LadyB hat geschrieben: ... so ein Ofen kenne ich nicht, auch nicht wie man das früher so gemacht hat - mit der Wärme - aber eine gute Idee

Hallo LadyB, hallo Leute!
Dazu habe ich noch einen schönen "Roman". Viel Spaß bei der Lektüre!
Die Badeofen-Story.
Ich bezog für vier Jahre mit drei Freundinnen eine Wohngemeinschaft, darunter war die Geschäftsführerin einer großen Filiale einer bekannten Schuh-Handelskette.
Unsere gemeinsame Altbauwohnung war gerade saniert worden, das Haus erhielt eine Gas-Zentralheizung. Doch bevor die Umbauarbeiten ganz abgeschlossen waren, kamen wir bei der Erstbesichtigung mit dem Vermieter ins Gespräch. Um Folgekosten zu sparen, sollten wir eventuelle Wünsche zur Gestaltung der Wohnung rechtzeitig abgeben.
Meine drei Mitbewohnerinnen waren gebürtige "Wessis" und standen im großzügig bemessenen Badezimmer völlig überrascht und erstaunt vor dem guten alten Ost-Badeofen, der seinen Wasserhahn einladend über den Wannenrand schwenkte. Der Vermieter sagte: "Keine Angst, der kommt raus! Auch die Wanne." Stattdessen sollten nun eine Duschkabine mit Anschluss am Heißwassernetz und ein Waschmaschinenstellplatz entstehen. Doch sowohl meine Freundinnen, als auch ich, wollten keinesfalls auf die Annehmlichkeiten eines warmen Wannenbades verzichten.
Wir einigten uns darauf, zwar zusätzlich eine Dusche einzubauen, aber in jedem Falle die Wanne und den gemütlichen Ofen zu erhalten. Da sich die Wohnung im Erdgeschoss befand, sollte uns die Unterbringung der Waschmaschine im Gemeinschaftskeller nicht stören.
Der Vermieter erklärte sich einverstanden und kurze Zeit später bezogen wir die inzwischen fertiggestellte Wohnung. In Hinterhof lagen noch die Unmengen von alten Dachbalken und Latten, die bei der Neudeckung des Daches dort abgelagert worden sind. Kurzerhand holten wir uns aus dem Baumarkt eine Motorsäge und füllten zwei Kellerräume jeweils bis zur Decke mit ofengerechtem Brennholz.
Diese schweißtreibende Arbeit war ein guter Grund, an diesem Tage auch erstmals den Badeofen in Betrieb zu setzten. Verständlicherweise musste ich als "erfahrener Ossi" dies übernehmen und sollte dabei die Mitbewohnerinnen "anlernen". Später wollten wir uns diese Aufgabe bedarfsweise aufteilen. Zuerst brauchten wir aber erst einmal einen Eimer oder Korb, um das Brennholz in die Wohnung zu schaffen. Wir durchsuchten einige noch nicht beräumte Kellerräume und fanden in den Hinterlassenschaften der Vormieter einen emaillierten Blecheimer. Er war voller Schuhe. Eine Freundin wollte ihn gerade auskippen, doch ich kam rechtzeitig dazu und wies sie an, den Eimer, so wie er war, in das Badezimmer zu bringen. Wir anderen drei klemmten uns jeweils einige Lattenscheite unter den Arm und begaben uns ebenfalls nach oben.
Jetzt konnte es losgehen: Ich schüttete die Schuhe vor den Badeofen, das Holz warfen wir in den Eimer. Ich überzeugte mich, daß der Ofen vollständig mit Wasser gefüllt war und ließ mir eine alte Zeitung bringen.
