhin Meike die beiden verächtlich ansah und mit hoch erhobener Nase an den beiden vorbeirauschte.
„Da geht sie hin, unsere Prinzessin! Ihre Majestät wird heute noch ihr blaues Wunder erleben“, sagte Claudia geziert und kicherte.
Sabine holte sich ihre Gummistiefel. Sie schüttelte ihre Flip-Flops von den Füßen und setzte sich auf die Bank. „Hoffentlich hast Du gestern nicht schon zu tief geschnitten“, sagte sie mahnend und zwängte sich barfuß in ihre blauen Romikas hinein.
„Gleichfalls!“ entgegnete Claudia und schlüpfte vorsichtig in ihre Stiefel.
„Bis jetzt hat’s jedenfalls gehalten“, sagte Sabine, während sie im Umkleideraum ein paar Schritte umherging. „Komm, lass uns gehen, die anderen warten sicher schon auf uns.“
Die beiden verließen den Umkleideraum und gingen hinaus auf den Hof zum Rest der Klasse.

„Puh, ist das heiß heute! Da werden wir heute aber ganz schön in unseren Gummis schwitzen. Und wenn wir alle heute Nachmittag ihre Stiefel ausziehen, wird das bestimmt auch nicht lustig“, sagte Claudia heiter.
„Wenigstens eine von uns sollte später hoffentlich keine Probleme mit der Belüftung haben“, kicherte Sabine.
Im Hof wurde die Ausrüstung verteilt und dann marschierte die ganze Klasse Richtung Moor.
Bis dorthin war ungefähr 1 Stunde zu laufen. Es war schwülwarm und nachdem es am Vortag kräftig geregnet hatte, stand nun das Wasser in großen Pfützen auf dem Weg. Schnell bildete sich ein schlüpfriger Schweißfilm in den Gummistiefeln der Mädchen.
„Eigentlich hätte ich nichts dagegen, wenn meine Gummistiefel jetzt schon ein paar Löcher hätten. Schaut mal, warum humpelt Meike eigentlich so rum?“ fragte Claudia.
„Die hat wohl etwas Probleme mit den vielen Steinen auf dem Weg“, sagte Markus. „Die spürt bestimmt jedes Steinchen mit der dünnen Sohle! Wie sieht es denn bei euch aus? Ihr solltet vielleicht Eure Stiefel öfter mal überprüfen!“
Claudia, Sabine und Markus ließen sich daraufhin ein wenig zurückfallen und testeten öfters in den Pfützen, ob die Stiefel noch dicht waren.

Sie waren schon eine ganze Weile gelaufen und bis jetzt war nichts passiert, als Sabine das Ganze langweilig wurde. „Oh Mann! AUA! Meine armen Zehen! Schon deswegen hat es meine Mutter verdient, dass ich ihre Stiefel kaputtmache. Die Dinger halten länger, als ich gedacht habe. Wenn wir das nächste Mal an einer Pfütze anhalten, um nachzusehen, ob die Dinger noch dicht sind, werde ich bei Claudia mal etwas nachhelfen. Vielleicht hab‘ ich Glück und Claudias Stiefel platzen dabei auf. Dann kann ich endlich meine blöden Stiefel vorne an den Zehen aufschneiden und komm‘ so auch noch ums Pantoffeltragen rum“, dachte sie.
Nach der nächsten Pfütze lief sie hinter Claudia her und jammerte: „Wie weit müssen wir denn noch laufen. Meine Zehen bringen mich um. Ich würde am liebsten meiner Mutter ihre Gummis um die Ohren hauen! Aber Du könntest mich doch ein wenig ziehen, oder?“
Markus war schon ein wenig weitergelaufen, als sie zu Claudia von hinten aufschloss und ihr die Hände auf die Schultern legte. Im nächsten Moment nahm sie Maß und latschte sie Claudia voll auf den Hacken ihres Gummistiefels.
Mit deutlich hörbarem Knirschen riss Claudias Stiefel hinten am Hacken auf. Sie kam ins Stolpern und riss Sabine, die nicht losgelassen hatte, mit. Claudia konnte sich noch abfangen, aber Sabine kam schief mit dem Absatz auf einem Stein auf. Ihr Fuß knickte zur Seite weg und dabei platzte auch ihr Gummistiefel seitlich am Absatz auf. Mit einem Aufschrei fiel sie ins hohe Gras neben dem Weg.
„Was war das denn?“ fragte Claudia nach dem ersten Schreck. Sabine rappelte sich gerade wieder hoch und setzte sich erst mal auf den Hintern.
„Tut mir leid, Claudia. antwortete Sabine zerknirscht und rieb sich den Knöchel und die Ferse. Ich hab‘ nicht aufgep… .“ Auf einmal stutzte sie, weil sie etwas Merkwürdiges gespürt hatte. Sie sah langsam nach unten und sagte dann einfach nur: „Scheiße!“
„Ist Dir was passiert?“ fragte Claudia besorgt und ging neben ihrer Freundin in die Hocke, die mit schmerzverzerrtem Gesicht dasaß. „Du hast Dir den Knöchel verstaucht, oder? Na toll! Und jetzt?“
„Nein, nein! Mir geht’s gut. Mein Knöchel hat nichts abgekriegt, aber mein einer Stiefel ist kaputt. Da, Schau!“ Sie hob ihren Fuß an und zeigte auf einen etwa 7 cm langen Riss auf der Innenseite ihres Gummistiefels. Auch ihre Stiefelspitzen hatten bei dem Sturz ein paar heftige Schrammen abbekommen. „ Muss wohl passiert sein, als ich umgeknickt bin. Mist!“
„Hi, hi!“ Sieht wohl so aus, als hätte ich gewonnen!“, kicherte Claudia und bohrte ihren Zeigefinger in den Riss. „Meine dunkelgrünen Bauerntreter sehen als Pantoffeln wahrscheinlich super-sexy aus. Hey Markus! Komm mal zurück, wir brauchen Dich als Schiedsrichter!“ rief sie und drehte sich in der Hocke zu Markus um.
Sabine sah auf die Hacken von Claudias Gummistiefel und sofort hellte sich ihr betrübtes Gesicht wieder auf. „Da hast Du ja richtig Glück mit meinen blauen 3cm-Absatz-High Heels. Die Jungs an unserer Schule werden sie lieben“, sagte sie fröhlich.
„Wie meinst Du das?“ Claudia war leicht irritiert.
„Na, dass wir anscheinend gerade beide verloren haben. Als ich Dir auf den Hacken gelatscht bin, ist Dein Stiefel auch kaputtgegangen. Schau doch selbst!“ sagte sie und bohrte ihren Zeigefinger in den Riss an Claudias Stiefel.
„Was!? Echt jetzt?“ Claudia sprang auf, hob ihr Bein und winkelte den Fuß an, auf den ihr Sabine getreten war. Klaffend öffnete sich ein 5cm langer Riss am Hacken und man konnte die Fäden des zerrissenen Futters in alle Richtungen abstehen sehen.
„OH NEIN!! Du hast gerade auch noch meinen Gummistiefel kaputtgemacht“, schrie Claudia entsetzt auf. „Schau Dir das Riesenloch an!“ Sie hielt Sabine, die im hohen Gras immer noch auf dem Hintern hockte, ihren Fuß entgegen.
„Das ist doch kein Riesenloch“, hielt Sabine dagegen. „Warte erst mal bis nachher ab, wenn das noch weiter aufreißt, dann siehst Du, was ein Riesenloch ist.“
In dem Moment kam Markus hinzu.
„Markus, wer von uns hat den jetzt verloren?“ fragte Claudia leicht panisch und erklärte ihm, was passiert war.
„Ich würde sagen, ihr beide habt verloren. Eure Stiefel sind schließlich gleichzeitig kaputtgegangen“, sagte Markus.
„Aber Sabine ist mir doch zuerst in die Hacken getreten“, argumentierte Claudia dagegen.
„Dir hätte auch jemand anders in die Hacken treten können oder Du hättest umknicken können. Beide Löcher sind jedenfalls das Ergebnis derselben Aktion. Ich gehe mal davon aus, dass das ein Unfall gewesen ist. Keiner von Euch hat Schuld und deshalb habt ihr beide verloren.“
Claudia zog eine Schnute und funkelte Sabine böse an.
„Seht es doch positiv, ihr dürft die Schmach unter Euch aufteilen“, feixte Markus. „und da ihr beide verloren habt, dürft ihr beide Eure Pantoffeln nach einer Woche tauschen.“
„Och Mann! Mensch, Sabine, das hast du doch mit Absicht gemacht, oder? Aber wenigstens ist Dein Plan nach hinten losgegangen und Du hast jetzt auch die Gelegenheit, mit so sexy Schlappen rumzulaufen“, schimpfte Claudia. „Und auch Dir wird nachher der Matsch in den Stiefel laufen.“
„Kommt jetzt, wir müssen weiter“, mahnte Markus, „die anderen sind bestimmt schon bald da.
„Komm hoch, Sabine! Wenigstens ist jetzt bei einem von unseren Füssen die Belüftung deutlich besser. Mir war sowieso schon so, als würde ich barfuß durch einen See waten“, sagte Claudia, streckte die Hand aus und zog Sabine wieder auf die Füße. Sie merkte sich aber, dass Sabines aufgeplatzter Stiefel auch derjenige war, den sie mit einer „Abreißhilfe“ an der Zehenspitze versehen hatte.
Zuletzt geändert von baier1977 am Mi 30. Jan 2013, 10:21, insgesamt 1-mal geändert.
wellieleak
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Re: Die Mutprobe

