Hallo zusammen!
Claudia und Sabine sind wieder da!



Nach der Mutprobe auf einer Klassenfahrt ist ein wenig Zeit vergangen.
Aber jetzt sind die beiden zusammen mit Freundinnen zu einem Rockfestival unterwegs.
Und dafür sollte man sich vorher lieber die richtige Ausrüstung besorgen. Zuerst einmal
geht's dafür im ersten Teil auf einen Flohmarkt!
Viel Spaß!!
Gummistiefel vom Flohmarkt
Teil 1
„OH NEIN! UND JETZT?!“ Claudia durchwühlte den Keller bei sich zu Hause und suchte verzweifelt ein Paar Gummistiefel, die ihr passten und noch wenigstens noch einigermaßen dicht waren. Nächstes Wochenende wollte sie mit Freundinnen auf ein Rock-Festival gehen und so sehr sie ihre alten löchrigen Gummistiefel auch liebte, das ganze Wochenende wollte sie dann doch nicht mit nassen Füssen rumlaufen.
Die Gummistiefel, die sie damals nach der Klassenfahrt als Ersatz für die von ihr zerschnittenen „Bauernstiefel“ ihres Bruders gekauft hatte, waren dafür auf jeden Fall nicht mehr geeignet, weil sie inzwischen nach etlichen Hundespaziergängen und Nachmittagen im Reitstall fast nur noch aus Löchern bestanden. Auch ihre geliebten alten Gummireitstiefel, die daneben standen, hatten neulich vom Ausziehen am Hacken einen großen Riss genau über der Sohle bekommen.
„Verdammt! Wo sind sie denn nur?!“ dachte sie frustriert, als sie das Schuhregal im Keller nach den Gummistiefeln ihrer Mutter durchsuchte. Die hatte sich doch damals auch gleich noch ein Paar gekauft, weil sie ihrer Tochter in Sachen Mode nicht nachstehen wollte.
Unter den viel zu großen schwarzen Gummistiefeln ihres Vaters und denen ihres Bruders kamen jedoch nur ein paar völlig verdreckte rote Gummistiefeletten von ALDI zum Vorschein, die ihre Mutter achtlos ins Regal geworfen hatte. Hoffnungsvoll griff sie ins Regal, nur um gleich danach enttäuscht das Gesicht zu verziehen.
Bei beiden waren die Elastikeinsätze am Knöchel eingerissen, das Futter hing in Fetzen herab und ein eklig modriger Geruch verbreitete sich.
„Die müssen wohl noch feucht gewesen sein“, dachte Claudia und verzog angewidert das Gesicht, als sie die Stiefelchen näher betrachtete. In beiden hatte sich ein grünlich-grauer Schimmelbelag ausgebreitet. „Das war‘s dann wohl!“ seufzte sie und warf sie mit spitzen Fingern wieder ins Regal zurück.
„Mama!!!“ schrie sie die Treppe hinauf. „Wo sind denn Deine hohen, bunten Gummistiefel geblieben? Sag jetzt bitte nicht, dass Du die schon weggeschmissen hast!“
„WAS? Aber nein, auf keinen Fall! Warte mal, lass mich nachdenken! Die stehen hinter der Garage unter dem kleinen Vordach, ich hatte sie schon ewig nicht mehr an!“ kam es von oben zurück. „Warum?“
„Ich brauch sie unbedingt nächstes Wochenende fürs Konzert, meine alten Gummistiefel sind doch total kaputt!“ rief Claudia.
„Was ist denn mit Deinen Reitstiefeln, die sind doch sogar noch höher?“ fragte ihre Mutter. „Die wären doch ideal!“
„Nö, geht leider nicht! Die sind mir letzte Woche kaputtgegangen!“ rief Claudia zurück. „Da brauch ich nach dem Konzert unbedingt Neue! Aus denen kann man nur noch Clogs für den Garten machen!“
„Ach so? Schade! Na gut, wenn Dir meine Stiefel passen, dann bedien‘ Dich!“ kam die Antwort von oben.
„Gott sei Dank! Mamas Luxus-Gummistiefel! Na gut, dann geh ich mal hinter die Garage“, dachte Claudia und stieg die Kellertreppe hoch. Dort sah sie zunächst jedoch die Stiefel nicht. „Wo seid ihr?!“ dachte sie, als sie das Regal absuchte. Alte Blumentöpfe, Erde, Dünger und alles Mögliche war da, doch die Stiefel waren nicht aufzufinden.