Nun konnte die "Lehrvorführung" beginnen. Ich stopfte Papierknöllchen in den Ofen und legte einige Holzscheite darauf. Wir zündeten uns Zigaretten und dabei gleichzeitig das Papier im Ofen an. Ich ließ eine Mitbewohnerin weitermachen. Die Feuertür wurde bis auf einen Luftspalt geschlossen. Die Erdgeschosslage begünstigte den kräftigen Luftzug, das Holz begann schnell heftig zu brennen. Wir ließen es durchbrennen, bis sich helle Weißglut bildete. Inzwischen sortierten wir die Schuhe der Vormieterin. Zwei Paar Pumps, ein Paar Turnschuhe und zwei Paar lange Stiefel, alle aus Leder. Ich prüfte das Feuer, Zeit für Stufe II. Ich griff einen der Pumps an der Hacke und schob mit der Spitze das Glutbett zurecht, sodass in der Mitte des Rostes ein Luftspalt entstand. Dies erfordert Erfahrung, man hat nur wenige Sekunden, denn der Schuh beginnt dabei sofort zu brennen. Mit einem gekonnten Ruck fliegt er in die vorbereitete Glutmulde, dann wird wieder die Tür bis auf einen etwa zwei Zentimeter breiten Luftspalt angelehnt. Sofort beginnt im Ofen ein tosendes Feuer, dessen Intensität immer dann etwas abebbt, wenn man die Feuertür zur Kontrolle öffnet.
Ich bemerkte die erstaunten Blicke meiner Freundinnen und erkannte echte Begeisterung. Nach rund drei Minuten wurde es ruhiger auf dem Rost, ich machte eine Daumenbewegung in Richtung Ofen. Eine Freundin stellte den zweiten Schuh hinein. Während bereits die ersten Flammen an Sohle und Absatz naschten und sich die Schuhspitze langsam nach oben aufrichtete, ließ ich noch seitlich zwei Holzscheite nachlegen. Die Tür wurde wieder angelehnt, bis sich geräuschvoll der Vollbrand des Schuhes ankündigte. Doch das ließ sich noch steigern! Die Nächste der Freundinnen stellte die Lederturnschuhe nebeneinander auf den völlig verkrümmten Pumps. Tür ran. Es begann ein wahnsinniger Feuersturm, die Ofentür vibrierte! Eine der Freundinnen wollte sich das ansehen und öffnete die Tür gerade dann, als sich die Sohlen funkensprühend ablösten. Einer der sich in den Flammen windenden Turnschuhe rutschte zurück und drohte herauszufallen. Mit der Ofentür schob sie dessen Hacke wieder auf den Rost. Ich ließ alle prüfend den Oberofen befühlen, das Wasser wurde merklich wärmer. Nachdem noch einmal einige Holzscheite und das zweite Paar Pumps nachgelegt waren, konnte bereits das erste Bad eingelassen werden und die erste Mitbewohnerin stieg in die Wanne. Damit das Warmwasser auch für alle reichte, musste nun das Feuer etwas gleichmäßiger und ausdauernder unterhalten werden. Also dickere Holzscheite verwenden, und dann sind ja glücklicherweise noch die Stiefel da. Doch Letztere führten wieder zu einem neuen Problem: Eine Freundin stand vor dem Ofen, hielt einen der schwarzen knielangen Absatz-Stiefel baumelnd in der Hand vor ihrem Gesicht und überlegte, wie sie dieses große Ding in den bereits halb mit Holz gefüllten Ofen hinein bekommt, ohne sich die Finger zu verbrennen.
Ich glaube, an dieser Stelle kommt der unpassende Vorschlag, den Stiefel in mindestens zwei Teile zu zerschneiden.
Doch eine erfahrene "Ossifrau" kann kein Stiefel abschrecken, wir hatten diese sogar bedarfsweise im viel kleineren Küchenherd beim Essenkochen verfeuert!
So nahm ich also den Stiefel und zeigte meiner Kollegin, wie man am zweckmäßigsten vorgeht:
Der Stiefel wird an der Spitze mit der Sohle nach oben mit einer Hand gehalten, die andere Hand schließt den Reißverschluss, so lässt sich der Schaft besser zusammenrollen (Natürlich kriegen erfahrene Frauen auch ihre Stiefel mit kaputtem Reißverschluss, dem Todesurteil Nummer 1, vorschriftsmäßig in den Ofen.) Dann wird der Schaft straff um den Fußteil gewickelt und mit beiden Händen kräftig zusammengepresst.