Beitrag von wellieleak »

Tolle Fortsetzung! Du machst es sehr spannend ich hoffe du kommst bald zu dem teil wo das Mädchen mit den Romikas die Löcher bemerkt ;) !
Was ist eigentlich mit den Hunters von der Conny die könnten auch ein Loch vertragen :) !
Auf jeden fall werden die beiden ziemlich nasse Füsse bekommen.


Lass uns nicht zu lange warten mit der Fortsetzung!
baier1977
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Re: Die Mutprobe

Beitrag von baier1977 »

Dann hat der Autor ja sein Ziel erreicht! ;) ;)
Die Fortsetzung folgt in Kürze. :D
Thorsty
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Re: Die Mutprobe

Beitrag von Thorsty »

baier1977 hat geschrieben:Dann hat der Autor ja sein Ziel erreicht! ;) ;)
Die Fortsetzung folgt in Kürze. :D
Au, ja! Darauf freue ich mich auch bereits :)

LG Thorsty

PS: Und Danke für die bisherigen Teile!
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Re: Die Mutprobe

Beitrag von baier1977 »

Und weiter geht's:

Teil 4:

Schließlich erreichte die Klasse einen Picknickplatz mit Bänken an einem sumpfigen Tümpel. Hier wurde das Freiluftklassenzimmer auf den Tischen eingerichtet. Inzwischen brannte die Sonne mit voller Kraft vom Himmel und in so manchem Gummistiefel stand schon jetzt das Wasser. Die Gruppe, in der Claudia und Sabine waren, sollte Wasserlebewesen fangen und bestimmen, die andere Gruppe mit Meike sollte sich mit Wasserpflanzen beschäftigen. Was bedeutete, dass beide mit ihren löchrigen Gummistiefeln auf jeden Fall durch den Uferschlamm waten mussten, um zum Wasser zu kommen.
„Na klasse, da sollen wir rein?“ fragte Sabine mit einem leicht angewidertem Gesichtsausdruck. „Ist ja eklig. Jetzt wäre ich echt froh gewesen, wenn meine Stiefel noch dicht geblieben wären. Ich weiß ja nicht, was ihr vorhabt, aber ich werde da drüben ins Wasser gehen. Da scheint es nicht ganz so matschig zu sein.“ Sie deutete auf eine Stelle, an der das Ufer des Weihers sandiger war. Allerdings war dort auch die Uferböschung steiler.
„Ganz schön steil, aber wie Du meinst. Viel Glück und brich Dir bloß nicht den Hals dabei“, zwinkerte ihr Claudia zu und watete schon durch den zähen Uferschlamm. „Wir treffen uns in der Mitte!“
„Wie geht’s Dir da drin?“ fragte Sabine. „Noch alles trocken?“
„Bis jetzt ist noch nichts reingelaufen“, antwortete Claudia. Der Schlamm war noch zu zähflüssig.
„Noch alles trocken? Du stehst doch noch nicht mal bis zum Knöchel drin“, mischte sich Conny aus ihrer Gruppe ein. Sie stand bereits bis 5cm vor das Schaftende ihrer roten Hunter mit einem Kescher im Wasser. „Sag mal, was habt ihr eigentlich vor? Haben Deine Gummistiefel etwa Löcher?“
„Wir haben beide eine Mutprobe, so eine Art Wettbewerb am Laufen, sagte Claudia. „Aber wir haben beide schon verloren.“
„Wettbewerb? Jetzt macht ihr mich aber neugierig. Erzähl Mal!“, sagte Conny
Claudia erzählte ihr die Geschichte, ließ aber auf Wunsch von Sabine hin, die noch am Ufer stand, die Strafe aus, die die Verliererin erwarten würde.
„Na ihr habt aber echt seltsame Freizeitbeschäftigungen. Aber Deine Stiefel sind echt furchtbar. Kann ich verstehen, dass Du die so schnell wie möglich loswerden willst“, sagte Conny mitleidig. „Was muss denn der Verlierer machen?
„Das ist noch geheim, aber Du wirst es auf jeden Fall mitbekommen, versprochen!“ sagte Sabine.
Markus der ebenfalls in ihrer Gruppe war, sagte zu Conny: „Das wird der Brüller, wirst schon sehen. Aber jetzt lasst uns mal loslegen, der Schneider guckt schon zu uns rüber.“
Claudia stapfte weiter in Richtung Waser. Auf einmal war der Matsch dünnflüssig genug und ergoss sich durch das Loch in ihren Stiefel.
„IHH!“ kreischte sie kurz auf, als es nass und kalt wurde. Sie spürte, wie das dreckige Wasser langsam unter ihrer Fußsohle nach vorne zur Zehenspitze lief. Im ersten Moment bekam sie eine Gänsehaut, aber dann fing sie an, es zu genießen. Das Wasser stieg langsam bis zum Knöchel hoch und ihr wurde ganz anders. „Geil!“ dachte sie, „das muss ich mir für später merken.“ Ein Schauer breitete sich zwischen ihren Schenkeln aus und durchlief ihren ganzen Körper, als ihr Stiefel langsam volllief.
„Wie ist das Wasser?“ rief Sabine und holte sie zurück aus ihren Träumen. Sie war zum Steilufer gelaufen und stand an der Kante. Sie machte sich bereit, hinunterzuspringen. Ihren Kescher hatte sie schon hinuntergeworfen.
„Das Wasser ist super!“ rief Claudia zurück. „Genau das richtige für meine schwitzigen Füße.
Oder vielmehr meinen schwitzigen Fuß. Der Andere hält – leider -noch dicht! Komm‘ jetzt endlich runter!“
„Worauf Du Dich verlassen kannst!“ Sabine sprang ungefähr einen Meter tief auf eine schräge Sandfläche. Dabei rutschten ihre Füße in den vom Schweiß glitschigen Stiefeln ruckartig nach vorne. Beide Gummistiefel platzten gleichzeitig vorne an den Zehen auf, wo Claudia das Skalpell angesetzt hatte und ihre Füße versanken dann tief im weichen Sand. „Was ist denn das auf einmal für ein komisches Gefühl an den Zehen?“ dachte sie. Sabine bemerkte sofort, dass da etwas nicht stimmte und zog beide Füße zurück ans Tageslicht. Aus beiden Gummistiefeln guckten vorwitzig ihre mit Sand panierten Zehen 2cm weit heraus.
„ACH DU SCHEISSE!! Was zum… !?!“ rief sie entsetzt aus. Dann hatte sie begriffen, was los war. „Claudia, Du kleines Miststück! Davon war aber nicht die Rede! Du hast dich nicht an unsere Abmachung gehalten. Und noch was: Ich hasse Sand zwischen den Zehen!“
„Wieso?“ konterte Claudia, „Du hast doch schließlich damit angefangen, viel größere Löcher als nötig in meine Stiefel reinzuschneiden! Darf ich Dich daran erinnern, dass ebenfalls Du vom Nervenkitzel angefangen hast? Jetzt beschwer‘ Dich nicht, Du hast ihn doch jetzt! Oder etwa nicht?“ neckte sie Claudia.