Da fiel ihr Blick auf einige Kartons an der Garagenwand, die von den neuen Gartenmöbeln stammten, die ihr Vater letzte Woche gekauft hatte. Als sie diese auf die Seite geräumt hatte, standen dort endlich Gummistiefel ihrer Mutter in der Sonne an der Garagenwand. Sie hatten ein lustiges, buntes Streifenmuster, welches nach langer Zeit im Freien schon etwas verblichen war, eine Schnalle am Schaft und eine beige Sohle mit einem roten Streifen. Claudia nahm sie hoch und sah auf die Größe.
„Eine Nummer kleiner zwar, aber die könnten passen“, dachte sie, schleuderte ihre Flip-Flops von den Füßen und schlüpfte barfuß in die Stiefel. Sie passten tatsächlich wie angegossen.
„Klasse! Nächstes Wochenende ist gerettet! Und die kann ich jetzt gleich anbehalten und ausprobieren, ob sie bequem sind!“ dachte Claudia hocherfreut und lief zurück zum Haus.
„MAMA! Ich fahr nochmal zum Reitstall!“ rief sie in den Flur hinein. „Ich hab Simone versprochen, mit ihr die Pferdehänger sauber zu machen! Deine Gummistiefel behalte ich gleich an!“
„Ist gut! Aber komm nicht so spät zurück! Wir grillen heute Abend bei Oma und Opa!“
Sie setzte sich auf ihr Fahrrad und fuhr zum Reitstall. Immer wieder sah sie nach unten auf die Gummistiefel, die beim Treten schöne Falten warfen und herrlich knautschten. Am Reitstall angekommen wurde sie von Simone begrüßt.
„Geile Stiefel! Und endlich hast Du mal welche ohne Löcher!“ grinste Simone, die ihre völlig ausgelatschten und verschrammten Gummireitstiefel mit den fast durchgelatschten Sohlen trug. „Ist ja mal ganz was Neues bei Dir! Da ist wohl plötzlich der Reichtum ausgebrochen, oder was?“
„Gell, die sind hübsch, oder? Aber Reichtum? NÖÖ! Die gehören mir ja gar nicht mal. Die hab ich mir von meiner Mutter für nächste Woche geliehen“, sagte Claudia. „Hier kann ich gleich mal ausprobieren, ob die richtig passen und ob sie bequem sind!“
„Und vor allem dicht!“ grinste Simone. „Bei deinen alten Prilblumen-Gummis warte ich schon jedes Mal, wenn Du sie anhast darauf, dass sie Dir einfach in Fetzen vom Fuß abfallen. Komm, wir misten erst noch aus. Hinterher können wir dann unsere Stiefel mit dem Wasserschlauch saubermachen und waschen dann den Anhänger!“
„Gute Idee!“ sagte Claudia und sie machten sich an die Arbeit. Nach dem Ausmisten waren die Stiefel der Mädchen bis hoch über die Knöchel mit Pferdemist verschmiert. Simone holte den Wasserschlauch und schloss ihn an. Claudia stellte die Düse auf einen dünnen, harten Strahl ein und spritzte Simones Gummireitstiefel ab.
„Oh Mann, Simone! Deine sind aber auch bald fällig, die passen Dir ja schon gar nicht mehr! Sind die überhaupt noch dicht?“ grinste Claudia und sah mitleidig auf Simones alte Gummireitstiefel hinunter.
„Yep, seltsamerweise sind die wirklich noch dicht. Ich hoffe mal, die halten noch ein wenig, obwohl sie mir schon zwei Nummern zu klein sind“, seufzte Simone und trippelte ein wenig auf der Stelle. Deutlich konnte man sehen, wie die Zehen das inzwischen schon sehr dünn gewordene PVC an den abgeschabten Stiefelspitzen dehnten.
Sie hob den Fuß und Claudia sah, dass am Hacken schon großflächig das graue Füllmaterial des Absatzes zum Vorschein kam. „Ich bin so gut wie pleite! Der Führerschein ist ganz schön teuer! Ich hab sogar schon das Futter rausgerissen, damit es noch etwas Platz gibt. Zum Glück sind meine Stiefel schön weich und geben noch etwas nach. So, jetzt gib mal her!“
Simone nahm den Schlauch, denn jetzt waren Claudias Stiefel an der Reihe.
Doch kaum hatte Simone mit der Säuberung angefangen, bemerkte Claudia so etwas wie einen kalten Nadelstich an den Zehen. Rasch zog sie den Fuß weg. Simone setzte aber sofort nach und sprühte weiter. Wieder zog Claudia den Fuß weg, denn es wurde nass in ihrem Stiefel!
„Jetzt hör doch mal auf!“ sagte sie ärgerlich zu Simone, zog den Stiefel aus und hob ihn auf. Sie steckte den Arm hinein und deutlich konnte sie einen feuchten Fleck am Zehenballen ertasten.
„Was ist denn los?“ fragte Simone.