Meine Freundin hat es geschafft, den Stiefel optimal zu platzieren, sodass wir ihn bei offener Tür langsam brennen lassen konnten. Nun konnten wir das zweite Bad einlassen. Als wieder ausreichend Platz vorhanden war, legte die Freundin den anderen Stiefel nach und setzte sich vor den Ofen. Sie beobachtete die das Leder knisternd verzehrenden Flammen, das Feuer erreichte trotz offener Tür eine solche Intensität, der Ofen hatte in der Erdgeschosswohnung einen gewaltigen Zug, dass sich nicht einmal im Bad der typische, anregende Geruch nach verbranntem Leder verbreiten konnte!
Nochmal kam etwas Holz auf den Rost. Das zweite Paar Stiefel ließ sich problemlos verarbeiten. Es waren reißverschlusslose flache Überkniestiefel aus weichem Velourleder, die Röllchen wurden schnell gewickelt und ließen sich leicht verfeuern.
Diese Prozedur zog sich beinahe täglich über vier Jahre hin. Kostenloses Brennholz war immer leicht zu beschaffen.
Doch am wichtigsten war die Aufgabe unserer Schuhverkäuferin. Sie hat regelmäßig die im Eingangsbereich ihres Marktes aufgestellten Altschuhsammelsäcke geleert und bereits soweit vorsortiert, dass wir nur hochwertige Echt- und Kunstlederschuhe nach Hause bekamen, von denen wir selbstverständlich noch viele gut erhaltene passende Exemplare selbst weiter getragen hatten.
Wenn saisonal bedingt wenig Schürschuhe oder Stiefel in der Altschuhsammlung waren, musste die an der Reihe befindliche "Heizerin" an jedem Abend (!) bis zu 20 Paar Sandaletten, Ballerinas oder Pumps verfeuern!
Zusätzlich nutzten wir jede Gelegenheit, regelmäßig die vor den Häusern aufgetürmten Sperrmüllberge durchzukämmen. Neben unglaublich vielen noch tragbaren oder gar neuen Schuhen schleppten wir auch hunderte Paare total Verbrauchte nach Hause, dazu kommen noch unzählige Lederjacken, -hosen, -röcke und Handtaschen.
Dann folgte immer eine ausgiebige Sitzung: Aussortieren, Kontrollieren, Anprobieren, Putzen. Einige Paare Lederballerinas und -pumps in unpassenden Kleingrößen waren ständig in der Schublade unter dem Küchentisch zu finden, die benutzten wir grundsätzlich gemeinsam als Aschenbecher und sie kamen dann direkt mit ihrer "Füllung" am Abend in den Ofen.
Flache Stiefel waren unsere Lieblinge, denn Erstens: Wir haben sie alle sehr gern angezogen, und Zweitens: Sie haben einen enormen Heizwert und verbrennen demzufolge auch besonders heftig.
In unserer WG herrschte striktes Hausschuhverbot, deswegen haben wir die feurigen Altschuhe auch als Hausarbeitsschuhe verwendet, ein Glück war unsere Größenstreuung 37 - 38 - 39 - 40, so war immer für jede etwas dabei und so manches Paar kam am Abend nach überstandenem Heizeinsatz selbst noch "fußwarm" in den Ofen! Unsere fettig glänzenden, weil ausnahmslos und gründlich mit dick Schuhkreme aufgearbeiteten und nach jedem Tragen erneut kremegepflgten Altschuhe, fackelten bestialisch ab. Schnallen und Verzierungen aus Leichtmetall verbrannten mit grellweißem Licht. Und dann diese Brenngeräusche, die man nur in einem gut vorgeheizten Ofen erzeugen kann!
Wie viele Schuhe bzw. Stiefel, Lederjacken und Taschen in dieser Zeit von uns durch die Esse gejagt wurden ... eine schier unglaubliche Anzahl!
Im vierten Jahr zogen die Mitbewohnerinnen nach und nach aus, ich war die Letzte von unserer ursprünglichen Gemeinschaft und verblieb dort, bis ich mit meinem Mann ins eigene Haus umzog.
PS: Ich erinnere hiermit noch an diesen Beitrag:
http://vernichterforum.de/viewtopic.php?p=24588#p24588