„Außerdem hast Du doch gesagt, Deine Stiefel sind Dir sowieso zu klein. Ich wollte Dir nur ein wenig Erleichterung verschaffen! Wenigstens passen sie Dir jetzt!“
„NA SUPI! Wenigstens passen sie mir jetzt?! Na vielen Dank auch! Das sieht vielleicht bescheuert aus!“ sagte Sabine leicht ärgerlich. „Aber im nächsten Moment war ihr Ärger schon wieder verflogen. „Aber Du hast Recht! Ich bin ja selbst Schuld dran“, sagte Sabine. „Du bist raffinierter, als ich dachte. Respekt! Wenigstens hab ich jetzt in beiden Stiefeln Wasserkühlung.“ Sie versuchte mit ihren Füssen wieder ein Stück in ihren Stiefel zurück zu rutschen, aber ganz gelang es ihr nicht. Die Stiefel waren halt zu klein und so hielten ihre Zehen den Riss wie ein geöffnetes Maul offen. „ Auch wenn es ein wenig bescheuert aussieht.“, Gleichzeitig dachte sie belustigt: „Na warte, Claudia, die Peep-Toes zahl‘ ich Dir heute mit Sicherheit noch heim! Ungestraft kommst Du mir damit nicht davon. Ich krieg schon noch meinen Spaß!“
Da kam ihr eine Idee: Sie nahm den weißen Edding, den sie für die Kennzeichnung der Proben von Herrn Schneider bekommen hatte, aus ihrer Hosentasche und setzte sich auf den Sandhaufen, in dem sie gelandet war. Sie wischte von ihren Stiefelspitzen den Sand herunter und zog die Verschlusskappe des Stiftes ab. Dann malte sie über den Rissen an den Zehen auf jeden Stiefel ein Augenpaar und zwei Punkte für die Nasenlöcher.
„Jetzt komm endlich!“ rief ihr Claudia ungeduldig zu. „Was machst Du denn da noch so lange?“
„Fertig Komme schon!“ Sabine schnappte sich den Kescher und stapfte über den Sand zum Wasser. Da sich ihr Fuß beim Laufen hin und her bewegte, klafften die Löcher an der Stiefelspitze bei jedem Schritt jetzt noch weiter auseinander. Sie erreichte das Ufer und setzte vorsichtig den ersten Fuß ins Wasser.
Sofort liefen ihr die Stiefel voll. „AHHHH! Genau das richtige bei dieser Hitze. Vielen Dank, Claudia!“, seufzte sie erleichtert. Zwei Schritte weiter war die Wohltat aber schon wieder vorbei. Auf einmal versank sie mit dem Stiefel, der schon am Hacken eingerissen war, bis knapp unterhalb des Schaftrands im zähen Schlamm am Grund, den sie wegen der Reflexionen an der Wasseroberfläche nicht erkannt hatte. Sie spürte deutlich, wie die zähflüssige Pampe vorne und hinten in die Stiefel strömte und sich zwischen ihren Zehen und unter der Fußsohle verteilte. Gurgelnd und glucksend lief ihr der Stiefel voll.
„BÄHH!! Ist das eklig!“ rief sie vor Schreck laut aus. „Da vergeht einem ja die ganze Lust.“
Der Rest der Gruppe fing an zu lachen. „Du wolltest doch unbedingt dort ins Wasser. Komm hier rüber, hier ist es nicht so schlammig!“ kicherte Claudia und lief ihr ein paar Schritte entgegen.
Sabine spritzte einen großen Schwall Wasser in ihre Richtung und verlor dabei fast das Gleichgewicht. „Das würde ich ja gerne, aber bitte lach‘ jetzt nicht! Mein Stiefel steckt fest! Komm lieber her und hilf mir!“ bettelte Sabine.
„Na gut“, sagte Claudia versöhnlich, „ich will mal nicht so sein.“ Mit ein paar Schritten war sie bei ihrer Freundin, ohne einzusinken. „Du hast Dir wohl so ziemlich das einzige tiefe Schlammloch hier ausgesucht, was? Dann retten wir Dich mal!“ Sie griff nach dem Schaft von Sabines Stiefel. „Greif auch zu. Auf drei ziehen wir beiden fest am Stiefel!
„Sabine griff nach der Stulpe und zählte: „Eins, zwei, …!“
Bei drei zogen beide mit aller Kraft am Schaft, doch der Stiefel hatte sich so festgesaugt, dass er sich nicht einen Zentimeter bewegte. Bei Sabines Fingern riss die Stulpe an den eingestanzten Löchern ein gutes Stück ein.
„Mist! Ein Glück, dass der Stiefel schon kaputt war!“ fluchte Sabine. „Lass es uns nochmal versuchen. Ich zähl‘ nochmal bis drei!“
Bei drei zogen die beiden nochmal mit aller Kraft und endlich löste sich der Stiefel aus dem Matsch. Die Mädchen jubelten und stapften ein paar Schritte in Richtung der restlichen Gruppe. Die Freude war jedoch gleich wieder verflogen, als Sabine den Matsch von ihrem Stiefel abzuspülen begann und die Bescherung sah.
„Scheiße! Die Sohle ist noch viel weiter abgerissen!“ fluchte Sabine, winkelte das Knie an und hob den Fuß aus dem Wasser. Ein Wasserschwall ergoss sich aus der Stiefelspitze in den Weiher zurück. Ihre Sohle war jetzt beidseitig bis hinter den Absatz eingerissen und baumelte vom Rest des Stiefels weg in der Luft. Sabine bewegte den Knöchel und der Absatz fing an zu schwingen.
„Mit dem habe ich später nicht mehr viel Arbeit“, stellte sie seufzend fest.
„Wow! Ich dachte nicht, dass Dir SO warm in den Stiefeln war, und Du deshalb so große Lüftungslöcher brauchst“, frotzelte Conny.
„Wenigstens muss ich die nicht mehr ausziehen, um den Dreck wieder loszuwerden. Vielleicht verschwindet jetzt auch endlich der Kellermief!“ lachte Sabine.
„Was hast Du vorhin eigentlich noch so lange gemacht?“ fragte Conny.
„Hier, schaut mal!“ sagte Sabine und hob den einen Stiefel gerade so weit aus dem Wasser, dass nur ihre Stiefelspitze herausguckte. Das sah jetzt aus wie ein Froschmaul mit dem rot lackierten Zehennagel des großen Zehs als Zunge.
Hi, Hi, Hi!“ kicherte Claudia. Das sieht ja aus wie ein …“
„…Breitmaulfrosch, genau!“ ergänzte Sabine. „Eben passend zum heutigen Tag. So, ihr habt aber jetzt genug gesehen, Herrschaften! Geht endlich an die Arbeit, sonst kriegen wir noch Ärger mit dem Schneider.“