„Verdammt, Mamas Gummistiefel ist undicht!“ fluchte Claudia, als sie innen gegen das Futter drückte und sah, dass sich am Zehenknick ein etwa 2cm langer Riss geöffnet hatte. Am anderen Stiefel sah das Gummi an der gleichen Stelle auch nicht besser aus. Der Stiefel war zwar noch dicht, aber auch hier zeichnete sich schon ein großer Riss ab. Auch hier war das Gummi ganz rau und hart geworden.
„Mist! Und ich dachte schon, ich hätte meine Festival-Gummis schon gefunden!“ seufzte sie laut, stellte den Stiefel wieder auf den Boden und schlüpfte wieder hinein. Sie zog den anderen Stiefel aus, balancierte auf einem Bein und befühlte die poröse Stelle von innen. „Na ja! Besser, als wenn ich erst dort gemerkt hätte, was für Schrott ich an den Füssen habe, oder?“
„Da hast du Recht! Mal sehen, wie dicht der hier wirklich noch ist!“ kicherte Simone. Sie drehte die Düse auf den dünnsten Strahl und zielte auf das Loch in Claudias Stiefel. Sie traf die poröse Stelle perfekt und blitzartig wurde es richtig nass an Claudias Zehen. Claudia sprang erschrocken zur Seite.
„Du Biest!“ kreischte sie laut.
Simone lachte und zielte mit der Düse erneut auf Claudias Gummistiefel. Claudia ließ den Stiefel fallen und humpelte so schnell sie konnte mit dem einen Stiefel davon, aber Simone erwischte ihn noch auf Knöchelhöhe. Claudia fühlte den harten Strahl, der ihr das Gummi auf ihre Haut drückte und fast gleichzeitig, dass es jetzt auch noch hinten an ihrer Ferse hinunter feucht wurde. Außerhalb der Reichweite von Simone und des Wasserschlauchs blieb sie stehen und sah nach. Auch die hintere Schaftnaht bei dem Stiefel, den sie noch anhatte, war auf Knöchelhöhe 5cm weit aufgeplatzt.
„Oh Mann!“ lachte Claudia. „Damit wäre ich ja nicht einmal vom Parkplatz zum Zeltplatz gekommen! Die sind ja völlig fertig! Du hast nicht zufällig ein paar Gummistiefel übrig, die Du mir leihen könntest?“
„Ich würde Dir ja meine alten Stallgummis leihen, aber die werden Dir ein wenig zu klein sein. Ich hab doch nur Größe 37!“ sagte Simone.
„Hm, das könnte etwas eng werden!“ grinste Claudia. „Bei meinen Quadratlatschen Größe 41 würden die wohl sofort an den Zehen aufplatzen. Andererseits, dann passen sie Dir doch auch wieder, oder?“
„Hm! Nein!“ grinste Simone. „Wirklich nicht! Dein selbstloser Einsatz als Freundin in allen Ehren, aber allein die Vorstellung, die dann hier wieder zum Misten anzuziehen… BRRR!“ Sie schüttelte sich und lachte.
„Jetzt muss ich mir echt was einfallen lassen!“ seufzte Claudia und versuchte, wieder in ihren Stiefel zu kommen, was aber nicht einfach war. „Zum einen, wie ich das meiner Mutter beibringe, denn die Dinger waren damals richtig teuer und zum anderen das Problem mit den nassen Füßen. Ich hab‘ keinen Bock drauf, das ganze Wochenende in meiner Privatpfütze in meinen alten Gummistiefeln zu stehen.“
„Wie wär’s denn mit Neuen? Ich hab‘ gehört, manche Läden haben so viele davon, die verkaufen sie sogar!“ feixte Simone.
„Im Prinzip keine schlechte Idee, nur leider hab ich auch keine Kohle übrig. Die Karte konnte ich mir gerade noch so leisten!“ sagte Claudia frustriert.
„Tja, dann hast Du wirklich ein Problem!“ sagte Simone und gab ihr einen aufmunternden Klaps auf die Schulter. „Aber ich bin sicher, Dir fällt noch was ein!“
Den Rest des Nachmittags verbrachten die beiden mit dem Putzen des Pferdehängers und der Pferdepflege. Da es recht warm war, war es Claudia jedoch ganz recht, dass ihre Stiefel Löcher hatten. Simone füllte dann auch noch aus Solidarität ihre Reitstiefel mit dem Wasserschlauch. Lautes Gluckern und schmatzende Geräusche kamen aus ihren Stiefeln, als sie damit herumliefen. Die Mädchen hatten ein Menge Spaß und als sie sich voneinander verabschiedeten, tat ihnen vor Lachen und Kichern alles weh.