Aus einer anderen Ecke des Weihers hörte man Meike entsetzt aufkreischen: „IGITT!!! Mist, meine Gummistiefel sind undicht!! Wenn ich meinen Bruder in die Finger kriege, dann kann der aber was erleben!! MANN!!!! Der Arsch hätte doch was sagen können, dass seine Scheißdinger kaputt sind.“
„Siehst Du! Alles halb so wild!“ kicherte Sabine, „Ich hab’s gleich gewusst, dass es Meike nicht schnallt!“
„Lass mich raten, Sabine!“ lachte Conny. „Ihr habt bestimmt damit etwas zu tun, oder? Aber keine Angst, ich verrate bestimmt nichts. Sie hat’s verdient, so wie sie uns immer von oben herab behandelt.“
Sabine zwinkerte ihr nur zu, sagte aber weiter nichts. Woraufhin ihr Conny den nach oben gereckten Daumen hinhielt.
Sie sahen Meike dabei zu, wie sie mit einem etwas gequälten Gesichtsausdruck zurück ans Ufer watete, wo ihr eine Freundin dabei half, die matschigen, löchrigen Stiefel auszuziehen. Mit spitzen Fingern zog sie an Meikes dreckigem Stiefel.
„Bin mal gespannt, was jetzt kommt“, grinste Sabine und lief „zufällig“ an den beiden vorbei.
Meike und ihre beste Freundin diskutierten heftig miteinander: „Warum sollte ich Dir meine Stiefel geben? Glaubst Du, ich hab‘ Lust, in diesem Siff rumzulaufen? Aber ich hab‘ was für Dich“, sagte Meikes Freundin und kramte in ihrem Rucksack. Sie zog zwei knallgelbe, dünne Plastiktüten aus dem örtlichen Supermarkt hervor. „Da kannst Du von mir aus Deine Füße reinstecken, dann werden sie wenigstens nicht matschig.“
Meike verzog das Gesicht: „Na gut, vielleicht hilft’s ja! Aber könntest Du mir nicht vielleicht doch…“
„Das muss helfen, denn was anderes gibt’s nicht von mir, auch wenn Du meine beste Freundin bist!“ antwortete sie etwas genervt. „Die Gummistiefel tauschen! PFHH!“
Sabine kehrte zu den anderen zurück, um Bericht zu erstatten. „Schaut mal, im Supermarkt gab‘s heute Barbiepuppe im Angebot“, lästerte sie und deutete auf Meike, die gerade ihre Füße in die gelben Tüten steckte und dann ihre Gummistiefel wieder anzog. Die Tüten ließ sie etwa 10cm über die Stulpen herausstehen, damit sie nicht gleich wieder nasse Füße bekam.
Sabine und die anderen beobachteten Meike dabei: „Die ist ja noch viel pingeliger, als ich dachte. Das sieht vielleicht bescheuert aus mit den Tüten. Mach doch bitte ein paar Fotos von unserer Prinzessin, Markus!“ bat sie ihn.
„Ist schon erledigt, das musst Du mir doch nicht erst sagen“, zwinkerte ihr Markus zu und grinste über das ganze Gesicht.
Sie sammelten noch weiter Wasserlebewesen ein, die bis zur Bestimmung in Eimern aufbewahrt wurden. Dabei lief noch manch anderer Gummistiefel voll, was aber im Gegensatz zu Meike mit sehr viel Humor genommen wurde.
Irgendwann schimpfte Meike schon wieder wie ein Rohrspatz: „MIST!!!! Diese verdammten Dreckstüten sind ja jetzt schon kaputt! Die taugen ja überhaupt nichts! Ich hab‘ schon wieder nasse Füße!!!!“
Sofort wendeten Claudia, Sabine, Conny und Markus die Köpfe und konnten beobachten, wie Meike sich wütend die Tüten von den Füßen riss und sie ins Wasser warf. Schimpfend kam sie ans Ufer und fragte ihre Freundin nach weiteren Tüten. Aus ihrem Gesicht konnten die vier sofort herauslesen, dass keine Tüten mehr da waren. Jemand anderen zu fragen, da war sie wohl zu stolz dafür. Wütend stapfte sie ins Wasser zurück, so dass es hoch aufspritzte und watete jetzt wieder mit nassen Füssen im matschigen Tümpel umher.
„Da hat wohl jemand nicht sehr viel Spaß am Unterricht“, grinste Claudia.
„HEY MEIKE! Sammel doch bitte die Tüten wieder ein! Das hier ist ein Naturschutzgebiet!“ rief ihr Herr Schneider zu, der sie beobachtet hatte.
Meike grummelte vor sich hin und fischte die zerrissenen Tüten wieder aus dem Wasser.
„Ja, heute kommt’s echt dicke für unsere Streberleiche“, lästerte Sabine. „Die steht nur noch wegen einer guten Note in der Pampe, das sag‘ ich Euch. Sonst wär die schon längst wieder aus dem Wasser draußen.“
Kurz vor der Mittagspause konnten Sabine und Claudia Meike erneut dabei beobachten, wie sie sich aus ihren klatschnassen, schlammverschmierten Gummistiefeln quälte. Sie hob sie mit spitzen Fingern und einem angewiderten Gesichtsausdruck hoch, um den Rest der dunkelbraunen Schlammbrühe darin auch noch auszuleeren. Mit wütendem Gesicht warf sie die Stiefel quer über die Wiese zu der Bank hin, an der ihr Rucksack angelehnt war. Bei der Landung überschlugen sich die Stiefel mehrmals und schlitterten dann das letzte Stück über den Kies.
„Mann, die ist aber sauer!“ kicherte Sabine. „Hast Du gesehen? Die ist kaum noch aus ihren Stiefeln wieder rausgekommen! Und wenn die so weiter macht, kriegt sie die Stiefel auch noch ganz geschrottet! Vorhin wollte sie doch allen Ernstes ihre Gummistiefel mit Sandra tauschen.“
„Echt!?“ staunte Claudia. „Die hat ja wohl ‚ne Vollmeise! Für was hält die sich eigentlich?“
„Sandra hat unserer Prinzessin aber ganz schön was gehustet“, lästerte Sabine. „Da ist ganz schön dicke Luft bei denen, oder was meint ihr, weshalb sie nicht um Hilfe beim Stiefelausziehen gebeten hat?“
„Ihr Gefolge scheint doch nicht ganz so blöd zu sein, wie ich immer dachte. Aber wenn ich sehe, wie Meike sich aus ihren Romikas rausgequält hat, dann lassen wir unsere Stiefel lieber an, sonst reißen wir die uns noch komplett kaputt. Wäre schön, wenn die jetzt wenigstens noch den Rückweg überstehen“, sagte Claudia. „Hihi! Man könnte fast Mitleid haben. Aber nur fast!“
„Ja! Wäre schön, wenn die noch ein wenig durchhalten würden!“ sagte Sabine mit einem geheimnisvollen Lächeln und schaute auf Claudias Gummistiefel hinunter. „Wäre wirklich schön!“
Zuletzt geändert von baier1977 am Mi 30. Jan 2013, 10:21, insgesamt 1-mal geändert.
wellieleak
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Re: Die Mutprobe

Beitrag von wellieleak »

Wieder eine tolle Fortsetzung :D !
Mich interessiert jetzt wirklich ob Conny auch nasse Füsse bekommt und was mit Meikes Stiefeln passiert (Ich glaube das sie in der Herberge im Müll landen oder?)

Wie gesagt weiter so das ist die beste Geschichte seit langem!
Gummireitstiefel
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Re: Die Mutprobe

Beitrag von Gummireitstiefel »

Ein Wenig kann Meike einem Leid tun, sie hat wie die beiden Protagonisten dieser Geschichte auch nur Gummistiefel aus der Familie zur Verfügung gestellt bekommen. Conny hat tolle Gummistiefel und trägt sie wahrscheinlich auch gerne, ich glaube Conny gehört zu der Minderheit der Klasse, die freiwillig in Wellies schlüpft.
wellieleak
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Re: Die Mutprobe

Beitrag von wellieleak »

Gummireitstiefel hat recht, leid tun könnte sie einem schon den es ist zumindest überrachend wenn einem das Wasser in die Gummistiefel läuft die eigentlicht dicht sein sollten.Adber so wie die sich darufhin verhält geschiet es ihr recht, wirklich leid tun kann einem nur ihr Bruder er gibt dichte Gummistiefel ab und was bekommt er zurück?
Jedenfalls ist eins klar keines der Mädchen war jemals vorher mit Gummistiefeln im Wasser schon garnicht mit Löchern drin, und Meike hat bestimmt noch nie welche besessen.
Ich wäre bei der Geschichte gerne Markus das wäre ein Traum, 2 Mädels durchlöchern vor meinen Augen ihre Gummistiefel und gehen damit auch noch ins Wasser :D !
Ich glaube ich hätte Sabine und Claudia meine Gummistiefel zu testen gegeben um auch in den Genuss von ein paar Löchern zu kommen!
baier1977
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Re: Die Mutprobe

Beitrag von baier1977 »

Wie gesagt, das mit den zwei Mäels, die sich gegenseitig die Gummistiefel zerschnitten haben, habe ich selbst auf einer Klassenfahrt erlebt. Auch das eine oder andere Paar wurde da schon mal "plötzlich" undicht.
Schön ist es nicht, wenn man seine Gummistiefel kaputt wieder zurückbekommt, auch das hab ich schon erleben müssen. Meine Schwester hatte sich meine damaligen Lieblingsstiefel mal ungefragt fürs Zeltlager ausgeliehen, weil sie ihre eigenen Gummis einer Freundin geliehen hatte, die mit dabei war, aber die selber keine hatte.
Als ich die Gummistiefel zurückbekam, waren die Stulpen eingerissen. Beide Stiefelspitzen waren vom Lagerfeuer so verschmort, das sie nach ein paar mal Tragen aufgeplatzt sind meine Zehen im Freien hingen.

Aber ja, das hat schon was überraschendes, wenn einem auf einmal das Wasser in die Stiefel läuft. :shock: :shock:
Ist mir mal im Winter passiert, als ich durch einen Bach gewatet bin. Einer mMeine Bobbies hatte ein 2cm großes Loch am Spann, das ich vorher nicht bemerkt habe, ist wohl gerade auf dem weg zum Bach kaputtgegangen.
Es war bloß ziemlich tief an der Stelle, wo ich den Fuß hingesetzt habe und bis ich den nächsten Trittstein entdeckt hatte, war der Stiefel schon fast bis zum Knöchel vollgelaufen. Bei Minusgraden wars nicht gerade sehr angenehm.
Als Kind hatte ich blau-gelbe Moonboots, die sind mir beim Schlittenfahren kaputtgegangen. Einer von denen ist hinten am Schaft zwischen den Rippen (Sollbruchstellen) auf 5cm eingerissen. Das hab ich auch erst gemerkt, als das warme Futter so nach und nach immer feuchter wurde, als der Schnee, der in den Stiefel gefallen war, geschmolzen ist.
wellieleak
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Re: Die Mutprobe

Beitrag von wellieleak »

Haben die Ideengeberinnen ihre Gummistiefel eigentlich auch durchlöchert weil sie neue wollten oder weil sie die die sie hatten einfach nicht mochten?
Und wessen Stiefel sind noch aus "Versehen" undicht geworden, erfaren wir das in der Geschichte auch noch? Oder bleibt es bei den bisherigen 3 Paar?
Ich habe solch eine Mutprobe mal mit Freunden auf einem Zeltlager gemacht aber ohne Wette einfach nach dem Motto "Wer traut sich"!
Aber auch sonst habe ich ab und zu mal Freunde zu undichten Gummistiefeln überredet!
baier1977
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Re: Die Mutprobe

Beitrag von baier1977 »

Also, bevor hier noch jemand vor Neugier platzt, gibt's jetzt die Fortsetzung: :lol: :lol:

Teil 5:

In der Mittagspause lümmelte sich Claudia etwas abseits von den anderen auf einer Bank. Die Füße hatte sie auf dem Tisch abgelegt, die Gummistiefel hatte sie jedoch anbehalten, weil sie Angst hatte, sie beim Ausziehen noch mehr zu zerreißen. Und auf einen völlig unbequemen Heimweg mit total kaputten Stiefeln hatte sie nun überhaupt keine Lust. „Mist!“ dachte sie. „Ich hätte doch wenigstens noch meine Chucks mit einpacken können! Die wären auf jeden Fall bequemer für den Heimweg gewesen.“
Ihr noch heiler Stiefel war mittlerweile innen bis oben an die Stulpe auch schon ganz schön feucht vom Schweiß geworden, wie sie festgestellt hatte, als sie mit ihrer Hand in den Schaft hinein geglitten war.
"Puh, das wird heute Abend bestimmt kein Spaß beim Ausziehen", dachte sie gerade, als Sabine mit ihren mittlerweile ganz schön zerfledderten Gummistiefeln vorbeilief. Die herunterhängende Sohle machte dabei bei jedem Schritt ein laut schlappendes Geräusch. Bei jedem Auftreten war ein leises Furzen zu hören.
„Dich erkennt man ja schon mit geschlossenen Augen. Die Geräuschkulisse ist jedenfalls einmalig! Du hörst Dich an wie meine Mutter. Die hat ein Paar von diesen hässlichen Gesundheitspantoffeln mit Holzsohle.“ neckte sie Claudia.
Sabine blickte auf Claudias Gummistiefel, die in der prallen Sonne vor sich hin brutzelten. Bei einem hatte sich unter dem Loch am Hacken eine kleine Pfütze vom herauslaufenden Wasser auf der Tischplatte gebildet. Sie beschloss, jetzt ihre Rache an Claudias Stiefeln für die aufgeschnittenen Stiefelspitzen zu nehmen.
„Zeig doch mal! Wie sehen denn Deine inzwischen aus?“, fragte Sabine.
Claudia drehte ihren Fuß mit dem löchrigen Stiefel auf die Seite und winkelte ihren Knöchel etwas an, woraufhin sich der Riss etwas öffnete. Sabine beugte sich hinunter und zog mit spitzen Fingern ein wenig an der Sohle. Der Riss war immer noch genauso groß wie zu dem Zeitpunkt, als sie Claudia auf den Hacken getreten war.
„Bis jetzt ist der Riss noch nicht größer geworden. Ich hab‘ ein Riesenglück gehabt!“ sagte Claudia. „Aber Deine sehen echt übel aus. Wie läuft es sich denn damit?“
„Nicht gerade angenehm, aber besser als ich dachte. Zum Glück hat der Riss noch nicht seine volle Länge erreicht. Aber wenn ich sie später runterschneide, muss ich die scharfe Kante innen an der Sohle noch wegschneiden. Die macht es etwas unbequem. Aber vielleicht möchtest Du es ja mal selber ausprobieren, wie sich’s läuft?“ fragte Sabine und spielte weiter am Riss an Claudias Hacken herum.
„Wieso, Deine passen mir doch nicht“, sagte Claudia. „Da komm‘ ich doch nicht mal in den Schaft runter. Außerdem gehen die doch ganz kaputt, wenn Du sie ausziehst. Lieber nicht, Sabine! Deine Stiefel werden wohl nur noch ein einziges letztes Mal als Gummistiefel ausgezogen werden. Aber trotzdem Danke für das Angebot!“
Sabine bohrte immer noch mit dem Finger in Claudias Gummistiefel herum, um sie in Sicherheit zu wiegen. Im nächsten Moment griff sie mit der freien Hand nach Claudias Knöchel und drückte ihr den Fuß fest auf die Tischplatte. Sie steckte einen zweiten Finger in den Riss und begann langsam zu ziehen.
„Ich rede ja auch gar nicht von meinen Gummistiefeln“, antwortete Sabine mit einem lustigen Funkeln in den Augen.
„NICHT!! Hör auf! Was machst Du denn! Mein Stiefel!““ rief Claudia völlig entsetzt. Sie konnte sich auf der Bank nicht aufrichten, da sie beide Füße auf den Tisch gelegt hatte. Sie zappelte herum und versuchte sich, aus Sabines Griff zu befreien.
„Das ist meine Rache für die Peep-Toes, die Du mir verpasst hast. Ich hasse Dreck und Sand zwischen den Zehen. Darum sollst Du am Nachmittag auch noch ein bisschen mehr davon haben“, sagte sie fröhlich.
„NEIN!! Bitte, bitte nicht! HÖR AUF!! SABINE!!!!“ kreischte Claudia.
Sabine zog mit einem kurzen, aber kräftigen Ruck an Claudias Stiefelsohle. Mit dem hässlichen Knirschen des zerreißenden Futters schälte sich die gelbe Sohle wie eine Bananenschale auf 5 cm Länge von Claudias Fuß ab.
„SABINE!! DU BIEST!! HÖR AUF!!“ kreischte Claudia und zappelte noch heftiger. „Wie soll ich denn so wieder nach Hause kommen?“
„Na, genauso wie ich jetzt. Möchtest Du es vielleicht noch ein wenig mehr luftiger? Kann ich auch machen! Oder vielleicht gleich barfuß?“ fragte Sabine belustigt und zog nochmal mit aller Kraft an der Stiefelsohle, die sich daraufhin bis an das Ende des angeritzten Schaftes weiter abschälte. Dann fehlte ihr die Kraft, den Stiefel noch weiter aufzureißen.
„Hast jetzt aber Glück gehabt, mehr Kraft habe ich nicht! Viel Spaß heute Nachmittag im See“, spottete sie und ließ die Sohle los. Mit einem „FLAPP“ schnellte die Sohle wieder zurück gegen Claudias Ferse. Sabine ließ Claudias Knöchel los und fing an zu rennen.
„Du kleines Miststück!“ rief Claudia ihr hinterher und fing an zu lachen. „Na warte, jetzt kannst Du was erleben!“ Sie sprang von der Bank auf und begann, Sabine zu verfolgen, was für beide mit einer kaputten Sohle nicht ganz einfach war. Nach ein paar Metern wurde Sabine plötzlich langsamer, weil sich ein spitzer Stein in ihren Stiefel verirrt hatte. Claudia stürzte sich auf sie und riss sie zu Boden. Beide rollten über das weiche Gras. Sabine versuchte, wieder hochzukommen, aber Claudia war schneller. Auf dem Hintern sitzend klemmte sie Sabines rechtes Bein mit dem linken Arm auf ihrem linken Oberschenkel ein und griff sich den Knöchel mit der linken Hand, um den Fuß festzuhalten. Mit der rechten Hand griff sie fest nach der beigen Sohle und bog sie vom Stiefel weg.
Markus und Conny hatten die Verfolgungsjagd mitbekommen und waren den beiden hinterhergerannt.
„Was ist denn hier los?“ fragte Conny schmunzelnd. „Freistilringen?“
„So was in der Art“, keuchte Claudia. „Da, schaut mal! Sie hat gerade meinen Gummistiefel ganz kaputtgemacht!“ Sie hob ihren Stiefel, an dem die Sohle jetzt nur noch lose herab baumelte.
„Da hat unsere Bine ja wirklich ganze Arbeit geleistet, oder, Markus?“ sagte Conny.
„Wow, Claudia! Das sieht ja echt krass aus!“ staunte Markus. „Mit dem Stiefel möchte ich nicht mehr heimlaufen müssen. Und jetzt rächst Du Dich?“
Darauf kannst Du Dich verlassen!“ sagte Claudia zu Markus und fing wieder an, an Sabines Sohle zu ziehen.
„BITTE NICHT, CLAUDIA!“ kreischte Sabine und versuchte, sich zu befreien. „Das war doch nur Spaß!! HÖR AUF!! Damit läuft es sich jetzt schon beschissen! Markus, Conny!!! Helft mir doch!“
„Nein, nein! Claudia hat ganz Recht. Strafe muss sein!“ sagte Conny lächelnd zu Sabine, „aber wir bleiben gerne hier, schauen zu und genießen. Oder nicht, Markus?“
„Klar! Und meine Kamera läuft auch schon“, grinste er breit hinter seiner Videokamera hervor. „Ein Bild für die Götter! Bitte, Claudia! Dein Einsatz!“
„Genau, liebe Sabine, das hättest Du Dir überlegen sollen, bevor Du bei meinem Gummistiefel die Sohle abgerissen hast“, sagte Claudia mit einem bösartigen Lächeln und machte ernst. Mit einem lauten „RRRRRTSCH!“ schälte sich auch noch der Rest der angeritzten Sohle von Sabines Fuß. Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen musste Sabine hilflos mit ansehen, wie ihr Gummistiefel noch weiter zerstört wurde.
„Deine aufgeschnittenen Stiefelspitzen sind bestimmt angenehmer zu ertragen als jetzt das hier!“ schimpfte Claudia und machte eine Kopfbewegung zur ihrem kaputten Stiefel hin. „Aber weil Du meine beste Freundin bist, habe ich beschlossen, Dir doch noch etwas Gutes zu tun! Schau mal her!“ sagte Claudia jetzt wieder in freundlichem Tonfall.
Sabine hatte aufgehört zu zappeln und war sprachlos. So eine Reaktion hätte sie Claudia im Leben nicht zugetraut. In Gedanken lächelte sie aber und dachte: „Du hinterhältiges Luder, ich hab’s schon immer gewusst, das stille Wasser tief sind.“
Claudia ließ die Sohle los, schob ihre Hand durch den Riss unter Sabines Fußsohle und begann, sie zu streicheln. In Sabines Stiefel war es feuchtwarm und schmierig.
Sabine fing an zu kichern: „Hi Hi, lass das, das kitzelt doch!“
„Ja, das kitzelt“, stellte Claudia fest. „Aber das ist nicht die Strafe! Die kommt jetzt erst noch!“
Sie zog langsam ihre Hand aus dem Riesenloch in Sabines Stiefel und bohrte ihren Zeigefinger genüsslich in den Schnitt an der Stiefelspitze.
„Du hast doch gesagt, dass Dir die Stiefel zu klein sind, oder?“ fragte Claudia und begann, Sabines dreckige Zehen zu kitzeln. „Da hab‘ ich mir ein paar Gedanken gemacht, wie ich Dir helfen kann. Leider bin ich gestern Abend nicht mehr ganz fertig geworden, denn es musste schnell gehen, weil Markus Dich nicht lange genug ablenken konnte. Hoffentlich hab‘ ich deswegen nicht viel zu weit und zu tief geschnitten, aber wenn es geklappt hat, dann kannst Du nachher gerne noch Deinen anderen Stiefel der Symmetrie wegen mit meiner Nagelschere bearbeiten. Falls nicht, …“, sie machte eine lange Pause, denn sie wollte Sabine noch ein wenig zappeln lassen. „…musst Du vielleicht doch auf einer Seite barfuß heimlaufen? Pech gehabt!“
In Sabine stieg eine Panik auf und ihre Gedanken rasten hin und her: „Was hat die in der Zeit, als ich mich letzte Nacht mit Markus unterhalten hatte, bloß mit meinen Stiefeln gemacht? Die hat doch wohl nicht die ganze Sohle rundum angeschnitten? Oh Gott, nein! Oder hatte sie bloß noch in der Mitte der Sohle ein klein wenig Gummi stehen lassen!?! Bestimmt wird sie mir jetzt auch noch den Stiefel von vorne her ganz aufreißen! Die hat sicher bloß rechts und links gerade mal noch 1-2cm vom Schaft stehen gelassen! Ja, nur dieser kleine Rest wird meine Sohle noch festhalten! Und ich Blödmann hab‘ meine Flip-Flops im Schullandheim liegen lassen!“ dachte sie panisch und sah sich schon barfuß heimlaufen. „Ich könnte mir immer noch von Conny einen ihrer pink-grünen ausleihen, die hat ihre Flip-Flops dabei!“ Sie kicherte hysterisch, als sie sich vorstellte, wie bescheuert es wohl aussehen würde, wenn sie den Schaft angezogen lassen würde und einen grellbunten Flip-Flop anstelle der abgerissenen Sohle am Fuß hätte.
„Was hast Du mit meinen Gummistiefeln gemacht, du kleines Luder?“ fragte sie mit fester Stimme, denn vor Claudia klein beigeben wollte sie nicht.
„Tja, das fragst Du Dich jetzt“, sagte Claudia in leicht spöttischem Tonfall. „Auf jeden Fall wird es jetzt noch viel, viel luftiger für Dich.“ Sie umfasste die Zehenkappe mit Daumen und Zeigefinger.
„Das wagst Du nicht! Bitte nicht Claudia, lass das! Lass bitte die Sohle dran! Ich will nicht barfuß heimlaufen! Ich geh‘ auch zum Schneider und frag‘ ihn nach Klebeband, damit wir unsere Gummistiefel wieder einigermaßen zusammenflicken können! Bitte, Claudia!“ flehte Sabine.
„Zu spät, Sabine! Schauen wir mal, ob Du Glück gehabt hast!“ sagte Claudia und umfasste Sabines Knöchel fester. Sie zog die Zehenkappe kräftig von der Sohle weg und zuerst wurde der Schnitt entlang der Sohle mit einem leisen Knirschen nur noch etwas länger, weil die Zehenkappe beim Aufkommen auf der schrägen Uferböschung noch nicht ganz aufgeplatzt war.
Sabine sah mit schreckgeweiteten Augen zu und war sich sicher, dass Claudia ihr jetzt den ganzen Stiefel genau so kaputt reißen würde, wie sie es sich eben in Gedanken ausgemalt hatte.
„Scheiße!!! Das war’s dann wohl! Den Stiefel kann ich jetzt gleich hier an Ort und Stelle wegschmeißen!“ dachte sie resigniert. Sabine schrie entsetzt auf, als Claudia anfing, kräftig an ihrem Stiefel zu reißen. Panisch begann sie wieder zu zappeln, um sich zu befreien: „NEIN!!!!! NICHT, DU BLÖDE KUH!!“
Claudia zog mit aller Kraft an der Zehenkappe und dann riss sie endlich an dem quer verlaufenden Schnitt ein. Nachdem sie die Zehenkappe halb abgerissen hatte, sah sie lächelnd die panische Sabine an: „Keine Angst, Du musst schon nicht barfuß heimlaufen. Das hier wird jetzt nur ein richtiger Peep-Toe-Gummistiefel. Du hast wohl echt gedacht, ich reiß‘ Dir jetzt die ganze Sohle ab, oder? Ganz so herzlos bin ich nun auch nicht. Wenigstens drückt jetzt einer von Deinen Stiefeln nicht mehr!“ sagte Claudia fröhlich und riss mit einem weiteren kräftigen Ruck den Rest der Kappe auch noch ab.
„Da! Die schenk‘ ich Dir als Andenken! Tut mir leid, dass ich Deinen anderen Stiefel gestern Abend nicht mehr geschafft habe, jetzt musst Du halt asymmetrisch durch die Gegend laufen“, sagte Claudia und drückte Sabine die abgerissene Zehenkappe mit dem lustigen Froschgesicht in die Hand.
„Oh Mann!!!!“ seufzte Sabine erleichtert und ließ sich rücklings ins Gras fallen. „Das kannst Du doch nicht mit mir machen! Ich hab‘ echt gedacht, jetzt ist meine Sohle ab und ich muss barfuß heimlaufen.“
Sie richtete sich wieder auf und betrachtete Claudias Werk. Sie wackelte mit ihren dreckigen Zehen im Loch in der Stiefelspitze, von dessen Rand die zerrissenen Fäden des Futters abstanden.
„Hey, mit meinen in rot lackierten Zehennägeln sieht das ja richtig gut aus! So etwas hab‘ ich erst letzte Woche in einer Modezeitschrift gesehen, nur dass die Stiefel dort aus Wildleder waren. Schade, jetzt hab ich nur noch einen Breitmaulfrosch!“ seufzte Sabine und wackelte mit den Zehen.
„Sieht so aus, als ob an mir ein Designer verlorengegangen ist“, stellte Claudia fest, ließ Sabines Bein wieder los und setzte sich neben ihr ins Gras. „Aber Du hättest Dein Gesicht vorhin sehen sollen, das war unbezahlbar! Die blanke Panik! Sind wir jetzt quitt?“
„Ja, jetzt sind wir quitt“, rief Sabine und streckte ihr die Hand entgegen. „Friede?“
„Friede“, sagte Claudia und schüttelte Sabines Hand. Sie umarmten sich und waren wieder die besten Freundinnen.
„Super! Das war ja fast oscarreif!“ rief Conny. „Dein Gesicht, Sabine, war echt unbezahlbar! Kommt, lasst Euch hochhelfen, die Mittagspause ist bald vorbei!“ Sie reichte beide ihre Hände und zog sie wieder auf die Füße.
Claudia und Sabine humpelten in ihren zerfetzten Gummistiefeln mit Conny und Markus zurück zu den Bänken und setzten ihre Mittagspause fort.
Zuletzt geändert von baier1977 am Mi 30. Jan 2013, 10:22, insgesamt 1-mal geändert.
wellieleak
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Re: Die Mutprobe

Beitrag von wellieleak »

Au Ha! Das ging aber diesmal zur Sache! Die Stiefel der beiden sind hin. Mal gespannt wie es nach dem Mittag weitergeht, es gibt ja noch genug dichte Gummistiefel auf dieser Klassenfahrt!
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